Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Killer-Reigen


Скачать книгу

ging zur Tür.

      „Laß nicht zu viel Zeit vergehen“, riet er. Dann schloß er die Tür hinter sich.

      Der Captain war zufrieden. Er hatte mehr erreicht, als er angenommen hatte. Das glaubte er wenigstens.

      *

      Mitternacht war vorbei, als die Klingel im Zimmer des diensthabenden Arztes aufschrillte. Der Doc, der auf dem Ledersofa lag und in einem Journal blätterte, stand auf und ging zu einer Tafel hinüber, auf der eine kleine rote Lampe rhythmisch aufleuchtete. Zimmer 17, stellte er fest. Er stutzte. Lag nicht auf Zimmer 17 dieser Verbrecher, von dem das ganze Hospital sprach.

      Er zog seinen weißen Kittel über und verließ den Raum. Vor der Tür zu Nummer 17 döste ein Polizist. Als er den Doc sah, stand er auf.

      „Ist etwas nicht in Ordnung?“

      „Scheint so. Ihr Schützling hat geklingelt.“

      „Vielleicht will er ’nc Pulle Whisky.“

      „Wir werden sehen.“ Der Arzt öffnete die Tür zum Krankenzimmer. Der Polizist folgte ihm.

      Als der Doc das Licht eingeschaltet hatte, sahen sie es.

      Rod Camuro lag zusammengekrümmt in seinem Bett. Er schien starke Schmerzen zu haben. Sein Gesicht war verzerrt. Er preßte die Hände an den Leib.

      „Was ist denn mit Ihnen los?“ fragte der Doc.

      „Mein Bauch! Ihr habt mich vergiftet. Verdammt“, preßte Camuro stöhnend hervor.

      Der Doc schaltete wie Stirling Moss auf dem Nürburgring.

      „Schnell, holen Sie die Schwester! Er muß in den Behandlungsraum. Magen auspumpen.“

      Der Cop spurtete los. Kurz darauf erschien er mit einer Schwester. Gemeinsam verluden sie den Patienten auf eine fahrbare Trage.

      Camuro stöhnte dabei wie eine achtzigjährige Frau beim Treppensteigen.

      „Ich gehe runter und rufe den Captain an“, sagte der Polizist, als er die Tür des Krankenzimmers hinter der Schwester und dem Doc geschlossen hatte.

      Die Schwester rollte Camuro in den Behandlungsraum.

      „Wecken Sie den Oberarzt“, befahl der Doc. „Ich kümmere mich um den Mann.“

      Als die Schwester das Zimmer verlassen hatte, beugte der Arzt sich über Camuro, der noch immer seine Hände auf dem Leib preßte.

      „Sie müssen die Arme hochnehmen, sonst kann ich sie nicht untersuchen“, sagte der Arzt.

      Camuro hob zögernd die Arme.

      Der Arzt zog sein Stethoskop aus der Tasche und beugte sich über den Gangster.

      Hierauf hatte Camuro gewartet. Er ließ seine gefalteten Hände auf das Genick des Arztes herabsausen. Der Doc ging in die Knie und streckte sich dann fast lautlos am Boden aus.

      Rod Camuro sprang von der Trnge. Blitzschnell befreite er den Doc von den wichtigsten Kleidungsstücken, und eine, knappe Minute später verließ er im weißen Kittel den Behandlungsraum.

      Er wußte ungefähr, wohin er sich wenden mußte. Die hübsche, junge Schwester, die ihn am Tge betreut hatte, war der Meinung gewesen, daß man nicht alle Tage Gelegenheit hatte, sich mit einem richtigen Mann aus der Unterwelt zu unterhalten. Sie war bereitwillig auf seine geschickt geführte Unterhaltung eingegangen und hatte ihm manche Frage erschöpfend beantwortet.

      Mit dem Personallift fuhr Camuro nach unten. Niemand begegnete ihm. Dann hatte er den Lieferanteneingang erreicht. Die Tür war verschlossen, aber der Schlüssel steckte innen. Der Gangster grinste zufrieden, als er in der Dunkelheit verschwand.

      *

      Rod Camuro hatte das Ende des Parkes, in dem die Gebäude des Hospitals lagen, erreicht. Vorsichtig blickte er auf die Straße. Er mußte schnell wegkommen. Bestimmt hatte man sein Verschwinden schon bemerkt, und wenn erst eine Funkstreife hier auftauchte, dann waren seine Chancen nur noch gering.

      Zunächst warf er den weißen Kittel weg. Dann lauschte er. Nichts. Entschlossen trat er auf die Straße.

      Plötzlich hörte Camuro hinter sich ein Geräusch. Er fuhr herum. Ein Wagen näherte sich. Camuro zog sich in die Büsche zurück.

      Der Wagen rollte langsam heran. Mißtrauisch sah Camuro ihm entgegen. Der Wagen wurde langsamer. Der Gangster hielt den Atem an. Als der Wagen mit einem leichten Ruck fast genau vor ihm hielt, griff der Gangster sich unter die Achsel — aber da war nichts.

      Camuro hörte Stimmengemurmel aus dem Innern des Fahrzeuges. Dann öffnete sich die Beifahrertür. Rod Camuro kniff die Augen zusammen. War das nicht… Er hatte richtig gesehen.

      Mit einem Satz hechtete der Gangster über den schmalen Gehsteig, riß die hintere Wagentür auf und sprang in den Fond.

      „Gut, daß ihr gekommen seid“, keuchte er. „Fahr zu! Jeden Augenblick können Cops hier auftauchen.“

      Die Verblüffung der beiden Männer im Wagen dauerte nur Sekunden. Dann schaltete der schmächtige Fahrer und gab Gas. Der andere, der die Figur eines Preisboxers hatte, schlug die Tür neben sich wieder zu.

      „Woher hast du gewußt, daß wir hier sind, Boß?“ fragte der Fahrer nach der ersten Kurve, die sie vom Gelände des Hospitals wegführte.

      „Hatte keine Ahnung. Ich mußte schleunigst raus aus dem Laden, weil die Cops mir was anhängen wollten, womit ich nichts zu tun habe.“

      „Willst du mir erzählen, daß du rein zufällig gerade jetzt herausgekommen bist?“

      „Sicher! Wer hätte mir denn sagen sollen, daß ihr auf mich wartet?“

      Der Schmächtige kicherte.

      „Wir haben nicht auf dich gewartet. Wir wollten dich nur besuchen. Das gehört sich doch gegenüber einem kranken Freund, oder?“

      „Mitten in der Nacht?“

      „Ja, anders war es nicht möglich. Ich wollte gestern nachmittag schon einmal zu dir, aber als ich die beiden Cops gesehen habe, bin ich umgekehrt. Wir haben uns gedacht, daß wir vielleicht in der Nacht besser an dich herankommen können.“

      Camuro steckte sich eine Zigarette an. Er hatte jetzt ein schwaches Gefühl im Magen. Seine Schulterwunde schmerzte wieder.

      „Warum habt ihr’s so eilig gehabt, mich zu sprechen? — Gibt es was Neues?“

      Der Fahrer nickte.

      „Du willst doch Turber ans Leder, nicht wahr?“

      „Was hat das mit eurem Besuch bei mir zu tun?“

      „Ganz einfach: Wir haben einen ganz tollen Job angeboten bekommen. Bei diesem Job fällt nebenbei ab, daß wir Turber und seinen Leuten Manieren beibringen können!“

      „Verstehe kein Wort!“ brummte Camuro.

      „Hör zu. Ich werde dir alles der Reihe nach erzählen: Wie haben in deiner Bude auf dich gewartet, als wir einen Anruf erhielten. Der Mann am anderen Ende der Leitung wollte dich sprechen. Er sagte, es sei sehr wichtig. Er habe dir das Geschäft deines Lebens anzubieten. Wir könnten bald in Dollars schwimmen, wenn wir für ihn arbeiteten.“

      „Und ihr Hornochsen habt dem Mann natürlich sofort versichert, daß wir genau der richtige Verein sind, um alle mögliche Dreckarbeit zu verrichten, stimmt’s? Wer weiß, wer uns da in eine Falle locken wollte!“

      „Glaube ich nicht“, antwortete der Schmächtige überzeugt. „Außerdem habe ich mich erst einmal dumm gestellt. Ich habe ihm gesagt, daß du nicht da wärst. Dann habe ich versucht, ihn auszuholen. Er hat allerdings nicht viel gesagt. Das einzige, was ich in Erfahrung bringen konnte, ist, daß der Bursche irgendeinen neuen Trick hat, von dem er sich eine Menge verspricht.“

      „Was hat euch der Märchenonkel noch alles