Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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Die Leute sagen auch, du hättest Geld! Wie ist das?«

      »Die Leute lügen, – so ist das!«

      »Ich sag' dir, Bursche, denk' dran, daß du mit deinem Vater sprichst, bald bin ich fertig mit meiner Geduld, also sieh' dich vor! Jetzt bin ich zwei Tage in der Stadt und überall hab' ich von deinem Geld gehört, schon weiter unten im Thal erzählten sie davon, und so muß doch was dran sein! Deshalb bin ich gekommen. Also morgen schaffst du mir das Geld, verstanden? – Ich brauch's!«

      »Ich hab' kein Geld!«

      »Du lügst! Der Kreisreichter hat's für dich und du schaffst's mir her – ich brauch's, sag' ich dir!«

      »Ich hab' kein Geld! Frag' den Kreisrichter selbst, der wird dir's auch sagen!«

      »Gut, ich werd' ihn fragen und er muß blechen, oder ich will wissen, wieso. Was hast du in der Tasche, he? Ich will's haben!«

      »Ich hab' nur einen einzigen Dollar und den brauch' ich um –«

      »Das ist ganz Wurst wozu du ihn brauchst, her damit! Raus!«

      Er nahm ihn und biß hinein, um zu sehen, ob er echt sei und sagte dann, er gehe in die Stadt, um sich Whiskey zu holen, er habe den ganzen Tag noch keinen Tropfen über die Lippen gebracht, dabei roch er wie ein Schnapsladen. Dann kletterte er zum Fenster hinaus auf den Schuppen, steckte den Kopf wieder herein, fluchte noch einmal auf meine Mücken und darüber, daß ich besser sein wolle als er, und als ich dachte, nun sei er sicher fort, erschien er noch einmal und erinnerte mich an die Schule und die versprochenen Prügel, wenn ich mich dort blicken lasse.

      Am andern Tag war er betrunken, ging zum Kreisrichter und drohte ihm wegen des Geldes, das der nicht herausgeben wollte; sagte, er wolle vor Gericht gehen, und ihn dazu zwingen.

      Der aber und die Witwe kamen selbst drum ein, daß man mich meinem Alten wegnehme und eines von ihnen zu meinem Vormund mache. Und das wäre meiner Seel' das Beste gewesen. Aber da war ein neuer Ortsrichter gekommen, der kannte den alten Mann nicht und meinte es sei unrecht, Familien zu trennen, er könne nichts thun, er wolle dem Vater das Kind nicht rauben. So mußten der Kreisrichter und die Witwe die Sache eben gehen lassen, wie's ging.

      Das war Wasser auf die Mühle meines Alten und stieg ihm riesig zu Kopfe. Er drohte, er wolle mich schwarz und blau dreschen, wenn ich ihm nicht sofort Geld verschaffe. Ich lief also zum Kreisrichter und lieh mir drei Dollars von meinem Geld, der Alte nahm's, betrank sich, lärmte, schimpfte, fluchte und spektakulierte durch die Straßen der Stadt, bis sie ihn festnahmen und für eine Woche einsperrten. Das war ihm nun nichts neues und genierte ihn weiter nicht. Wenn sie jetzt auch Meister über ihn seien, so bleibe er doch immerhin Herr und Meister seines Sohnes, meinte er, und werde das der ganzen Stadt und seinem Herrn Sohne selbst noch klar beweisen. Dem wolle er schon noch einheizen in seinem Leben!

      Nach Verlauf der Strafzeit ließen sie ihn dann laufen. Der Ortsrichter aber sagte, er wolle einen ›neuen Menschen‹ aus ihm machen, nahm ihn mit nach Hause, gab ihm saubere, ordentliche Kleider statt der Lumpen, behielt ihn zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot und schloß so zu sagen dicke Freundschaft mit ihm. Nach dem Abendessen redete er dann auf ihn ein von Gott und dem letzten Gericht, der Bibel und dem ›Temperamentsverein‹, bis der alte Mann zu schluchzen und zu weinen begann und sagte, er sei ein Narr gewesen all' sein Leben lang, ein elender, erbärmlicher, lumpiger Narr! Jetzt aber gehe er in sich und wolle von neuem beginnen und ein Mann werden, dessen sich kein Mensch in der Welt zu schämen brauche, wenn ihm der Herr Richter nur helfen und ihn nicht verachten wolle. Der sagte, er möchte ihm um den Hals fallen für diese Worte und weinte vor Rührung und seine Frau weinte mit. Mein Alter versicherte nun, er sei immer verkannt worden in seinem Leben; alles, was ein verlorener Mensch brauche, um gerettet zu werden, sei Sympathie; der Richter stimmte ihm zu und dann weinten sie wieder. Als es Zeit war zum schlafen gehen, erhob sich mein bekehrter Vater, hielt seine Hand hin und sagte:

      »Sehen Sie hier diese Hand, meine Herrn und Damen, nehmen Sie dieselbe, schütteln Sie sie. Es war einstmals die Hand eines Schweines, aber sie ist's nicht mehr, ist die Hand eines Mannes, der ein neues Leben begonnen hat und der eher sterben wird, als daß er ins alte zurückkehrt. Denken Sie dieser Worte, denken Sie dessen, der sie sagte. Es ist eine reine Hand jetzt, nehmen Sie, fürchten Sie nichts, schütteln Sie dieselbe!«

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      Und sie schüttelten sie alle, alle und schluchzten vor Rührung und die Frau Richter küßte sie sogar. Dann sollte er noch etwas unterschreiben, wozu er sich verpflichte u.s.w. und that's, d.h. er setzte drei Kreuze drunter. Der Richter bemerkte noch, das sei der schönste Tag seines Lebens und dann führten sie meinen Alten im Triumph in ihr allerbestes Gastzimmer. Der aber fühlte sich sehr durstig und in der Nacht, als alles schlief, kletterte er aus dem Fenster aufs Vordach der Hausthüre, ließ sich am Gitter nieder, witschte in die Stadt, versetzte seinen neuen Rock für eine schwer geladene Schnapsflasche und stieg so bewaffnet wieder in sein warmes Nest und feierte die Bekehrung auf seine Weise. Gegen Morgen wollte er sich auf dem alten Weg aus dem Staube machen, war aber nicht fest auf den Beinen, fiel vom Dach und brach den Arm an zwei verschiedenen Stellen, konnte nicht weiter und wurde dann nach ein paar Stunden halb erfroren im Schnee aufgefunden. Man schaffte ihn zur Pflege ins Krankenhaus, wo ich ihn nun für einige Wochen wenigstens gut aufgehoben wußte. Im Gastzimmer bei Richters aber mußten sie eine Art Überschwemmung anstellen, ehe es wieder zu gebrauchen war.

      Beim Ortsrichter selbst blieb die Bekehrung meines Alten ein wunder Punkt. Er meinte, die sei für die Dauer nur mit einem Flintenschuß ins Werk zu setzen, er wisse kein andres Mittel und, meiner Treu – ich glaub', er hat recht.

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      Sechstes Kapitel

      Inhaltsverzeichnis

      Der Alte geht zum Kreisrichter. – Huck entschließt sich Reißaus zu nehmen. – Ernsthaftes Nachdenken! – Politisches. – Nächtliche Lustbarkeit. –

      Soweit also war's gut! Bald aber war der alte Mann wieder zurecht geflickt und machte die Gegend aufs neue unsicher. Er ging zum Kreisrichter und drohte ihn zu verklagen und that's auch wirklich, als der sich weigerte das Geld herauszugeben. Dann wollte er mich verklagen, weil ich trotz seines Verbots in die Schule trabte. Er fing mich ein paarmal ab und walkte mich tüchtig durch, ich aber ging nach wie vor hin und es gelang mir meistens ihn zu überlisten, oder aber davon zu rennen. Vorher war mir die Schule gerade kein Vergnügen gewesen, nun aber fand ich Lust daran, weil es den Alten so ärgerte. Der prozeß vor Gericht wegen des Geldes ging nur sehr langsam von statten, sie schienen drüber einschlafen zu wollen. So borgte ich denn ab und an zwei oder drei Dollars vom Kreisrichter, mit denen ich mich dann beim Alten von einer versprochenen Tracht Prügel loskaufte. So oft er Geld hatte, hatte er auch einen Rausch, und so oft er einen Rausch hatte, tobte er durch die Straßen, und so oft er das that, wurde er eingesperrt. Solch ein Leben gefiel ihm, das war gerade was er wollte!

      Allmählich aber machte er doch die Gegend um das Haus der Witwe allzu unsicher. Diese warnte ihn zwar ein paarmal, drohte, sie wollte die Nachbarn zu Hilfe rufen gegen ihn, aber das half nichts. Er wurde nur wütend und sagte, er wolle zeigen, wer Huck Finns Herr sei! So fing er mich eines schönen Tags im Frühling ab, als ich nichts Schlimmes ahnte, schleppte mich mit Gewalt zum Fluß in ein Boot, setzte nach dem Illinois-Ufer über, wo der Wald am dicksten stand und brachte mich da in eine alte Blockhütte, die niemand hätte auffinden können, der nicht genau wußte, wo sie lag.

      Ich mußte immer an seiner Seite bleiben und zum Durchbrennen gab's nicht die kleinste Gelegenheit. So wohnten wir denn in der alten Hütte und bei Nacht verschloß er die Thüre und legte den Schlüssel unter seinen Kopf. Er hatte eine alte, gestohlene Flinte, wir jagten und fischten und lebten von der Beute. Von Zeit zu Zeit schloß er mich ganz ein, ging hinunter an die Fähre, tauschte dort Fische und was er geschossen hatte, gegen Schnaps ein, kam heim, betrank sich, vergnügte sich auf seine Weise und prügelte