Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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Flug aller Voraussicht nach überleben. Der Rest der Besatzung nicht.

      Immerhin schien kein Angriff bevorzustehen. Aber ohne Überlichtflugkapazitäten stellte die SCIMOR auch für niemanden eine ernst zu nehmende Gefahr dar.

      Die geortete Station war in den Sternkatalogen der Tefroder nicht verzeichnet. Was nicht viel hieß: Die Weltraumbahnhöfe der Maahks waren von Beginn an Geheimprojekte gewesen. Allerdings waren unsere Technoanalytiker weitgehend überzeugt, dass das große Objekt baugleich mit dem Weltraumbahnhof sein musste, den die terranischen Kataloge unter dem Namen Forril-Station führten. Forril war ein Ausweichbahnhof, deutlich kleiner als Central-Station, Midway und Lookout. Ob Forril aber überhaupt noch existierte, wussten die Tefroder nicht.

      Die nächsten Tage verstrichen mit frustrierenden Experimenten. Die Linearraumkonverter wurden mal mehr, mal weniger modifiziert. Nichts half; wir lagen unter Licht fest.

      Es war deswegen geradezu eine Erleichterung, als am 22. November 1638 NGZ – elf Tage, nachdem die SCIMOR aus dem Linearraum gerissen worden war – die fremden Raumschiffe auftauchten.

      *

      Es waren vier Kugelraumer, allesamt mit einem Durchmesser von 1900 Metern. Sie wiesen mit ihrem Ringwulst die typisch tefrodische Bauart auf. Allerdings wurden die beiden Polbereiche von je einer Kuppel überwölbt, die je gut 80 Meter durchmaß und 40 Meter hoch und tief war und aus der vier antennenförmige Aufbauten ragten.

      Später sollte ich erfahren, dass es sich um modifizierte Schiffe der KAVNA-Klasse handelte, damals die kampfstärkste Klasse des Virthaniums, des tefrodischen Sternenreiches in Andromeda.

      Die Kugelraumer flogen, nachdem sie aus dem Linearraum getreten waren, mit etwa 45 Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf uns zu und hielten sich damit außerhalb der Kernschussreichweite unserer Waffen.

      Wir vermuteten, dass andererseits sie auch uns nicht hätten treffen können.

      Die vier Raumer flogen ohne besondere Formation.

      Dem Tamaron lag daran, die Initiative zurückzugewinnen. Er funkte die Schiffe an, aber es dauerte eine Weile, bis wir Antwort erhielten. Ich vermutete, dass es diese Zeit kostete, um einen Hyperfunkkanal aufzubauen. Dann meldeten sich die Ankömmlinge.

      »Hier ist Yal Berrn, Kommandant der YEDD-3. Identifiziert euch.«

      Der Tamaron antwortete und stellte sich vor; dann bat er um die Einflugerlaubnis nach Andromeda und darum, die Überlichtflughindernisse zu beseitigen.

      Wir hatten wenig Zweifel, dass diese Raumschiffe vom Weltraumbahnhof in acht Lichtjahren Entfernung stammten. Auch lag der Gedanke nahe, dass diese Tefroder etwas wie die Wächter von Andromeda und letztlich für die Unterbrechung unserer Reise verantwortlich waren.

      Yal Berrn bestätigte unsere Vermutungen, wenn auch nicht ausdrücklich. »Beendet unverzüglich den Gefechtszustand eures Trägerschiffes und seiner Beiboote. Desaktiviert die höherwertigen Schutzschirme. Wir bringen euch zum Weltraumbahnhof YEDDVEN. Haltet euch an die Anweisungen, die wir eurer Schiffspositronik übermitteln. Eine Einflugerlaubnis nach Andromeda wird nicht erteilt.«

      »Warum nicht?«, fragte der Tamaron.

      »Ihr kommt aus der Milchstraße«, antwortete Berrn, als wäre das eine Antwort.

      Sollte Vetris-Molaud gehofft haben, sein Name und seine Funktion würden ihm alle Tore nach Andromeda öffnen, sah er sich nun getäuscht.

      *

      Die vier Schiffe umgaben die SCIMOR etwa in Äquatorhöhe. Zwischen den Antennen oberhalb der Pole zuckten Blitze hin und her und webten ein schwachrot glühendes Feld. Diese Felder flossen wie ein energetischer Mantel über die Schiffshüllen. Kurz darauf blähten sich die Mäntel in Richtung der SCIMOR aus und hüllten das Schiff ein.

      Die vier Schiffe beschleunigten und nahmen die SCIMOR mit Traktorstrahlen in Schlepp.

      Sin-Zemhoute saß wieder unter der SERT-Haube. »Die navigatorische Abteilung der Schiffspositronik empfängt einen Leitstrahlimpuls und folgt«, sagte sie. »Linearraumkonverter werden nicht aktiviert.«

      Der kleine Verband beschleunigte weiter. Dann leuchtete die Energieblase auf, die uns umspannte.

      »Wir sind in der Librationszone«, teilte die Pilotin uns mit. »Die Halbraumblase bewegt sich mit 35.000-facher Lichtgeschwindigkeit Richtung Weltraumbahnhof. Ankunft dort voraussichtlich in zwei Stunden.«

      Zwei Stunden für acht Lichtjahre – wir brachen nicht unbedingt alle Überlichtflugrekorde. Aber es fühlte sich dennoch an wie eine Befreiung. Jedenfalls, bis man sich wieder klarmachte, dass die SCIMOR nicht aus eigener Kraft flog, sondern auf Gedeih und Verderb von den Andromeda-Tefrodern abhing.

      Nach knapp zwei Stunden kehrte der Verband in den Normalraum zurück. Die Transportblase erlosch. Der Weltraumbahnhof lag etwa zehn Millionen Kilometer entfernt. Wir orteten keinen höherwertigen Schutzschirm. Allem Anschein nach war auch kein offensives Waffensystem aktiviert und auf die SCIMOR gerichtet. Keine Spur von einem Deflektorfeld: Die beiden Oberflächen der Scheibe lagen, wenn auch nicht sehr hell, ausgeleuchtet vor unseren Augen.

      In einem Abstand von wenigen Tausend Kilometern kreisten weitere zwei Dutzend 1900-Meter-Raumer der Tefroder um die Station. Alle verfügten über die bereits bekannten Polaufbauten.

      Auf der oberen wie unteren Landefläche des Weltrumbahnhofs standen Raumschiffe, überwiegend tefrodischer Bauart, aber nicht nur.

      Ich entdeckte ein sehr flaches, diskusförmiges Schiff, einen makellosen Würfel mit 122 Metern Kantenlänge ohne jeden Aufbau oder sonstige Kennzeichen, und einen Doppelkugelraumer, den ich auf den ersten Blick für ein Schiff der Cheborparner hielt: Die obere Kugel durchmaß 180 Meter, die untere 90, war aber – anders als bei den Modellen der Cheborparner – semitransparent und eröffnete den Blick auf dicht gepackte Maschinerien. Nach lemurischer Sitte war die Bezeichnung auf die Zelle gemalt. Ich entzifferte die Buchstaben mühelos, obwohl sie in vielen Details von der Schrift der Milchstraßen-Tefroder abwich, einfacher wirkte, eindringlicher, eleganter: BURA HOMT – was etwas archaisch, aber durchaus verständlich war: das Zweite oder das Neue Licht.

      Die Dimensionen der gelandeten Raumfahrzeuge waren deutlich geringer als bei den anderen Kugelraumern im Orbit der Station.

      »Kein einziges Maahkschiff zu sehen«, informierte uns einer der Sensorspezialisten. »Innerhalb der Station gibt es offenkundig eine Sauerstoffatmosphäre. Wenn Räume existieren, die mit Wasserstoff geflutet sind, müssen sie sich tief im Inneren der Station befinden und besonders ortungsgeschützt sein. Wo sind unsere sichelköpfigen Freunde?«

      Der Tamaron warf mir einen kurzen Blick zu. Es war tatsächlich rätselhaft. Die Vorfahren der Tefroder, die Lemurer, hatten ursprünglich kein großes Interesse an den Weltraumbahnhöfen gehabt, die von den Maahks erbaut und benutzt worden waren, um den Abgrund zwischen den Galaxien zu überbrücken. Auf diesen Bahnhöfen konnten Schiffe zwischenlanden und ihre Überlichtkonverter austauschen, die in die Werftabteilungen der Bahnhöfe wanderten und dort generalüberholt wurden.

      Die Lemurer übersprangen diesen Abgrund traditionell hingegen mithilfe der Sonnentransmitter.

      Nun benötigten die Maahks die Bahnhöfe ihrerseits seit vielen Jahrtausenden nicht mehr. Hatten sie sie deswegen aufgegeben? Veräußert? Den Tefrodern zur Verfügung gestellt?

      »Das wird sich klären lassen«, sagte ich. »Wir sollten vorläufig über etwas anderes nachdenken.«

      »Worüber?«, fragte Lanbal.

      »Wir haben die Station geortet, und also wird die Station uns geortet haben. Warum hat man uns so lange warten lassen?«

      »Weil man uns geortet, andere Stellen darüber in Kenntnis gesetzt und deren Befehle abgewartet hat, vermute ich«, antwortete der Tamaron.

      Etwas später wurden wir vom Weltraumbahnhof angerufen. Im Zentralholo erschien das runde Gesicht eines Tefroders mittleren Alters. Das Gesicht war üppig, die Lippen voll, die Ohrmuscheln gewaltig. Das dichte, blauschwarze