David Mack

Star Trek - Legacies 2: Die beste Verteidigung


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zeigten bekanntermaßen bei den Klingonen keine Wirkung. Also was hatte er vor?

      Er warf einen Blick auf das Chronometer seines Trikorders. Chekov war bereits mehr als zehn Minuten unterwegs. Wo war er? Was machte der impulsive Ensign?

      Bevor Scott noch eine weitere Minute über diese Fragen nachgrübeln konnte, tauchte Chekov eilends am Fuß der spiralförmigen Rampe auf. Der junge Russe mit der Pilzfrisur verschmolz auf dem Weg zurück zum Landetrupp mit den Schatten entlang der Wände. Als er sich wieder in die Gruppe einreihte, konnte er sich ein spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen. »Passen Sie auf.«

      Einige Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah.

      Sulu sah Chekov stirnrunzelnd an. »Auf was sollen wir aufpassen?«

      »Nur Geduld.«

      Scott war versucht, zu glauben, dass Chekov vielleicht den Verstand verloren hatte. Dann bemerkte er Anzeichen für Verwirrung und Erschrecken bei den klingonischen Wachen und Wissenschaftlern um den Generatorapparat herum. Sie schlugen auf ihre Uniformen ein und drehten sich vor und zurück, als suchten sie etwas – und dann begannen ihre Uniformen und ihre gesamte Kleidung, sich aufzulösen.

      Ärmel zersetzten sich und verschwanden, gefolgt von Hosenbeinen, dann fielen Oberteile und Jacken auseinander. Verwaiste Gürtel- und Jackenschnallen fielen auf den marmorartigen Boden und verschwanden klappernd in tiefen Rissen. In weniger als einer Minute waren die Klingonen um den Generator herum fast nackt – und vollkommen verdutzt.

      Scott war ebenso verblüfft und warf einen Blick nach hinten zu Chekov. »Junge … Was haben Sie gemacht?«

      »Genau, wie ich dachte«, sagte Chekov und täuschte Lässigkeit vor, »die Klingonen tragen gerne Naturfasern.« Wieder grinste er breit. »Pflanzenfasern.«

      Plötzlich ging Scott ein Licht auf. Chekov hatte den Rest des pflanzenauflösenden Sprays des Landetrupps benutzt, um die Klingonen ihrer aus Pflanzenfasern hergestellten Kleidungsstoffe zu berauben. Unsichtbar, geräusch- und geruchlos, aber unwirksam gegen tierisches Gewebe war das Spray das ideale Mittel für eine nicht tödliche Ablenkung. »Gut gemacht, mein Junge.« Er lachte leise, als die Klingonen aus der Generatoranlage hinauseilten. »Ich wette, das nächste Mal, wenn wir sie sehen, tragen sie nur noch Leder und Metall.«

      »Eine faszinierende Vorhersage, Mr. Scott.« Spock nickte in Richtung ihres Ziels. »Aber wir haben dringendere Sorgen.«

      »Aye, Sir.«

      Nachdem der letzte Klingone den Generatorbereich verlassen hatte, ging Scott voran und führte die Gruppe zu der Ansammlung klingonischer Elektronik. Er zeigte auf einige der gebräuchlicheren Komponenten. »Das ist ein tragbarer Netzwerk-Switch, Mr. Spock. Und der Zylinder? Das ist ein Datensicherungsknoten.«

      »Ausgezeichnet«, sagte der Erste Offizier. »Ich werde einige Minuten benötigen, um mich einzuklinken und ihre Sicherungsdateien herunterzuladen. Mr. Sulu, Mr. Chekov: Sie halten Wache an den Punkten, an denen die Klingonen hinausgegangen sind. Mr. Scott, bitte machen Sie einen detaillierten Scan der Kommandokonsole.«

      Scott nickte. »Aye, Sir.«

      Sulu und Chekov teilten sich auf, um die Eingänge zu bewachen, während Spock in das Datennetzwerk der Klingonen eindrang und ihre Forschungsergebnisse auf seinen Trikorder herunterlud. In der Zwischenzeit untersuchte Scott die Hauptkonsole des Generators. Die Klingonen hatten ihn aufgerissen und dabei wer weiß wie viele wichtige Systeme und Komponenten beschädigt. Als Scott die Misshandlung dieser fortschrittlichen Meisterleistung unbekannter Ingenieurskunst durch solch plumpe Hände sah, schüttelte er frustriert den Kopf.

       Ich werde die Klingonen nie verstehen. Sie sagen, sie wollen die Galaxis erobern, aber wenn sie nicht lernen, Technologie zu respektieren, haben sie keine Chance. Was denken die sich nur?

      Er beendete gerade seinen Trikorderscan des Generatorkontrollsystems, da warnten Chekov und Sulu mit winkenden Gesten stumm vor der Rückkehr der Klingonen. Innerhalb von Sekunden stand Spock neben Scott und bedeutete den beiden jungen Offizieren, zu ihnen zu kommen. »Wir haben, was wir brauchen«, sagte Spock. »Es ist Zeit, sich zurückzuziehen.«

      Sobald Sulu und Chekov bei ihm und Scott waren, zeigte der Erste Offizier auf die Wendeltreppe. »Gehen Sie vor, Mr. Sulu.«

      »Aye, Sir.«

      Die vier Männer stiegen die spiralförmige Rampe hinauf. Sie hatten die halbe Strecke zu der Etage überwunden, auf der sie hereingekommen waren, als Disruptorschüsse von den Klingonen in der Generatoranlage unten an ihnen vorbeizischten. Die Schüsse prallten an den perlmuttartigen Wänden ab, denen die Energiestöße nichts auszumachen schienen. Sulu rannte los und Chekov folgte ihm auf dem Fuße. Spock und Scott waren gezwungen, kurz in Deckung zu gehen, bevor sie ihre überstürzte Flucht fortsetzten.

      Wenig überraschend jaulten klingonische Alarmsirenen durch die geschwungenen Flure der Zitadelle. Das Geheul verfolgte den Landetrupp den ganzen Weg zurück und durch die Luftschleuse bis in den Moonpool. Als die vier Offiziere der Enterprise zum Wasser rannten, öffnete sich eine Tür auf der anderen Seite des Kapselhangars und eine Gruppe klingonischer Soldaten stürmte herein. Ohne Vorwarnung eröffneten die Klingonen das Feuer und zwangen den Landetrupp, hinter einer Kapsel in Deckung zu gehen.

      Die Schüsse gingen über ihre Köpfe hinweg, prallten in dem Hangar von einer glänzenden Oberfläche zur nächsten und erzeugten so ein Kreuzfeuer. Chekov presste sich auf den Boden und zuckte bei jedem Beinahetreffer, der ihn kreischend verfehlte, zusammen. »Sie haben uns festgenagelt.«

      Spock blieb ungerührt. »Für den Moment.« Er aktivierte seinen Trikorder, betrachtete die Anzeige und visierte eine ovale Wandkontrolltafel in der Nähe an. »Meine Herren, zum Tauchen bereitmachen.«

      Scott befolgte den Befehl. Auf der anderen Seite der Kapsel, hinter der der Landetrupp Deckung gesucht hatte, rückten die Klingonen in Zweierformationen vor. Dabei sprinteten sie von einer Kapsel oder einem schweren Ausrüstungsteil zum nächsten. Als Scott seine Maske und sein Atemgerät aufgesetzt hatte, war Spock mit den Feinjustierungen seines Trikorders fertig. »Halten Sie sich bereit«, sagte er.

      Eine Lichtergruppe auf der ovalen Wandtafel änderte ihre Farbe. Scott spürte ein Ploppen in seinen Ohren, als die inneren und äußeren Türen der Luftschleuse sich öffneten.

      Dann kam das Wasser. Es ergoss sich aus dem Moonpool, breitete sich über das Deck aus und spülte alles in seinem Weg fort, Kapseln, Maschinen – und das klingonische Sicherheitsteam. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und Wucht brandete das Wasser gegen die Klingonen, brachte sie zu Fall und ließ sie an die gegenüberliegende Wand des Hangars prallen.

      Spock setzte sich in Bewegung. »Tauchen!«

      Scott, Chekov und Sulu folgten Spock in die Fluten. Sogar unter Wasser spürte Scott die Strömung, während er sich zurück zu dem offenen Unterwassertor kämpfte. Erst nachdem der Landetrupp in den See hinausgeschwommen war, hatte Scott das Gefühl, sie wären wirklich entkommen.

      Vereinzelte Schüsse von den Wächtern oben auf dem Dach begleiteten den Rückzug des Landetrupps, als sie das gegenüberliegende Ufer erreichten und durch die Lücke rannten, die sie in der Dornenwand um den See herum freigelegt hatten. In der Deckung des Regenwalds rannten sie so schnell sie konnten, als wären ihnen Tiger auf den Fersen.

      Erst als sie an Bord der Galileo waren und mit voller Impulskraft von Usilde weg zu ihrem Treffpunkt mit der Enterprise flogen, seufzte Scott erleichtert. Sulu und Chekov bemannten die Kontrollen des Shuttles und Spock sah sich die gestohlenen Dateien auf seinem Trikorder an.

      In vertraulichem Tonfall fragte Scott den Halbvulkanier: »Haben wir bekommen, was wir brauchen?«

      »Es macht den Eindruck, als hätten wir alles erhalten, was die Klingonen über diese Anlage wissen, und auch Informationen darüber, welche Pläne sie damit haben.« Auf Spocks kühler Miene zeigte sich der Anflug eines Stirnrunzelns. »Ich werde mehr wissen, nachdem ich diese Daten auf der Enterprise analysiert habe.« Fragend sah er auf. »Haben Sie Ihren Scan der Kommandokonsole abgeschlossen?«