Doris Bolten

Sammy, das kämpfende Herz


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Und da gab es einiges zu tun: Entzündete Nasenfalten, Pfotenpflege, und nicht zuletzt mein Versuch, entzündete Stellen in den Achselhöhlen zu behandeln. Doch dazu auch später mehr.

      Um allen Lagen gewachsen zu sein, absolvierte ich im November 1999 sogar einen Erste-Hilfe-Kurs für Vierbeiner. Ich wollte in allen Situationen in der Lage sein, alles richtig zu machen. Zum Glück wurde das in unserer Stadt schon angeboten – ich habe sofort zugeschlagen.

003

      Sammy mit seiner ersten besten Freundin Bonny: Ein Herz und eine Seele

      Urlaubsfreuden

      Unsere Urlaubsziele lagen in den vergangenen Jahren mal in Spanien, mal in Italien und zuletzt am Wörthersee. Das nächste Mal sollte es der Bodensee sein.

      Meine Schwiegereltern wollten uns begleiten. Ich fand zwei Ferienwohnungen in einem Haus in Meersburg. Im Mai sollte es losgehen. Sammy wäre zu diesem Zeitpunkt zehn Monate alt.

      Wir freuen uns sehr auf diesen Urlaub. Ralf und ich den ganzen Tag und die ganze Nacht mit unserem Schatz am Bodensee.

      Wir fuhren ja immer noch unser Zweisitzercabrio; darauf wollten wir auch im Urlaub nicht verzichten. Nur: wohin mit dem Gepäck? Und mit all dem, was man für den Hund brauchte? Der Kofferraum war ja nicht sehr groß.

      Aber zum Glück fuhren ja meine Schwiegeraltern mit. Die hatten ein großes Auto, sodass wir diverse Gepäckstücke bei ihnen unterbringen konnten.

      Sammy lag gemütlich auf einem Handtuch im Fußraum auf der Beifahrerseite. Wohin ich meine Füße stellen sollte, wusste ich nicht so genau – aber irgendwie ging es dann doch. Die Hauptsache war, dass Sammy gut lag.

      Hin und wieder nahm ich ihn auf meinen Schoß, sodass er auch mitbekam, wohin es ging.

      Als wir nach rund sieben Stunden Autofahrt – mit Unterbrechungen, natürlich – in der Ferienwohnung ankamen, waren wir schon restlos begeistert vom Bodensee und der Umgebung. Das versprach, ein schöner Urlaub zu werden.

      Überrascht waren wir auch vom Verhalten unseres Hundes. Wir hatten nicht bedacht, dass Sammy auch hier in seinem angestammten Körbchen schlief, aber in einer völlig fremden Umgebung.

      Die ersten Nächste waren alles andere als erholsam. Immer wieder geisterte er nachts durch die Räume und suchte uns vermutlich. Ruhe kehrte erst ein, als ich die Idee hatte, ihn mit ins Schlafzimmer zu nehmen.

      Die Tagestemperaturen lagen meist bei schon sommerlichen sechsunddreißig Grad. Für einen hitzeempfindlichen Hund war das nicht ideal. Wenn wir tagsüber unterwegs waren, hielten wir immer wieder am See an, damit Sammy sich in den Fluten abkühlen konnte. Was er auch mit Vorliebe tat.

      Allerdings nur bis zum Bauch. Weiter ging er nicht ins Wasser. Für ihn war es ein großes Vergnügen, in die Wellen zu beißen oder Stöckchen herauszuholen. Das musste als Abkühlung genügen.

      Wir wollten natürlich auch die herrliche Aussicht der Ferienwohnung genießen, unserem Schatz Sammy aber die Gluthitze auf der Terrasse nicht zumuten. Die Lösung: ein Kinderplanschbecken. Da hinein konnten wir unsere Füße hängen und auch Sammy konnte sich abkühlen.

      Allerdings – in ganz Meersburg gab es kein Planschbecken zu kaufen. Erst etwas außerhalb unseres Ferienortes hatten wir Glück. Wir kauften ein Planschbecken und eine Luftpumpe.

      Danach war es das Schönste, auf der Terrasse zu sitzen, einen kühlen Drink zu schlürfen und Sammy beim Planschen zuzuschauen. Er fühlte sich wohl, das merkten wir sofort. Und der Kampf gegen die Hitze war gewonnen.

      Bei einem unserer Spaziergänge in Ufernähe geschah etwas, das mich heute noch schmunzeln lässt.

      Sammy war voll in seinem Element. Er lief über Stock und Stein, hatte Spaß, wenn er den Enten hinterher jagen konnte, und freute sich über jede Abkühlung im frischen Nass. Wie von einer Tarantel gestochen lief er kreuz und quer hin und her, durchstöberte das ganze Ufer und fand immer wieder etwas Interessantes.

      Etwa zehn Meter entfernt lag eine Betonmauer, von meterhohem Gras zugewachsen. Sammy nahm Anlauf und rannte Richtung Gras und Mauer. Er hörte nicht auf mein Rufen – und knallte mit einem heftigen Aufprall gegen die Betonmauer.

      Mein Schwiegervater, rund fünfundzwanzig Meter entfernt, hörte den Aufprall und sah erschrocken zu uns rüber. Ich dachte, jetzt müsse Sammy einen Schädelbruch erlitten haben.

      Doch mein Hund schüttelte sich einmal kurz und kam freudestrahlend auf uns zu gelaufen. Kein Quieken, kein Jammern, nichts. Für ihn war da anscheinend gar nichts passiert.

      Da war uns klar, dass Sammy kein Schmerzempfinden hatte. Was wir in Zukunft noch öfter feststellen konnten …

      Ein Ereignis, das möglicherweise auch dazu beitrug, dass aus Sammy niemals eine »Wasserratte« werden sollte, ereignete sich an einem wunderschönen Nachmittag.

      Unser Ausflugsziel sollte das kleine Städtchen Überlingen sein. Seine prächtige Promenade wurde überall angepriesen, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also ab ins Auto und nix wie hin!

      Die Promenade war ein Traum. Man fühlte sich in den tiefen Süden Spaniens oder Italiens versetzt. Es gab kleine, gemütliche Cafés, Palmen und sehr nette Leute.

      Ralf hatte Sammy an der Leine und wir flanierten über die Promenade. Am Ende lag ein Hafenbecken, in dem einige kleine Boote vor sich hinschaukelten. Eine breite, flache Treppe führte ins Wasser, das zumindest knöcheltief war. Sammy fand das alles sehr interessant und hatte schon wieder ein paar Enten entdeckt.

      Was er allerdings nicht wahrgenommen hatte – und Ralf auch nicht –, war die Tatsache, dass die Treppe irgendwann endete. Sammy war so außer Rand und Band, dass er lief und lief und lief – und schwupps, weg war er. Die Treppe war zu Ende und der Hund im Hafenbecken. Ralf erschrak so sehr, dass er Sammy im Reflex an der Leine aus dem Wasser zog.

      Nach dem ersten Schreck, der auch unserem Hund ins Gesicht geschrieben stand, haben wir alle gelacht. Es war ja zum Glück nichts geschehen – außer, dass Sammy unfreiwillig ins Wasser gegangen war.

      Möglicherweise hat dieses Erlebnis Sammy geprägt. Jahre später geschah etwas ganz Ähnliches.

      Wieder hatte Ralf Sammy an der Leine. Er war wohl überwältigt von der schönen Aussicht, sodass er nicht bemerkte, dass der Weg zu Ende war, Sammy aber immer weiter lief. Der war da aber auch schon fast blind und verließ sich ganz auf sein Herrchen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, was ich meinem Mann alles an den Kopf geworfen habe …

004

      Sammy ca. ein halbes Jahr alt: Er liebte grüne Wiesen und hatte alles im Blick

      Nach diesem unvergesslichen Urlaub fuhren wir immer wieder an den Bodensee. Im Jahr nach Meersburg ging es nach Radolfzell. Und wieder in eine Ferienwohnung.

      Leider war die Wohnung ein wenig ungünstig geschnitten. Vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer musst man über eine offene Diele – mit einer offenen Treppe nach unten. Offene Treppen hatte Sammy nie gemocht.

      Wir entschlossen uns, Sammy wieder bei uns im Schlafzimmer schlafen zu lassen. Weil uns aber das Hin- und Hertragen des Körbchens zu aufwendig war, durfte er auf einer kleinen Schlafcouch nächtigen, was er sichtlich genoss. Er hatte ein Bett ganz für sich allein. Wie ein kleiner König lag er darin und muckste nicht. Sein Kopf lag immer in unsere Richtung, damit ihm auch wirklich nichts entging.

      In Radolfzell machte Sammy seine erste Erfahrung mit Zecken. Wir auch. Die Bodenseeregion gilt als Zeckenhochburg – was wir bis dahin natürlich nicht wussten.

      Ich untersuchte Sammy zwar jedes Mal nach dem Gassigang, aber irgendwann hatte sich so ein Miststück auf Sammys Stirn verirrt – genau zwischen den Augen. Ich versuchte, die Zecke zu entfernen, was mir aber nicht