Gregg Braden

MENSCH:GEMACHT


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eine Tatsache – nur nicht für Menschen

       »Wer sind wir … wenn nicht die Geschichten, die wir über uns erzählen, besonders, wenn wir sie für wahr halten?«

      ~ Scott Turow (geb. 1949) ~

      amerikanischer Schriftsteller

      »Warum sind Sie hier?«, fragte eine Stimme von irgendwo in der Dunkelheit.

      Es klang, als stellte jemand diese Frage aus weiter Ferne, und der Jemand schien so weit weg zu sein, dass ich nicht sicher war, ob er mit mir oder einer anderen Person sprach. Ich erinnere mich an ein Gefühl, zur selben Zeit sowohl zu wachen als auch zu schlafen und dabei zu denken, dass ich womöglich träume. Ich hielt es noch nicht einmal für möglich, dass ich die Augen öffnen könnte, um zu sehen, wer der Mann war. Dann hörte ich seine Stimme ein weiteres Mal, und diesmal nannte er meinen Namen. »Gregg … Ihnen geht es gut. Es ist alles in Ordnung. Aber Sie müssen mir sagen, warum Sie hier sind.« Diesmal wusste ich, dass ich nicht träumte – der Mann kannte meinen Namen und sprach mich direkt an. Instinktiv begannen sich meine Augen zu öffnen, während ich den Kopf in seine Richtung drehte. Das Licht über mir war so hell, dass ich blinzeln musste, als ich von meinem Bett zur Decke aufblickte. Überraschenderweise war der Mann gar nicht weit entfernt. Er stand unmittelbar neben mir und schaute hinter einer blauen Chirurgenmaske auf mich hinunter. Sein Anblick versetzte meiner Erinnerung einen Stoß, und plötzlich fiel mir wieder ein, was geschehen war.

      Ich erwachte aus der Narkose, in die ich an diesem Morgen versetzt worden war. Ich befand mich im Aufwachraum der Mayo-Klinik in Jacksonville/Florida. Die Stimme, die ich hörte, war die des Arztes, der mir nur etwa eine Stunde zuvor versichert hatte, dass ich mich bei seinem Team in guten Händen befände und mit mir alles in Ordnung sei. Obwohl er sein Versprechen wiederholte, war ich allerdings nicht auf seine Frage gefasst gewesen, warum ich hier bin.

      Vor weniger als einem Monat war bei einer Untersuchung in einer anderen Klinik eine Wucherung an meiner Harnblasenwand festgestellt worden. »Irgendetwas ist in Ihrer Blase, das da nicht sein sollte«, hatte mir der erste Doktor gesagt. »Es muss entfernt werden.« In dem Wunsch, bei dem, was auch immer getan werden müsse, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, wandte ich mich an die renommierte Mayo-Klinik, um noch eine zweite Meinung zu hören. Dort erfuhr ich, dass die einzige Möglichkeit, die Gutartigkeit der Geschwulst mit Sicherheit festzustellen, darin besteht, das Gewebe selbst zu überprüfen – also eine Biopsie durchzuführen.

      Was dann aber geschah, war nicht mehr Teil des ursprünglichen Plans. Nachdem ich vollständig anästhesiert und für die Operation vorbereitet war, wurde ich aufgeweckt, weil ein verblüffter Doktor mir eine Frage stellte, die ich in meinem veränderten Bewusstheitszustand kaum beantworten konnte: Warum sind Sie hier? Er stellte diese Frage, weil das Geschwür, das man bei der Untersuchung entdeckt hatte, verschwunden war. Der Chirurg sagte mir, dass es nichts zu entfernen gebe. Meine Blase sei völlig normal und gesund. Um das zu bekräftigen, zeigte er mir eine nur wenige Augenblicke vorher angefertigte Farbfotografie meines Blaseninneren.

      Während ich mich bemühte zu begreifen, was er sagte, benutzte der Chirurg die Spitze seines Stiftes, um mir damit genau zu zeigen, wo sich die Wucherung in den früheren Scans befunden hatte. Dabei betonte er, dass es keinerlei Blutung, keine Verfärbung und kein Narbengewebe oder irgendein anderes Anzeichen dafür gäbe, dass dort jemals etwas Ungewöhnliches existiert hätte. Und er wollte nun wissen, warum. Er wollte wissen, wie so etwas passieren konnte.

      In meinem benommenen Zustand war ich mit meiner Antwort nicht so schlagfertig, wie ich es gerne gewesen wäre. Ich tat mein Bestes, um dem Arzt von meinen Recherchen über das Selbstheilungspotenzial des menschlichen Körpers und die alten Heilkünste zu berichten, in denen man dieses Potenzial genutzt hat, sowie auch von der Wissenschaft, die heute bestätigt, dass sich unsere Körper selbst heilen können, wenn man für die dafür notwendigen Bedingungen sorgt. Die letzte Erinnerung, die ich an diesen Doktor habe, ist, dass er sich umdrehte und zur Tür ging, während ich versuchte, seine Frage bestmöglich zu beantworten. Die Erklärung, die ich ihm für das von uns beiden an jenem Tage Beobachtete anbot, war offensichtlich nicht das, was er erwartet hatte, und auch nicht das, was er hören wollte.

      Als ich später, nachdem ich mich wieder erholt hatte, über die Reaktion meines Arztes nachdachte, konnte ich seine Frustration verstehen. Es gibt in der Ausbildung eines modernen Mediziners absolut keine Anhaltspunkte, die ihm die Annahme erlauben, dass wir eine selbstheilende Beziehung zu unserem Körper haben. Und genau aus diesem Grund hat ein Ärzteteam, wenn eine Erfahrung wie in meinem Fall auftritt, nur begrenzte Möglichkeiten, eine Erklärung dafür anzubieten. Im Allgemeinen schieben sie das Phänomen dann auf einen Fehler bei der Diagnose, eine unerklärliche Spontanheilung oder ganz einfach auf ein Wunder.

      Aus der Sicht meines Arztes war in seinem OP-Saal gerade ein Wunder geschehen, und er versuchte, einen Sinn darin zu erkennen. Aus meiner Sicht war das Geschehene allerdings weniger ein Wunder, sondern hing eher mit einer bestimmten Technologie zusammen – einer kraftvollen inneren Methode, die jedem von uns zugänglich ist –, auch wenn ihre Existenz im Laufe der Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

      Seit 1986 habe ich die Weisheit, die Grundlagen sowie, wenn möglich, auch die Methoden erforscht, die antike und indigene Traditionen hinsichtlich unserer Fähigkeit zur Selbstheilung gepflegt haben. Von den Mönchen, Nonnen und Äbten in den Klöstern Tibets, Nepals und Ägyptens bis hin zu den indigenen Heilern und Schamanen im Dschungel von Yucatán in Mexiko und in den Anden im südlichen Peru, zu unseren uralten Ahnen und ihren modernen Entsprechungen – sie alle haben ihr Bestes gegeben, um das Wissen von der intimsten Beziehung zu bewahren, die wir überhaupt haben können: der Beziehung zu unserem eigenen Körper. Und obwohl dieses Wissen, das sie weitergaben, keine Wissenschaft im klassischen Sinne darstellt, haben neue wissenschaftliche Entdeckungen in der Genetik, der Molekularbiologie und auf den neuen Gebieten der Epigenetik und Neurokardiologie viele der in den altertümlichen Traditionen beschriebenen Zusammenhänge bestätigt.

      Als es aber um meinen eigenen Körper ging, hatte eine Kombination aus meiner wissenschaftlichen Ausbildung und den beschränkten Vorstellungen, die mir in jungen Jahren durch meinen alkoholkranken Vater und unsere dysfunktionale familiäre Umgebung mitgegeben worden waren, einen tief verwurzelten Zweifel zurückgelassen, ob mir eine solche Heilung möglich sei; und dies, obwohl ich eigentlich fest daran glaubte und die Erfolge anderer dabei beobachtet hatte. Daher bezweifelte ich noch immer meine Fähigkeiten, bei mir selbst eine so glückliche Heilung zu vollbringen, wie ich sie bei anderen Menschen gesehen hatte, obwohl ich zwischen meiner Diagnose und der geplanten Operation in der Mayo-Klinik Yoga-Techniken, Qigong und andere Heilkünste praktiziert, Heilkräuter eingenommen, eine Rohkostdiät eingehalten und mich nach besten Kräften um emotionale Veränderungen bemüht hatte. Wegen dieses Zweifels hatte ich entschieden, dass die moderne Technologie einer der weltweit angesehensten medizinischen Fakultäten angesichts meiner Diagnose, eine verantwortungsbewusste Wahl war.

      Als ausgebildeter Wissenschaftler kann ich Ihnen nicht sagen, dass die Praktiken, Techniken und Veränderungen des Lebensstils, derer ich mich in jenen zwei Wochen befleißigte, die Ursache dafür waren, dass das Ärzteteam bei der Operation nichts vorfand, was entfernt werden musste. Was ich sagen kann, ist, dass durch neue wissenschaftliche Entdeckungen nachgewiesen wurde, dass bestimmte in der Vergangenheit bekannte Heilmethoden das Gleichgewicht in unserem Körper wiederherstellen können. Diese Erkenntnisse laden uns zu einer ehrlichen Neubewertung der ziemlich einengenden Geschichte ein, die uns über unseren Ursprung als Art und über unsere Fähigkeiten erzählt wurde. Wenn wir die von den fortgeschrittensten Wissenschaften der Gegenwart offengelegten Fakten bedenken, scheinen Spontanheilungen und Wunder wie das, das ich erlebte, nicht selten und außergewöhnlich, sondern eher ein Phänomen des alltäglichen Lebens zu sein. In den folgenden Kapiteln enthülle ich diese Entdeckungen und die Geschichte, die sie erzählen. Und diese größere Geschichte gibt uns gute Gründe dafür, die Frage, wer wir sind, neu zu beantworten und unsere Menschheitsgeschichte neu zu schreiben.

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      Wenn Sie schon irgendwann einmal den Eindruck hatten, dass es noch etwas