Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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den Roboter aber per Fernzugriff so programmieren, dass niemand außer Rhodan schwere Schäden davontragen durfte.«

      »Geschenkt«, sagte Lee barsch. »Ich will wissen, ob du allein an Bord agierst oder ob sich noch andere Vanothen in meinen Kugelraumer geschlichen haben!«

      Sie senkte den Blick. »Ich bin Leutnant Errin Lhorga«, betete sie dann die Worte ihres Mantras herunter. »Stationiert auf der CISTOLO KHAN.«

      »Spar dir das!«, verlangte Lee. »Perry Rhodan, Muntu Ninasoma – ich kann für diesen Zwischenfall nur um Entschuldigung bitten. Es hätte auf meinem Schiff nicht passieren dürfen. Ich bürge ab sofort persönlich für eure Sicherheit.«

      »Du stehst uns schon immer nahe, Kommandant!«, sagte Lhorga. »Du verstehst doch genau, warum ich es getan habe!«

      Lee fuhr herum, deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie. »Ich kann die Beweggründe und Gedanken von Vanothen nachvollziehen, ja. Aber Extremisten, die zur Waffe greifen? Niemals.«

      »Ich denke, wir verdienen einige Erklärungen«, sagte Rhodan.

      Hanko Lee nickte. »Ich werde es versuchen, obwohl nicht mehr viel Zeit bleibt, bis Gabril da Gonozal eintrifft.«

      *

      Der Sicherheitsdienst führte Leutnant Errin Lhorga ab.

      Hanko Lee brachte seine beiden Gäste in einen Besprechungsraum, der im Vergleich zu dem Café einen klaren Vorteil und einen ebenso deutlichen Nachteil aufwies. Er war merklich offizieller und auch besser gesichert – aber er hatte weitaus weniger Charme, sondern strahlte vielmehr die Tristesse aus, die derlei Räumlichkeiten meistens anhaftete.

      Kahle Wände, ein gewaltiger Metalltisch, etliche Stühle rundum, sonst nichts. Rhodan fiel allerdings etwas am Rand der Tischplatte auf, das ein unbedarfter Beobachter für einen Puppenstuhl hätte halten können. »Es gibt Siganesen an Bord?«

      »Mein Erster Offizier. Er gehört zur dritten Generation, die nach der Zerozone geboren ist. Es gab bei der Versetzung eine kleine Gruppe seines Volkes in Neu-Atlantis, ursprünglich allesamt Mediker.« Lee warf einen Blick auf die Uhr. »Beim Stichwort Neu-Atlantis denke ich an Gabril da Gonozal. Sofern er pünktlich ist, trifft er in wenigen Minuten ein. Bis dahin sollt ihr die Hintergründe des Angriffs erfahren.«

      Rhodan setzte sich. »Du hast ... Vanothen erwähnt. Was hat es damit auf sich?«

      »Die Lage ist kompliziert.« Lee nahm seinem Gast gegenüber Platz. Kommandant Ninasoma blieb stehen. »Es gibt einige, die euch und vor allem dir, Perry Rhodan, bis zu einem gewissen Maß feindlich gesinnt sein werden, wenn sich deine Ankunft allgemein herumspricht.«

      »Dieses gewisse Maß scheint recht eindeutig zu sein«, meinte Rhodan.

      »Nicht sämtliche Vanothen treten derart radikal auf, davon bin ich überzeugt. Wahrscheinlich wird dein Auftauchen die Gruppe spalten. Aber zunächst solltest du wissen, womit du es zu tun hast. Die Vanothen bezeichnen sich auch als Irreversibilisten – ihre Forderung lautet, alle Versuche einzustellen, in die ursprüngliche Heimat zurückzukehren. Sie sind der Meinung, unserer Versetzung war keine Katastrophe ... sondern eine Chance.«

      »Ein Gedanke, den du nachvollziehen kannst.«

      »Ist das ein Vorwurf?«

      »Nein«, stellte Rhodan klar. »Du bist in diesem Zwilling geboren – deine Eltern und deren Eltern genauso. Es überrascht nicht, dass du in diesem Solsystem deine Heimat siehst.«

      »Ich sehe sie nicht nur, sie ist es. Aber zurück zu den Vanothen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer ihr derzeitiger Anführer ist. Er bezeichnet sich als Vano – ein Titel, nicht sein Eigenname. Es ist lange her, dass der damalige Vano mit einigen Getreuen in den Untergrund gegangen ist – genauer gesagt, 82 Jahre. Er hieß Porphyrio Dana. Niemand weiß, ob er noch lebt. Der Geheimdienst vermutet, dass er in Skiaparelli untergetaucht ist.«

      »Skiaparelli?«

      »Die Hauptstadt des Mars.«

      »Oh.«

      »Seitdem gilt der Planet als Hochburg der Vanothen.«

      »Woher kommt der Begriff?«, meldete sich Muntu Ninasoma zu Wort.

      »Er geht auf einen Eigennamen zurück: Jathao Vanoth. Er war ein Fremder, keiner weiß, wo er damals hergekommen ist, aber er brachte eine Botschaft, die vieles verändert hat. Unter anderem hat er prophezeit, dass du kommen würdest, Rhodan – und zwar genau da, wo die TESS QUMISHA das Solsystem erreicht hat.«

      »Und den Zeitpunkt hatte er ebenfalls vorhergesagt?«

      »Das nicht – nicht einmal ansatzweise. Seine Prophezeiung ist Jahrhunderte alt! Doch wegen seiner Worte wurde eine Sicherheitszone errichtet, stets nahe beim Neptunmond Triton auf seiner Bahn um den Planeten und um Sol. Eine dort platzierte Überwachungssonde hat die Flotte über eure Ankunft informiert – mein Schiff stand am nächsten. Deshalb waren wir schnell genug vor Ort, um euch vor dem Absturz zu retten.«

      »Also verdanken wir diesem Jathao Vanoth unser Leben«, stellte Rhodan fest. »Aber seine Jünger wollen uns tot sehen.«

      »Jünger ist der falsche Begriff. Stell sie dir nicht wie eine Sekte vor. Jathao hat keine Religion gegründet. Die Irreversibilisten folgen dem nachvollziehbaren Gedankengang, dass wir sämtliche Ressourcen dafür verwenden sollen, uns in diesem Kosmos auszubreiten.« Man hörte dem Kommandanten deutlich an, dass er diesen Überlegungen viel abgewinnen konnte – dass er den Vanothen nahestand, wie die Attentäterin es ausgedrückt hatte. »Neue Kolonien zu gründen. Was schwer genug ist. Fernreisen sind extrem mühevoll – und außerdem gefährlich.«

      Lee brach ab, als ein Mann den Besprechungsraum betrat.

      Der Neuankömmling zog sofort jede Aufmerksamkeit auf sich, seine Präsenz war überwältigend.

      Gabril da Gonozal war ein hochgewachsener Arkonide – auf Terra geboren, also ein Terrarkonide, wie Hanko Lee es bezeichnet hatte – mit zentimeterkurz geschorenen, weißen Haaren. Die Brauen über den roten Augen hatte er abrasiert. Er trug einen eng anliegenden, tiefgrünen Einteiler, der sich an den durchtrainierten Körper schmiegte.

      »Meine Herren.« Seine Stimme klang melodiös, fast wie Gesang, ohne dass er dadurch auch nur einen Hauch seiner Würde verlor. »Welche Freude, euch alle zu sehen.«

      Da Gonozal kam näher und nickte Hanko Lee zu. »Kommandant.« Danach ging er zu Muntu Ninasoma und reichte ihm die Hand. »Gabril da Gonozal«, sagte er, ehe er sich Rhodan zuwandte. »Ich hörte von deiner Ankunft und konnte es zunächst nicht glauben. Hat sich die Prophezeiung doch noch erfüllt. Ich gebe zu, ich zweifelte daran.«

      »Es war nicht einfach, den Weg hierher zu finden.«

      »Davon bin ich überzeugt. Wir suchen seit Jahrhunderten einen Rückweg, und obwohl es ein eigenes Institut zur Erforschung des Dyoversums im Gestänge des Pluto gibt, verstehen wir nur so wenig.«

      Das Gestänge des Pluto.

      Zumindest den ersten Teil dieses Begriffes hatte auch Hanko Lee erwähnt.

      »Ich bin sicher, dass ihr mehr wisst als wir auf unserer Seite des Zwillings«, sagte Ninasoma.

      »Dennoch habt ihr zuerst eine Passage durch die Zerozone gefunden. Dein Schiff ist doch durch die Zerozone gekommen, oder nicht? Es wäre faszinierend, gäbe es noch einen anderen Weg.«

      »Wir haben sie als Transportmedium genutzt«, erklärte Rhodan. »Aber ich muss zugeben, dass wir die Natur dieses Raumes nur ansatzweise verstehen.«

      Gabril da Gonozal lachte. »Exakt so, wie es in den alten Berichten über dich steht. Ein wagemutiger Vorstoß in unbekannte Gefilde.«

      »Würde man immer alles genau erforschen wollen, ehe man es entdeckt, hätte die Menschheit heute noch nicht Terra verlassen. Nichts gegen die Theorie, sie ist notwendig, aber ich bin eher ein Mann der Praxis.«

      »Da unterscheiden wir uns – es gibt wahrscheinlich keinen