Michael Bussmann

Potsdam MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


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Jh.

      In dem Rechteck zwischen Platz der Ein­heit und Nauener Tor, zwischen Bas­sinplatz und Brandenburger Tor trifft man sich zum Fischbrötchen auf dem Wochenmarkt oder in den zahl­rei­chen Cafés. Hier stöbert man in Buch­lä­den, schaut sich in niedlichen Bou­ti­quen um, kauft Edelspirituosen, Ba­de­öle oder Bioschokolade. Diese gepflegte Ur­banität ohne Flecken und Falten ge­fällt auch Touristen, die hier zwischen Schloss, Park und Schifffahrt ein wenig Stadt­luft schnuppern.

      Spaziergang

      Länge ca. 3 km, Dauer ca. 2 Std., Karte.

      Unser Spaziergang beginnt dort, wo der letz­te aufhörte: am → Platz der Einheit, der zu preußischen Zeiten Wil­helm­platz hieß. Den Norden des Platzes nahm einst das schmucke Gontard-Haus ein. Heute schließt dort die Wil­helm­galerie, ein unspektakulärer Bau aus den späten 1990er-Jahren, den Platz ab. Potsdam TV ist darin zu Hau­se.

      Den Blick auf die Kirche St. Peter und Paul genoss übrigens schon Wolfgang Ama­deus Mozart, der im Frühjahr 1789 im Haus Am Bassin 10 wohnte und dort eine Klaviersonate für Prin­zes­sin Frie­derike von Preußen kom­po­nierte. An seine Frau Constanze schrieb er: „Pots­dam ist ein teurer Ort und ich muss hier auf eigene Kosten zehren.“ Heu­te ist das adrette Back­stein­gebäude nach dem ewig klam­men Komponisten be­nannt und beher­bergt u. a. eine Patisserie.

      Ab nach Holland

      Nun ab ins → Holländische Viertel, das sich nördlich des Bassinplatzes aus­brei­tet. Die Benkertstraße führt hinein. In der Mittelstraße können Sie den bes­ten Käsekuchen der Welt essen (→ Ca­fés), ein hübsches Sommerkleid kaufen oder einfach nur umherschlendern und nach Souvenirs Ausschau halten.

      Danach treffen wir uns an der Fried­rich-Ebert-Straße, von wo wir unseren Spa­zier­gang entlang der Guten­berg­stra­ße Rich­tung Westen fortsetzen. Die Gu­ten­berg­straße ist eine schmucke Alt­bau­stra­ße, in der sich Concept Stores, kleine Bou­tiquen und Lokale an­einan­der­rei­hen. Bei den Häusern han­delt es sich um sog. Typenhäuser, die während der baro­cken Stadt­er­wei­te­rung ab 1733 alle nach dem gleichen stan­dardisierten Bauplan er­richtet wur­den. Auf diese Weise ließen sich Kosten spa­ren. Nach der Wende wur­de die Stra­ße - damals glich sie einem Abriss­vier­tel, selbst Kriegsfilme wurden hier ge­dreht - zu einem Mekka der Haus­be­setzer (→ Geschichte). In die Stadt­annalen ging die Räumung des Hau­ses Gutenbergstr. 105 im Jahr 1993 ein, bei der das Gebäude zum Schluss in Flammen stand.

      Nicht nur Stadtidylle

      Wir biegen links ab in die lin­den­be­stan­dene Lindenstraße und stehen schon nach wenigen Schritten vor ei­nem düsteren Stück Erinnerung in­mit­ten dieses Stadtidylls: Was sich heute → Gedenkstätte Lindenstraße nennt, war früher das Unter­su­chungs­ge­fäng­nis der Stasi. Nehmen Sie sich Zeit für die­sen Ort der Unmenschlichkeit!

      Von einem Tor zum nächsten

      Auch Potsdam hat sein Brandenburger Tor

      Hinter dem Tor befindet sich der qua­dra­tische Luisenplatz, ein netter Platz mit viel historischer Bausubstanz, Ter­ras­senrestaurants und einem Spring­brun­nen - ein Kinderspaß im Sommer.

      Um unser nächstes Ziel zu erreichen, spa­zieren wir über die Schopenhauer- und die Gutenbergstraße in die Her­mann-Elflein-Straße und damit durch ein architekturgeschichtlich gar nicht so un­spannendes Eck. Hier nämlich ver­such­te die DDR in den 1980er-Jah­ren, die vorher abgerissenen barocken Ty­pen­häuser mittels kleiner his­to­ri­sie­ren­der Plattenbauten zu kopieren - selbst die Skulpturen über den Türen ver­gaß man nicht. Fake it till you make it!

      Ganz anders dagegen das → Museums­haus „Im Güldenen Arm“ in der Her­mann-Elflein-Straße. Das original er­hal­tene Fachwerkhaus stammt aus dem Jahr 1737.

      Weiter geht es entlang der Hegelallee - die Promenade zeichnet den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer nach. Da­bei passiert man zunächst das Jägertor, das älteste erhaltene Stadttor aus dem Jahr 1733. Es steht heute, seiner Funk­tion beraubt, ein wenig verloren in der Gegend herum.

      Kurz darauf erblickt man linker Hand das Amtsgericht, untergebracht in ei­nem mächtig-prächtigen Stadtpalais aus dem Jahr 1880. Hier sowie in den Platten­bauten daneben und dahinter saß die Bezirksverwaltung des Minis­te­ri­ums für Staatssicherheit der DDR. Um die Stasi daran zu hindern, ihr Han­deln dem Reißwolf zu über­ant­wor­ten, wurde das Gebäude im Dezember 1989 besetzt.