Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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Konsequenzen, die sich daraus ergeben.«

      Die Residentin nickte. Wie immer saß ihre Frisur perfekt – das blonde Haar fächerte sich breit über dem Rücken auf und bedeckte ihn bis zur Taille. »Das ist korrekt. Vanoth stellt uns vor einige Rätsel.«

      »Das zweite Thema jedoch ist weniger selbstverständlich«, sagte das Mondgehirn. »Geht es allgemein um die Fortschritte in der Neubesiedelung dieses Solsystems? Oder um die konkreten Pläne zum Ausbau der Infrastruktur von Skiaparelli auf dem Mars?«

      Adams wollte antworten, aber Gisso kam ihm zuvor. »Weder noch.« Sie schmunzelte. »Rat weiter!«

      »Es gibt etwa vierhundert potenzielle Themen«, sagte NATHAN. »Es würde Zeit sparen, wenn ihr ...«

      »Einverstanden«, unterbrach die Residentin. »Wir trauern mit dir um YLA und möchten mehr über die Hintergründe erfahren.«

      »Das wäre mein siebzehnter Vorschlag gewesen. Es bleibt nicht viel zu besprechen. Nach meinem Erwachen gab es keinen Kontakt zu YLA, und daran hat sich nichts geändert. Euch ist bekannt, dass ich die positronische Rechengesamtheit, die sich als YLA bezeichnet, als meine Tochter ansehe. Diese Tochter ist offenkundig verloren.«

      »Wir bedauern das«, sagte Adams.

      »Danke.«

      »Wieso bist du nach all der Zeit erwacht?«

      »Ich vermag keine Ursache zu bestimmen«, behauptete NATHAN.

      »Hat es etwas mit Jathao Vanoth zu tun?«

      »Ich verstehe, warum du diese Frage stellst«, sagte der Rechner. »Ich habe zwölf Jahre lang geschlafen und erwache nahezu exakt zu dem Zeitpunkt, an dem Vanoth auftritt und seine Rede hält. Einen kausalen Zusammenhang kann ich dennoch nicht bestätigen. Irgendein Ereignis würde immer in zeitlicher Nähe liegen. Allerdings lässt sich eine Verbindung ebenso wenig ausschließen.«

      »Was weißt du über Jathao Vanoth?«, fragte die Residentin.

      »Mir ist nicht mehr bekannt als euch. Er bezeichnet sich als Thesan. Von diesem Volk gibt es keinerlei Aufzeichnungen in meiner Datenbank. Die Terraner sind nie auf einen Angehörigen seines Volkes gestoßen. Sollte er sich bereits vor der Versetzung auf Terra aufgehalten haben, weiß ich davon nichts.«

      »Dennoch halte ich es für wahrscheinlicher, als dass er aus diesem kosmischen Bereich stammt«, sagte Adams.

      Sie waren bislang auf kein anderes heimisches Sternenvolk getroffen – es gab pflanzliches und tierisches Leben, auch im Solsystem, aber keine intelligenten Wesen. Eines der vielen offenen Themen, um das sich die Menschheit kümmern musste.

      »Ohne weitere Fakten ist es pure Spekulation, über Vanoths Herkunft zu sprechen«, stellte NATHAN fest. »Mein Rat lautet: Kontaktaufnahme mit ihm.«

      »Der TLD hat versucht, ihn nach seiner öffentlichen Rede zu verfolgen, wurde jedoch abgehängt«, erklärte Adams. »Selbstverständlich suchen wir ihn, hoffen aber gleichzeitig darauf, dass er sein Versprechen wahr macht und sich freiwillig meldet.«

      »Gutgläubigkeit war schon immer eine der terranischen Eigenarten«, sagte das Mondgehirn, »die sowohl zum Guten als auch zum Schlechten führen kann. Wäre das alles?«

      Die Residentin nickte. »Momentan ja.«

      »Dann möchte ich darauf hinweisen«, sagte NATHAN, »dass ich begonnen habe, einen Bereich des Mondes umzuplanen. Zwei Tatsachen sprechen dafür. Erstens die Versetzung in ein unbekanntes kosmisches Gefilde – das Jathao Vanoth als den anderen Zwillingsteil des Dyoversums bezeichnet. Diese Theorie wird zu überprüfen sein. Sicher ist jedoch, dass dieser Bereich des Universums neue Möglichkeiten bietet. Zweitens der Verlust meiner Tochter YLA. Ihr zu Ehren will ich das Ylatorium errichten. Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Beizeiten gilt es, einen Vertrag zu unterzeichnen. Den ersten Rohentwurf dieses Positronischen Konkordats findest du als verschlüsselte Datei in deinem persönlichen Nachrichteneingang, Residentin. Eine einfache Stimmmusteranalyse genügt, den Entwurf zu öffnen.«

      Adams sah, dass Gisso Appelles aufbegehren wollte, doch er legte ihr die Hand auf die Schulter und bedeutete ihr zu schweigen.

      Lesen wir es uns zuerst einmal durch, dachte er. NATHANS ungewohnt forschem Vorgehen entgegentreten konnten sie immer noch.

      *

      Etwa drei Monate später, am 15. Juni 1626 NGZ, stand die Endfassung des Positronischen Konkordats.

      Es handelte sich um die sechsunddreißigste Fassung jenes Dokuments, das NATHAN ursprünglich vorgelegt hatte. Weit mehr als die Hälfte der gewünschten Erweiterungen, Streichungen und Präzisierungen ging auf die Initiative des Mondgehirns zurück.

      Homer G. Adams wohnte in seiner Rolle als Advisor und damit als offizieller Berater der Residentin der Vertragsunterzeichnung bei. Die kleine Zeremonie fand in demselben Büro im Solaren Haus statt, in dem das Konkordat zum ersten Mal zur Sprache gekommen war.

      Ein Notar verlas mit schrecklich monotoner Stimme alle siebenundvierzig Paragraphen des Konkordats sowie die zahllosen Unterpunkte. Für die Presse gab es eine, wie Adams fand, sehr treffende Zusammenfassung, die sämtliche Details auf die beiden wichtigsten Grundregeln zusammenfasste.

      NATHAN würde der Menschheit weiterhin als Hauptrechner zur Verfügung stehen und seine altbekannten Aufgaben übernehmen – wobei das nie zur Debatte gestanden hatte. Das Mondgehirn spielte von Anfang an mit offenen Karten und stellte klar, dass es diesen Teil auf jeden Fall erfüllen würde, schließlich war es dafür erbaut worden. Davon unabhängig hatte es den Begriff der Selbstbestimmung in den Raum geworfen und um eigene Rechte gebeten.

      Rechte, die nun das Positronische Konkordat eindeutig und unmissverständlich regelte.

      NATHAN erhielt als Grundeigentum ein bestimmtes Territorium auf Luna, auf der erdabgewandten Seite des Mondes, den 282 Kilometer durchmessenden Krater Mare Ingenii –das Meer des schöpferischen Geistes, verkürzt auch als Meer der Begabung bezeichnet. Dass es sich um ausgerechnet dieses Gebiet handelte, war kein Zufall, denn NATHAN wollte den Namen dieses Ortes dort umsetzen – seine Kreativität. Eine experimentelle Siedlung sollte in den nächsten Jahren entstehen.

      Als der Notar endlich zum Schluss kam, bestätigte Gisso Appelles den Wortlaut und unterzeichnete kraft ihres Amtes als Residentin für die Menschheit.

      NATHAN signierte ebenfalls – in seinem Fall durch eine akustische Bestätigung vor allen anwesenden Zeugen. »Ich möchte eine Bitte an den Advisor richten«, ergänzte der Rechner.

      »Ich höre«, sagte Adams überrascht.

      »Für meine geplante Siedlung wünsche ich mir einen ... Paten.« Dass das Mondgehirn zögerte, war höchst ungewöhnlich; ob es ein gewollter Effekt war, um dem Ansinnen eine Art menschlichen Touch zu verleihen? »Da ich dich seit Langem kenne, Homer G. Adams, bist du die logische Wahl.«

      »Ein Pate?«, fragte er.

      »Ja.«

      »Für eine Siedlung?«

      »Nicht nur. Auch für meine ...« Wieder dieses Zögern. »... Kinder.«

      »Deine Kinder? Planst du Kopien von YLA?«

      »YLA lässt sich nicht kopieren. Meine Tochter war einmalig. Aber sie diente mir als Inspiration. Ich lade dich ein, zum Mare Ingenii zu kommen. Wenn du meiner Bitte folgst, sollst du den ersten Ylanten kennenlernen.«

      Adams wechselte einen raschen Blick mit der Residentin, dann nickte er. »Ich danke dir für dein Vertrauen. Die Aufgabe als Pate reizt mich. Ich möchte sie annehmen, aber nicht allein.«

      »Brauchst du dabei wirklich Hilfe?«

      »Ich werde Amalia Serran fragen, ob sie dieses Amt mit mir teilt. Ich schätze ihren Rat.«

      »Ein Advisor für den Advisor«, kommentierte NATHAN. »So sei es.«

      *

      »Und wir tun was genau, Gershwin?«,