Dietrich Schulze-Marmeling

Celtic


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verpachteten ihr Land zur Bewirtschaftung an einheimische Bauern, die in der Regel Katholiken waren und denen der Erwerb von Land untersagt war. Was auf dem Land erwirtschaftet wurde, blieb nicht in Irland, sondern wurde auf die britische Insel exportiert. Das System des „Landlordism“ war wesentlich verantwortlich für die Hungerkatastrophen in den 1840er Jahren.

      1887, im Jahr der Celtic-Gründung, tourt Davitt durch die schottischen Highlands. Die Presse widmet seiner Agitation große Aufmerksamkeit. Der „Glasgow Observer“ betitelt einen Bericht mit: „Davitt in Highlands – Tribune of the Celtic Race“. Am 21. Juni 1889 tagt die Generalversammlung Celtics in der Mechanics Hall in Bridgeton und wählt Michael Davitt nach Bruder Walfrid zum zweiten „Patron“ des Klubs.

      Als am 20. März 1892 der Celtic Park eingeweiht wird, ist Davitt ein Ehrengast des Klubs. Er setzt am Anstoßpunkt eine Rasensode mit Kleeblättern ein, die erst am Morgen dieses Tages in der irischen Grafschaft Donegal gestochen worden war. Das dreiblättrige Kleeblatt – englisch: shamrock, gälisch: seamróg – ist ein irisches Symbol. (Seit Ende der 1970er schmückt das Celtic-Trikot ein Wappen mit einem vierblättrigen Kleeblatt – warum es nun vier Blätter geworden sind, ist unklar. Bis 1938 wurde in Publikationen des Klubs das dreiblättrige Kleeblatt benutzt. Seinen 100. und seinen 125. Geburtstag feierte Celtic mit einer auf jeweils eine Saison – 1987/88 bzw. 2002/03 – befristeten Rückkehr des keltischen Kreuzes im Trikot-Wappen.)

      Ein Celtic-Fan würdigt die Einpflanzung der Sode mit einem Gedicht:

       On alien (!) soil like yourself I am here

       I’ll take roots and flourish, of that never fear;

       And though I’ll be crossed sore and oft by the foes You’ll find me as hardy as Thistle of Rose.

       If model is needed on your own pitch you’ll have it.

      Anschließend spielt Celtic vor 15.000 Zuschauern gegen Clyde. Davitt kann der Begegnung nicht bis zu ihrem Ende beiwohnen, da er noch auf der Kundgebung eines liberalen Kandidaten auftreten muss. Am Abend gibt Celtic noch ein Bankett, auf dem Davitt von John Glass eine goldene „Glasgow Medal“ überreicht wird. Davitt verspricht, regelmäßig die Spiele im neuen Stadion zu besuchen. Einen Tag später ruft schon wieder die Politik: Davitt spricht in Glasgow auf einer Versammlung der Home Government Branch. Dort ruft er Celtic dazu auf, einen Teil seiner Einnahmen den 15.000 in Irland von ihrem Land vertriebenen Familien zu spenden.

      Zu diesem Zeitpunkt ist die von Davitt eingesetzte Rasensode bereits aus dem Celtic Park verschwunden. Sie wurde über Nacht gestohlen. Der dichtende Celtic-Fan ergänzt sein Werk nun um die Zeilen: „The curse of Cromwell blast the hand that stole the sod that Michael cut: May his praties turn to sand – the crawling thieving scut.“

       Davitts Kampf gegen den Antisemitismus

      Weithin vergessen ist Davitts Engagement gegen Antisemitismus. 1903 veröffentlicht er das Buch „Within the Pale: The True Story of Anti-Semitic Persecutions in Russia“. Das Buch basiert auf Reportagen, die er für eine amerikanische Zeitschrift geschrieben hat. Das Hearst-Medien imperium hatte Davitt nach Kishinev in Russland geschickt, um über ein Pogrom zu berichten, bei dem um Ostern 1903 49 Juden ermordet und zahlreiche jüdische Frauen vergewaltigt worden waren – aufgehetzt von Priestern, die „Tötet die Juden“ riefen.

      Als es 1904 im irischen Limerick nach einer Hetzpredigt des Priesters John Creagh, Mitglied des Redemptoristen-Ordens, zu Angriffen auf Juden kommt, springt Davitt dem jungen örtlichen Rabi Elias Bere-Levin zur Seite. Davitt schreibt ihm, dass die Iren in ihrer Geschichte niemals Juden verfolgt hätten. Aber dies habe sich durch John Creagh geändert. Statt eine „feige Vendetta“ gegen die Juden zu predigen, solle sich der Priester lieber um die englische Herrschaft in Irland kümmern, die zur Verarmung der Bevölkerung geführt habe.

      Irlands nationalistischer Mainstream hat Michael Davitt lange Zeit nicht gewürdigt. Vermutlich war er ihm zu säkular und sozialrevolutionär und zu wenig katholisch und nationalistisch. 1996 widmet der irische Folkmusiker Andy Irvine Davitt den Song „Forgotten Hero“, in dem es u. a. heißt:

       „Forgotten Hero in poverty you came

       But you never looked for riches and you never looked for fame

       The interests of the common man it was your life’s aim

       Forgotten Hero never vanquishes in the struggle“.

       KAPITEL 3

       Celtic entwickelt sich vom Charity-Klub zur Speerspitze des schottischen Professionalismus. Der Klub wird von Männern regiert, die ihr Geld als Besitzer von Gasthäusern verdienen. Ein Antrag, die Zahl der protestantischen Spieler zu begrenzen, wird abgelehnt, auch weil er den sportlichen Ambitionen entgegensteht. 1892 bezieht Celtic eine neue Spielstätte im Stadtteil Parkhead, wo man heute noch spielt. 1897 wird Willie Maley Manager von Celtic und bleibt dies 43 Jahre lang. Sein Team gewinnt in den Jahren 1905 bis 1910 sechsmal in Folge die Meisterschaft.

      1889 reduziert Celtic die Farben seiner Spielkluft auf Grün und Weiß, das Schwarz entfällt. Bis 1903 spielt man in grün-weiß längsgestreiften Shirts.

      Im selben Jahr nimmt Celtic erstmals an einem Wettbewerb teil, dem Scottish Cup, und erreicht das Finale im Hampden Park. Gegner ist Third Lanark aus Glasgow, das vor 18.000 Zuschauern mit 3:0 gewinnt. Aber da der Spielverlauf durch heftigen Schneefall beeinträchtigt wird, ordnet der Verband eine Wiederholung an. Erneut behält Third Lanark die Oberhand, dieses Mal aber nur mit 2:1. Celtic spendet mit 421 Pfund seinen Teil an den Zuschauereinnahmen katholischen Wohlfahrtsorganisationen.

      1890 wird die schottische Liga gegründet. Eine der treibenden Kräfte des Projekts ist Celtics John H. McLaughlin, der später auch ihr Präsident wird. Außer John McLaughlin sprechen sich auch John Glass und Pat Welsh vehement für eine Teilnahme an der Liga aus. Bruder Walfrid ist dagegen. Er weiß, dass eine nationale Liga ohne Professionalismus nicht zu haben ist, und der Kirchenmann lehnt die Bezahlung von Fußballern ab. Für Walfrid ist die Hinwendung zum Profifußball ein Verrat an den Gründungsidealen des Klubs.

      Trotz seines Einspruchs schließt sich Celtic im August 1890 der Liga an, der zunächst elf Klubs angehören, außer Celtic noch Abercorn, Cambuslang, Cowlairs, Dumbarton, Heart of Midlothian, Rangers, Renton, St Mirren, Third Lanark und Vale of Eleven. Zum ersten Ligaspiel gegen Renton kommen 10.000 Zuschauer. Celtic unterliegt James Kellys ehemaligem Klub mit 1:4. Erste Ligameister werden Rangers und Dumbarton, die die Meisterrunde punktgleich beenden. Ein Entscheidungsspiel endet unentschieden. Celtic werden wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigten Akteurs vier Punkte abgezogen, trotzdem reicht es zu einem dritten Platz.

       Professionalismus statt Charity

      Offiziell sind Schottlands Topspieler noch immer Amateure, aber die Realität ist eine andere, zumal bei Celtic. Die steigenden Ausgaben für seine Fußballer verringern den Spielraum für Celtics karitatives Engagement. Auch die Verwaltung des Klubs kostet immer mehr Geld. Ab 1892 reduziert Celtic seine Zuwendungen für den Poor Children’s Dinner Table und andere Wohlfahrtsorganisationen. 1891 hat man noch 545 Pfund für wohltätige Zecke gespendet. 1892 sind es nur noch 230 Pfund. Ein Mitglied, das um die Zukunft Celtics als „Charity Club“ besorgt ist, schlägt auf der Jahreshauptversammlung 1894 vor, 200 neue Mitglieder aufzunehmen, die hierfür jeweils 50 Pence bezahlen. Dieses Geld solle dann umgehend den Wohlfahrtsorganisationen ausgehändigt werden. Der Vorschlag wird abgelehnt, woraufhin einige Mitglieder über die Gründung eines neuen Fußballklubs nachdenken.

      1894 betragen die Einnahmen des Klubs 10.414 Pfund und sind damit die höchsten aller Klubs in England und Schottland. Trotzdem plagen Celtic Schulden. Auch weil zu dieser Zeit die Legalisierung des Professionalismus (s. u.) den Klub viel Geld kostet. Auf der Jahreshauptversammlung 1895 erfahren die Anwesenden, dass zwei Spieler, James Kelly und