Андреа Камиллери

Der vertauschte Sohn


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rel="nofollow" href="#u8e730f4b-f053-4738-956a-c65fc81a409c">Der Schwefel Die Loslösung Rom

       Die Universität Die beiden Krankheiten

       Como Bonn Jenny

       Ein Altar im Herzen Die Promotion

       Rückkehr und Abreise

       Ich bin nicht klein geboren

       Das Geschäft Kurz, das glückliche Leben

       Der Sommer 1899 Herr Professor

       Das verfluchte Jahr 1903

       Ich hieß Mattia Pascal

       DRITTER TEIL

       Der grauenvolle Abgrund

       Das Schlafzimmer

       Der Wahnsinn meiner Frau bin ich

       Der stechende Verdacht Warum?

       Stefano, Lietta, Fausto 1915

       Noch einmal Krieg Lietta will heiraten

       Don Stefano kommt Der Vergleich

       Das große Puzzle

       Der Abend der Uraufführung Viele Tränen

       Der wiedergefundene Vater

       Die griechische Vase Die Veränderung

       Die Wiederholung: Lietta

       Die Wiederholung: Fausto

       Die Wiederholung: Stefano

       Kurze Geschichte des »Märchens«

       Lächelnde Glückseligkeit

       Was ist denn wahr? Doch nichts

       Ich muß um Entschuldigung bitten

       Der Sarazenen-Ölbaum

       Anmerkungen

      »Luigi schreibt nur ziemlich selten, und ich finde keinen Frieden, weil ich weiß, daß sein Lebensweg mit Dornen gesät ist, aber ich sehe auch, daß es kein Hilfsmittel gibt, denn so ist nun einmal sein Wesen. Wieviel zufriedener wäre ich, wenn er weniger intelligent wäre und ein Leben der Lebenden führen könnte!«

      Aus einem Brief der Mutter Luigi Pirandellos an die Tochter Lina, datiert »Porto Empedocle, 21. Januar 1889«.

      ERSTER TEIL

      An einem farbigen Morgen des Monats September 1866 wurden der Adel, die Wohlhabenden, die Bürgerlichen, die Groß- und die Einzelhändler, die Herren mit Hut und die mit Schiebermütze, die Garnisonen und ihre Kommandanten, die Angestellten in den Büros, den Nebenbüros und Unterbüros der Behörden, die nach der Einigung Italiens wütender über Sizilien hereingebrochen waren als ein Heuschreckenschwarm, plötzlich und ziemlich unwirsch von einem grauenhaften Stimmengewirr, von Schüssen, Wagengerassel, schnaubenden Tieren, Laufschritten und Hilferufen aufgescheucht.

      Drei- bis viertausend bewaffnete Bauern der Landstriche um Palermo, die zum großen Teil von ehemaligen Anführern militärischer Abteilungen des Garibaldinischen Feldzugs kommandiert wurden, stürmten die Stadt. Im Handumdrehen kapitulierte Palermo, fast ohne Widerstand: den Bauern schloß sich dann noch das einfache Volk an, und gemeinsam brachen sie einen Aufstand los, der zunächst unbezähmbar schien.

      Doch nicht alle Bewohner von Palermo waren überrascht. Die ganze Nacht über waren diejenigen aufgeblieben und hatten Wache gehalten, die darauf warteten, daß sich ereignen würde, was sich ereignen mußte: die Priester in den Sakristeien, die Mönche und Nonnen in den Klöstern, ein paar nostalgische, reaktionäre Herren von Adel in ihren reichen Stadtpalais. Sie waren es, die diesen Aufstand ausgelöst hatten, den sie »republikanisch« nannten. Die Sizilianer aber nannten den Aufstand, mit der Ironie, die oft auch noch ihre tragischsten Geschichten salzt, den der »Siebeneinhalb«, weil diese Erhebung siebeneinhalb Tage gedauert hatte. Und es soll daran erinnert werden, daß »Siebeneinhalb« auch ein harmloses, vergnügliches Kartenspiel ist, das sogar die Kleinen bei den weihnachtlichen Spielrunden mitspielen dürfen.

      General Raffaele Cadorna – mit einer Kugel an langer Leine auf die Insel geschossen – schreibt an seine Vorgesetzten, daß der Aufstand unter anderem aufgrund »der beinahe völligen Versiegung der Ressourcen des Öffentlichen Vermögens« entstehe, wobei dieses »beinahe« eine warme Windel ist, ein winziges bißchen Vaseline, um das grundlegende, das stillschweigend gemeinte Konzept einzuführen, daß, wenn die Ressourcen versiegt sind, dies ganz gewiß nicht die Schuld der Ureinwohner sei, sondern die einer unsinnigen Wirtschaftspolitik gegenüber dem Mezzogiorno Italiens.

      Für Marchese Torrearsa hingegen, einen Mann der gemäßigten Rechten,