Andreas Suchanek

Flüsterwald - Der verschollene Professor


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nein.« Felicitas erbleichte. »Geht es dir gut, Lukas?«

      Dass sie diese Frage nur an Lukas richtete, versetzte Rani erneut in Aufregung.

      »Danke sehr, mir geht es auch gut.« Prompt zog er das Büchlein aus der Tasche, ein Stift kam zum Vorschein und er notierte: »Steht vor Portalen, wenn sie sich öffnen. Unbedingt Intelligenzmessung durchführen.«

      Lukas kicherte. Er freute sich so sehr, seine Freunde wiederzusehen, dass er Rani nicht einmal böse sein konnte. »Was macht ihr hier?«

      »Dich besuchen, natürlich.« Felicitas sank auf den Schreibtisch. »Deshalb habe ich doch das Zauberwort hinterlassen. Der Elfenstaub auf dem Papier hat die Wirkung entfaltet, als du das Wort ausgesprochen hast.«

      »Nachdem wir dreimal hier waren, du aber nicht, wollten wir es dir überlassen, wann du Kontakt aufnimmst. So geht man wirklich nicht mit seinen Freunden um.« Rani sprang auf den abgewetzten Ohrensessel.

      »Tut mir leid, ich hatte da ein paar Probleme mit meinen Lehrern.« Lukas fasste zusammen, was geschehen war.

      »Kann nicht mit Autorität umgehen«, notierte Rani sofort.

      Lukas verdrehte die Augen. »Jetzt erzählt lieber, wie ihr hierherkommt.«

      »Es war ihre Idee«, sagte der Menok, was wie ein Vorwurf klang. Er deutete auf Felicitas.

      »Wir haben die Standuhr gerettet, die der Magieloge zerlegen sollte«, erklärte sie.

      Lukas erinnerte sich an die meterhohen Berge aus Gegenständen in der Rumpelkammer, die sie bei ihrem letzten Abenteuer gefunden hatten. Alles magische Artefakte aus den dunklen Jahren, die vernichtet werden sollten. Da es jedoch nur einen einzigen Magielogen gab, war dieser mit der Aufgabe völlig überfordert.

      »Ab sofort können wir uns immer gegenseitig besuchen«, freute sich Felicitas und surrte durch den Raum. »Was sind das denn für Scherben auf dem Boden?«

      »Lukas will bestimmt sehen, was wir in mühevoller Arbeit vorbereitet haben«, sagte Rani schnell. »Lass doch diese unnützen Scherben.«

      Und Lukas war tatsächlich gespannt, wollte unbedingt zurück in den Flüsterwald. Nun musste er nicht mehr den langen Weg durch das Wäldchen hinter seinem Garten und über den Fluss gehen. Sie konnten sich jederzeit Nachrichten hinterlassen und durch die Standuhren besuchen.

      »Dann los.« Felicitas sauste kurzerhand durch das Portal.

      »Nach dir«, ließ Rani ihm den Vortritt.

      »Du willst ja nur weich landen«, sagte Lukas.

      Punchy flitzte noch vor ihnen in das Flimmern. Als Aufpasserin einer leicht zu begeisternden Elfe hatte sie es eindeutig nicht einfach.

      Lukas zurrte seinen Rucksack fest und sprang in das Portal.

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      Das Hauptquartier

      Das Portal setzte Lukas in einem Verschlag aus Brettern ab. Es gab einen Berg aus Sitzkissen, daneben einen schief gezimmerten Holztisch. Ringsum ragte Geäst empor, Blätter raschelten im Wind.

      »Ein Baumhaus«, hauchte er.

      »Ist es nicht toll?« Aufgeregt flitzte Felicitas durch die Luft. »Hier können wir uns immer treffen und gemeinsam zu Erkundungen aufbrechen. Es gibt so vieles im Flüsterwald, was du noch nicht kennst.«

      »Natürlich ist das nicht einfach Spielerei.« Die Ärmchen auf dem Rücken verschränkt stolzierte Rani wichtigtuerisch auf und ab. »Ich werde dich studieren und die Informationen niederschreiben. Mein Buch wird ein Bestseller, in allen Flüsterwäldern werden sie davon sprechen.«

      Punchy ließ sich elegant auf einem Kissen nieder, leckte über ihr Fell und lauschte.

      »Aber was mache ich, wenn mich jemand als Mensch erkennt?«, merkte Lukas an. »Wir brauchen keine zweite Wark-Verfolgungsjagd.«

      »Auch daran habe ich gedacht!« Felicitas deutete auf ihre Ohren. »Mittlerweile habe ich den Elfenzauber verbessert. Du wirst deine Größe behalten, aber deine Ohren passen sich an und die Aura auch. Dazu bekommst du ein Säckchen mit Elfenstaub, das du im Notfall vorzeigen kannst. Offiziell bist du ein zurückgekehrter Späher aus der nahen Stadt, der noch nicht wieder auf seine normale Größe geschrumpft ist.«

      Das alles klang für Lukas nach einer Menge Spaß. Seine Neugierde ließ ihm sowieso keine Ruhe. Er wollte mehr erfahren über den Flüsterwald und seine Völker.

      »Und das ist noch nicht alles«, jauchzte Felicitas. »Kommt mit!« Damit flog die Elfe aus dem Baumhaus.

      »Es tut mir aufrichtig leid«, sagte Rani und folgte ihr.

      »Was tut dir leid?«, wollte Lukas wissen.

      Da der Menok ihm jedoch keine Antwort gab, folgte er diesem nach draußen. Das Häuschen war auf eine Plattform gebaut, die hoch in den Baumwipfeln des Flüsterwaldes thronte.

      »Erkennst du ihn wieder?«, fragte Felicitas.

      »Wen denn?«

      »Den Baum natürlich.«

      Neugierig beugte sich Lukas über den Rand der Plattform und spähte in die Tiefe. Tatsächlich kam ihm die Umgebung vage vertraut vor.

      »In diesem Baumstamm ist der Eingang zur Blinzelbahn verborgen!«, rief Felicitas, die nicht länger hatte warten wollen.

      »Wir durften es dir nicht verraten«, erklärte Rani mürrisch. »Sie wollte, dass du selbst drauf kommst.«

      Lukas schluckte. »Das ist so toll.«

      »Nicht wahr?« Felicitas glühte vor Aufregung.

      Der Gedanke an die Blinzelbahn ließ ein flaues Gefühl in Lukas’ Magen aufsteigen. Sie war ein praktisches Fortbewegungsmittel, das jede Achterbahn um Längen schlug. Angeblich gewöhnte man sich mit der Benutzung daran. Das konnte er nach zwei Fahrten jedoch nicht bestätigen.

      »Wohin möchtest du zuerst fahren?«, fragte Felicitas.

      »Ähm.« Wie kam er da nur wieder heraus?

      Die Antwort erfolgte aus unerwarteter Richtung. Im Baumhaus polterte es, gefolgt von einem dumpfen Laut. Punchy maunzte empört.

      »Alles in Ordnung da drinnen?«, fragte Felicitas.

      Die Tür des Baumhauses öffnete sich. Es war Ella!

      »Du hast ja tatsächlich nicht gelogen. Sind das deine Freunde?«, flötete sie.

      Lukas starrte sie entsetzt an. »Aber … Was tust du hier?!«

      »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht aufgebe.« Triumphierend stemmte sie die Fäuste in die Hüften. »Tut mir übrigens leid um diese kleine Laterne aus Glas auf eurer Veranda. Der magische Schutz war plötzlich weg, ich war überrascht, bin getaumelt und dann … nun ja.«

      Lukas kochte innerlich vor Wut. »Wieso war der magische Schutz denn plötzlich weg?«

      Ella zuckte mit den Schultern. »Glücklicherweise habe ich einen Ersatzschlüssel und den habe ich benutzt und bin auf den Speicher gestiegen. Übrigens nicht nett, dass ihr die Vase zerstört habt, die ich für meinen Großvater getöpfert habe.«

      »Mag uns vielleicht mal irgendwer erklären, was hier los ist?«, fragte Rani. »Du bist doch dieser weibliche Mensch, der freiwillig in diesem Todesbecken war.«

      »Wovon spricht er?«, hakte Ella nach.

      Lukas verdrehte nur die Augen. Obwohl sie es nicht verdient hatte, berichtete er, wie sie bei seinem letzten Abenteuer in die Vergangenheit geblickt hatten. Dabei hatten sie gesehen, wie Ella früher im Pool des Herrenhauses geplanscht hatte. Für einen Menok