und schlabberte einiges weg. Und plötzlich war da so ein komisches Drücken in meinem Bauch. Nein, Hunger war es nicht. Hilfe, ich musste pinkeln. Zum Glück stand die Tür zum Badezimmer offen. Ohne zu überlegen sprang ich auf den Toilettensitz – und rutschte wieder ab. Gut, dann eben in die Badewanne, doch da kam Caro angestapft, packte mich im Genick und schleppte mich durch die Küche hinaus in den Garten.
„Wage es nicht, meine Toilette zu benutzen! Raus mit dir, du hast ja sicher schon mal gesehen wie eine Katze pinkelt. Aber halte dich von meinen Rosenstöcken fern. Und denk dran: wenn du fertig bist, alles verscharren!“
Ich hasste diese Caro-Line Mac Bleistein. Noch mehr als Olaf und seine Rüpel-Bande. Und was glaubt ihr wohl, wohin ich pinkelte? Klar, genau an die Rosenstöcke. Zumindest versuchte ich es … das musste ich noch üben. Ach ja, scharren musste ich ja auch noch. Nasse Erdkrümel flogen mir um die Ohren und winzige Steinchen blieben zwischen meinen Krallen hängen. Das war eklig und pikste, aber ich fühlte mich gleich besser.
Konnte ich nicht aus dem Garten fliehen? Ein riesiger Kastanienbaum stand mitten auf dem rot-grün-schwarz karierten Rasen! Wenn ich jetzt mein Telefon hätte … aber könnte ich mit den Pfoten überhaupt Fotos schießen?
Der Garten war von einer hohen Steinmauer eingezäunt, und darüber wölbte sich noch ein Stacheldrahtzaun. Da hätte ich schon klettern müssen wie eine Spinne. Wie kletterte man überhaupt mit vier Pfoten? Ihr müsst wissen: Ich war nie sehr sportlich. Noch dazu fing es an zu regnen. Also schnell zurück in die Küche. Neben dem Wassernapf stand ein gefüllter Teller.
Moment mal. Ich schnupperte misstrauisch. War das wieder so ein Zauberzeugs? Aber ich hatte so schrecklichen Hunger. Vorsichtig probierte ich einen Bissen von diesem Matschzeug auf dem Teller. Oh, das war lecker! Katzenfutter schmeckte genau wie Hamburger – sogar besser. Hungrig schlang ich alles hinunter. Ohne Besteck und Serviette, einfach Mund auf und los mampfen. Zufrieden wischte ich mir mit der Pfote die Barthaare sauber.
Caro saß am Küchentisch, strich sich Butter – nein, die war nicht kariert – auf eine Scheibe Toast und beobachtete mich.
„Wer hat dir nur diesen albernen Namen gegeben? Klaus! So heißt doch heutzutage kein Junge mehr. Nun, jetzt bist du Klaus Kariert. Ach was, ich werde dich KK nennen, das spart Zeit und klingt wie ein wissenschaftliches Experiment. Wenn ich also KK rufe, dann kommst du sofort her. Kapiert? Und denk daran, wenn du nicht tust, was ich sage, bleibt dein Teller leer!“
Ich, Klaus Zacharias, war jetzt KK! Ich biss vor Wut die Zähne zusammen. Autsch, das tat weh! An diese nadelspitzen Reißzähne musste ich mich noch gewöhnen. Warum schnappte ich mir nicht Caros Bein und biss kräftig hinein? Nein, es war besser, der verrückten Alten zu gehorchen. Nur solange bis meine Eltern zurück waren!
Kapitel 6
Der Gefangene
Am Abend sperrte mich Caro wieder in die Abstellkammer. Das Zimmer kam mir jetzt viel größer vor. Klar, ich war ja auch kleiner. Ich drehte mich auf der Matratze im Kreis, bis ich herausgefunden hatte, wie ich meine Pfoten zum Schlafen einklappen musste. Trotzdem schlief ich schlecht, denn ich hatte die ganze Nacht Angst, pinkeln zu müssen.
Am nächsten Morgen trug mich Caro bis zur ersten Stufe der steilen Treppe. Kopfüber begann ich den Abstieg. Stufe für Stufe. Auf der drittletzten Stufe blieb ich mit den Krallen hängen und fiel hinunter. Unten angekommen, sprang ich erstaunlich schnell wieder auf und sortierte meine vier Pfoten. Nix passiert! Abgerollt wie ein Stuntman! Jetzt schnell hinaus zu meiner Gartentoilette und gleich zu den Rosenbüschen!
Am zweiten Tag stolperte ich nicht mehr, und am dritten Tag sauste ich die Treppenstufen so schnell hinunter, wie ich es auf zwei Menschenbeinen niemals gekonnt hätte. Nach oben ging es sogar noch leichter: Auf vier Beinen konnte man viel besser das Gleichgewicht halten.
Ich musste keinen Tisch decken und kein Zimmer aufräumen. Wenn ich müde war, rollte ich mich einfach irgendwo zusammen. Den Cola-Geschmack vergaß ich bald, denn es gab viele leckere Sorten Katzenfutter: Hühnchen in Sahnesoße mochte ich am liebsten, oder Thunfisch. Ich brauchte keine Zähne zu putzen, durfte ohne Messer und Gabel essen, pinkelte einfach in den Garten und musste nicht duschen. Allerdings war diese Katzenwäsche mit der Zunge ganz schön anstrengend. Aber ich konnte mich mit der Hinterpfote am Ohr kratzen. Versucht das mal! Das hätte nicht einmal mein eingebildeter Sportlehrer gekonnt, der immer sagte ‚Klaus, du bist so beweglich wie ein Betonklotz‘.
Überhaupt war ich jetzt sehr sportlich: Zuerst sprang ich an den Stamm des Kastanienbaumes und klammerte mich fest. Beim ersten Mal wusste ich nicht weiter und ließ einfach los! Ich plumpste zurück ins Gras, landete aber weich auf meinen Pfoten. Bald konnte ich meine Krallen fest genug in der Rinde einhaken und mich hochziehen. Als ich ganz oben in die Baumkrone geklettert war, sah ich, dass die Mauer, die um den Garten ging, zu weit vom Baum weg war. Also begann ich, laut zu miauen. Einmal sah ich von meinem Baum den dicken Kater aus Caros Küche auf der Straße sitzen. Er winkte mir und ich sage euch, er grinste richtig fies! Ja, Katzen können schadenfroh grinsen. Machen sie aber nur, wenn grad´ kein Mensch in der Nähe ist, der ihnen den Napf füllt.
Letzte Nacht entdeckte ich was Tolles: Ich blätterte in den Katzenbüchern, die in meiner Abstellkammer lagen und verstand jedes Wort! Ich konnte also noch immer lesen. Ja, sogar mit der Pfote umblättern, ohne die Seite zu zerreißen. So lernte ich viel über Katzen und ihr Leben. Warum sollte ich mir überhaupt Sorgen machen? Meine Eltern würden bald zurückkommen und dann würde meine Mutter dieser Mac Bleistein den Kopf abreißen und mein Vater die Polizei rufen. Und die würden Caro zwingen, mich zurückzuverwandeln!
Aber vorher musste ich Fotos von mir und dem ganzen karierten Zeug machen. Sicher käme ich ins Fernsehen. Ich wäre dann der coolste in der Klasse, und Olaf würde platzen vor Neid.
ABER … wenn das alles so passiert wäre, hätte ihr von einem karierten Kater-Jungen im Fernsehen oder Internet gehört … und, habt ihr?
NEIN – denn auch dieses Mal kam alles ganz anders als von mir geplant.
Kapitel 7
Kater im Keller
Es dauerte noch drei Tage, bis der klapprige, weiße Mercedes meiner Eltern um 15 Uhr auf den Parkplatz fuhr. Ich saß an Caros Küchenfenster. Jetzt war auch dort ein Gitter, damit ich nicht verschwinden konnte.
Endlich! Mams und Paps stiegen aus, nahmen sich an den Händen und küssten sich.
Ich kniff die Augen zusammen. So glücklich hatte ich die beiden noch nie gesehen. War das wegen der neuen Arbeitsstelle? Oder weil sie ohne mich verreist waren? Egal, jetzt waren sie wieder da, und auf jeden Fall hatte ich mir nach all dem Ärger ein neues, supertolles Telefon verdient. Mindestens!
Ich stellte mich auf die Hinterpfoten und klopfte mit der Pfote gegen das Fenster. Meine Eltern gingen mit ihren Koffern vorbei, ohne einen einzigen Blick auf Caros Haus zu werfen. Wieso läuteten sie nicht gleich, um mich mitzunehmen?
Jetzt blieben sie stehen, aber nur um – igitt – wieder zu knutschen. Egal, sicher wollten sie nur die Koffer schnell nach Hause bringen und dann sofort zurückkommen, um mich zu holen.
Es dauerte noch zwei Stunden, bis es an Caros Haustür läutete…
Ich sprintete geparden-mäßig zur Tür, aber Caro packte mich im Genick und pappte mir dickes Klebeband über den Mund. Dann schleppte sie mich zur Kellertür und warf mich die Treppe hinunter. Zum Glück war ich schon oft vom Baum gefallen und wusste, wie ich sicher auf meinen Pfoten landete. Natürlich versuchte ich sofort, das Klebeband abzureißen, aber es pappte wie festgewachsen über meinem Mund. Ich sauste nach oben und kratzte an der Kellertür. Obwohl Caro sehr leise sprach, konnte ich mit meinen Katzenohren alles hören.
„Es tut mir sehr leid, Herr und Frau Zacharias, aber Klaus ist gleich am ersten Tag weggelaufen. Es war ihm