Perry Rhodan

Perry Rhodan Neo Paket 24


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Sir«, bestätigte der Chefingenieur wenig begeistert. Es war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

      Zwar dürfte es ein ganzes Nähset sein, überlegte Montoya. Aber leider ist es ein sehr, sehr großer Haufen – ein Ultraheuhaufen. Sie schüttelte grinsend den Kopf. Das konnte sie dem armen Rufus Darnell nicht antun.

      »Mit deiner Erlaubnis.« Sie blickte zur Kommandantin. »Ich denke, wir könnten auch einen Teil der Raumlandesoldaten für die Suche abstellen. Das ist eine Menge Personal mit guter Ausrüstung, das, mit Verlaub, gerade für nichts sonst gebraucht wird.«

      Thora nickte. »Darnell, haben Sie gehört? Wir schicken Ihnen ein paar Leute zur Unterstützung. Die Suche leiten selbstverständlich Sie. Bitte geben Sie sich Mühe, dass Ihre Helfer auch verstehen, wonach sie suchen. Sie haben nicht dieselbe technische Ausbildung wie Ihre Leute.«

      »Verstanden«, sagte der Chefingenieur. »Besten Dank.«

      Dann beendete er die Verbindung.

      »Ganz ohne Schwierigkeiten geht es nie, was?«, fragte Thora Rhodan da Zoltral ihren Mann. »Was meinst du? Ich sehe doch, dass du grübelst.«

      »Ich überlege nur«, antwortete Rhodan, »ob es wirklich Zufall sein kann, wenn sich bestimmte Probleme so häufen.«

      »Denkst du dasselbe wie ich?«

      Perry Rhodan zuckte in einer unentschlossenen Geste die Schultern. Es war eine Geste, die nicht recht zu ihm passte und die er vor allem für die Besatzung schauspielerte. Gabrielle Montoya spürte, dass er keine Mutmaßungen aussprechen wollte, solange ihm dafür die Beweise fehlten.

      »Ich möchte es auf jeden Fall überprüfen gehen«, beschloss er. »Kommst du mit?«

      »Ich platze vor Neugierde«, sagte die Arkonidin auf ihre gewohnt unterkühlte Art. »Gabrielle, übernimm du hier. Und wenn Darnell sich noch einmal meldet, beruhige ihn – vielleicht ist diese Angelegenheit schneller geklärt, als er denkt.«

      10.

      Das Unwahrscheinliche

      »Wie lange ist er schon so?«, fragte Thora Rhodan da Zoltral und trat an Merkoshs Bett.

      Perry Rhodan grüßte Chefarzt Drogan Steflov und Sud. Dann trat er auf die andere Seite des Isolierbetts, das eigentlich eher ein halb offener, mit hochkomplexen Diagnose- und Behandlungsgeräten gespickter Tank war, durch doppelte Energiefelder von seiner Umgebung abgeschirmt. Für Thora war Merkoshs Zustand eher von wissenschaftlichem Interesse: Die fremdartige Physiologie des Oproners war faszinierend, und seine Infektion mit Dunkelleben mochte wertvolle Erkenntnisse über die Krankheit liefern. In erster Linie aber dachte Thora an die Sicherheit ihres Schiffs und seiner Besatzung; Merkosh war da bloß ein Leben unter vielen. Für Rhodan indes schien der skurrile Fremde fast so etwas wie ein Freund zu sein. Mit bedrückter Miene betrachtete er den Schlafenden und lauschte, was Sud und Steflov zu berichten hatten.

      »Die Infektion ist leider weiter fortgeschritten.« Steflov deutete in Merkoshs Körper, als wäre er ein Referent in einem Museum und der Oproner ein gläsernes Plastinat. Tatsächlich wirkte Merkosh transparenter denn je. »Wie Sie sehen, konzentrieren sich die schwarzen Flocken nun deutlich an mehreren Stellen seines Gehirns. Die gute Nachricht ist, dass das Dunkelleben keinen Einfluss auf seine essenziellen Vitalfunktionen zu haben scheint. Dennoch ballt es sich immer mehr zusammen.«

      »Was macht es mit ihm?«, fragte Rhodan betroffen.

      »Die Wahrheit ist, wir wissen es nicht«, gab Sud zu. »Und Merkosh ebenso wenig. Er ist zwar immer wieder mal wach, aber dabei stets nur fahrig und unkonzentriert. Er antwortet nicht oder nur unzusammenhängend auf Fragen, die man an ihn richtet.«

      Rhodan beugte sich vor, bis seine Nase fast das Prallfeld der Isoliereinheit berührte, und kniff die Augen zusammen. »Hat er sich da wieder Zeichen auf die Brust gemalt?«

      »Das hat er«, bestätigte Sud. »Aber andere als sonst. Ob sie bloß eine andere Bedeutung haben, zu einer anderen Sprache gehören oder ob es sich um pathologische Verzerrungen aufgrund seines Zustands handelt, ist uns leider nicht klar. Auf Fragen danach reagiert er, als registriere er sie überhaupt nicht.«

      »Merkosh«, flüsterte Rhodan. »Hören Sie mich?«

      Erst glaubte Thora, der Oproner schliefe tief und fest, dann schlug er zu ihrer Überraschung die großen, dunkelgrünen Augen auf. Sie sahen aus wie von Moos oder Algen überzogene Steine in dem kristallklaren Bach, der Merkoshs spindeldürrer Körper war. Man konnte sogar die feinen Fugen und Druckstellen der Liege unter ihm ausmachen.

      »Perry«, brachte Merkosh leise hervor. »Wie schön, Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?«

      »Wie es mir geht?« Rhodan lachte. »Das wollte ich Sie fragen!«

      »Ach ja?« Merkosh sah verunsichert nach links und nach rechts. »Das ist ja interessant ...«

      »Merkosh?«, fragte Rhodan besorgt.

      »Wohin?«, keuchte Merkosh angstvoll. »Wohin?«

      »Ganz ruhig!« Sud schob ihre Hand durch die Energiefelder – bildete sich da eine Strukturlücke? – und in Merkosh hinein.

      Es war ein unheimlicher Anblick: Sud war in der Lage, ihre Hände in einen Zustand zu versetzen, der eine Art Phasenverschiebung auf der Quantenebene darstellte – eine Gabe, die jener des Oproners überraschend ähnelte. Und da Merkosh praktisch durchsichtig war, konnte Thora beobachten, wie Suds Hand als geisterhafter Schatten zwischen den Silhouetten der gläsernen Organe umherhuschte.

      Es war noch gar nicht lange her, da hatte Thora Suds Gabe sogar am eigenen Leib erfahren. Während der Aktivierung ihres Extrasinns hatte Sud sie stabilisiert.

      »Was tust du?«, fragte Thora leise.

      »Ich weiß es selbst nicht genau«, gestand Sud. »Ich kann ihn nicht heilen, so wie ich einen Patienten bei einer Operation heilen würde. Aber auf irgendeine Weise stellen wir einen Kontakt auf der Quantenebene her – und es scheint ihn zu beruhigen. Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann, und ich bin es ihm schuldig. Es hätte nie so weit kommen dürfen.«

      Noch während sie sprach, verlangsamte sich der Atem des Oproners, wurde regelmäßiger. Kurz darauf schloss Merkosh die Augen und schlief wieder ein.

      »Hat Merkosh irgendwann in den zurückliegenden Tagen die Medostation verlassen?«, fragte Thora den Chefarzt der CREST II.

      Der fast zwei Meter große Steflov, der einst ein Schüler von Julian Tifflor gewesen war, schüttelte den Kopf. »Sie sehen doch, dass mein Patient dazu gar nicht in der Verfassung ist.«

      »Was ich bei Merkosh sehe und wie die Dinge wirklich liegen, das ist oft zweierlei«, entgegnete Thora. »Für mich sind gerade etwas zu viele Fragen offen. Fragen hinsichtlich seines Zustands ... und hinsichtlich der Schiffssicherheit.«

      »Ich erkenne nicht, wo da ein Zusammenhang bestehen sollte«, sagte Steflov. »Merkosh stellt sicherlich keine Gefahr für irgendjemanden da. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass das Dunkelleben auf andere Besatzungsmitglieder Einfluss nehmen oder übergreifen könnte. Wir haben die Situation hundertprozentig unter Kontrolle.«

      Thora tauschte einen Blick mit Rhodan, der ein ernstes Gesicht machte.

      »Dann haben Sie sicher keine Probleme damit, uns die Aufzeichnungen der internen Überwachungssysteme zu zeigen«, sagte Thora.

      Steflov runzelte konsterniert die Stirn, und auch Sud blickte verdutzt drein. »Wieso das denn?«, fragte Steflov. »Ohne einen konkreten Verdacht möchte ich die Privatsphäre meines Patienten als schützenswert erachten ...«

      Thora seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass sie vor einer solchen Mauer stand. Aus irgendwelchen historischen Gründen – wenn die lächerlich kurzen Zeitspannen der terranischen Geschichte das Wort »historisch« überhaupt rechtfertigten – hatten die Menschen ein immenses Problem damit, dass man ihre kostbare Privatsphäre verletzte. Kaum verlangte man einen