Günter Dönges

Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman


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Mylady. Er muß dort etwas gesucht haben.«

      »Eine Kette und eine Kapsel etwa, McWarden?«

      »Richtig, Lady Simpson. Die beiden Krankenträger sagten übereinstimmend aus, daß das Hemd zerrissen war.«

      »Sie hegen eine bestimmte Vermutung, Sir?« fragte Butler Parker.

      »Die beiden Krankenträger haben weder eine Kette noch eine Kapsel entdecken können, Mr. Parker. Sie muß also vorher entwendet worden sein.«

      »Wahrscheinlich von den beiden Lümmeln«, sagte Lady Simpson.

      »Wäre Findlay dann noch entführt worden?« McWarden schüttelte den Kopf.

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit«, erwiderte Butler Parker. »Nur Mr. Findlay kann doch sagen, wer ihm das Material übergeben hat. Diese Information will man wahrscheinlich aus ihm herauspressen.«

      »Das fürchte ich allerdings auch«, pflichtete der Superintendent ihm bei.

      »Ich weiß immer noch nicht, warum Kathy und ich uns in Lebensgefahr befinden«, ließ Lady Simpson sich ungeduldig vernehmen. »McWarden, Sie sind wieder einmal sehr umständlich.«

      »Nun, es könnte ja sein, theoretisch wenigstens, daß die beiden Mörder annehmen, Sie hätten die Kapsel, Mylady.« Nun hatte McWarden die sprichwörtliche Katze aus dem Sack gelassen. »In diesem Fall würde man wahrscheinlich vor keinem Mord zurückschrecken.«

      »Das ist richtig«, fand die Lady und nickte zustimmend.

      »Man würde Sie in solch einem Fall erbarmungslos jagen«, warnte McWarden eindringlich.

      »Das kann ich mir sehr gut vorstellen«, fand auch Lady Agatha. »In dieser komischen Kapsel muß sich also irgend etwas sehr Wichtiges befinden, nicht wahr?«

      »Wahrscheinlich«, gab der Superintendent zurück.

      »Hat die Botschaft Ihnen dazu wenigstens eine Andeutung gemacht, Sir?« wollte Josuah Parker wissen.

      »Eine mehr als vage Andeutung. Sie enthält die Belohnung für das Agentenmaterial.« McWarden schien wirklich nicht mehr zu wissen. Er zuckte hilflos die Achseln. »Diese Geheimniskrämer können einem schon auf die Nerven gehen. Ja, was ich noch fragen wollte, Mylady. Sie haben diese Kette samt Kapsel nicht zufällig gesehen?«

      »Eine Gegenfrage, McWarden, glauben Sie wirklich, ich würde das in solch einem Fall jemals zugeben?« Lady Simpson lächelte unergründlich.

      »Nein, Sie würden das sicher niemals zugeben«, erwiderte McWarden aufseufzend. »Ich kenne Sie inzwischen. Sie arbeiten ja immer auf eigene Faust. Aber diesmal werden Sie auf Granit beißen, glauben Sie mir! Das hier ist kein normaler Kriminalfall. Hier geht es um internationale Agenten. Wissen Sie, was ich machen werde?«

      »Wahrscheinlich werden Sie es mir gleich sagen, McWarden.« Lady Agatha sah den Superintendent erwartungsvoll an.

      »So makaber es klingen mag, Mylady, ich werde zu Ihrem baldigen Begräbnis erscheinen.« McWarden nickte knapp und wandte sich dann um. Er ging, ohne sich noch einmal umzuwenden.

      *

      Butler Parker hatte sich in seine ›Bastelstube‹ zurückgezogen und beschäftigte sich mit der Kapsel.

      Diese Bastelstube befand sich im Souterrain des alten, wunderschönen Hauses. Sie war technisch hervorragend eingerichtet und eine gekonnte Mischung aus Labor, feinmechanischer und elektrischer Werkstatt. Hier schuf der Butler seine kleinen Überraschungen, die schon so manchen Gegner zur Verzweiflung getrieben hatten.

      Nach den Andeutungen McWardens war der Butler nur noch neugieriger geworden. Er wollte das Geheimnis der Kapsel ergründen. Sie schien im übertragenen Sinne doch so etwas wie einen doppelten Boden zu haben. Warum wären Lady Simpson und Kathy Porter sonst wohl von dem jungen Mann bedroht worden?

      Der Butler schaute sich den Zettel noch einmal sehr genau an. Er untersuchte ihn mit polarisiertem Licht, nahm eine Probe vor, ob vielleicht irgendeine Botschaft mit Geheimtinte abgefaßt worden war und studierte dann die medizinischen Hinweise auf den Impfdaten. Sie bestanden aus großen Buchstaben und Ziffern. Diese Zeichen konnten durchaus eine Art Schlüssel darstellen. Parker nahm sich vor, diese Eintragungen so schnell wie möglich einem Mediziner vorzulegen. Nur solch ein Mann konnte ihm sagen, ob sie regulär waren oder nicht.

      James Findlay war also laut McWarden ins Konzert gegangen, um hier Kontakt mit einem Agenten aufzunehmen. Findlay sollte angeblich Spionagematerial entgegennehmen und dafür zahlen. Der Superintendent hatte anklingen lassen, daß diese Bezahlung durch die Übergabe der Kapsel erfolgen sollte.

      Josuah Parker spannte zuerst die obere, dann die untere Hälfte der Kapsel in einen Schraubstock und schnitt sie mit einer winzig kleinen Kreissäge auf. Sie war nicht größer als das Instrument eines Zahnarztes. Anschließend bog er die Hülsen auseinander und glättete sie. Mit einer starken Lupe untersuchte er nun die Innenwandungen der beiden Kapselhälften.

      Ratlos richtete er sich auf. Nichts war zu sehen. Das Metall war glatt und unbehandelt. Hatte der überfallene Findlay die Kapsel gemeint, die Lady Simpson an sich genommen hatte? Befand man sich vielleicht auf einer völlig falschen Spur? Nein, das kam eigentlich nicht in Betracht, denn da war ja noch immer der Überfall auf Lady Simpson und Kathy Porter. Der junge Mann war eindeutig hinter dieser Kapsel her gewesen.

      »Ich hoffe, Sie haben das Geheimnis endlich gelüftet«, sagte Lady Simpson, die sich nach unten in Parkers Bastelstube bemüht hatte. Sie schaute sich die aufgetrennten Kapselhälften oberflächlich an.

      »Ich muß leider außerordentlich bedauern, Mylady«, gab Parker zurück.

      »Sollte man McWarden aufs Kreuz gelegt haben?« fragte die Hobbydetektivin grimmig.

      »Diese Möglichkeit, Mylady, darf nicht übersehen werden«, erwiderte Parker. »Sind Mylady sicher, die richtige Kapsel sichergestellt zu haben?«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« Lady Simpson sah ihren Butler mehr als erstaunt an.

      »Man sollte, wenn ich es so ausdrücken darf, jede Möglichkeit in Betracht ziehen.«

      »Findlay kann nur die gemeint haben.« Die Lady deutete auf die beiden aufgeschnittenen Hälften. »Er stammelte etwas von einer Kapsel und riß sich dabei das Hemd auf. Und dann denken Sie doch an diesen Strolch, der Miß Porter und mich überfallen hat. Er wollte diese Kapsel haben und keine andere. Er schien sie zu kennen.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit zur Zeit ein wenig ratlos«, bekannte Josuah Parker. »Darf ich mich erkühnen, einen Vorschlag zu unterbreiten?«

      »Zieren Sie sich nicht, Mr. Parker.«

      »Sollte man die Kapsel samt Inhalt nicht der amerikanischen Botschaft Zuspielen? Vielleicht stehen da Interessen auf dem Spiel, die keineswegs einen weiteren Aufschub dulden.«

      »Und wir geben damit den Fall ab, Mr. Parker?« Lady Simpson behagte diese Vorstellung überhaupt nicht.

      »Nationale Sicherheiten könnten auf dem Spiel stehen, Mylady.«

      »Nun gut, schicken Sie das Zeug weg, Mr. Parker.« Lady Simpson hatte sich zu einem Entschluß durchgerungen. »Vergessen wir also diesen kleinen Zwischenfall. Aber ich bitte mir eines aus.«

      »Mylady?« Parker sah die energische Lady erwartungsvoll an.

      »Besorgen Sie mir gefälligst einen Ersatzfall«, grollte Lady Simpson. »Sie wissen, ich brauche einen passenden Stoff für meinen Bestseller!«

      *

      Josuah Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und fuhr durch die nächtliche Stadt.

      Sein Ziel war die amerikanische Botschaft. Er wollte die beiden aufgetrennten Kapselhälften und den Zettel mit den medizinischen Hinweisen so schnell wie möglich los werden. Natürlich hatte er sich eine Fotokopie dieses Zettels angefertigt, doch das nur für besagten Fall des Falles. Parker hatte auch die Kapselhälften sorgfältig fotografiert. Er war eben