Perry Rhodan

Perry Rhodan Neo Paket 24


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sie das Tor.

      Zuerst sah er nur Dunkelheit, die automatische Beleuchtung sprang nicht an.

      »Positronik!«, befahl Madeira. »Licht!«

      Doch es gab keine Reaktion. War es denkbar, dass es ausgerechnet in dieser Halle zu einer weiteren Fehlfunktion gekommen war, die SENECA nicht registriert hatte? Oder hatte Merkosh auch damit etwas zu tun?

      Fluchend setzte Madeira die Taschenlampe auf seine Waffe, Landry folgte seinem Beispiel. Suchend tasteten die beiden Lichtstrahlen durch die Halle. Dann trafen sie auf eine reflektierende Oberfläche.

      Madeira atmete scharf ein. »Was zum ...?«

      In gegenläufigen Richtungen schlichen sie an der Innenwand der Halle entlang, um einen größeren Bereich abzudecken. Dort, wo die Strahlen ihrer Lampen sich trafen, schimmerte ein riesiges, groteskes Gebilde, so hoch, dass es bis unter die Decke des hohen Lagerraums reichte.

      »Das sind Frachtcontainer ... Leitern ... Pressluftflaschen ...«, zählte Landry auf.

      »Thermoskannen ... Radfelgen ... Energiezellen ... Besenstiele ... Rohre ...«, fuhr Madeira fort.

      Er verstand nicht, was er sah. Eine wilde Mischung alltäglicher Gegenstände, manche banal, andere komplex. Ihre einzige Gemeinsamkeit schien zu sein, dass sie mehr oder weniger silberfarben waren ... und sich mit entsprechendem Aufwand wohl noch eben so von einer einzelnen Person transportieren ließen.

      »War er das?«, fragte Madeira. »Der Oproner?«

      Landry schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wenn ja ... was hat er damit gemacht?«

      Madeira trat näher an das Gebilde heran. Die Anordnung der Gegenstände folgte keinem erkennbaren Muster, außer dass es dem Architekten anscheinend gelungen war, sie ohne Hilfe eines Schweißgeräts oder Klebstoffs zu arrangieren. Ein Mikadohaufen aus gestohlenem Schrott – es wäre bewundernswert gewesen, hätte es nicht zugleich so geisteskrank ausgesehen.

      Landry musste denselben Gedanken gehabt haben. »Wie ein verrücktes Kunstwerk«, hauchte sie, den Kopf in den Nacken gelegt.

      Madeira wollte noch etwas sagen, dann stutzte er. »Moment mal ...«

      Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er aktivierte seine Helmkamera und griff nach dem Armbandkom. Nur eine Sekunde lang zögerte er – dann rief er die Zentrale.

      »Sarah Maas?«, meldete sich eine freundliche Stimme, die wahrscheinlich gerade seine Kennung überprüfte. »Was gibt es ... Leutnant Madeira? Sie rufen etwas ungünstig an – wir sind kurz vor dem Sprung.«

      »Keine Zeit für lange Erklärungen«, haspelte er. »Wir stehen in einem Lagerraum auf Deck siebzehn und haben die entwendeten Bauteile gefunden. Bitte überprüfen Sie das Signal meiner Kamera und bestätigen Sie, dass das, was ich da sehe ...« Er schluckte. »Ich glaube, es sind Teile aus Strukturfeldkonvertern. Bitte bestätigen! Es ist wirklich dringend.«

      »Verstanden«, sagte die Funkerin knapp. Sie musste ebenso wie er den Ernst der Lage erfasst haben.

      Kein Ort auf dem Schiff, an den Merkosh nicht gelangt sein konnte ...

      Wenn der Oproner tatsächlich Teile aus den Strukturfeldkonvertern des Transitionsantriebs gestohlen hatte ...

      Auch Luisa Landry war ganz blass geworden. »Hat sie gesagt, wir stehen kurz vor dem Sprung?«, fragte sie.

      »Zentrale?«, rief Joaquim Madeira und verspürte plötzlich nackte Panik. Wieso meldeten die sich nicht? »Zentrale! Leutnant Madeira an Gabrielle Montoya! Bitte kommen!«

      Im nächsten Moment spürte er das charakteristische Ziehen des Entzerrungsschmerzes.

      Dann schmetterte ihn ein furchtbarer Schlag an die Hallenwand, und Merkoshs Skulptur kollabierte – so wie alles in diesen Sekunden in sich zusammenbrach.

      12.

      Unter Riesen

      Ronald Tekener hatte keine Angst vor einem schlechten Eindruck. Nie gehabt. Wer sich von so was täuschen ließ, konnte ihm gestohlen bleiben.

      Deshalb hatte er auch kein Problem damit, sich eine Stunde nach ihrer Notlandung freiwillig zum Außeneinsatz zu melden.

      Er hatte bereits bei den Aufräumarbeiten geholfen. Tekener war kein Altruist – ihm war langweilig. Er hatte sich für diesen Flug gemeldet, weil er auf der Erde nichts mehr zu tun gehabt hatte. Außer herauszufinden, wie viele Flaschen genau er leeren oder sich über den Kopf schlagen lassen konnte, ehe es ihm schwarz vor Augen wurde.

      Tekener hatte keine Angst vor dieser Art Schwärze. An manchen Tagen sehnte er sich nach dem Dunkel. Aber er hatte noch seinen Stolz.

      Was er sich wünschte, waren klare Ansagen. Eine Richtung, seinetwegen ein Befehl. Klarheit schätzte er an Leuten, und das war vielleicht, was ihn anfangs so empfänglich für Iratio Hondro gemacht hatte. Dann hatte Jessica eine Weile diese Rolle übernommen. Es war nicht so, dass Ronald Tekener willens- oder entscheidungsschwach wäre, auch wenn Jessica das vielleicht anders sah. Er brauchte einfach jemanden, in dem er sich spiegeln konnte. Der ihm sagte, was Sache war, was richtig und was falsch.

      Ihm war ziemlich schnell klar, dass Oberleutnant Sam Tatham nicht diese Art von Mensch war.

      »Was soll das heißen, Sie wollen mit?«, herrschte ihn der bullige Mann an. Tatham war einer der Leute, die es geschafft hatten, ihr nicht von der Hand zu weisendes Körperfett unter derart viel Muskeln zu verbergen, dass sie doppelt gefährlich aussahen. Nur mit seinem Kopf war ihm das nicht gelungen, weswegen dieser zu klein und ein wenig grotesk wirkte.

      Es half auch nicht, wenn dieser Kopf redete.

      »Das soll heißen, dass ich die Erste Offizierin gefragt habe und sie gesagt hat, ich soll mit«, log Tekener. Er war sich ziemlich sicher, dass Gabrielle Montoya Ja gesagt hätte, wenn er sie gefragt hätte, aber dazu war er zu bequem gewesen. »Er auch«, fügte er hinzu, als John Marshall den Hangar betrat.

      »Von ihm weiß ich«, murrte Tatham. »Aber von Ihnen ...?«

      Tekener hob auffordernd die Brauen, damit Marshall seinen Blick trotz Tekeners Sonnenbrille bemerkte. Zwecklos, einem Telepathen etwas vorzumachen.

      Ich will mit, dachte Tekener. Ich werde auch brav sein. Ehrlich.

      John Marshall nickte dem Oberleutnant zu. »Er kommt mit.«

      Der Offizier fuhr sich mit der Hand durchs stopplige Haar. »Also schön. Können Sie mit so was schießen?« Er drückte Tekener ein Thermogewehr in die Hand.

      Tekener prüfte, entsicherte und sicherte die Waffe und legte damit probeweise auf die beiden Space-Disks an. Dann entnahm er den Hochenergie-Akkupack und baute ihn wieder ein. »Ich kann das Ding auch reparieren, wenn's sein muss.« Er hatte keine Lust, Tatham zu erzählen, dass er vor langer Zeit mal bei der Terranischen Flotte gewesen war, weil das garantiert zu dummen Nachfragen über sein Ausscheiden geführt hätte.

      Glücklicherweise war der Oberleutnant auch so zufrieden. »In Ordnung. Sie und Marshall kommen mit mir. Außerdem Jeffries und die beiden Schlauberger. Die anderen fliegen mit Lafayette und der zweiten Disk.« Er musterte Tekeners Lederjacke. »Ziehen Sie sich was Richtiges an, und dann los!«

      Er deutete auf einen Satz Einsatzkleidung bei den Kisten und Rucksäcken mit Waffen und Ausrüstung, dann winkte er seinen Leuten, die teils angespannte, teils erschöpfte Blicke tauschten, und setzte sich in Bewegung.

      Die beiden »Schlauberger«, das hatte Tekener schnell gelernt, waren ein Leutnant mit hörbar portugiesischem Akzent und eine dunkelhäutige Fähnrichin, die die meiste Zeit aneinanderklebten, schon weil Tatham sie mit seinen ständigen Bemerkungen piesackte. Am liebsten zog er sie damit auf, dass die zwei die Ursache für den fatalen Fehlsprung zwar noch entdeckt hatten – aber ungefähr zehn Sekunden zu spät. Außerdem störte er sich daran, dass sie nicht ihn, sondern direkt die Zentrale kontaktiert hatten, ungeachtet der Tatsache, dass es dann erst recht zum Unglück gekommen wäre.