Dayton Ward

Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle


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konnte, was einige Vulkanier für einen Mangel an Disziplin hätten halten können. Außerdem, wenn es ihm half, auf dem Weg zu ihrem Ziel konzentriert zu bleiben, dann würde sie sicher nichts dagegen sagen. Schließlich hatten sie noch einen langen Weg vor sich, bis sie …

      »Wow.«

      »Was ist los?«, fragte Sarek.

      Statt einer Antwort sah sie zuerst ihn und dann die Bergkette in der Ferne an.

      Die Berge waren näher gerückt. Viel näher. Ihre Ausläufer schienen von Bäumen bewachsen zu sein, die zweifellos Schutz bieten würden.

      »Wie zur Hölle ist das passiert?«

      »Wir scheinen viel schneller vorangekommen zu sein, als bei unserem Lauftempo vernünftigerweise anzunehmen wäre«, bemerkte der Botschafter.

      Joanna nickte. »Aber wirklich. Wie lange sind wir schon unterwegs?«

      »Ich bin nicht sicher.« Nach einem Moment fügte Sarek hinzu: »Ich bin nicht in der Lage, die an diesem Ort verstrichene Zeit zu berechnen oder auch nur zu schätzen.«

      »Das ist ungewöhnlich für Sie, nicht wahr?«

      »Das ist es«, antwortete Sarek. »Höchst interessant.«

      Vor ihnen warteten die Berge und der einladende Wald an ihrem Fuße. Joanna fragte sich, was sie dort vorfinden würden.

       Was zum Teufel ist das hier für ein Ort?

SECHS

      B’tinzal hasste diesen verfluchten Planeten und alles und jeden, der mit ihm in Zusammenhang stand. Nun ja, fast alles.

      Wenn sie so darüber nachdachte, hätten ihr der dichte, endlose Regenwald und die damit einhergehende drückende Hitze willkommen sein müssen. Schließlich erinnerte es sie an den Dschungel der Region Kintak auf Qo’noS, in der sie als Kind viele Jahre auf der Jagd verbracht hatte. Das waren angenehme Erinnerungen, zumal ihr Vater und ihr Großvater sich über die Konventionen ihres Dorfs hinweggesetzt hatten, indem sie den weiblichen Nachwuchs zur Jagd mitgenommen hatten, statt Haus und Vieh von ihm versorgen zu lassen. Da er keinen Sohn hatte, an den solche Traditionen weitergegeben werden konnten, hatte ihr Vater dafür gesorgt, dass sie auf das Erwachsensein genauso vorbereitet wurde wie jedes männliche Kind.

      Trotz der vorläufigen Ergebnisse der Sensordaten über die einheimische Tierwelt dieses Planeten hatte B’tinzal bisher nichts gesehen, was mit den wilden targs, krencha und anderem Großwild, das sie vor so langer Zeit auf diesen Jagden verfolgt hatte, vergleichbar gewesen wäre. Sie war versucht, nur mit ihrer treuen Klinge bewaffnet in die Wildnis aufzubrechen und mit eigenen Augen zu sehen, welche Herausforderungen diese Welt zu bieten hatte.

      Vielleicht ein anderes Mal, rief sie sich zur Ordnung. Im Moment war auf diesem Planeten nur eins interessant: das Konstrukt der Fremden.

      B’tinzal stand auf der Terrasse mit Blick auf das Gelände, das auf der als Usilde bekannten Welt zum Operationszentrum der Klingonen geworden war. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens drangen durch die Bäume und erhellten den großen Waldabschnitt, der von Baumaschinen abgeholzt worden war, um offenes Gelände zu schaffen. Sechs Gebäude unterschiedlicher Größe waren hier eilends errichtet worden, wobei Thermobeton und andere semipermanente Baumaterialien verwendet worden waren. Das Lager war zum Schutz vor einheimischen Raubtieren, die im umliegenden Wald im Überfluss vorhanden zu sein schienen, von einer Barriere umgeben. Alle Gebäude, die um den behelfsmäßigen Innenhof herum angeordnet waren, waren einstöckig, mit Ausnahme des Hauses, in dem ihre Unterkünfte und die Kommandozentrale des Lagers untergebracht waren. Dieser Moment, bevor geschäftiges Treiben das Lager ergriff, war ihre liebste Tageszeit. Andere Klingonen liefen bereits umher und kümmerten sich um die ersten Aufgaben des Tages. In der Ferne sah B’tinzal, wie Soldaten zum Wachturm am äußersten Rand des Geländes gingen, während andere ihn verließen.

      Kaum sichtbar durch die Bäume nördlich des Lagers ragte aus der Mitte des riesigen Sees der gewaltige dunkle Metallrumpf der bizarren Festung empor, die von einer sechzig Meter hohen Ringmauer umgeben war. Dominiert wurde die Zitadelle von der hoch aufragenden Zentralsäule. Die Säule diente als Träger für eine Ansammlung scheibenartiger Module, die nach oben hin immer kleiner wurden. Auf der Spitze der Säule saß eine große, gewölbte Scheibe, auf der sich eine Anordnung von Sensor- und Kommunikationsantennen befand. Diese war auffallend, auf ihre eigene Weise sogar wunderschön, und hatte sich als ebenso ärgerlich wie faszinierend erwiesen.

      »Guten Tag, Professor.«

      B’tinzal wurde aus ihren Tagträumen gerissen und sie drehte sich um. In der Tür stand ihr Assistent Kvarel. Der junge Klingone trug wie die meisten der Wissenschaftler einen dunklen Overall.

      »Guten Tag«, antwortete B’tinzal. »Darf ich annehmen, dass Sie zu dieser frühen Stunde eine Botschaft überbringen?«

      Kvarel nickte. »Ja, Professor. Captain J’Teglyr verlangt einen neuen Statusbericht über unsere Fortschritte.«

      »Sie meinen, seit dem, den ich ihm gestern Abend geschickt habe, bevor ich zu Bett ging?« B’tinzal schüttelte den Kopf. »Warum überrascht mich das nicht?« Obwohl sie das hierher entsandte Untersuchungsteam leitete, lag die Gesamtverantwortung für die Mission immer noch bei Captain J’Teglyr, dem Kommandanten des im Orbit befindlichen Kriegsschiffs I.K.S. Vron’joQ. J’Teglyr war ein Krieger der alten Schule und hatte wenig übrig für jemanden, der keine Uniform trug, und noch weniger Respekt, wenn diese Person auch noch eine Frau war. Wie viele in seinem Berufsstand verschloss sich dem Captain die Bedeutung von allem, was den Zielen der Eroberung nicht direkten Vorschub leistete. Für ihn war dieser Auftrag bestenfalls eine Ablenkung und schlimmstenfalls eine Bestrafung, obwohl er das Potenzial hatte, dem Reich etwas von großem Wert einzubringen.

      Kvarels Gesichtsausdruck verhärtete sich und er sagte: »Er scheint sie immer häufiger anzufordern.«

      »Ich vermute, er erhält ähnliche Befehle von seinen eigenen Vorgesetzten.« B’tinzal gestattete sich ein verschmitztes Lächeln. »Es ist schwierig, viel Mitleid für den Captain aufzubringen. Ich habe ihn gewarnt, dass dies wahrscheinlich ein ziemlich zeitaufwendiges Unterfangen sein würde.« Sie zeigte über die Terrasse hinweg in Richtung des Geländes. »Er hat offenbar das Bedürfnis, die Zeit und die Ressourcen zu rechtfertigen, die für die Durchführung unserer kleinen Expedition aufgewendet werden.«

      Was als einfache wissenschaftliche Mission begonnen hatte, hatte sich immer mehr ausgeweitet. B’tinzal wusste, dass es auf eine umfassende Besetzung des gesamten Planeten hinauslaufen würde. Ihrer Ansicht nach waren formelle Einrichtungen wie die militärische Garnison und der Kommandoposten unnötig, da sie das ranghöchste Mitglied des Untersuchungsteams war und nur ein kleines Sicherheitskontingent zu ihrem und dem Schutz ihrer Kollegen zur Verfügung stand. Und selbst das war vielleicht nicht unbedingt notwendig, da die einheimische empfindungsfähige Spezies, die Usildar, keine echte Bedrohung darstellte.

      Dennoch hatte Captain J’Teglyr, der seine Befehle bedingungslos befolgte, die Übernahme des gesamten Planeten in Gang gesetzt. Die meisten Bewohner der nahe gelegenen Siedlungen waren bereits in Lagern zusammengetrieben und abgestellt worden, um verschiedene Aufgaben zu erledigen, wie beispielsweise die Rodung der umliegenden Wälder, um Platz für eine größere, dauerhaftere Basis zu schaffen. Es gab auch Pläne, den Rest der Usildar-Bevölkerung zu unterwerfen, was allerdings erheblich mehr Personal erfordern würde. B’tinzal erkannte natürlich den Sinn dieser Bemühungen: Die Einnahme von Usilde würde eine weitere Quelle wertvoller Mineralerze und anderer natürlicher Ressourcen erschließen, die das Reich insbesondere dafür nutzen konnte, den immer hungrigen klingonischen Militärapparat zu füttern. Von gleichem oder vielleicht sogar noch größerem Wert war, der Föderation genau diese Gelegenheit zu verwehren. Der Planet hatte kaum etwas anderes zu bieten, obwohl seine strategische Lage zumindest dazu beitragen würde, die unaufhörlichen