ein Viertel Lichtgeschwindigkeit«, las Curt leise von den Anzeigen ab. »Jetzt halbe Lichtgeschwindigkeit … lieber Himmel, was für eine Beschleunigung. Und das Stasisfeld funktioniert tadellos.«
»Sieht ganz so aus, als wären meine Befürchtungen nicht berechtigt gewesen«, gab das Gehirn zu.
In unglaublich kurzer Zeit raste die Komet schneller dahin als das Licht, mit Kurs auf die fernen Sternenhaufen von Sagittarius. Und noch immer wurden sie schneller und schneller, obwohl es für die Augen der von Ehrfurcht ergriffenen Futuremen aussah, als würden sie sich kaum bewegen. Die leuchtenden, dicht gedrängten Sterne und Nebelflecken von Sagittarius schienen keinen Deut näher zu rücken. Zum ersten Mal wurde Curt Newton und seinen Gefährten die entsetzliche Weite des Universums, in dessen unvorstellbare Tiefen ihre verzweifelte und gefährliche Mission sie führen würde, so richtig bewusst.
3. Kapitel: Gefährliche Nebel
»Chef, sieh dir das an!«, rief Otho und deutete voraus. »Da kriege ich ja fast Angst.«
Curt hatte soeben den Kontrollraum betreten. Angesichts des hellen Gleißens kniff er geblendet die Augen zusammen.
»Wir kommen allmählich näher«, murmelte er. »Es wird Zeit, dass wir den Kurs ändern, um diesem Nebel dort auszuweichen.«
Auch die beiden anderen Futuremen kamen herein, um sich das hell leuchtende Spektakel anzusehen. Die Komet hatte die mit Himmelskörpern regelrecht überfüllte Sektion, die sie ansteuerten und in der sich irgendwo ihr Ziel verbarg, fast erreicht. Tausende und Abertausende Sterne flammten vor ihnen auf, gleißende Lichtpunkte, jeder davon eine große Sonne. Zahllose solche Sonnen bildeten Wirbel, die fast an leuchtende Bienenschwärme erinnerten. Zwischen und hinter diesen Sternhaufen schimmerten leuchtende Nebelwolken. Und inmitten dieser galaktischen Wildnis erblickten sie tiefe Dunkelheit – eine kosmische Staubwolke.
Ihr Schiff war wie eine winzige Mücke, die auf diesen unermesslichen kosmischen Dschungel zuflog. Sie hielten direkt auf einen gewaltigen, leuchtenden Nebelfleck zu, dessen schimmernde Gase sich Millionen von Kilometern weit erstreckten und einen Teil der sternübersäten Wildnis dahinter vor ihren Augen verbarg.
»Wir müssen diesem Nebel ausweichen«, verkündete Curt. »Laut unseren Messgeräten ist er voller Meteoriten.«
»Aber unsere Messgeräte sagen auch, dass unser Weg genau hindurchführt«, wandte Otho ein und deutete auf die entsprechende Anzeige.
Und tatsächlich: Die Nadel des Instruments zeigte geradewegs auf den leuchtenden Nebel vor ihnen. Das Instrument – ein elektroskopischer Apparat, der kosmische Strahlung anzeigte –, hatte Captain Future eigens für diese Expedition entwickelt. Seine Nadel zeigte stets auf ihr Ziel: die ferne, geheimnisvolle Quelle der Strahlung.
Seit Tagen folgten sie dem Fingerzeig dieser Nadel durch die Weiten des interstellaren Raums. Der Vibrationsantrieb schleuderte sie immer schneller und schneller voran, inzwischen waren sie mit gut zweitausendfacher Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Aber sie spürten es kaum, so perfekt funktionierte das Stasisfeld, das sie gegen die Beschleunigungskräfte abschirmte.
Außerdem waren sie an keiner Sonne und keinem Stern so nah vorbeigekommen, dass sie ihre Geschwindigkeit daran hätten messen können. Die uferlose Leere erstreckte sich ohne jede Unterbrechung bis zu dem weit vor ihnen liegenden Sektor, in dem sich die Sternhaufen zu einem sternenübersäten Wirbel aus Sonnen und Nebelflecken vereinten. Und den Rand dieses Sektors hatten sie nun endlich fast erreicht.
»Wenn wir dem Nebel ausweichen, verlassen wir den Kurs, den der Kosmische Kompass anzeigt«, gab Otho zu bedenken. »Wir würden viel Zeit verlieren.«
»Na klar, warum fliegen wir also nicht einfach durch den Nebel?«, fragte Grag. »Wäre bestimmt aufregend.«
Captain Future zögerte, dann aber zuckte er grinsend mit den Schultern.
»Ich nehme mal an, so gefährlich ist es gar nicht. Die Anzeigen warnen uns, falls wir uns irgendwelchen Trümmern nähern sollten. Na schön, ihr Draufgänger, dann mal los.«
Die Komet tauchte ein in das weite Nebelmeer aus Licht. Curt hatte ihre ungeheure Geschwindigkeit bereits zuvor gedrosselt, damit sie sicher zwischen den Sternhaufen hindurchnavigieren konnten. Das Stasisfeld, das noch immer vorbildlich funktionierte, schirmte sie auch gegen diesen neuerlichen Druck bestens ab.
Der gesamte Himmel vor ihnen erstrahlte in perlmuttweißem Licht. Sie waren zu nah am Nebelfleck, um zu sehen, wo er endete. Curt verspürte einen Stich der Reue wegen seiner Entscheidung, denn aus der Nähe betrachtet war dieser Ozean aus leuchtendem Gas noch Ehrfurcht gebietender, aber jetzt tauchte das Schiff bereits mitten hinein. Ringsum nichts als hell leuchtendes Gas, sie glitten durch ein Universum aus lauter Licht. Wachsam behielt Curt die Anzeigen im Blick, um drohende Gefahren rasch zu erkennen.
Ein solcher Gasnebel entwickelt keine große Hitze. Er besteht aus einer riesigen Wolke aus dünnem Gas, hell erleuchtet vom reflektierten Licht naher Sterne. Das Gas selbst war nicht dicht genug, als dass gefährliche Reibungshitze entstehen würde, selbst angesichts ihrer noch immer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Aber ihr Meteormeter summte immer wieder und warnte vor Trümmern, die sich in den Nebeln verbargen. Mit flinker Hand steuerte Captain Future die Komet sicher um diese Gefahrenquellen herum. Er musste sich ganz auf die Instrumente verlassen, denn er selbst sah nichts bis auf strahlend weißes Licht, das sie von allen Seiten umgab, als bestünde das gesamte Universum aus nichts anderem.
Curt Newton fiel auf, dass die Nadeln der Elektroskope wie wild zuckten.
»Irgendwo in diesem Nebel gibt es eine eigenartige Strahlungsquelle«, sagte er unbehaglich. »Mir ist, als würde ich das körperlich spüren.«
Ihn durchlief ein seltsames Kribbeln. Im gleichen Augenblick wurde Captain Future bewusst, dass sein Verstand auf ganz unglaubliche Weise klar war. Noch nie war ihm sein Gehirn so leistungsfähig erschienen, so bereit, jedes nur erdenkliche Problem in Angriff zu nehmen. Simon Wright, Otho und Grag erging es ebenso. Das Gehirn redete sehr schnell, als es auf Curts Feststellung antwortete:
»Ich spüre diese Kraft auch, Junge. Es liegt sicher an den ständigen Atomkollisionen hier im Nebel, dadurch wird vermutlich eine hohe Strahlungsenergie freigesetzt.«
Simon Wright machte eine Pause.
»Aber wie komme ich darauf?«, fragte er dann überrascht. »Mein Verstand scheint besser zu funktionieren als je zuvor.«
»Jetzt begreife ich, was mit uns passiert, Simon!«, rief Curt aufgeregt. »Diese eigenartige Strahlung stimuliert das Hirn, das daraufhin sehr viel schneller denkt. Darum fühlen wir uns intelligenter, können so viel klarer denken. Ihr spürt es doch ebenfalls, nicht wahr?«
»Allerdings spüre ich das!«, rief Otho. »Chef, ich könnte problemlos Gleichungen zwölfter Ordnung im Kopf lösen. Wir sollten eine Weile hier im Nebel bleiben. Schon bald wüssten wir alles, was es zu wissen gibt.«
Grag mischte sich ein. Er sprach mit einer Schärfe und Autorität, die für den großen Roboter höchst ungewöhnlich war.
»Nein, wir müssen sofort aus dem Nebel raus«, verkündete er. »Es wäre tödlich für uns, noch länger hierzubleiben.«
Captain Future starrte ihn an. »Was willst du damit sagen, Grag?«
»Begreift ihr denn nicht?«, fragte Grag. »Diese Hyperstimulierung unserer Hirne wird einen sehr raschen neuronalen Verfall nach sich ziehen, der in einem vollständigen mentalen Zusammenbruch enden muss, weil die Synapsen kollabieren.«
»Ich kann deinem Argument nicht folgen, obwohl ich ganz eindeutig effektiver denke als je zuvor«, gab Curt verwirrt zu.
»Das geht mir genauso«, sagte Otho völlig durcheinander. »Bei allen Teufeln des Weltraums, diese eigenartige Kraft hat Grag zum Klügsten