Weigerung der Täufer, gegen die osmanischen Türken in den Krieg zu ziehen, wurde als Hochverrat gewertet. Daher starben viele Täufer als Märtyrer für ihre Entscheidung, Muslime zu lieben, anstatt gegen sie zu kämpfen.
Was bedeutet es also für mich, in dieser turbulenten Welt ein treuer Botschafter Christi und seines Friedens zu sein?5 Ich schreibe diese Zeilen im Juni 2014, der sich als Monat des Schreckens erweist. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat mehrere Hundert Schülerinnen in Nigeria entführt. Die Vereinigten Staaten bereiten sich darauf vor, noch mehr militärische Unterstützung für die „moderaten“ Muslime in Syrien zu liefern. Die terroristische Bewegung der Al Shabab aus dem Sudan hat in Kenia einen Markt bombardiert und Christen während ihres Gottesdienstes angegriffen. Christliche Bürgerwehren „säubern“ mit Gewalt den Süden des Tschads von Muslimen. Es gibt Berichte, dass durch eine Drohne muslimische Soldaten im Südjemen getötet wurden. Das Parlament der Europäischen Union rückt politisch immer mehr nach rechts, während viele Menschen sich aufgrund der wachsenden Gemeinschaft muslimischer Immigranten sorgen. Es gibt erneut Berichte über Morde an Hunderten von Dorfbewohnern durch Boko Haram im Borno-Staat in Nigeria. Sunnitische Muslime in Pakistan töteten schiitische Pilger, die auf der Heimreise vom Irak waren und in einen Hinterhalt gerieten. Der internationale Flughafen in Karachi, Pakistan, wurde von Kämpfern attackiert. Die Friedensverhandlungen zwischen Palästina und Israel sind gescheitert. Der Irak scheint durch den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten auseinanderzubrechen. In einer Moschee im Zentrum von Mombasa, Kenia, wurde ein muslimischer Geistlicher, der sich stark für den Frieden zwischen verfeindeten Somali-Stämmen einsetzte, während des Gebetes getötet. Pakistan hat Luftschläge gegen Taliban-Aufständische initiiert. Der ägyptische Gerichtshof hat Mitglieder der Muslimbruderschaft in Ägypten zum Tode verurteilt.
Diese 30 Tage im Juni 2014 zeigen beispielhaft den Kontext auf, in dem freundschaftliche Beziehungen zwischen Muslimen und Christen gelebt werden müssen. Das Überraschende dabei ist, dass alle Teilnehmenden in den beschriebenen Konflikten denken, sie seien auf Gottes Seite! Sollten wir es noch nicht bemerkt haben: Friedenstiften ist dringend gefragt!
Friedenstiften und Gebet
Ist es nicht anmaßend, in solchen Zeiten über Freundschaft zu schreiben? Nein, das ist es nicht. Weil wir wissen, dass Gott sich dem Friedenstiften verpflichtet hat. Gott hat einen Plan, und dieser Plan schließt uns ein. Genauso, wie Gott Jesus als seinen Friedensbotschafter sandte, so sendet Jesus auch alle seine Jünger als Friedensstifter in die Welt. Gottes großartiger Plan besteht darin, dass die ganze Welt durch seine Friedensbotschafter wie durch Salz gewürzt wird.6
Ein anschauliches Beispiel dafür, wie man Frieden stiften kann, ereignete sich inmitten der oben aufgeführten Vorkommnisse im Juni 2014. Am Pfingstsonntag, den 8. Juni 2014, lud Papst Franziskus den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und den israelischen Präsidenten Schimon Peres zum Friedensgebet beim Sonnenuntergang in den Vatikanischen Gärten ein. Die Gebete konzentrierten sich auf drei Anliegen, die den Muslimen, Juden und Christen gemeinsam sind: Gott für seine Schöpfung zu danken, Vergebung von Gott zu empfangen und Gott um Frieden zu bitten.
Der Sprecher des Papstes sagte in einer Stellungnahme, dass das Gebet eine Möglichkeit sei, Herzen und daher auch die Geschichte zu verändern7 sowie scheinbar unüberwindliche Hindernisse zu überwinden, damit Frieden im Nahen Osten geschlossen werden kann. Alle drei genannten Führungspersönlichkeiten bekennen ihren Glauben an den Gott Abrahams, der Gläubige beauftragt hat, ein Segen für alle Nationen zu sein. Sie glauben also, dass Gott Frieden will.
Frieden zu stiften beginnt mit ganz kleinen Schritten und ist vergleichbar mit dem kleinen Senfkorn, auf das Jesus in einem Gleichnis verweist.8 Einer meiner Kollegen hat an einem Wochenende für ein paar Muslime und Christen eine gemeinsame Bootsfahrt organisiert. Sie hatten eine wunderbare und gute Zeit zusammen! Mein Kollege hat dadurch ein Senfkorn gepflanzt. Genau solche „Senfkörner“, die weltweit gepflanzt werden, geben uns Hoffnung. Auf diese Weise entstehen freundschaftliche Beziehungen.
Es ist meine Grundüberzeugung, dass derartige freundschaftliche Beziehungen im Gebet gegründet sein müssen. Als ich gerade gestern durch die Einreisekontrolle in New York ging, sagte ein Beamter zu mir: „Mit einem dermaßen abgestempelten und abgenutzten Pass könnten Sie fast selber ein Flugzeug kaufen und sich das Geld sparen, das Sie für die Tickets ausgeben.“ Als er dann meinen Pass mit den vielen Visastempeln durchblätterte, fragte er mich, welchen Beruf ich ausübe, wenn ich so viel reisen müsse. Ich sagte ihm, ich sei als Botschafter Christi und seines Friedens weltweit unterwegs und vor allem im Bereich des Beziehungsaufbaus zwischen Christen und Muslimen tätig. Da es überall auf der Welt Christen und Muslime gebe, würde ich entsprechend viel reisen. „Gott segne Sie“, rief der Beamte aus, „unsere Welt braucht Friedensstifter, aber vergessen Sie nicht, dass die Welt auch viel Gebet braucht.“ Ich denke, der Grenzbeamte hatte recht!
Der Schmerz und die Freude des Dialoges
Vor einigen Jahren lud meine Glaubensgemeinschaft in den Vereinigten Staaten mich und einen muslimischen Imam zu einem Abend des Dialoges ein. Mein Weggenosse, der Imam, zeichnete zwei sich überlappende Kreise auf eine Tafel. Im Zentrum, das für ihn die muslimische Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Koran“ hinein. Ins Zentrum, das die christliche Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Christus“ hinein. Er erklärte, dass diese verschiedenen Zentren sich nie ganz überlappen könnten, da sie so unterschiedlich seien. Das ist der Schmerz des Dialoges. Muslime verkünden, dass der Koran die volle und endgültige Offenbarung des Willens Gottes sei. Christen bekennen, dass Jesus die volle und endgültige Offenbarung Gottes sei – er offenbare nicht nur seinen Willen, sondern auch das Wesen Gottes. Sie bekennen, dass mit dem Messias das Reich Gottes auf die Erde kam und es nur in ihm ewige Errettung gibt. Muslime sehen wiederum Mohammed als perfektes Beispiel an, dem alle Menschen nacheifern sollen.
Also was nun? Kommt es wirklich darauf an, ob Jesus oder Mohammed das Zentrum darstellen?
„Es kommt nicht darauf an“, betonte neulich meine deutsche Sitznachbarin auf unserem gemeinsamen Flug von Frankfurt ganz vehement. Sie verwarf die Beharrlichkeit, mit der Muslime und Christen glauben, dass es wesentlich sei, wer im Zentrum steht.
Mein Taxifahrer, den ich auf einer meiner Reisen nach Singapur traf, würde ihr widersprechen. Sobald wir ins Taxi gestiegen waren, fragte er mich: „Glauben Sie an Jesus Christus? Er ist der Retter. Er ist der Weg!“
Auch der Imam der Moschee in Harrisburg würde der Frau aus Deutschland nicht zustimmen. Am Ende eines abendlichen langen Gespräches umarmte mich der freundliche Imam und weinte, als er mich bat: „Du bist ein zu guter Mann, um Christ zu sein. Ich bitte dich flehentlich, Muslim zu werden.“
In Kapitel 5 werden wir die verschiedenen Glaubensgrundlagen ausführlicher erkunden, und welche Konsequenzen das hat, wenn wir respektvolle freundschaftliche Beziehungen zueinander aufbauen wollen. Zuvor komme ich in meinen Erzählungen auf meinen ersten Abend in der Teestube in Mogadischu und die darauffolgende Jahre zurück. Dieser Abend war nur die erste vieler solcher Erfahrungen. Die Gespräche in Somalia setzten sich während der darauffolgenden zehn Jahre fort. Überall, wo unsere Leute tätig waren, entwickelten sich Gemeinschaften von Messiasgläubigen.9 Im Johannesevangelium wird ebenfalls berichtet, wie Nikodemus nachts zu Jesus kam, um ihn nach dem Reich Gottes zu fragen.10 Es waren freudvolle Jahre!
Umzug nach Kenia
Das Land, das wir zu lieben gelernt hatten, wurde zu einem marxistischen Staat unter starker sowjetischer Kontrolle. Die Veränderung kam wie ein rollender Gewittersturm über Somalia, der immer mehr Fahrt aufnahm, als er über das mit Akazien übersäte Weideland Somalias hinwegzog. Am 21. Oktober 1969 schlug