Viola Maybach

Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman


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wich sie seinem lodernden Blick aus.

      »Warum hast du mir nicht mitgeteilt, dass du heute zurückkommst, Axel? Ich hätte dich doch etwas festlicher empfangen.«

      »Vielleicht wollte ich dich überraschen, Phyllis, um zu sehen, ob du dich ein wenig freust über meine Heimkehr«, gab er bedächtig zurück und ließ ihren Blick nicht los.

      Eine heiße Lohe stieg ihr bis in die Stirn unter diesem seltsam zwingenden Blick, der sie beunruhigte und verwirrte.

      »Warum wohl sollte ich mich nicht freuen?« Sie zwang sich zur Ruhe. »Schließlich bist du doch Hausherr. Besonders die Kinder werden glücklich sein, denn sie haben dich sehr vermisst.«

      »Mit anderen Worten, der Hausherr und Vater ist herzlich willkommen, Phyllis, nicht wahr?«

      Seine beißende Stimme traf sie wie eine Anklage. Sie stand wie ein kleines gescholtenes Mädchen vor ihm.

      »Ich – ich weiß nicht, was du damit sagen willst, Axel«, erwiderte sie unsicher, »und warum du einen solchen Ton anschlägst.«

      »Entschuldige, Phyllis«, bat er rau und wandte sich ab, weil ihr Anblick sein sonst so kühles Herz mit einer heißen Glut anfüllte, dass er schwer um seine Beherrschung rang.

      Marie trat ein und brachte ein Tablett mit kaltem Bratfleisch und Brot. Würzig duftete der Tee in der Kanne und durchzog das Zimmer mit einem angenehmen Duft.

      »Lassen Sie nur, Marie, das mache ich schon selbst«, wehrte Phyllis ab, als die Köchin den Herrn bedienen wollte. »Sie können schlafen gehen. Gute Nacht.«

      Dann waren die Gatten allein.

      Mit einem tiefen Seufzer lehnte er sich zurück und schlug die Beine lässig übereinander.

      »Wie ist es dir ergangen, Phyllis? Ich hoffe, es gab keine Schwierigkeiten?«, brach er das Schweigen.

      Sie winkte schnell ab.

      »O nein, ich habe mich gut zurechtgefunden. Die Kinder sind artig, und wir verstehen uns wunderbar.«

      Ihr Gesicht hatte sich vor Eifer gerötet, und es sah nicht mehr so herb und unnahbar aus, wie er es in Erinnerung hatte.

      »So hast du bisher noch keinen Augenblick bereut, meine Frau geworden zu sein, Phyllis?«, fragte er mit sonderbarer Betonung.

      Ihre Augen weiteten sich, wirkten ganz dunkel. Dann schüttelte sie nachdrücklich den Kopf.

      »Nein, Axel, warum sollte ich? Alle sind sehr nett zu mir, und keiner hat es mich fühlen lassen, dass ich doch aus ganz anderen Kreisen komme.«

      Er zuckte leicht zusammen. Misstrauisch blitzte es in seinen Augen auf: »Wer hat es dich nicht fühlen lassen?«

      »Unsere Nachbarn, sie haben mich wiederholt eingeladen.«

      »Und du bist gegangen?« Obwohl seine Stimme beherrscht klang, schien es ihr doch, als wäre er verärgert.

      Sie nickte.

      »Warum sollte ich die gebotene Freundschaft abweisen, Axel? Sie waren sehr nett, und es wäre mehr als unhöflich gewesen, abzulehnen.«

      »Warum?«, fragte er scharf. »Ich brauche diese Menschen nicht und lege keinen Wert auf ihre Freundschaft.«

      Nun wurde es Phyllis aber doch zu bunt.

      »Aber ich, Axel«, fauchte sie zurück. »Ich besitze nicht deine Eiseskälte. Ich brauche Menschen, um leben zu können. Freunde, mit denen ich sprechen kann. Ich fühle mich noch zu jung, um immer allein zu sein.«

      »Ach so.« Er betrachtete sie mit einem verzerrten Lächeln.

      »Ist der Ausdruck allein nicht fehl am Platz, Phyllis? Schließlich hast du Kinder, und – ja – ich bin ja auch noch da.«

      »Ja, jetzt bist du da, Axel. Aber in all den Monaten war ich mit den Kindern allein.«

      Etwas in dem herben Ton machte ihn stutzig, zwang ihn, eine Hand nach ihr auszustrecken und sie langsam zu sich heranzuziehen.

      »Sieh mich an, Phyllis!«, forderte er rau. »Hast du mich vermisst?«

      Sie versuchte sich seinen Händen zu entziehen. Ihre Augen wichen seinem brennenden Blick aus, während ihr zuckender Mund verzweifelt nach Worten suchte.

      »Phyllis«, sagte er schwerfällig. »Keine billigen Ausreden – ich bitte dich. Ich will die Wahrheit hören, die reine Wahrheit, sie ist immer richtig, auch wenn sie schmerzt. Schrei mir entgegen, was du denkst, und wenn es noch so brutal ist, verletze mich bis aufs Blut, aber belüge mich niemals. Ich könnte es nicht ertragen.«

      Fassungslos starrte sie ihn an. Dann schüttelte sie benommen den Kopf.

      »Ich lüge nicht, Axel«, sagte sie hochmütig und wollte sich mit einem schroffen Ruck von ihm losreißen.

      »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Phyllis«, stellte er schon wieder völlig ruhig fest.

      »Ich weiß nicht, was diese Frage soll, Axel. Selbst wenn ich dich vermisst hätte, wäre ich allein gewesen.«

      Verärgert ließ er sie los.

      »Phyllis.«

      Eine leichte Zornesröte wurde unter seiner braunen Haut sichtbar.

      Er trat auf sie zu und zog sie hart zu sich herum, dann fragte er mit einem neuen Klang von Wildheit in der Stimme:

      »Wie stellst du dir das in Zukunft zwischen uns vor? Vergiss nicht, wir sind Mann und Frau und haben uns das Wort gegeben.«

      Ihr Blick hing unwillkürlich wie fasziniert an seinem braunen Gesicht. Langsam wich jeder Tropfen Blut aus ihren Wangen.

      Er wurde ruhiger.

      »Phyllis, wir wollen endlich Klarheit zwischen uns schaffen. Ich habe dir gesagt, dass ich dir eine Lüge niemals verzeihen kann. Ich verlange jetzt eine offene Antwort von dir. Als ich dich bat, meine Frau zu werden, tat ich es in erster Linie, um meinen Kindern eine gute Mutter zu geben. Aber es war nicht der einzige Grund, nur habe ich ihn dir noch verschwiegen, weil ich dir Zeit geben wollte, dich daran zu gewöhnen, meine Frau zu sein. Aber jetzt sollst du es wissen, Phyllis …«

      Keuchend rang er nach Luft. Wie ein Peitschenhieb klang es, als er schroff schloss:

      »Ich liebe dich.«

      Er hatte sie bei seinen letzten Worten losgelassen und ging zum Fenster.

      »Du wirst dich jetzt fragen, warum ich nie davon gesprochen habe, Phyllis«, fuhr er mit abgewandtem Gesicht fort. Schwer stützte er sich auf das Fensterbrett.

      »Es war mir einfach unmöglich. Ich habe mich gegen dieses Gefühl gesträubt, weil ich mich nicht noch einmal von einer Frau beherrschen lassen wollte. Als ich dich fragte, ob du meine Frau werden wolltest, da war ich fest entschlossen fortzufahren, um diese Liebe aus meinem Herzen zu reißen. Ich glaubte, die Kraft in mir zu haben.«

      Es war erdrückend still nach seinen Worten. Dann klang ihre atemlose Stimme auf:

      »Und – ist es dir gelungen?«

      Fast schwerfällig wandte er ihr sein kantiges Gesicht zu. Knirschend mahlten seine Zähne aufeinander, dann sagte er heiser, es klang wie ein dumpfes Stöhnen:

      »Was willst du hören, Phyllis? Fürchtest du nicht die Folgen, wenn ich dir jetzt antworte und damit die unsichtbaren Schranken, die noch zwischen uns aufgerichtet sind, niederreiße? Zwinge mich nicht, mein sehnsüchtiges Denken und Fühlen auszusprechen, es könnte sein, dass ich nicht mehr die Kraft fände, so ruhig vor dir zu stehen.«

      Der Duft aus ihrem schimmernden Haar stieg zu ihm auf. Er wollte zurückweichen, um dem Zauber ihrer Nähe zu entfliehen, aber er konnte es nicht. Etwas war stärker als sein Wille, bannte ihn an seinen Platz.

      »Warum willst du Schranken zwischen uns errichten, Axel, warum gibst du deinem Herzen nicht nach?«, kam es kaum hörbar aus dem zuckenden Mund.