Stefan Burban

Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf


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Problematik. Bevor er sich geistig jedoch sehr weit darin vertiefen konnte, räusperte sich Dushku auf übertriebene Art und Weise.

      »Admiral Hoffer«, begann er. »Ich wäre für einen anderen Divisionschef dankbar. Ich bin sicher, für jemanden wie Taylor finden Sie eine Aufgabe, die besser zu ihm passt.«

      Frank versteifte sich. Dushkus Bitte an den Admiral stellte eine bewusste und wohlkalkulierte Beleidigung dar. Er hatte aufgrund ihrer gemeinsamen Vorgeschichte insgeheim schon damit gerechnet und sich innerlich dagegen gewappnet. Als sie kam, schmerzte sie dennoch. Und dieser Umstand überraschte Frank eigentlich am meisten.

      Hoffer seufzte tief. »Noch einmal, Dushku: Warum überlassen Sie Personalentscheidungen nicht einfach mir?«

      »Sir, ich muss dagegen protestieren«, erwiderte Dushku.

      »Zur Kenntnis genommen«, wiegelte Hoffer kaltschnäuzig ab und wollte zum nächsten Thema kommen.

      Dushku machte es ihm aber nicht so einfach. »Ich vertraue Taylor nicht«, warf der Vizeadmiral in die Runde. »Ich muss ihn als Teil meines Stabes ablehnen.«

      Falls überhaupt möglich, versteifte sich Frank noch mehr. Er vermied es absichtlich, Dushku direkt anzusehen. Stattdessen blieb sein Blick starr geradeaus gerichtet.

      Lory blickte von einem zum anderen. »Gibt es ein Problem?«

      »Nein«, erklärte Frank.

      Dushku warf im selben Moment aber ein striktes »Ja« ein.

      »Vielleicht sollten Sie uns Unwissende aufklären«, verlangte die MAD-Offizierin.

      Dushkus Blick verschoss Blitze in Richtung Franks, der sich keinen Millimeter von der Stelle rührte. »Das ist ganz einfach. Taylor ist nicht vertrauenswürdig. Der Grund ist sein Bruder. Taylor ist nicht zurechnungsfähig, wenn es um seinen Bruder geht. Und das macht ihn zu einem schlechten Offizier.«

      »Erklären Sie das.« Lory schien sehr daran interessiert zu sein. Harriman verfolgte das Gespräch mit einiger Faszination.

      »Wollen Sie nicht Licht in die Sache bringen?«, forderte Dushku Frank auf, anstatt selbst auf die Frage zu antworten.

      »Danke, aber kein Bedarf«, wehrte Frank ab.

      Dushku schnaubte. »Das kann ich mir vorstellen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit den drei MAD-Offizieren zu. »Vor ungefähr sechs Jahren war Captain Steven Taylor, der Bruder des Commodore hier, ein aufstrebender junger Offizier. Frank Taylor war bereits Commodore und beide dienten unter meinem Kommando. Captain Taylor standen alle Türen offen. Er galt als hervorragender Gefechtsoffizier. Dann gab es jedoch einen unschönen Zwischenfall. Er wurde des Schmuggels von militärischen Gütern bezichtigt. Der MAD untersuchte den Fall und kam zu dem Schluss, dass eine Anklage gerechtfertigt war.«

      Lory sah von einem zum anderen. »Ich höre ein Aber heraus?«

      »Captain Taylor wäre fast für schuldig befunden worden, aber Commodore Taylor hier entschloss sich, seinem Bruder ein falsches Alibi zu geben. Weder MAD noch der zuständige Ankläger konnte es entkräften. Daher wurde der Bruder des Commodore wegen berechtigter Zweifel freigesprochen.«

      Franks Blick zuckte erstmals in Dushkus Richtung. »Das Alibi war nicht falsch. Es stimmte.«

      »Ach wirklich?«, begehrte der Vizeadmiral auf. »Dann erklären Sie uns allen doch, warum ihr Bruder nur ein Jahr später beim Schmuggeln auf frischer Tat ertappt wurde! Der MAD hat ihn praktisch mit der Hand in der Keksdose gestellt. Damals konnten auch Sie mit Ihrem falsch verstandenen Sinn für Loyalität ihn nicht retten.« Dushku lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Steven Taylor sitzt jetzt in einer Zelle auf Lost Hope und fristet sein Dasein damit, die Wände anzustarren und den Aufforderungen zum Aufheben der Seife im Gemeinschaftsduschraum zu entgehen.«

      Der Stimme Dushkus waren Spott und Häme deutlich anzumerken. Dies war der Moment, in dem sich Hoffer zum Einschreiten entschloss. »Dass Commodore Taylor bei dem Alibi gelogen hat, konnte nie nachgewiesen werden. Soweit ich mich erinnere, leben wir immer noch in einem Rechtsstaat, in dem die Unschuldsvermutung gilt.«

      »Bedauerlich«, kommentierte Dushku.

      Hoffers Augenbrauen zogen sich drohend über der Nasenwurzel zusammen. »Das habe ich nicht gehört. Und ich rate Ihnen, solche Bemerkungen zukünftig für sich zu behalten, falls Ihnen Ihre weitere Karriere etwas wert ist.«

      Dushku hob stolz den Kopf, erwiderte aber: »Ja, Sir.« So leicht gab sich der Vizeadmiral allerdings noch nicht geschlagen. »Es weiß aber jeder, dessen Meinung etwas bedeutet, dass der Mann, der so selbstgefällig hier in der Runde sitzt, schuldig ist. Warum sonst sollte er immer noch Commodore sein? Eigentlich müsste er inzwischen den Rang eines Konteradmirals bekleiden. Man hat ihn für Beförderungen bis auf Weiteres gesperrt. Hätte der Mann nur einen Funken Ehre im Leib, dann hätte er bereits den Dienst quittiert und wäre einfach still und heimlich gegangen.«

      »Ich bin ein guter Offizier und die Flotte ist mein Leben«, entgegnete Frank betont ruhig. »Ich hatte keinen Grund zu gehen.«

      »Sie sind ein Lügner und, was mich betrifft, ein Verräter.«

      Frank sprang nun doch auf. »Ich bin weder das eine noch das andere.«

      »Das reicht jetzt wirklich, Dushku!«, mischte sich Hoffer endgültig ein. »Und Sie setzen sich gefälligst wieder, Taylor! Die Entscheidung ist gefallen. Taylor wird Ihr Divisionskommandant, und fertig! Ich will kein weiteres Wort darüber hören.«

      »Der Stunt, den Taylor am Festungsmond abgezogen hat, sagt doch schon alles über ihn aus. Er hat beinahe sein Schiff verloren, als er die Sicherheitsschaltungen der Torpedos entfernen ließ. Und sein Erster Offizier ist jetzt ein Invalide und kann nach Hause gehen.«

      Hoffer seufzte. »Wir sind alle Soldaten und Offiziere. Und uns ist wohl allen klar, dass ein Krieg, in dem man keine Risiken eingeht, nicht zu gewinnen ist.« Hoffer schenkte Dushku einen milden Blick. »Und ich befürchte, Ihr Urteilsvermögen ist getrübt, was den Commodore betrifft. Hätte es sich bei der Aktion am ruulanischen Festungsmond um einen anderen Offizier gehandelt als Taylor, würden wir uns über den Vorfall gar nicht unterhalten.«

      Diese Spitze traf. Dushku rümpfte die Nase und verfiel daraufhin in brütendes Schweigen. Hoffer nickte erleichtert.

      »Da das jetzt geklärt ist, können wir vielleicht endlich zum Thema zurückkehren. Es gibt noch viel zu besprechen.«

      Die Zusammenkunft dauerte bis spät in die Nacht. Als die Offiziere Hoffers Quartier verließen, hatte auf der Prince of Wales bereits die Mitternachtswache begonnen.

      Frank hatte gute Lust, einmal kurz innezuhalten und durchzuatmen. Er verzichtete aber wohlweislich darauf. Schwäche zu zeigen, wäre das falsche Signal gewesen. Dushku hatte ihn die meiste Zeit über wie Luft behandelt. Und in den wenigen Momenten, wenn der Admiral ihn tatsächlich zur Kenntnis genommen hatte, dann waren spitze Bemerkungen in seine Richtung gefallen. Dushku machte auf jeden Fall keinen Hehl aus seiner Verachtung. Hoffer hatte zunächst versucht, die Antipathie zu ignorieren. Anschließend hatte er sich darum bemüht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Letzten Endes hatte er resigniert und angedeutet, er würde die Zusammensetzung des Stabes für diese Mission gern ändern, wenn er die Möglichkeit dazu hätte, doch ihm fehlten die passenden Leute.

      Frank hatte da einen ganz anderen Verdacht. Natürlich wollte Hoffer seine besten Leute bei sich behalten, um das Konglomerat zu schützen. Im Umkehrschluss bedeutete das, er schickte nur entbehrliches Personal zu den Til-Nara, Offiziere, auf die er gut verzichten konnte. Hätte er diese Operation ernst genommen, er hätte wohl durchaus die Möglichkeit gehabt, entweder Frank oder Dushku auszutauschen. Diese Konstellation versprach jedoch einigen Zündstoff für die Zukunft zu bieten.

      Dushku eilte an ihm vorbei den Korridor entlang, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Frank salutierte trotzdem. Die militärische Etikette musste gewahrt bleiben, auch wenn er den Mann für einen eitlen Fatzken hielt. Das Schlimme war, er konnte Dushku sogar irgendwie verstehen. Trotzdem oder gerade deshalb hielt er die Art, wie der Admiral ihm gegenübertrat,