rief Poseidon
und tauchte zurück ins Meer;
und über den groben Seemannswitz
lachten unter dem Wasser
Amphitrite, das plumpe Fischweib,
und die dummen Töchter des Nereus.
Erklärung
Herangedämmert kam der Abend,
wilder toste die Flut,
und ich sass am Strand, und schaute zu
dem weissen Tanz der Wellen,
und meine Brust schwoll auf wie das Meer,
und sehnend ergriff mich ein tiefes Heimweh
nach dir, du holdes Bild,
das überall mich umschwebt,
und überall mich ruft,
überall, überall,
im Sausen des Windes, im Brausen des Meers,
und im Seufzen der eigenen Brust.
Mit leichtem Rohr schrieb ich in den Sand:
„Agnes, ich liebe dich!“
Doch böse Wellen ergossen sich
über das süsse Bekenntnis,
und löschten es aus.
Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand,
zerfliessende Wellen, euch trau ich nicht mehr!
Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,
und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern,
Reiss ich die höchste Tanne,
und tauche sie ein
in des Ätnas glühenden Schlund, und mit solcher
feuergetränkten Riesenfeder
schreib ich an die dunkle Himmelsdecke:
„Agnes, ich liebe dich!“
Jedwede Nacht lodert alsdann
dort oben die ewige Flammenschrift,
und alle nachwachsende Enkelgeschlechter
lesen jauchzend die Himmelsworte:
„Agnes, ich liebe dich!“
Nachts in der Kajüte
Das Meer hat seine Perlen,
der Himmel hat seine Sterne,
aber mein Herz, mein Herz,
mein Herz hat seine Liebe.
Gross ist das Meer und der Himmel,
doch grösser ist mein Herz,
und schöner als Perlen und Sterne
leuchtet und strahltmeine Liebe.
Du kleines, junges Mädchen,
komm an mein grosses Herz;
mein Herz und das Meer und der Himmel
vergehn vor lauter Liebe.
*
An die blaue Himmelsdecke,
wo die schönen Sterne blinken,
möcht’ ich pressen meine Lippen,
pressen wild und stürmisch weinen.
Jene Sterne sind die Augen
meiner Liebsten, tausendfältig
schimmern sie und grüssen freundlich
aus der blauen Himmelsdecke.
Nach der blauen Himmelsdecke,
nach den Augen der Geliebten,
heb’ ich andachtsvoll die Arme,
und ich bitte und ich flehe:
,,Holde Augen, Gnadenlichter,
oh, beseligt meine Seele,
lasst mich sterben und erwerben
euch und euren ganzen Himmel!“
*
Aus den Himmelsaugen droben
fallen zitternd lichte Funken
durch die Nacht, und meine Seele
dehnt sich liebeweit und weiter.
Oh, ihr Himmelsaugen droben!
Weint euch aus in meine Seele,
dass von lieben Sternentränen
überfliesset meine Seele.
*
Eingewiegt von Meereswellen
und von träumenden Gedanken,
lieg ich still in der Kajüte,
in dem dunkeln Winkelbette.
Durch die offne Luke schau ich
droben hoch die hellen Sterne,
die geliebten, süssen Augen
meiner süssen Vielgeliebten.
Die geliebten, süssen Augen
wachen über meinem Haupte,
und sie klingen und sie winken
aus der blauen Himmelsdecke.
Mach der blauen Himmelsdecke
schau ich selig lange Stunden,
bis ein weisser Nebelschleier
mir verhüllt die lieben Augen.
*
An die bretterne Schiffswand,
wo mein träumendes Haupt liegt,
branden die Wellen, die wilden Wellen.
Sie rauschen und murmeln
mir heimlich ins Ohr:
,,Betörter Geselle!
Dein Arm ist kurz, und der Himmel ist weit,
und die Sterne droben sind festgenagelt,
vergebliches Sehnen, vergebliches Seufzen,
das Beste wäre, du schliefest ein.“
*
Es träumte mir von einer weiten Heide,
weit überdeckt von weissem, weissem Schnee,
und unterm weissen Schnee lag ich begraben
und schlief den einsam kalten Todesschlaf.
Doch droben aus dem dunkeln Himmel schauten
herunter auf mein Grab die Sternenaugen,
die süssen Augen! und sie glänzten siegbaft
und ruhig heiter, aber voller Liebe.
Sturm
Es wütet der Sturm,
und er peitscht die Welln,
und die Wellen, wutschäumend und bäumend,
türmen sich auf, und es wogen lebendig
die weissen Wasserberge,
und das Schifflein erklimmt sie,
hastig, mühsam,
und