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ist zur menschlichen Konsumtion bestimmt, aber das fixe Kapital wird nur "indirekt" verzehrt, das zirkulierende Kapital hingegen "dient dem Fonds, welcher zur Ernährung des Arbeiters bestimmt ist in Form des Lohnes". Wir wären so einigermaßen wieder der Einteilung des Gesamtprodukts in konstantes Kapital (Produktionsmittel), variables Kapital (Lebensmittel der Arbeiter) und Mehrwert (Lebensmittel der Kapitalisten) nähergerückt. Immerhin aber läßt sich bis jetzt den Aufklärungen Sismondis über diesen von ihm selbst als grundlegend bezeichneten Gegenstand keine besondere Klarheit nachrühmen, und man merkt in diesem Wirrwarr jedenfalls keinen Fortschritt über die Smithschen "Gedankenböcke" hinaus.

      Sismondi fühlt das selbst und versucht mit einem Seufzer, daß "diese Bewegung des Reichtums vollständig abstrakt sei und eine so gespannte Aufmerksamkeit zu seinem Verständnis verlange", nun das Problem "in der einfachsten aller Behandlungen" klarzulegen. Wir begeben uns also wieder in die Ofenecke, d.h. zu Robinson, nur daß Robinson jetzt Pater familias und Pionier der Kolonialpolitik ist.

      "Ein einsamer Farmer in einer entfernten Kolonie am Saum der Wüste hat in einem Jahre hundert Sack Getreide geerntet: Kein Markt ist in der Nahe, wohin er sie bringen kann; auf alle Fälle muß dieses Getreide binnen Jahresfrist verzehrt werden, wenn es Wert für den Farmer haben soll; aber dieser kann mit seiner ganzen Familie nicht mehr als dreißig Sack verzehren; dies wird sein Aufwand sein, der Tausch seines Einkommens, diese dreißig Sack erzeugen sich für niemand wieder. Er wird dann Arbeiter heranziehen, er wird sie Wälder ausroden, Sümpfe in seiner Nachbarschaft trockenlegen und einen Teil der Wüste unter Kultur legen lassen. Diese Arbeiter werden weitere dreißig Sack Getreide aufessen; für sie wird dies ein Aufwand sein, sie sind imstande, diesen Aufwand zu machen als Preis ihres Einkommens, will sagen ihrer Arbeit; für den Farmer wird es ein Tausch sein, er wird diese dreißig Sack in fixes Kapital verwandelt haben. (Hier verwandelt Sismondi variables Kapital gar in fixes! Er will sagen: Für diese dreißig Sack, die sie als Lohn kriegten, stellen die Arbeiter Produktionsmittel her, die der Farmer zur Erweiterung seines fixen Kapitals wird verwenden können - R. L.) Es bleiben ihm nun noch vierzig Sack; diese wird er in diesem Jahre aussäen anstatt der zwanzig, die er im vorigen Jahre gesät hat, dies wird sein Umlaufkapital sein, welches er verdoppelt hat. So sind die hundert Sack verzehrt worden, aber von diesen hundert sind siebzig für ihn sicher angelegt worden, welche erheblich vermehrt wiedererscheinen, die einen in der nächsten Ernte, die anderen in den darauffolgenden Ernten. Die Vereinzelung des Farmers, den wir als Beispiel gewählt haben, läßt uns die Schranken einer solchen Tätigkeit noch besser erkennen. Wenn er in diesem Jahre nur sechzig Sack von den hundert, die er geerntet, hat verzehren können, wer wird im folgenden Jahre die zweihundert Sack essen, welche durch die Vermehrung seiner Aussaat gewonnen worden sind? Man wird sagen: seine Familie, welche sich vermehrt hat. Gewiß, aber die menschlichen Generationen vermehren sich nicht so schnell wie die Unterhaltsmittel. Wenn unser Farmer genug Arme hätte, um jedes Jahr die eben erwähnte Tätigkeit zu verdoppeln, würde sich seine Getreideernte jedes Jahr verdoppeln, während sich seine Familie höchstens alle fünfundzwanzig Jahre verdoppeln könnte."

      Trotz der Kindlichkeit des Beispiels kommt zum Schluß die entscheidende Frage zum Vorschein: Wo ist der Absatz für den kapitalisierten Mehrwert? Die Akkumulation des Kapitals kann die Produktion der Gesellschaft ins ungemessene steigern. Wie ist es aber mit der Konsumtion der Gesellschaft? Diese ist durch das Einkommen verschiedener Art bestimmt. Der wichtige Gegenstand wird von Sismondi im V. Kapitel des zweiten Buches dargelegt: "Teilung des Nationaleinkommens unter die verschiedenen Klassen der Bürger."

      Hier macht Sismondi einen neuen Versuch, das Gesamtprodukt der Gesellschaft in Teilen darzustellen: "Unter diesem Gesichtspunkt besteht das Nationaleinkommen aus zwei Teilen: Der eine begreift die jährliche Produktion, dies ist der Nutzen, welcher aus dem Reichtum entsteht; der zweite ist die Fähigkeit zu arbeiten, die sich aus dem Leben selbst ergibt. Unter dem Namen Reichtum verstehen wir jetzt ebenso das Grundeigentum wie das Kapital, und unter dem Namen Nutzen begreifen wir ebenso das Nettoeinkommen, welches den Eigentümern gegeben wird, wie den Gewinn des Kapitalisten." Also sämtliche Produktionsmittel werden als "Reichtum" aus dem "Nationaleinkommen" ausgeschieden; [welch] letzteres aber in Mehrwert und in Arbeitskraft oder richtiger deren Äquivalent - variables Kapital - zerfällt. Wir hätten hier also, wenn auch nicht deutlich genug herausgehoben, die Einteilung in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert. Im nächsten Augenblick stellt sich aber heraus, daß Sismondi unter "Nationaleinkommen" das jährliche gesellschaftliche Gesamtprodukt versteht: "Ebenso besteht die jährliche Produktion oder das Ergebnis aller Jahresarbeiten aus zwei Teilen; der eine ist der Nutzen, der sich aus dem Reichtum ergibt, der andere ist die Fähigkeit zu arbeiten, den wir dem Teil des Reichtums gleichsetzen, gegen welchen er in Tausch gegeben wird, oder den Unterhaltsmitteln der Arbeiter." Hier wird das Gesamtprodukt der Gesellschaft dem Werte nach in zwei Teile, variables Kapital und Mehrwert. aufgelöst, das konstante Kapital verschwindet, und wir sind angelangt bei dem Smithschen Dogma, wonach der Preis aller Waren sich in v + m auflöst (oder aus v + m zusammensetzt) oder, mit anderen Worten, das Gesamtprodukt nur aus Konsummitteln (für Arbeiter und Kapitalisten) besteht.

      Von hier aus tritt Sismondi an die Frage der Realisierung des Gesamtprodukts heran. Da einerseits die Summe der Einkommen in der Gesellschaft aus Löhnen und Profiten vom Kapital sowie aus Grundrente besteht, also v + m darstellt, andererseits das Gesamtprodukt der Gesellschaft sich gleichfalls dem Werte nach in v + m auflöst, so "halten sich das Nationaleinkommen und die jährliche Produktion gegenseitig die Waage" und müssen einander (an Wert) gleich sein: "Die ganze jährliche Produktion wird jährlich verzehrt, aber da dies zum Teil durch Arbeiter geschieht, welche ihre Arbeit dagegen in Tausch geben, verwandeln sie sie in (variables) Kapital und erzeugen sie aufs neue; der andere Teil wird von den Kapitalisten, welche dagegen ihr Einkommen eintauschen, verbraucht." "Die Gesamtheit des jährlichen Einkommens ist dazu bestimmt, gegen die Gesamtheit der jährlichen Produktion eingetauscht zu werden." Daraus konstruiert Sismondi endlich im VI. Kapitel des zweiten Buches: "Wechselseitige Bestimmung der Produktion durch die Konsumtion und der Ausgaben durch das Einkommen", das folgende exakte Gesetz der Reproduktion: "Das Einkommen des vergangenen Jahres muß die Produktion dieses Jahres bezahlen." Wie soll nun unter solchen Voraussetzungen die kapitalistische Akkumulation stattfinden? Wenn das Gesamtprodukt von den Arbeitern und den Kapitalisten restlos verzehrt werden muß, so kommen wir offenbar aus der einfachen Reproduktion nicht heraus, und daß Problem der Akkumulation wird unlösbar. In der Tat läuft die Sismondische Theorie darauf hinaus, die Akkumulation für unmöglich zu erklären. Denn wer soll das überschüssige Produkt im Falle der Erweiterung der Reproduktion kaufen, da die gesamte gesellschaftliche Nachfrage durch die Lohnsumme der Arbeiter und durch den persönlichen Konsum der Kapitalisten dargestellt ist? Sismondi formuliert auch die objektive Unmöglichkeit der Akkumulation in folgendem Satz: "Nach allem diesem muß man sagen, daß es niemals möglich ist, die Gesamtheit der Erzeugung des Jahres (bei erweiterter Reproduktion - R. L.) gegen die Gesamtheit des vorhergehenden Jahres auszutauschen. Wenn die Erzeugung stufenweise fortschreitend wächst, muß der Austausch jedes Jahres einen kleinen Verlust verursachen, welcher zu gleicher Zeit eine Vergütung der zukünftigen Lage darstellt." Mit anderen Worten, die Akkumulation muß jedes Jahr bei der Realisierung des Gesamtprodukts einen unabsetzbaren Überschuß in die Welt setzen. Sismondi schreckt aber vor der letzten Konsequenz zurück und rettet sich sofort "auf die mittlere Linie" durch eine wenig verständliche Ausflucht: "Wenn dieser Verlust gering ist und gut verteilt wird, so erträgt ihn jeder, ohne sich über sein Einkommen zu beklagen. Hierin gerade besteht die Wirtschaftlichkeit des Volkes, und die Reihe dieser kleinen Opfer vermehrt das Kapital und das Nationalvermögen." Wird hingegen die Akkumulation rücksichtslos betrieben, dann wächst sich der unabsetzbare Überschuß zur öffentlichen Kalamität aus, und wir haben die Krise. So bildet die kleinbürgerliche Ausflucht der Dämpfung der Akkumulation die Lösung Sismondis. Die Polemik gegen die klassische Schule, die die unumschränkte Entfaltung der Produktivkräfte und Erweiterung der Produktion befürwortete, ist ein ständiger Kehrreim Sismondis, und der Warnung vor den fatalen Folgen des unumschränkten Dranges zur Akkumulation ist sein ganzes Werk gewidmet.