Nataly von Eschstruth

Im Spukschloss Monbijou


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lebte plötzlich in ihm an das reizendste aller Mädchen, das sein Ideal verkörpert —

      „Die Sonne lag auf ihrem Haar,

      als wär’ sie dort zu Haus!“ —

      Neben ihm lachen ein paar Stimmen.

      „Wissen Sie schon, Herr von Savaburg, was uns die vier heiligen drei Könige mitgebracht haben?“

      „Ich bin sehr gespannt, Baronin.“

      „Einen ganzen Sack voll Sterne.“

      „Sterne?“

      „Ja, lauter blanke, blitzernde Sterne! Für uns Damen als originelle Broschennadeln, für die Herren als Zivilkrawattenschmuck zu verwenden.“

      „Und was soll’s damit?“

      „Anstatt des Blumenwalzers soll ein königlicher Sternengalopp getanzt werden, — fabelhaft originelle Idee! Nun, ich glaube, die Karl-Ferdinand-Husaren können mit der Veränderung in der Rangliste sehr zufrieden sein.“

      „Tatsache! Ein idealer Kommandeur und eine bewundernswerte Kommandeuse.“

      Unter tobendem Gelächter ward etwas sehr Seltsames in den Saal gezogen.

      Ein grosses, hellbraun wolliges Kamel, die respektabelste Nummer, welche Frau von Strombeck für ihren Vorjüngsten zu Weihnachten in Berlin erstanden.

      Dieses Kamel hatte rechts und links einen gefüllten Sack hängen, und als es die Ordonnanzen heranrollten, brauste ein Ruf wie Donnerhall durch den ganzen Saal: „Das Reisegepäck des Balthasar, Melchiors und Kaspars! Die Könige vom Aufgang der Sonne! Das sieht man!“

      „Direkt aus dem Morgenland importiert, wo sind nun die vierzig Dattelpalmen und die Affen?“

      „Wenn der Sekt noch weiter so in Strömen fliesst,“ grunzte der dicke Rittmeister vergnügt, „wird es wohl bei den Herren von all den gekauften Vierhändern wimmeln. Ich für meine Person garantiere einen Gorilla!“

      „Hurra, die Säcke voll Sterne!“

      Savaburg war an Amarants Seite getreten und neigte sich näher zu ihr.

      „Da nennt man nun alle Glückseligkeit eine konventionelle Lüge, und dabei habe ich selten eine so grosse Wahrheit gesehen, wie die ‚ungeheure Fröhlichkeit‘ in diesem edlen Kreise!“

      „Bitte zum Sternenwalzer respektive Galopp antreten!“

      „Sind Sie schon engagiert, Fräulein von Waldeck?“

      „Nein, dieser Tanz steht nicht auf der Karte, sondern ist als opulente Überraschung eingeschoben.“

      „Um so besser! Darf ich bitten.“

      Er reichte ihr den Arm, und das junge Mädchen flüsterte: „Lassen Sie uns dort an der Bibliothekecke sitzen! Da baut sich am wenigsten Staffage vor uns auf!“

      Savaburg lenkte sogleich nach dem geschützten Fleckchen herüber.

      „Sie haben recht, wenn man so vornehm in der ersten Reihe sitzt, wird einem in der Hitze des Gefechts permanent über die grosse Zehe getanzt.“

      „Und das kann sehr kampfunfähig machen.“

      „Nun sehen Sie doch nur den Unfug, den die Kerle mal wieder mit dem Kamel loslassen! Wirklich, eine famos witzige Idee, es als Ordenskissen zu benutzen!“

      „Abtanzen!“

      „Gestatten Sie, gnädiges Fräulein! Wer zuerst kommt, pflückt zuerst des Maies Blumen.“

      Dellien hatte den Turban wieder aufgestülpt und den Kaftan grotesk über die Uniform drapiert.

      Er nahm dem Kamel einen der Säcke ab und sprach: „Ich bin Serenissimus, das Dekorieren ist meine Sache!“, und dabei stellte er sich gravitätisch hin und überreichte mit mehr oder minder feierlichen, mündlichen Verleihungsurkunden den ‚Pour le mérite von der Protuberanzensonne‘!“

      Savaburg hatte glücklich einen Damenstern ergattert, während Amarant sich mühsam einen solchen für die Herren bei „dem Kamel“ erbetteln musste.

      Dillfingen hatte sich als Dompteur bei demselben aufgestellt und schreckte die zaghaften Damen durch heftige Bocksprünge des wilden Tieres mit dem jeweiligen Warnruf: „Es beisst! Es beisst!“

      Der Edle von Needlitz unterstützte diese famose Zirkusnummer, indem er mit einer Stimme, welche selbst die Musik übertönte, das Gedicht deklamierte:

      „Es ging ein Mann im Syrerland,

      führt ein Kamel am Halfterband!“ —

      Es war tatsächlich nicht leicht für die Damen, einen Griff in die Tiefen der königlichen Bagage zu tun.

      Endlich hatte Amarant eine Handvoll errungen.

      Den ersten Stern ihrer Gnade liess sie über dem kleinen Needlitz aufgehen — „um ihm den Mund zu stopfen, weil er so kläglich schrie“ — und dann eilte sie Sigurd entgegen, der sich schon auf halbem Wege zu ihr Bahn gebrochen.

      „Darf ich bitten, mein gnädiges Fräulein, schnell, ehe die Brandung wiederkehrt!“

      Er nahm den entzückend gearbeiteten kleinen Stern und überreichte ihn der jungen Dame.

      Ein tanzendes Paar stiess sie an, und das niedliche Schmuckstück entglitt Amarants Hand und fiel zur Erde.

      Savaburg neigte sich hastig, es aufzuheben.

      Seitlich auf einem Stuhl sass verpustend Rittmeister Mäxchen.

      Sein rotes, rundes Gesicht glänzte wie der Vollmond (Dellien behauptet, wie ein Edamer Käse!), und die weinselig verschwommenen Äuglein äugten listig dem Entschwindenden nach.

      „Das war eine Sternschnuppe, Savaburg“, grinste er freundlich.

      Ein langer, leuchtender Blick Sigurds senkte sich in Amarants Auge.

      „Einen solchen Gruss aus dem Paradies erhalten wir nicht oft, Fräulein Amarant, halten Sie schnell die Hände empor und fangen Sie ein symbolisches Stück Glückseligkeit auf!“

      „Ich hab’s und halte es fest!“ sagte sie schlicht, und befestigte ihren hellen Orden an seiner Brust: „Man sagt, wenn erst ein Stern aufgegangen, folgen bald viel andere nach! Hoffen wir, dass es so ist!“

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