löste den Mechanismus aus. Der Ball schoss in einer verwirrend unberechenbaren Flugbahn vorwärts, doch Grag erwischte ihn trotzdem mit seinem Schläger, und er sauste zischend davon. Der Roboter rannte den Kraterpfad entlang, seine Metallgliedmaßen schepperten. Otho setzte zu einem weiteren übermenschlichen Sprung an und holte sich den Ball.
»Du bist raus!«, krähte er und machte einen Satz nach vorn, um sich den Schläger zu schnappen.
»Warte mal kurz!«, rief Curt Newton. »Lass mich mal einen Blick auf deinen Gleichgewichtsregler werfen, Otho.«
Otho wollte ihm widersprechen, aber Curt schnappte sich ihn und untersuchte den Kasten, der an seinem Gürtel befestigt war – es handelte sich um den Regler, dessen Kraftfeld die Schwerkraft in jeder Welt gleich einstellte.
»Genau, wie ich es mir gedacht hatte«, sagte Curt mit vernichtender Stimme. »Du hast den Regler so eingestellt, dass du nicht mehr als fünf Kilo wiegst. Kein Wunder, dass du plötzlich so hoch springen kannst.«
»Foul!«, brüllte Grag wütend. »Wenn ich dich in die Finger kriege, du verdammter Gummilappen! Mit dir wische ich den Mond sauber!«
»Ach, das war doch nur ein kleiner Streich«, erwiderte Otho kleinlaut. »Er sollte euch zum Lachen bringen. Nimm lieber wieder den Schläger in die Hand und hör auf zu heulen.«
Aber Grag war immer noch wütend, als er wieder nach dem Schläger griff und sich Otho zuwandte. Der Androide warf den Ball noch einmal. Grag, der nun wirklich aufgebracht war, erwischte ihn mit der ganzen Kraft, die seine gewaltigen Metallarme hergaben. Ein lauter Knall folgte und der Steinball flog nach oben. Diesmal kam er nicht wieder herunter.
»Bei allen Teufeln des Weltraums, Grag hat den Ball aus der Mondumlaufbahn geschlagen!«, rief Otho erschrocken aus.
Curt lachte. Die niedrige Schwerkraft des Mondes hatte es nicht geschafft, den Ball, in seiner Umlaufbahn zu halten.
»Damit hat Grag gewonnen«, sagte Curt. »Er könnte jetzt tausend Mal den Kraterbodenpfad entlanglaufen, wenn er das wollte, aber ich gestehe ihm den Sieg auch so zu.«
»Ich hole noch einen Ball, und dann werden wir ja sehen, wer das nächste Spiel gewinnt«, rief Otho zornig.
Der Androide ging auf die Treppe zu, die durch das Mondgestein zu der Luftschleuse führte, durch die man die Wohnstätte der Futuremen betrat. Doch dann blieb er unvermittelt stehen.
»Da kommt Simon, er scheint es eilig zu haben.«
Eine erstaunliche Gestalt war aus der Luftschleuse gekommen. Es handelte sich um den dritten Futureman, Simon Wright.
Simon war einst ein brillanter, alternder Wissenschaftler von der Erde gewesen. Als er schwer erkrankte und sein Tod kurz bevorstand, hatte Curts Vater sein Gehirn chirurgisch entfernt und es in einen speziellen Serumkasten gelegt.
Dieser Kasten bestand aus durchsichtigem Metall und enthielt das Serum und die Pumpen und Flüssigkeiten, die das Gehirn am Leben erhielten. In die Vorderseite waren auf beweglichen Fühlern Linsenaugen aus Glas eingelassen, außerdem befand sich dort die Öffnung für seinen Sprechapparat. Das Gehirn konnte magnetische Strahlen aussenden, die seine Hände ersetzen konnten. Mit ihnen war es imstande, Werkzeuge und Instrumente zu halten, und außerdem ermöglichten es ihm die Traktorstrahlen, flink durch den Raum zu gleiten.
Das Gehirn gab nur selten Gefühle preis. Sein eisiger, körperloser Intellekt hatte sich der Wissenschaft verschrieben und war unempfänglich für Störungen aller Art. Aber in diesem Moment, als seine fremdartige Gestalt auf den blitzenden Traktorstrahlen in die Richtung der Futuremen glitt, hatte seine Stimme einen scharfen und dringlichen Beiklang.
»Junge, der automatische Aura-Alarm ist gerade angesprungen!«, rief er Curt Newton zu. »Ein Schiff nähert sich dem Mond.«
Captain Futures Gesicht wurde hart.
»Der Besucher führt sicher nichts Gutes im Schilde«, fügte das Gehirn mit seiner Reibeisenstimme hinzu. »Nur ein Feind würde versuchen, hier einzudringen. Jeder im System weiß, dass der Mond eine verbotene Zone für Unbefugte ist.«
»Wir warten ab und schauen, wer die Besucher sind«, erwiderte Curt ruhig. »Sucht Deckung hinter den Felsen dort, und lasst euch nicht blicken, bis ich den Befehl gebe.«
Blitzschnell, mit der Effizienz, die charakteristisch war für die erstklassige Zusammenarbeit der Futuremen in Zeiten der Not, verschwanden die vier hinter einer Ansammlung hoch aufragender, zerklüfteter Felsen. Dort wartete Curt zusammen mit seinen Kameraden, wobei er die Protonenpistole an seinem Gürtel vorsichtshalber lockerte.
Es dauerte nicht lang und sie erhaschten die aufblitzende Flamme eines Düsenantriebs im sternenübersäten Himmel. Ein Schiff schoss hinunter in den Tycho direkt auf sie zu und entzündete dabei die Bremsraketen.
»Das ist ein Kalber-Kreuzer, er fasst eine Besatzung von fünf Mann«, brummte Otho. »Da können nicht viele drin sein. Falls das hier ein Angriff ist, ist er ziemlich seltsam.«
»Soll ich die versteckte Protonenkanone aktivieren und das Schiff in die Luft jagen?«, fragte Grag.
»Noch nicht«, erwiderte Curt, der das herabsinkende Raumschiff neugierig beäugte.
Es landete ziemlich unsanft neben dem Glasitfenster ihres Zuhauses. Die Schleuse öffnete sich und ein Mann in einem Raumanzug kletterte heraus. Es handelte sich um einen jungen Erdling, dessen schmales gebräuntes Gesicht unsicher und besorgt wirkte. Sein zweifelnder Blick wanderte zu der Glasitkuppel.
»Der wirkt eher ängstlich als irgendetwas anderes«, brummte Grag, »aber das könnte auch eine Falle sein. Vielleicht warten weitere Angreifer im Schiff.«
»Das werde ich gleich sehen«, sagte Curt.
3. Kapitel: Hilferuf aus der Vergangenheit
Future zog ein flaches, scheibenartiges Instrument aus seinem Gürtel und legte den Schalter um. Sofort wurde seine Gestalt immer durchsichtiger. Dies war eins der mächtigsten Hilfsmittel des Zauberers der Wissenschaften. Das kleine Instrument machte ihn für einige Minuten unsichtbar, indem es seinen Körper mit einem Kraftfeld umgab, das die Lichtstrahlen brach.
Unsichtbar und in Dunkelheit gehüllt, ging Curt lautlos an dem jungen Erdling vorbei und betrat dessen Schiff. Langes Training ermöglichte es ihm, sich beim Gehen vollständig auf sein Gehör zu verlassen. Im Inneren des Schiffs lauschte er konzentriert. Es war niemand dort.
Also kehrte zu dem Neuankömmling zurück. Nachdem er einige Sekunden vor ihm gestanden hatte, verlor das Kraftfeld seine Wirkung und er wurde wieder sichtbar. Zuerst war er nur eine verschwommene Gestalt, doch dann hatte er sich binnen Sekunden vollständig materialisiert. Mit einem kurzen Aufschrei vor Schreck machte der junge Erdling einen Satz nach hinten, als Curt plötzlich vor ihm auftauchte. Noch mehr erschrak er, als Grag, Otho und Simon aus ihrem Versteck hervorkamen. Mit ehrfürchtig aufgerissenen Augen starrte er Captain Future und das seltsame Trio an.
»Wer sind Sie, und was haben Sie hier zu suchen?«, wollte Curt von ihm wissen. »Erklären Sie sich! Sie wissen bestimmt, dass es niemandem gestattet ist, hier ohne Genehmigung zu landen.«
»Ich weiß!«, rief der junge Mann schnell aus. »Aber ich musste herkommen und Sie um Hilfe bitten. Ich heiße Brad Melton.«
»Wenn Sie mich um Hilfe bitten wollen, warum haben Sie dann keine Nachricht an den Präsidenten geschickt?«
»Dieser Kerl ist doch garantiert ein Spion«, zischte Otho drohend.
»Niemand hätte mir meine Geschichte geglaubt«, erwiderte Melton. »Ich weiß ja nicht einmal, ob Sie mir glauben werden, doch ich muss es wenigstens versuchen. Captain Future, ich bitte nicht um Hilfe für mich selbst. Ich bringe eine Nachricht von einem Volk, das unbedingt Unterstützung braucht. Eine