Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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von vielleicht vierzig Jahren, saß vor einem Talglicht und strickte. Ihr Gesicht war mir unbekannt, sie mußte fremd sein in der Gegend, denn auf Meilen in die Runde gab's keinen, den ich nicht gekannt hätte. Das war nun ein Glückszufall, denn mir war mittlerweile das Herz in die Stiefel gefallen; ich hatte schon angefangen zu fürchten, erkannt zu werden und das ganze Abenteuer bereut. Selbst meine Stimme konnte mich verraten und zur Entdeckung führen. Der Fremden gegenüber brauchte ich nun aber ganz und gar keine Angst zu haben und hielt sich die Frau auch nur seit zwei Tagen in dem kleinen Städtchen auf, konnte sie mir so gut Auskunft geben über alles was ich zu wissen wünschte, wie irgend eins; und so klopfte ich an die Thüre und nahm mir fest vor, ja nicht zu vergessen, daß ich ein Mädchen sei.

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      Elftes Kapitel

      Inhaltsverzeichnis

      Huck und die Frau. – Nachforschungen. – Ausflüchte. – »Ich will nach Gohsen!« – »Jim, Jim, sie sind hinter uns her!« –

      »Herein!« rief die Frau und ich trat hinein. Sie beginnt:

      »Nimm 'nen Stuhl!«

      Ich that's. Sie betrachtet mich aufmerksam von oben bis unten mit ihren kleinen, glänzenden Äuglein und fragt dann:

      »Wie heißt du denn?«

      »Sarah Williams!«

      »Wo wohnst du? Hier in der Gegend?«

      »O nein, in Hookerville, sieben Meilen von hier. Ich bin den ganzen Weg zu Fuß gegangen und halb tot vor Müdigkeit!«

      »Gewiß auch hungrig! Wart', ich hol' dir was!«

      »Nein, hungrig bin ich nicht, ich war's aber so schrecklich, daß ich zwei Stunden von hier auf einer Farm die Leute um Essen bat, nun hab' ich keinen Hunger mehr. Deshalb bin ich auch so spät dran. Meine Mutter ist krank und hat kein Geld und nichts und ich soll zu meinem Onkel Abner Moore und es ihm sagen. Er wohnt am andern Ende der Stadt, sagt Mutter. Ich bin noch nie hier gewesen. Kennen Sie ihn?«

      »Nein! Aber ich bin auch erst vierzehn Tage hier und kann noch nicht jedermann kennen. Es ist aber ein weiter Weg bis ans andre Ende der Stadt. Du bleibst am besten die Nacht über bei uns. Nimm doch deinen Hut ab!«

      »Nein, danke,« sag' ich, »ich will nur ein Weilchen ausruhen und dann wieder weiter gehen. Ich fürchte mich nicht im Dunkeln!«

      Sie sagte, allein ließe sie mich auf keinen Fall gehen, aber ihr Mann käme bald nach Hause und der solle mich begleiten. Dann erzählte sie von ihrem Mann und von ihren Verwandten stromauf- und stromabwärts und wie es ihnen früher so viel besser ergangen und ob es nicht vielleicht eine Dummheit gewesen, hierher zu kommen, anstatt zu bleiben wo sie waren, und so weiter und so weiter, bis ich dachte, ich hätte eine Dummheit gemacht, zu ihr zu kommen, um Neues aus der Stadt zu erfahren. Allmählich aber kam sie ins richtige Fahrwasser, fing von meinem Alten und dem Morde an und ich ließ sie weiter plätschern, wie es ihr behagte. Sie erzählte von mir und von Tom Sawyer, wie wir die sechstausend Dollars gefunden – nur waren's bei ihr zehn geworden –, von meinem Alten, was er für ein Lump sei, und was für ein Lump ich gewesen und nach und nach war sie bis zu meinem Morde vorgerückt. Da frag' ich:

      »Wer hat's denn eigentlich gethan? Von dem Mord haben wir auch in Hookerville gehört, aber nicht wer's gethan hat!«

      »Nun, da geht's euch gerade wie allen hier! Wie viele würden was drum geben, wenn sie wüßten, wer's gethan hat! Manche glauben, der alte Finn sei's selbst gewesen!«

      »Nein! Wahrhaftig?«

      »Fast alle glaubten's zuerst. Der wird wohl nie erfahren, wie dicht am Galgen er vorbeigestreift ist. Der Lump! Noch vor Nacht aber änderte sich die Meinung der Leute und man hatte nun einen durchgebrannten Nigger namens Jim im Verdacht!«

      »Was, der war ja –«

      Ich schnappte ab und dachte, ich wolle lieber still sein. Sie hatte gar nichts gemerkt und fuhr ruhig fort:

      »Ja, der Nigger war in derselben Nacht durchgebrannt, in der Huck Finn ermordet wurde. Man hat eine Belohnung auf seinen Kopf gesetzt – dreihundert Dollars. Auch für den alten Finn ist eine ausgesetzt worden, auch zweihundert Dollars. Der war am Morgen nach dem Morde zur Stadt gekommen, um Anzeige zu machen, war auch mit den Leuten auf dem Boot, um den Leichnam zu suchen, gleich danach aber war er verschwunden und als am Abend die Leute sich soweit klar waren, daß sie ihn hängen wollten, war er nirgends mehr zu finden. Am andern Tag kam denn heraus, daß auch der Nigger fehle und daß der gerade in der Mordnacht um 10 Uhr zum letztenmal gesehen worden sei. Jetzt fiel der Verdacht auf den, und am selben Tag kam auch der alte Finn zurück und lag Richter Thatcher in den Ohren, ihm Geld zu geben, daß er dem Nigger, dem elenden Mörder, nachsetzen könne. Der gab ihm ein paar Dollars und am Abend hatte er einen tüchtigen Rausch und randalierte in den Straßen herum mit noch zwei andern Strolchen, die aussahen, als seien sie mit allen Hunden gehetzt und mit denen er auch schließlich davon ging. Seitdem ist er nicht wieder gesehen worden und niemand sehnt sich nach ihm, denn nun ist doch wieder alles fest davon überzeugt, daß er seinen Jungen selbst tötete und dann alles so zurecht machte, als seien es fremde Mörder gewesen, nur um den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Er dachte, dadurch viel schneller das Geld seines Sohnes ausgeliefert zu bekommen, als wenn er den langweiligen prozeß abwarten müßte. Man traut ihm alles zu, dem schlechten Kerl! O, der ist schlau! Wenn er sich jetzt ein Jahr lang fort hält, wird alles verblasen sein. Beweisen kann man ihm ja nichts und dann kann er mit der größten Leichtigkeit Hucks Erbschaft antreten.« –

      »Natürlich, dann hindert ihn nichts mehr dran, das sag' ich auch. Der Schuft! Und also auf den Nigger hat man gar keinen Verdacht mehr?«

      »Ei freilich, man ist doch nicht so ganz sicher. Na, den werden sie bald wieder haben und es dann schon aus ihm herauspressen!«

      »Was, sind sie denn hinter ihm her?«

      »Na, du bist aber gut! Dreihundert Dollars läßt man doch nicht so – mir nichts dir nichts – auf der Straße liegen. Weit kann er ja auch noch gar nicht sein. Das sagen viele und ich gehöre zu denen. Sprech' ich da vor ein paar Tagen mit einem alten Pärchen, das gleich da vorn in der kleinen Blockhütte wohnt. Die erzählten mir, die Insel da draußen im Fluß sei ganz unbewohnt, da komme nie jemand hin. Denk' ich, du willst doch blind werden, wenn du nicht vor ein paar Tagen dort Rauch gesehen hast; wer weiß, ob da nicht der Nigger steckt? Seitdem hatt' ich nichts wieder gesehen, vielleicht war er also schon weiter. Sagen that ich aber nichts, sondern denk': wartst bis dein Alter kommt, der war nämlich vor ein paar Tagen mit einem Freunde flußaufwärts gegangen und ist erst vorhin vor zwei Stunden wiedergekommen. Da hab' ich ihm gesagt, was ich weiß und was ich denke und nun will er mit noch einem hinüber und nachsehen!«

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      Mir war's, als säß ich auf heißen Kohlen. Ich rutschte hin und her, konnte kaum still sitzen, und mußte mir was zu thun machen. Nehm' also eine Nadel, die auf dem Tisch liegt und probier' sie einzufädeln. Aber meine Hände zitterten in einem fort und ich konnte nicht damit fertig werden. Plötzlich hört die Frau zu reden auf und als ich aufblicke, bemerke ich, wie sie mir immerfort zusieht und dabei so sonderbar vor sich hingrinst. Ich leg' die Nadel weg und thu', als hab' ich für gar nichts andres Sinn, hatt's auch nicht, und frage:

      »Weiß Gott, dreihundert Dollars ist ein ordentlicher Klumpen Geld. Wollt', meine Mutter hätt's. Geht Euer Mann noch heut' Nacht hinaus?«

      »Versteht sich, so was muß schnell gethan werden oder gar nicht. Er ist nur noch in die Stadt, um sich ein Boot und eine Flinte zu leihen! Ich glaub', nach Mitternacht wollen sie ausziehen!«

      »Könnten sie denn am Tag nicht besser sehen?«

      »O du liebe Unschuld, du! Denkst du, der Nigger sei am Tag blind? Nein, nein! Jetzt in der Nacht schläft er sicher und die Männer können sich um so besser durch den Wald schleichen und ihn bei seinem