Paul Rießler

Die Testamente der zwölf Patriarchen


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Herzensdemut naht euch Levi,

      daß Segen ihr aus seinem Mund empfanget!

      11

      Er selbst wird Israel den Segen spenden

      und Juda;

      denn diesen hat der Herr zum Völkerherrscher auserwählt.

      12

      Vor seiner Stärke sollt ihr niederfallen;

      er wird für euch in sichtbaren und unsichtbaren Kriegen eintreten

      und ewig König bei euch sein.

      7. Kapitel

      1

      Und Ruben starb,

      nachdem er seinen Söhnen solches anbefohlen.

      2

      Sie legten ihn in einen Sarg,

      bis sie ihn aus Ägypten brachten.

      Und sie begruben ihn zu Hebron in der Doppelhöhle,

      worin auch seine Väter liegen.

      2. Das Testament des Simeon

      

       Über den Neid

      1. Kapitel

      1

      Abschrift der Worte,

      die Simeon zu seinen Söhnen sprach,

      bevor er starb im 120. Lebensjahr,

      im gleichen Jahr wie Joseph.

      2

      In seiner Krankheit suchten sie ihn auf;

      da nahm er alle Kraft zusammen,

      und setzte sich zurecht

      und küßte sie und sprach:

      2. Kapitel

      1

      Hört, Kinder!

      Hört euren Vater Simeon,

      was er auf seinem Herzen trägt!

      2

      Ich ward als meines Vaters Jakob zweiter Sohn geboren

      und meine Mutter Lea hieß mich Simeon;

      es hatte ja der Herr ihr Beten freundlich aufgenommen.

      3

      Ich ward sehr stark.

      Ich scheute keine Mühe

      und schrak vor keiner Heldentat zurück.

      4

      Mein Herz war fest

      und meine Leber unbeugsam,

      mein Eingeweide ohne Mitgefühl.

      5

      Denn auch die Tapferkeit wird von dem Höchsten

      in Seel und Leib den Menschen eingeflößt.

      6

      Zu jener Zeit ward ich auf Joseph eifersüchtig;

      denn unser Vater liebte ihn.

      7

      Und so verhärtete ich meine Leber gegen ihn,

      um ihn zu töten;

      des Irrtums Herrscher, der den Geist der Eifersucht mir sandte, verblendete mich im Verstand,

      daß ich nicht seiner achtete,

      wie eines Bruders,

      und meinen Vater Jakob nicht verschonte.

      8

      Jedoch sein Gott und seiner Väter Gott,

      der seinen Engel sandte,

      befreite ihn aus meinen Händen.

      9

      Ich ging nach Sichem,

      um für die Herden Melde herzuschaffen,

      und Ruben nach Dotham,

      wo unser Lebensmittellager war.

      Und da verkaufte unser Bruder Juda ihn an Ismaeliten.

      10

      Als Ruben davon hörte, ward er traurig.

      Er wollte ihn ja retten und zum Vater bringen.

      11

      Ich aber wurde zornig über Juda,

      weil er ihn lebend fortgelassen.

      Ich zürnte ihm fünf Monde lang.

      12

      Da fesselt mich der Herr

      und hindert mich an dem Gebrauch der Hände,

      war meine rechte Hand doch sieben Tage halbverdorrt.

      13

      Und ich erkannte, Kinder,

      daß mich dies Josephs wegen traf.

      So tat ich Buße, klagte, bat den Herrn,

      daß meine Hand er wiederherstelle

      und daß ich frei von jeglicher Befleckung würde,

      von Neid und jeder Unbesonnenheit.

      14

      Ich wußte ja,

      daß ich vorm Herrn und meinem Vater Jakob

      des Bruders Joseph wegen eine böse Tat beging,

      als ich ihn so beneidete.

      3. Kapitel

      1

      Nun, Kinder, wahrt euch vor des Irrtums und des Neides Geistern!

      2

      Der Neid beherrscht des Menschen innere Gesinnung

      und hindert ihn am Essen, Trinken und am Gutestun.

      3

      Er redet stets ihm ein,

      er solle den Beneideten beiseite schaffen.

      Und der Beneidete blüht allezeit;

      der Neider aber schwindet mählich hin.

      4

      Zwei Jahre quält ich in der Furcht des Herrn

      durch Fasten meine Seele.

      Da sah ich ein,

      daß nur durch Gottesfurcht Erlösung von dem Neide wird.

      5

      Nimmt einer zu dem Herrn die Zuflucht,

      so läuft von ihm der böse Geist hinweg;

      sein Sinn wird leicht.

      6

      Mit dem Beneideten hat er hinfort noch Mitleid,

      verzeiht den Feinden.

      So löst er sich vom Neid.

      4. Kapitel

      1

      Mein Vater frug mich, wie’s mir sei;

      er sah ja, daß ich mürrisch