Sie viel Zeit mit Ihrem Kleinkind verbringen – manchmal zum Spielen, manchmal bei gemeinsamer Hausarbeit – wird die Eltern-Kind-Bindung stärker.
Mit Nähe zurechtkommen
In vielen Nächten, in denen wir beobachtet haben, wie einer unserer Zweijährigen herübergeschlichen kam und sich neben uns ins Bett gekuschelt hat, hatten wir das Gefühl, dass sogar in diesem jungen Alter unser Kleinkind eine Erfahrung für sein ganzes Leben mitnimmt – die Fähigkeit, sich nahe zu fühlen. Kleinkinder, die viel im Arm gehalten und manchmal auch weiterhin gestillt werden, sind sehr daran gewöhnt, gehalten zu werden. Sie suchen den Kontakt zu Menschen, wenn sie aufgeregt sind oder außer sich. Eltern, die ein verbundenes Kind großziehen wollen, begrüßen diese Nähe. Sie stellen fest, dass ihr Kleinkind immer noch manchmal innerlich ein Baby ist und auf Papas Schoß sitzen oder an Mamas Brust trinken muss.
Aggression des Kleinkindes
Die Beziehungen zu Gleichaltrigen unter Kleinkindern sind manchmal schwierig. Sogar ein verbundenes Kind kann es schwierig finden, einen anderen Zweijährigen zu tolerieren. Streitereien folgen und das Kleinkind verliert die Kontrolle und schlägt seinen Spielgefährten. Mit Aggression ist in verbundenen Familien leichter umzugehen. Erst einmal haben verbundene Eltern ein Auge auf die Spielsituationen und können schnell eingreifen und Streitigkeiten auf eine Weise beseitigen, die die Bedürfnisse beider Kinder respektiert. Sie bestehen nicht darauf, dass ein Kind ein besonderes Spielzeug teilt. Stattdessen helfen sie kleinen Kindern, einfache Worte zu benutzen, um eine Lösung zu verhandeln, die für beide Seiten im Konflikt tragbar ist. Zweitens bestrafen sie das aggressive Verhalten nicht, sondern erinnern das Kind daran: »Wir schlagen nicht, wir umarmen uns.« Für verbundene Eltern und Kinder wird der Konflikt ein Moment des Lernens. Das Kind lernt zwei Lektionen: Schlagen ist für Mutter und Vater nicht akzeptabel und es gibt andere, bessere Wege, Probleme zwischen Menschen zu lösen.
Ausdrucksstarke Kinder
Weil verbundene Kinder so viel Zeit von Angesicht zu Angesicht mit ihren Betreuern verbringen, sind sie damit vertraut, sich selbst auszudrücken. Wenn ich in einen Untersuchungsraum komme, um einen kleinen Patienten zu treffen, hinterlassen verbundene Kinder einen großartigen ersten Eindruck. Ihr Gesichtsausdruck zeigt ein »Ich bin an dir interessiert«, auch wenn sie sich ihrer Mutter zuwenden, auf der Suche nach Hinweisen, wie sie sich verhalten sollen.
Man erkennt verbundene Kinder in einer Kindergruppe. Sie sind diejenigen, die die Menschen anschauen, statt verloren auszusehen. Sie sind diejenigen, die Augenkontakt suchen, die wissen, dass die Menschen und die Welt um sie herum weitaus interessanter sind als irgendetwas im Fernsehen oder auf dem Computerbildschirm. Sie sind entspannt, aber doch voller Energie. Sie sind liebenswert und haben kein Problem mit Nähe. Sie reden ausreichend, um ihre Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen, ohne störend zu sein. Auch wenn sie etwas schüchtern sind und nahe bei Mutter oder Vater bleiben, hängen sie doch nicht krampfhaft an ihnen in der Angst, dass sie niemand beachtet.
Ein Grund, warum verbundene Kleinkinder so ausdrucksstark sind, ist, dass ihre Eltern ihnen geduldig zuhören und auf ihre Kommunikationsversuche antworten, indem sie eine klare, einfache Sprache verwenden. Sie hören mit dem auf, was sie gerade tun, und konzentrieren sich auf ihr Kind, das an ihrem Bein zupft und versucht, etwas zu sagen. Sie beobachten ihr Kind intensiv auf der Suche nach Anzeichen, dass es versteht, was gesagt wird, und formulieren ihre Kommunikation noch einmal um, wenn sie zu komplex war.
Eltern beklagen sich oft, dass sie Probleme haben zu verstehen, was ihr Kleinkind will, weil das Kind noch nicht viele Worte gebraucht. Wir sagen ihnen, sie sollen auf die Augen des Kindes achten. Man bekommt aus ihrem Gesichtsausdruck eine Ahnung davon, was kleine Kinder benötigen. Ihr Kleinkind weiß genau, was es Ihnen erzählt, und seine Augen reden oftmals wortgewandter als seine Stimme. Aufmerksam seine Augen zu beobachten, wenn Ihr Kleinkind »seine Seele offenbart«, hilft oft, den wirren Worten plötzlich Sinn zu verleihen. Und mit Ihrer Körpersprache bringen Sie ihm bei, anderen Menschen zuzuhören.
Mentale Verbindungen eingehen
Was verbundene Kleinkinder sich besser benehmen lässt, fängt mit einem neurobiologischen Prinzip namens Personenpermanenz an. Im ersten Lebensjahr eines Kindes gilt »Aus den Augen, aus dem Sinn«. Das Baby hat noch nicht die intellektuelle Flexibilität zu erkennen, dass seine Betreuer weiterhin existieren, wenn es sie nicht sehen kann. Um den ersten Geburtstag herum fangen Babys an zu erkennen, dass Objekte und Personen permanent sind. Sie können vor ihrem geistigen Auge Bilder ihrer Betreuer sehen, auch wenn sie außerhalb der Sichtweite sind. Diese inneren Bilder der Betreuer geben Sicherheit. Darum ist »Kuckuck« so ein beliebtes Spiel bei Babys. Das Kleinkind nimmt seine Betreuer in seinem Geist mit, auch wenn es weiter von ihnen wegkrabbelt, um seine Umgebung zu erforschen und kennenzulernen. Verbundene Kleinkinder tragen vertrauensvollere Bilder ihrer Betreuer in sich. Wenn Kinder lernen, dass sie sich auf vorhersagbare Antworten ihrer Eltern verlassen können, können sie ruhiger entdecken gehen und fürchten die Unabhängigkeit nicht. Das Bild der Eltern in ihrem Kopf ermutigt sie und hilft ihnen, sich sicher zu fühlen. Manchmal werden Sie Ihr Kind sehen, wie es mit einem Kuscheltier oder einer Puppe genauso spricht, wie Sie mit ihm sprechen. Sie werden sehen, welche Art Bild von Ihnen Ihr Kind in seinem Kopf und seinem Herzen trägt.
Drei bis fünf Jahre: Das verbundene Vorschulkind
Das verbundene Kind erreicht diese Stufe geerdet. Es hat ein über drei Jahre gefülltes System von Assoziationsmustern, die seine Selbstwahrnehmung bilden. Es hat jetzt eine Norm – eine Ausgangsbasis – die seine Sicht der Welt geformt hat. Jetzt hat es die Wurzeln aus Vertrauen und Empathie, fühlt sich wohl, wenn es gehalten wird und andere hält und hat die verbalen und sozialen Fertigkeiten, seine Bedürfnisse und Gefühle kundzutun.
Kinder im Vorschulalter sind dazu fähig, die Anweisungen und Werte ihrer Eltern zu internalisieren. All die Dinge, die die Eltern getan und gesagt haben, als das Kind anfing zu laufen, beginnen jetzt, richtig anzukommen. Internalisierung macht Disziplin einfacher. Es mag sein, dass Sie einem Zweijährigen hundert Mal sagen müssen, dass er den Hund nicht schlagen soll. Ein Dreijähriger speichert diesen Teil an Lebensweisheit in seinem Gedächtnis und ruft ihn sich ins Bewusstsein, wenn der Hund ihn wegen eines Stücks Pizza bedrängt. Verbundene Kinder internalisieren die Werte und Vorschriften der Eltern einfacher, weil sie diesen wichtigen Menschen so tief vertrauen.
Versichern Sie sich, dass die Werte, die Sie reflektieren, diejenigen sind, von denen Sie wollen, dass das Kind sie internalisiert. Ihr Beispiel sagt deutlich mehr als es Ihre Worte tun. Wenn Sie Ihrem Vorschulkind permanent sagen, es muss warten, während Sie sich um das Baby kümmern, wird es den Gedanken internalisieren, dass das Baby Ihnen wichtiger ist als es selbst. Wenn Sie Wert darauf legen, jeden Tag ein wenig besondere Zeit nur mit ihm zu verbringen und jemand anderen bitten, so lange auf das Baby aufzupassen, wird es das Gefühl haben, dass Sie sich um es kümmern und es genießen, mit ihm zusammen zu sein.
Gefühle teilen
Vorschulkinder merken, ob ihre Eltern glücklich oder traurig sind, und antworten emotional. Martha hatte einen schlechten Tag (»Zu viele Kinder«, sagte ich im Spaß zu ihr), als der dreijährige Matt ihr die Hand auf die Schulter legte und sagte: »Du traurig, Mama. Ich auch traurig.«
Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu interpretieren, nehmen in den Vorschuljahren zu, aber das bedeutet auch, dass das verbundene Kind leichter durch aufregende Gefühle geplagt wird. Eine Krankheit in der Familie, ein Umzug, eine Scheidung oder der Verlust eines Freundes bringen das Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit durcheinander. Obwohl verbundene Kinder normalerweise mehr Freude machen und das Leben mit ihnen einfacher ist, können sie manchmal emotional fordernder sein als weniger verbundene Kinder. Das ist der Unterschied zwischen einem Kind, das acht-sam ist und einem, das acht-los ist.
Während eines emotionalen Kampfes, den jede große Familie hat, fragte der dreieinhalb Jahre alte Matthew Martha: »Bist du glücklich mit mir?« Verbundene Kinder wollen ihren Eltern Freude machen, also machen sie sich natürlich Gedanken, wenn sie spüren, dass ihre Eltern nicht erfreut sind. Ihr Einfühlungsvermögen zeigt ihnen das.
Dieses gegenseitige Einfühlungsvermögen