(im Ankleiden beschäftigt):
Mein Vater kommt. –
AGNES: O Jesus! (Will sinken.)
OTTOKAR (faßt sie): Ruhig. Niemand
Fügt dir ein Leid, wenn ohn' ein Wort zu reden,
Du dreist und kühn in deiner Männertracht
Hinaus zur Höhle gehst. Ich bleibe. – Nein,
Erwidre nichts, ich bleib. Es ist nur für
Den ersten Anfall.
(Rupert und Santing erscheinen.)
Sprecht kein Wort und geht sogleich.
(Die Mädchen gehen.)
RUPERT (tritt Agnes in den Weg):
Wer bist du? Rede!
OTTOKAR (tritt vor, mit verstellter Stimme):
Sucht ihr Agnes? Hier bin ich.
Wenn ihr aus Warwand seid, so führt mich heim.
RUPERT (während die Mädchen nun abgehen):
Ich fördre dein Gespenst zu deinem Vater!
(Er ersticht Ottokar; der fällt ohne Laut. Pause.)
RUPERT (betrachtet starr die Leiche):
Santing! Santing! – Ich glaube, sie ist tot.
SANTING:
Die Schlange hat ein zähes Leben. Doch
Beschwör ichs fast. Das Schwert steckt ihr im Busen.
RUPERT (fährt sich mit der Hand übers Gesicht):
Warum denn tat ichs, Santing? Kann ich es
Doch gar nicht finden im Gedächtnis. –
SANTING: Ei,
Es ist ja Agnes.
RUPERT: Agnes, ja, ganz recht,
Die tat mir Böses, mir viel Böses, o
Ich weiß es wohl. – – Was war es schon?
SANTING: Ich weiß
Nicht, wie dus meinst. Das Mädchen selber hat
Nichts Böses dir getan.
RUPERT: Nichts Böses? Santing!
Warum denn hätt ich sie gemordet? Sage
Mir schnell, ich bitte dich, womit sie mich
Beleidigt, sags recht hämisch – Basiliske,
Sieh mich nicht an, sprich, Teufel, sprich, und weißt
Du nichts, so lüg es!
SANTING: Bist du denn verrückt?
Das Mädchen ist Sylvesters Tochter.
RUPERT: So,
Sylvesters. – Ja, Sylvesters, der mir Petern
Ermordet hat. –
SANTING: Den Herold und Johann.
RUPERT:
Johann, ganz recht – und der mich so infam
Gelogen hat, daß ich es werden mußte.
(Er zieht das Schwert aus dem Busen Ottokars.)
Rechtmäßig wars. –
Gezücht der Otter!
(Er stößt den Körper mit dem Fuße.)
SANTING (an dem Eingang):
Welch eine seltsame Erscheinung, Herr!
Ein Zug mit Fackeln, gleich dem Jägerheer,
Zieht still von Warwand an den Höhn herab.
RUPERT:
Sie sind, wies scheint, nach Rossitz auf dem Wege.
SANTING:
Das Ding ist sehr verdächtig.
RUPERT: Denkst du an
Sylvester?
SANTING: Herr, ich gebe keine Nuß
Für eine andre , Meinung. Laß uns schnell
Heimkehren, in zwei Augenblicken wärs
Nicht möglich mehr.
RUPERT: Wenn Ottokar nur ihnen
Nicht in die Hände fällt. – Ging er nicht aus
Der Höhle, als wir kamen?
SANTING: Und vermutlich
Nach Haus; so finden wir ihn auf dem Wege. Komm!
(Beide ab. Agnes und Barnabe lassen sich am Eingange sehen.)
AGNES:
Die Schreckensnacht! Entsetzlich ist der Anblick!
Ein Leichenzug mit Kerzen, wie ein Traum
Im Fieber! Weit das ganze Tal erleuchtet
Vom blutig-roten Licht der Fackeln. Jetzt
Durch dieses Heer von Geistern geh ich nicht
Zu Hause. Wenn die Höhle leer ist, wie
Du sagst –
BARNABE: Soeben gingen die zwei Ritter
Heraus.
AGNES: So wäre Ottokar noch hier?
Ottokar! – – Ottokar!
OTTOKAR (mit matter Stimme): Agnes!
AGNES:
Wo bist du? – Ein Schwert – im Busen – Heiland!
Heiland der Welt! Mein Ottokar! (Sie fällt über ihn.)
OTTOKAR: Es ist –
Gelungen. – Flieh! (Er stirbt.)
BARNABE: O Jammer! Gott des Himmels!
Mein Fräulein! Sie ist sinnlos! Keine Hülfe!
Ermanne dich, mein Fräulein! – Gott! Die Fackeln!
Sie nahen! Fort, Unglückliche! Entflieh! (Ab.)
(Sylvester und Theistiner treten auf; eine Fackel folgt.)
SYLVESTER:
Der Zug soll halten. (Zu Theistiner.) Ist es diese Höhle?
THEISTINER:
Ja, Herr, von dieser sprach Johann, und darf
Man seiner Rede traun, so finden wir
Am sichersten das Fräulein hier.
SYLVESTER: Die Fackel vor!
THEISTINER: Wenn ich nicht irre, seh ich Ottokar
Dort liegt auch Agnes!
SYLVESTER: Am Boden! Gott der Welt!
Ein Schwert im Busen meiner Agnes!
AGNES (richtet sich auf):
Wer ruft?
SYLVESTER: Die Hölle ruft dich, Mörder!
(Er ersticht sie.)
AGNES: Ach! (Sie stirbt.)
(Sylvester läßt sich auf ein Knie neben der Leiche Ottokars nieder.)
THEISTINER (nach einer Pause):
Mein bester Herr, verweile nicht in diesem
Verderblich dumpfen Schmerz! Erhebe dich!
Wir brauchen Kraft, und einem Kinderlosen
Zerreißt der Schreckensanblick das Gebein.
SYLVESTER:
Laß einen Augenblick mich ruhn. Es regt
Sich sehr gewaltig die Natur im Menschen,
Und will, daß man, gleich einem einzgen Gotte,
Ihr einzig