Wandergenuss in den steirischen Bergen
Wenn man ehrgeizige Ziele in den Bergen einfach ignoriert, dann entsteht Raum für Wandergenuss. Abseits von Hast und Hektik kann man Sinneseindrücke viel tiefer aufnehmen und auf die Seele wirken lassen. Wenn mit jedem Schritt ein neuer Gipfel am Horizont auftaucht oder wir einem wahren Gipfelmeer gegenüberstehen, dann ist das nicht nur ein Hochgenuss für unsere Augen. Nein, denn wir haben dabei das Gefühl, dass sich auch unser eigener Horizont erweitert und dass wir »über den Dingen stehen«, die uns belasten können – wie die Sorgen des Alltages, Beziehungskummer und Berufsstress. Der Aufenthalt in der Natur lindert Kummer und Sorgen und macht den Kopf frei. Wandern ist ein Ausdruck der Lebensfreude, wenn man sich an der schönen Flora am Wegesrand oder an Tierbegegnungen erfreuen kann. Wenn wir durch Wälder streifen und den würzig-harzigen Duft wahrnehmen oder einfach nur die unbelastete, reine Bergluft genießen, dann erfüllt uns das mit außerordentlicher Freude, denn wir kennen den Smog und den Treibstoffgeruch in den Städten und an den stark befahrenen Straßen. Eigentlich sollte man die gute steirische Bergluft in Dosen verpacken und verkaufen! Und auch unser Geschmackssinn erlebt in den Bergen Sinnesfreuden: Nirgendwo schmeckt Wasser besser als Quellwasser vom Berg! Hat man als Selbstversorger Getränke mitgebracht, so kann man den einen oder anderen Bergbach als Kühlschrank verwenden, der schon nach wenigen Minuten wirkt. Wir kennen auch die belebende Wirkung, wenn wir müde Füße im frischen Bergwasser kühlen. Die einheimische Gastronomie, die uns zu den jeweiligen Touren geboten wird, legt meistens Wert auf gesunde Nahrungsmitteln aus eigener Produktion oder aus der unmittelbaren Region. Kulinarisch ist die Steiermark vor allem für Steirerkas, Steirerkrapfen, Kürbiskernöl und Wein bekannt. Auf den steirischen Almen brauchen wir keine Angst davor zu haben, dass wir Tiertransporte über Tausende von Kilometern unterstützen, die Speisen genmanipuliert oder mit ungesunden Stoffen zur Haltbarmachung versetzt sind. Und seien wir ehrlich: Schmeckt nicht ein gepflegtes Bier auf der Alm besser als zu Hause? Manche Gasthöfe sind mit Zertifikaten der »Genuss- Region Österreich« als »Genuss-Wirte« ausgezeichnet.
Ein empfehlenswerter Zwischenstopp auf der Teichalm: die Latschenhütte (TOUR 28)
Genuss hängt aber auch von der eigenen Kondition ab. Lassen Sie sich nicht drängen, und lassen Sie sich Zeit beim Wandern, dann wird der Erlebniswert viel größer sein. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie einen Steirer nach der Wegzeit fragen und Sie dann doppelt so lang brauchen. Manche Steirer scheinen in diesem Land ja schon mit Bergschuhen auf die Welt gekommen zu sein!
Steirersee auf der Tauplitzalm
Die steirischen Berge zählen zu den schönsten Landschaften in Österreich und sind in ihrem Landschaftsbild äußerst vielfältig: von hellen, prallen Felswänden der Nördlichen Kalkalpen über die wasserreichen Niederen Tauern mit ihren zahlreichen Bergseen und dunklen, kristallinen Gipfelketten bis hin zu den gerundeten, almenreichen Erhebungen der Nockberge und Steirischen Randgebirge und zu den Hügeln im Steirischen Vulkanland und an den Steirischen Weinstraßen. Die Fülle an Möglichkeiten für Wandergenuss in diesem herrlichen Gebiet ist riesengroß. Dagegen kann die Tourenauswahl in diesem Wanderführer nur einen kleinen Teil abdecken. Diese sind ein Anreiz, die Steiermark noch weiter auf Genusswegen zu entdecken. Viele Gebiete, die im Buch nicht enthalten sind, könnte man hier noch nennen, wie die Tauplitzalm, die Gamser Nothklamm, den Grünen See von Tragöß, Planai, Sattentalalm, die Kaltenbachseen, die zahlreichen Talwanderungen in den Niederen Tauern, die Grillitschhütte von der Weinebene aus, den Geotrail in Kapfenstein, die Remschniggalm, usw. Die Auswahl für Wandergenuss in der Steiermark ist wirklich enorm.
Ich wünsche allen, die diesem Buch folgen mögen, genussreiche Ausflüge oder Urlaube in diesem wundervollen österreichischen Bundesland!
Andreas Adelmann
Am Stoderzinken haben sich Schafe schon an den Anblick von Paragleitern gewöhnt (TOUR 6).
Praktische Informationen
Die Touren
Die Piktogramme neben der jeweiligen Tour beziehen sich auf Schwierigkeit, Dauer, Höhenunterschied und Weglänge, um die Eckdaten des Tourenvorschlages schnell erfassen zu können.
Die Schwierigkeit wurde für dieses Buchprojekt lediglich auf leicht und mittel bezogen, da hier auf sportliche Höchstleistungen verzichtet wird.
Leicht sind immer Touren, die primär keine großen Höhendifferenzen (bis 200 Meter) aufweisen und bei denen die Wege im Großteil nicht steil verlaufen. Die Grebenzen (Tour 18) liegt z. B. nach dieser Einteilung gerade noch im Bereich der leichten Touren.
Mittel wurden Touren eingestuft, die mehr als 200 Meter Höhenunterschied aufweisen. Die größten Anforderungen stellen in diesem Bereich die beiden Gipfeltouren auf die Karlspitze (Tour 12) und den Kreiskogel (Tour 20)