(tritt auf):
Laß uns allein, Eustache.
EUSTACHE (halblaut zu Jeronimus): Hüte dich,
Um Gotteswillen. (Ab.)
JERONIMUS: Sei gegrüßet!
RUPERT: Sehr
Neugierig bin ich zu erfahren, was
Zu mir nach Rossitz dich geführt. – Du kommst
Aus Warwand – nicht?
JERONIMUS: Unmittelbar von Hause,
Doch war ich kürzlich dort.
RUPERT: So wirst du wissen,
Wir Vettern sind seit kurzer Zeit ein wenig
Schlimm übern Fuß gespannt. – Vielleicht hast du
Aufträg an mich, kommst im Geschäft des Friedens,
Stellst selbst vielleicht die heilige Person
Des Herolds vor -?
JERONIMUS: Des Herolds? – Nein. Warum?
– Die Frag ist seltsam. – Als dein Gast komm ich.
RUPERT:
Mein Gast – und hättst aus Warwand keinen Auftrag?
JERONIMUS:
Zum mindsten keinen andern, dessen ich
Mich nicht als Freund des Hauses im Gespräch
Gelegentlich entledgen könnte.
RUPERT: Nun,
Wir brechen die Gelegenheit vom Zaune;
Sag an.
JERONIMUS: – Sylvester will dich sprechen.
RUPERT: Mich;
Mich sprechen?
JERONIMUS: Freilich seltsam ist die Fordrung,
Ja unerhört fast – dennoch gäbs ein Zeichen,
Ein sichres fast, von seiner Unschuld, wär
Es dieses.
RUPERT: Unschuld?
JERONIMUS: Ja, mir ists ein Rätsel,
Wie dir, da es die Mörder selbst gestanden.
Zwar ein Geständnis auf der Folter ist
Zweideutig stets – auch war es nur ein Wort,
Das doch im Grunde stets sehr unbestimmt.
Allein, trotz allem, der Verdacht bleibt groß,
Und fast unmöglich scheints – zum wenigsten
Sehr schwer, doch sich davon zu reinigen.
RUPERT:
Meinst du?
JERONIMUS: Doch, wie gesagt, er hälts für möglich:
Er glaubt, es steck ein Irrtum wo verborgen.
RUPERT:
Ein Irrtum?
JERONIMUS: Den er aufzudecken, nichts
Bedürfe, als nur ein Gespräch mit dir.
RUPERT:
– Nun, meinetwegen.
JERONIMUS: Wirklich? Willst dus tun?
RUPERT:
Wenn du ihn jemals wiedersehen solltest. –
JERONIMUS:
– Jemals? Ich eile gleich zu ihm.
RUPERT: So sags
Daß ich mit Freuden ihn erwarten würde.
JERONIMUS:
O welche segensreiche Stunde hat
Mich hergeführt. – Ich reite gleich nach Warwand,
Und bring ihn her. – Möcht er dich auch so finden,
So freundlich, und so mild, wie ich. – Machs ihm
Nicht schwer, die Sache ist verwickelt, blutig
Ist die Entscheidung stets des Schwerts, und Frieden
Ist die Bedingung doch von allem Glück.
Willst du ihn nur unschuldig finden, wirst
Dus auch. – Ich glaubs, bei meinem Eid, ich glaubs,
Ich war wie du von dem Verdacht empört,
Ein einzger Blick auf sein ehrwürdig Haupt,
Hat schnell das Wahre mich gelehrt. –
RUPERT: Dein Amt
Scheint aus, wenn ich nicht irre.
JERONIMUS: Nur noch zur
Berichtigung etwas von zwei Gerüchten,
Die bös verfälscht, wie ich fast fürchte, dir
Zu Ohren kommen möchten. –
RUPERT: Nun?
JERONIMUS: Johann
Liegt krank in Warwand.
RUPERT: Auf den Tod, ich weiß.
JERONIMUS:
Er wird nicht sterben.
RUPERT: Wie es euch beliebt.
JERONIMUS:
Wie?
RUPERT: Weiter – Nun, das andere Gerücht?
JERONIMUS:
Ich wollt dir sagen noch, daß zwar Johann
Den Dolch auf Agnes –
RUPERT: Ich hatt ihn gedungen.
JERONIMUS:
Wie sagst du?
RUPERT: Könnts mir doch nichts helfen, wenn
Ichs leugnen wollte, da ers ja gestanden.
JERONIMUS:
Vielmehr das Gegenteil – aus seiner Rede
Wird klar, daß dir ganz unbewußt die Tat.
RUPERT:
Sylvester doch ist überzeugt, wie billig,
Daß ich so gut ein Mörder bin, wie er?
JERONIMUS:
Vielmehr das Gegenteil – der Anschein hat
Das ganze Volk getäuscht, doch er bleibt stets
Unwandelbar und nennt dich schuldlos.
RUPERT:
O List der Hölle, von dem bösesten
Der Teufel ausgeheckt!
JERONIMUS: Was ist das? Rupert!
RUPERT (faßt sich):
Das war das eine. – Nun, sprich weiter, noch
Ein anderes Gerücht wolltst du berichtgen.
JERONIMUS:
Gib mir erst Kraft und Mut, gib mir Vertraun.
RUPERT:
Sieh zu, wies geht – sag an.
JERONIMUS: Der Herold ist –
RUPERT:
Erschlagen, weiß ich – doch Sylvester ist
Unschuldig an dem Blute.
JERONIMUS: Wahrlich, ja,
Er lag in Ohnmacht während es geschah.
Es hat ihn tief empört, er bietet jede
Genugtuung dir an, die du nur forderst.
RUPERT:
Hat nichts zu sagen. –
JERONIMUS: Wie?
RUPERT: