Laurelin Paige

Officer Hot Cop


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es schon wieder passiert?“, sagt Megan halb fragend, halb rufend.

      „Yep“, sage ich leise. In der Kinderbuchabteilung der Bibliothek ist heute Abend nicht viel los. Aber diese Art von Unterhaltung käme nicht besonders gut an, sollten ein paar überbehütende Eltern mithören.

      „Er hatte einen Logan O’Toole Porno. Dieses Mal hab ich ihn mittendrin ertappt.“

      „Du meinst … mittendrin?“ Sie hebt die Hände und sieht zu, dass keiner der Besucher sie sieht, und macht eine Bewegung, als würde sie jemandem einen runterholen.

      Ich nicke. Es ist das dritte Mal diesen Monat, dass ich jemanden erwische, der die Computer der Bibliothek für etwas sehr Privates benutzt. Auch wenn ich mich schon daran gewöhnt haben sollte, erstaunt es mich doch jedes Mal.

      „Was hast du ihm gesagt?“ Megans Augen sind riesig.

      Bisher war das die einzige Aufregung an diesem sehr lahmen Abend. Als Chefin der Kinderbuchabteilung muss sie sich normalerweise nicht um solche Sachen kümmern, was die Geschichte besonders aufregend macht. Allerdings hatte sie einmal einen Exhibitionisten. Ein älterer Herr in einem Trenchcoat mit Wollmütze und weißen Kniestrümpfen, der seinen Gürtel mitten in der Vorlesestunde von Brauner Bär, wen siehst denn du? geöffnet hatte.

      „Glaub mir“, sagt Megan jedes Mal, wenn sie davon erzählt. „Brauner Bär hatte nicht viel zu sehen.“

      Obwohl ich schon einige Privatnutzer in meiner Karriere gesehen habe, war es heute das erste Mal, dass ich einen Mann mit seinem persönlichen Nutzer in der Hand erwischt habe. Ich bin immer noch etwas benommen, aber ich glaube, ich habe gut reagiert. „Ich habe ihm gesagt: Sir, diese Computer sind für die öffentliche Nutzung gedacht und das Ansehen von Pornografie ist strikt verboten. Bitte seien Sie so gut, loggen sich aus und verlassen Sie die Bibliothek.“

      Megan lacht und legt sich die Hand über den Mund, als ihr klar wird, dass sie zu laut ist. „Desinfiziere das Gerät und sprühe es dann noch mal mit Chlorbleiche ein. Und sag mir, welcher Computer es war, damit ich den niemals selbst benutze.“

      „Es ist egal, ob ich dir sage welcher es war, denn die sind alle schon einmal für diesen Zweck benutzt worden, da bin ich mir sicher. Männer sind widerlich.“

      Ich lehne mich über ihren Tresen und stütze das Kinn auf den Händen ab. Ich bin immer noch dabei, sie kennenzulernen. Aber ich habe schon ein paar Dinge über sie erfahren. Ich habe ihren Mann und ihre beiden Söhne gesehen und sie hat ihren einzigen Bruder schon erwähnt. „Du bist umzingelt von Männern. Wie kriegst du das alles gebacken, mit so viel Testosteron um dich herum?“

      Sie zuckt mit den Schultern und fährt fort, Formen aus buntem Pappkarton zu schneiden. „Mein Bruder und ich sind von unserem Opa großgezogen worden. Ich kenne nichts anderes.“ Sie neigt den Kopf und sieht mich an. „Hasst du Männer wirklich so sehr?“

      Beleidigt stelle ich mich aufrecht hin. „Ich hasse Männer überhaupt nicht. Ich hasse doch auch keine Kängurus, aber ich hätte wahrscheinlich mehr Glück, dass so eins bei mir bleibt.“

      „Das ist ein dummer Vergleich. Wo zum Geier findet man in Kansas ein Känguru? Du hast eben nur noch nicht den richtigen Typen kennengelernt. Der richtige Mann, der bei dir bleibt. Schau dir Phil an.“

      Sie versteht mich nicht. Ich meine, dass es genauso schwierig ist, einen anständigen Mann zu finden, wie ein Känguru. Daher habe ich aufgehört zu suchen. Es ist nicht leicht, das verständlich zu machen, ohne wie eine Versagerin zu klingen. Oder asexuell. Aber ich mag Megan, also versuche ich es trotzdem.

      „Du hast nicht gewusst, dass Phil der Richtige ist, bis du ihm die Chance gegeben hast, der Falsche zu sein, oder?“

      Sie hält beim Schneiden inne und einen Moment befürchte ich, sie wird mir sagen, dass sie wusste, es war Liebe auf den ersten Blick. Nach einem Moment sagt sie: „Ich denke nicht, nein.“

      „Genau“, sage ich, als ob ich gerade beim Bingo gewonnen hätte. „Und ich will das nicht tun. Ich will es nicht nicht wissen. Ich will diese Unsicherheit nicht. Ich bin durch mit Chancen geben.“

      Sie öffnet den Mund und ich ahne, dass sie dagegen etwas einzuwenden hat, aber ich möchte es nicht hören. Ich habe meinen Entschluss dahin gehend gefasst. Also rede ich weiter, bevor sie reden kann. „Schau. Ich hatte drei feste Freunde. Nicht so viele, wie manch andere, aber genug, um meine Lehren daraus zu ziehen. Beziehungen sind wie ein Roulettespiel. Die Chancen stehen hoch, dass der Ball nicht auf deiner Nummer landet. Du hast mit Phil Glück gehabt. Aber wie oft ist der Ball woanders gelandet, bevor Phil auf dir gelandet ist?“

      Sie gibt sich nicht einmal Mühe ihr Grinsen zu verstecken. „Keine Ahnung, Phil ist ziemlich schnell auf mir gelandet.“

      Ich fahre mir mit zwei Fingern über die Stirn und seufze. „Ich habe nicht …“

      „Ich weiß, was du meinst“, schnaubt sie. „So ist das Leben nun mal, Liv. Ohne Risiko kann dir auch nichts Gutes passieren.“

      Ich erkenne, dass sie ungehalten ist mit mir und ich hasse es, wenn Leute wegen mir ungehalten sind. So sehr, dass ich ihr, wenn ich nicht gerade erst neunundzwanzig geworden wäre, sagen würde, dass sie recht hat. Auch, wenn sie das in meinem Fall eindeutig nicht hat. Da ich mich aber dem Tod nähere, bin ich kühner was die Dinge betrifft, an die ich glaube. Und an diese Sache glaube ich ganz besonders.

      „Ich ziehe es vor, ohne gebrochenem Herzen zu leben, herzlichen Dank auch. Ich mag die Sicherheitszone. Vielleicht sind die Belohnungen nicht so aufregend, aber ich weiß, was ich kriege.“

      Megans Kinnpartie verhärtet sich. „Lass mich raten. Nach Las Vegas zu fahren, um es richtig krachen zu lassen, gefällt dir auch nicht.“

      „Igitt, nein.“ Ich schüttele mich.

      Sie schüttelt den Kopf, nicht in der Lage das Rätsel, das ich bin, zu lösen. „Also, wenn du glücklich in deinem Job bist, in deinem Zuhause, und keinen Mann willst, dann weiß ich nicht, was dir fehlt. Vielleicht ein Hund.“

      Ihre Augen leuchten auf und ich drehe mich um, um zu sehen, wo sie hinschaut, und sehe Keon, Megans ältesten Sohn auf uns zu laufen. Gefolgt von Josiah, seinem kleinen Bruder. Er schafft es kaum, den langen Weg zu gehen, ohne über seine eigenen Füßchen zu stolpern. Die Plüschkuh wippt an seiner Seite auf und ab, während er bemüht ist, mit den Ärmchen das Gleichgewicht zu halten. Mir wird warm ums Herz angesichts dieser überwältigenden Niedlichkeit. Ist dieses Gefühl mit dem Ausdruck explodierende Eierstöcke gemeint?

      „Ja so etwas in der Art“, antworte ich, ohne dass ich vorhätte, mir einen Hund zuzulegen. Aber etwas will ich ganz sicher.

      Josiah macht mit seinem Schnuller im Mund gurrende Geräusche, als er sich seiner Mama nähert, und ich grinse breit. Beiläufig fällt mein Blick auf den des Mannes, der hinter den beiden Jungs den Raum betritt. Ich erwarte, dass es Phil ist, also bin ich überrascht, dass er es nicht ist. Dann bin ich geschockt, als mir klar wird, wer es stattdessen ist.

      Officer Hot Cop Kelly.

      Officer Ich-bin-auch-in-Jeans-sexy Kelly.

      Officer Ich-trage-keine-Sonnenbrille-und-jetzt-musst-du-in-den-Tiefen-meiner-Augen-ertrinken Kelly.

      In seinen blauen, blauen Augen. Sie sind wie Seen aus Kobaltblau und ich vergesse zu blinzeln, während ich in sie hineinstarre. Vergesse, wie man atmet. Vergesse wegzusehen.

      Also gut, das ist es, was sie meinen, wenn sie von explodierenden Eierstöcken sprechen. Meine explodieren gerade. Sie sind in die Luft geflogen. Kabumm. Seine männliche Aura hat Signale an meinen Babymacher gefunkt und eine spontane Verbrennung ausgelöst. So heiß ist dieser Mann. Und er trägt noch nicht einmal seine Uniform. Man stelle sich vor, er trägt überhaupt nichts … schlechte Idee. Ganz schlecht. Meine Knie knicken ein und ich muss mich am Tresen festhalten. Ich stelle mir schnell wieder vor, wie er Klamotten anhat, aber nicht, bevor ich mir seinen Waschbrettbauch vorgestellt habe, den er kaum unter diesem engen T-Shirt verbergen kann. Oh Gott, mir wird schwindelig. Zu schwindelig, um ihn