Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar


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      Nicht ein ein­zi­ges Mal seit sei­nes Herrn Ab­marsch hat­te er das Bun­ga­low wei­ter als auf Sicht- oder Hör­wei­te ver­las­sen. Nur wenn Lady Grey­sto­ke der Ein­tö­nig­keit des Al­lein­seins müde über die Ebe­ne ritt oder auf eine kur­ze Jagd ging, be­glei­te­te sie Mu­gam­bi auf ei­nem zä­hen Ara­ber wie ihr Schat­ten.

      Die Räu­ber wa­ren noch weit weg, als sie der Krie­ger schon mit sei­nen schar­fen Au­gen ent­deck­te. Eine Zeit lang be­trach­te­te er still prü­fend die her­an­na­hen­de Schar, dann rann­te er zu­rück zu den Hüt­ten der Ein­ge­bo­re­nen hin­ter dem Bun­ga­low.

      Er rief die mü­ßig her­um­lie­gen­den Krie­ger auf und gab schnell sei­ne Be­feh­le, de­nen zu­fol­ge die Leu­te zu den Waf­fen grif­fen. Ei­ni­ge eil­ten fort, um die Feld­ar­bei­ter und die Hir­ten bei den Her­den zu war­nen. Die Mehr­zahl folg­te Mu­gam­bi an das Bun­ga­low.

      Die Staub­wol­ke der Ein­dring­lin­ge war noch weit weg. Mu­gam­bi konn­te nicht si­cher wis­sen, ob sie einen Feind in sich barg. Aber er hat­te sein gan­zes rau­es Le­ben im wil­den Afri­ka ver­bracht und hat­te schon frü­her sol­che Hor­den un­an­ge­mel­det kom­men se­hen. Sie konn­ten in fried­li­cher, sie konn­ten in feind­li­cher Ab­sicht kom­men. Das ließ sich nicht vor­her­sa­gen. Es war bes­ser, ge­rüs­tet zu sein. Die has­ti­ge An­nä­he­rung war je­den­falls auf­fäl­lig.

      Das Grey­sto­ke-Bun­ga­low war we­nig auf Ver­tei­di­gung ein­ge­rich­tet. Es hat­te nicht ein­mal eine Pa­li­sa­den­wand, denn hier im Her­zen des Wa­zi­ri­lan­des hat­te sein Ei­gen­tü­mer kei­nen feind­li­chen An­griff für mög­lich ge­hal­ten. Le­dig­lich schwe­re Holz­schal­ter konn­ten die Fens­ter ge­gen feind­li­che Pfei­le si­chern, und die­se ließ Mu­gam­bi ge­ra­de her­un­ter, als Lady Grey­sto­ke auf der Ve­ran­da er­schi­en.

      He! Mu­gam­bi! rief sie. Was ist denn los? Wa­rum schließt du die Schal­ter?

      Mu­gam­bi deu­te­te auf die weiß­män­te­li­gen Rei­ter, die sich jetzt deut­lich drau­ßen auf der Ebe­ne zeig­ten. Ara­ber, er­klär­te er. In der Ab­we­sen­heit des »großen Herrn« kom­men sie mit kei­ner gu­ten Ab­sicht. Jen­seits des sau­be­ren Ra­sens und der blü­hen­den Bü­sche sah Jane Clay­ton die glän­zen­den Kör­per der Wa­zi­ri. Die Son­ne leuch­te­te auf den Speer­spit­zen und den präch­ti­gen Far­ben ih­res Kriegs­auf­put­zes aus Fe­dern, auf die glat­te Haut ih­rer brei­ten Schul­tern bron­ze­ne Re­fle­xe gie­ßend.

      Jane schau­te mit un­ge­misch­tem Stolz und mit Freu­de auf sie. Was konn­te ihr un­ter sol­chem Schutz wei­ter be­geg­nen?

      Die Räu­ber hiel­ten kaum hun­dert Schrit­te ent­fernt auf der Ebe­ne. Mu­gam­bi eil­te hin­ab zu sei­nen Krie­gern. Er trat ei­ni­ge Schrit­te vor sie und rief die Frem­den an. Achmed Zek saß auf­recht im Sat­tel vor sei­nen Hals­ab­schnei­dern.

      Ara­ber! rief Mu­gam­bi, was suchst du hier?

      Wir kom­men in Frie­den, rief Achmed Zek zu­rück. Dann gehe in Frie­den, er­wi­der­te Mu­gam­bi. Wir brau­chen euch hier nicht. Zwi­schen Ara­ber und Wa­zi­ri gibt es kei­nen Frie­den.

      Mu­gam­bi, ob­gleich kein ge­bo­re­ner Wa­zi­ri, war in den Stamm auf­ge­nom­men wor­den, und es gab kei­nen, der eif­ri­ger auf des­sen Ruf und des­sen Tap­fer­keit ge­se­hen hät­te.

      Achmed Zek zog sich auf eine Sei­te sei­ner Hor­de und sag­te lei­se et­was. Ei­nen Au­gen­blick da­nach pras­sel­te eine Sal­ve ohne vor­he­ri­ge War­nung in die Rei­hen der Wa­zi­ri. Ei­ni­ge Krie­ger fie­len, die üb­ri­gen woll­ten sich auf die An­grei­fer stür­zen. Aber Mu­gam­bi war ein eben­so vor­sich­ti­ger als tap­fe­rer Füh­rer. Er wuss­te, wie nutz­los es war, flin­ten­be­waff­ne­te Geg­ner so an­zu­grei­fen; des­halb zog er sei­ne Streit­kräf­te hin­ter die Bü­sche des Gar­tens zu­rück. Ei­ni­ge ver­teil­te er auf ver­schie­de­ne Stel­len rund um das Bun­ga­low, ein hal­b­es Dut­zend schick­te er hin­ein mit dem Be­fehl, ihre Her­rin drin zu­rück­zu­hal­ten und mit ih­ren Lei­bern zu de­cken. Achmed Zek wen­de­te nun die Ge­fechts­art der Wüs­ten­kämp­fer an, von wel­chen er stamm­te. Er führ­te sei­ne Man­nen im Ga­lopp als lan­ge dün­ne Li­nie in ei­nem großen, all­mäh­lich klei­ner wer­den­den Krei­se um die Ver­tei­di­ger.

      Aus dem den Ver­tei­di­gern nächs­ten Bo­gen des Krei­ses reg­ne­te ein dau­ern­des Feu­er auf die hin­ter den Bü­schen ver­bor­ge­nen schwar­zen Krie­ger. Die ih­rer­seits sand­ten ihre schlan­ken Pfei­le auf die nächs­ten Geg­ner. An die­sem Tage brauch­ten sich die als gute Bo­gen­schüt­zen be­kann­ten Wa­zi­ri ih­rer Leis­tung nicht zu schä­men. Wie­der und wie­der warf ei­ner der brau­nen Rei­ter die Arme hoch und stürz­te, von ei­nem töd­li­chen Pfeil durch­bohrt, aus dem Sat­tel. Aber der Kampf war zu un­gleich. Die Ara­ber wa­ren den Wa­zi­ri an Zahl über­le­gen, und ihre Ku­geln dran­gen in die Bü­sche und tra­fen selbst Zie­le, wel­che die ara­bi­schen Schüt­zen gar nicht ge­se­hen hat­ten. Bald schwenk­te Achmed Zek eine hal­be Mei­le hin­ter dem Bun­ga­low ein, riss einen Teil der Zäu­ne nie­der und führ­te sei­ne Schur­ken hin­ein in die Farm.

      In wil­der Jagd hetz­ten sie quer­feld­ein. Sie hiel­ten nicht an, um wei­te­re Zäu­ne nie­der­zu­rei­ßen, ge­ra­de­wegs trie­ben sie ihre wil­den Ros­se und setz­ten so leicht wie be­schwing­te Mö­ven dar­über hin.

      Mu­gam­bi sah sie kom­men und schrie den üb­rig­ge­blie­be­nen Krie­gern zu, sich di­rekt an das Bun­ga­low zu­rück­zu­zie­hen. Auf der Ve­ran­da stand Lady Grey­sto­ke mit der Büch­se, und mehr als ein Räu­ber er­lag ih­ren fes­ten Ner­ven und ih­rem ru­hi­gen Zie­len. Mehr als ein Pferd lief rei­ter­los die At­ta­cke der an­de­ren mit.

      Mu­gam­bi schob sei­ne Her­rin zu­rück in die Si­cher­heit der In­nen­räu­me und such­te mit sei­nen aus­ein­an­der­ge­zo­ge­nen Leu­ten dem Feind zum letz­ten Male Halt zu bie­ten.

      Die Ara­ber ka­men mit Ge­schrei her­an und schwan­gen ihre lan­gen Flin­ten über den Köp­fen. Sie jag­ten an der Ve­ran­da vor­bei und sand­ten ein mör­de­ri­sches Feu­er in die Wa­zi­ri, wel­che ihre Sal­ve von Pfei­len kni­end hin­ter ih­ren lan­gen ova­len Schil­den ab­ga­ben. Um einen Pfeil oder einen Speer ab­zu­hal­ten, wa­ren die Schil­de gut ge­nug, aber ge­gen die Blei­ge­schos­se der Flin­ten wa­ren sie wert­los.

      Un­ter den halb­ge­öff­ne­ten Schal­tern des Bun­ga­lows schos­sen die an­de­ren Bo­gen­schüt­zen bes­ser und ge­deck­ter, des­halb zog Mu­gam­bi nach die­sem ers­ten An­griff sei­ne sämt­li­chen Leu­te in das Haus zu­rück.

      Wie­der und wie­der grif­fen die Ara­ber an, bis sie schließ­lich au­ßer­halb der Trag­wei­te für die Pfei­le des Ver­tei­di­gers im Krei­se hiel­ten und aus die­ser neu­en Stel­lung die Fens­ter be­schos­sen.

      Die Wa­zi­ri fie­len ei­ner nach dem an­de­ren. We­ni­ger und we­ni­ger Pfei­le ant­wor­te­ten auf die Ge­wehr­schüs­se der Räu­ber, bis Achmed Zek zu­letzt einen Sturm für er­folg­reich hielt.

      Im Lau­fen wei­ter­feu­ernd, stürz­te die Hor­de nach der Ve­ran­da. Ein Dut­zend fiel un­ter den Pfei­len der Ver­tei­di­ger, aber die Mehr­zahl er­reich­te die Tür. Schwe­re Ge­wehr­kol­ben schmet­ter­ten da­ge­gen. In das Kra­chen des split­tern­den Hol­zes misch­te sich der Knall des Ge­weh­res, wenn Jane Clay­ton durch die Pa­nee­le auf den zä­hen Feind schoss.

      Auf