Stefan Burban

Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf


Скачать книгу

das Geplänkel während der Besprechung eine Weile mit angesehen, doch mit fortschreitender Zeit eher genervt reagiert.

      Frank spürte, wie jemand hinter ihm zum Stehen kam. Als er sich umwandte, sah er sich unvermittelt Lory Roberts gegenüber. Die MAD-Agentin lächelte ihn für seinen Geschmack ein wenig zu mitfühlend an. Erschwerend kam hinzu, dass er das Mitgefühl nur für aufgesetzt hielt. Diese MAD-Typen waren allesamt manipulativ und machten immer den Eindruck, sie könnten einem Menschen bis auf die Seele hinabblicken.

      Ihara stand wie ein hilfreicher Schatten hinter ihr und musterte ihn wachsam. Der Mann wirkte eher wie ein Leibwächter denn wie ein Adjutant.

      »Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt. Die Besorgnis nahm er ihr ebenfalls nicht ganz ab.

      Er zwang sich zu einem schmalen, nichtssagenden Lächeln. »Ja, alles bestens.« Es war gelogen. Und beide wussten es.

      »Sie wissen, dass es noch große Probleme geben wird mit Ihnen und Dushku?«

      Frank zuckte die Achseln. »Sagen Sie das dem Admiral. Ich habe mich völlig korrekt verhalten.«

      »Mein Kollege tut das gerade.«

      Frank hob eine Augenbraue. »Tatsächlich?«

      Die Frau nickte. »Ja, tatsächlich. Solche Reibereien sind schädlich für die Dynamik innerhalb eines Stabes und, ganz offen gesagt, sie gefährden die Mission.« Sie neigte leicht den Kopf zur Seite. »Und wir wollen doch alle, dass die Mission ein Erfolg wird, nicht wahr?«

      Frank runzelte die Stirn. »Natürlich.« Er war sich nicht sicher, was genau sie jetzt von ihm erwartete.

      Die MAD-Agentin bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. »Würden Sie mir etwas erklären? Woher kommt dieser unversöhnliche Hass Dushkus auf Sie?«

      Frank zuckte die Achseln. »Sie haben ihn dort drin gehört. Ich bin ein Verräter und Lügner in seinen Augen.«

      Lory schüttelte den Kopf. »Da steckt mehr dahinter. Das kann jeder deutlich spüren. Es ist beinahe … persönlich.«

      Frank seufzte. Die MAD-Agentin würde nicht nachgeben, solange sie keine zufriedenstellende Antwort erhielt. Daher entschied er sich, ihr reinen Wein einzuschenken. »Dushku war unser Mentor. Meiner und der meines Bruders. Der Admiral war ein Freund unseres Vaters. Als dieser starb, machte er es sich zur Aufgabe, uns zu fördern. Er animierte uns, auf die Flottenakademie zu gehen, und lenkte unsere Karriere in die richtigen Bahnen. Als mein Bruder auf Abwege geriet, hat ihn das schwer getroffen.«

      »Und ich vermute, es hat ihn noch tiefer getroffen, als Sie ihm ein Alibi gaben.«

      Frank schnaubte. »So was in der Art.«

      Sie musterte ihn eindringlich. »War es falsch, das Alibi?«

      Frank zuckte zurück, als hätte sie ihn körperlich attackiert. »Nein, es war nicht falsch. Ich habe für meinen Bruder vor Gericht nicht gelogen.«

      Sie senkte den Blick. »Bitte verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«

      Frank zwang sich, wieder ein wenig herunterzukommen. »Nein, ich muss um Verzeihung bitten. Vielleicht bin ich bei diesem Thema ein wenig empfindlich.«

      »Kann ich verstehen«, entgegnete sie. »Sie wissen, dass er Ihnen niemals glauben wird, das Alibi sei richtig gewesen.«

      Frank seufzte. »Ich habe es vor langer Zeit aufgegeben, ihn davon überzeugen zu wollen.« Er warf einen Blick den Korridor hinab in die Richtung, in der Dushku verschwunden war. »Und das ist auch nicht meine Aufgabe.« Er räusperte sich. »Aber ich muss jetzt zurück auf die Saber. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. War ein nettes Gespräch.«

      Sie lächelte. »Das war es in der Tat. Und ich habe mir jetzt eine Meinung über Sie gebildet.«

      Frank hielt inne. »Und die wäre?«

      »Dass Sie eine Bereicherung für unsere Mission wären. Aber ich frage mich trotzdem, ob es nicht besser für alle Beteiligten wäre, wenn Sie zurücktreten würden. Hoffer würde dem sicher entsprechen, wenn Bates und ich den Vorschlag unterstützen. Der Admiral würde bestimmt eine andere Aufgabe für Sie finden. Er müsste natürlich einen Ersatz für Ihr Geschwader beschaffen und das wäre nicht leicht, denn er müsste sich von einer seiner wichtigeren Einheiten trennen, auf die er eigentlich nicht verzichten wollte.« Bei den letzten Worten schmunzelte die Agentin und fasste unbewusst Franks Gedanken in Worte. »Es wäre aber mit Sicherheit machbar«, schloss sie ihre Ausführungen.

      Frank brauchte über den Vorschlag keine Sekunde nachzudenken. »Das werde ich nicht tun. Mein Geschwader wird dabei sein, wenn wir in die Til-Nara-Hegemonie fliegen.«

      »Warum sind Sie so verbissen daran interessiert?«

      »Bin ich nicht«, gab Frank zurück. »Doch zurückzutreten, das sieht für mich nach Flucht aus. Und ich bin vieles, aber niemand, der sich den Problemen, die sich vor ihm ausbreiten, entzieht.«

      2

      Lieutenant Colonel Manfred Haag überwachte mit Argusaugen, wie seine Leute gerade die letzte schwere Ausrüstung in den Transporter verluden. Zu den Fahrzeugen, mit denen der Verladevorgang abgeschlossen wurde, gehörten unter anderem zwei alte schwere Goliath-Panzer, ein halbes Dutzend Schützenpanzer, zwei Cherokee sowie eine fahrbare Artillerie-Lafette vom Typ Hawk.

      Er seufzte erleichtert, als der Hawk die Rampe hochfuhr, auf seinen Platz gesteuert wurde, dort in die für ihn vorgesehene Mulde einrastete und von den Soldaten vertäut wurde. Es gab nur einen kritischen Moment, als der Fahrer sich etwas im Augenmaß vertat und beinahe die Schiffswand streifte. Bei einem Gefährt, das zwölf Tonnen wog, bestand die sehr reale Gefahr, schwerste Schäden am Fahrzeugtransporter anzurichten.

      Unter wüsten Beschimpfungen und derben Flüchen DeGroots schaffte es der Fahrer jedoch, die Situation zu bewältigen und den Hawk korrekt auszurichten.

      DeGroot schritt herüber und zog dabei die Handschuhe aus, die er für die Dauer des Verladevorgangs übergezogen hatte. »Fertig«, erklärte er nicht wenig erleichtert. »Alles drin.«

      Manfred machte eine entsprechende Notiz auf seinem elektronischen Klemmbrett. »Wann sind wir in der Lage zu starten?«

      »In einer Stunde können wir im Orbit sein«, erwiderte sein Unteroffizier nach kurzem Überlegen.

      »Ausgezeichnet. Das ist besser, als ich dachte.«

      DeGroot wurde mit einem Mal vorsichtig. »Der Alte kommt rüber. Und er sieht nicht glücklich aus.« Manfred hob den Blick. Lieutenant General Kusnezow kam mit weit ausgreifenden Schritten tatsächlich auf sie zu. Eine ganze Traube von Offizieren aus seinem Stab folgte ihm auf dem Fuß.

      »Colonel? Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«

      »Natürlich, Sir.« Manfred reichte das Klemmbrett an DeGroot weiter, der sich einige Schritte entfernte. Kusnezow machte eine knappe Geste und die Offiziere hinter ihm blieben stehen, um den beiden Männern etwas Privatsphäre zu gönnen.

      »Wie ich hörte, haben Sie veranlasst, dass vierzig Panzer und gepanzerte Fahrzeuge aus unserem Fuhrpark auf Serena zurückbleiben.«

      »Das ist korrekt, General.«

      »Darf ich fragen, warum?«

      »Es hieß entweder die Fahrzeuge oder ein paar Hundert Soldaten.«

      »Wie darf ich denn das verstehen?«

      »Man hat uns für Himmelswolf die 107. TKA-Spezialeinheit zugeteilt. Sie soll uns zu den Til-Nara begleiten. Aber wir hatten nicht genügend Stauraum. Also müssen einige Fahrzeuge zurückbleiben.«

      »Eine ganze zusätzliche Spezialeinheit? Warum weiß ich davon nichts?«

      Manfred zuckte ergeben die Achseln. »Dazu kann ich nichts sagen. Die 107. wurde uns jedenfalls auf persönlichen Befehl Admiral Hoffers überstellt. Ich hatte keine Wahl. Ich musste Platz für sie schaffen.« Manfred deutete auf einen Schotterplatz unweit