Christoph Bausenwein

Das Prinzip Uli Hoeneß


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Zeitschrift »Ökotest« das Prädikat »sehr gut«.

      Mit dem Fleisch gab es nie Probleme, dennoch ist die Wurstfabrik einige Male negativ in die Schlagzeilen geraten. Anonyme Hinweise, denen zufolge bei HoWe illegale Ausländer beschäftigt sein sollten, veranlassten die Polizei, am 8. November 1988 in den Räumen der damals noch in Buchenbühl produzierenden Firma eine Razzia durchzuführen. Fündig wurden die Beamten nicht. Im Herbst 2000, als Hoeneß wegen der »Daum-Affäre« heftig ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik geraten war, gab es erneut Aufregung um die Firma. Diesmal ging der anonyme Hinweis beim Arbeitsamt in Nürnberg ein, und wie 1988 ging es um den Vorwurf, dass in der Wurstfabrik illegale Arbeiter beschäftigt würden. 40 Fahnder und Polizisten besetzten das Fabrikgelände am Nürnberger Hafen, durchsuchten die Geschäftsräume und befragten die Angestellten. Nach einigen Stunden musste die Streitmacht wieder ergebnislos abziehen. »Es kann doch nicht sein, dass irgendjemand mit einem Anruf beim Arbeitsamt eine Kontrolle lostritt, ohne konkrete Hinweise zu geben oder ein Verdachtsmoment zu begründen«, beschwerte sich Hoeneß später. Trotz eines erheblichen Umsatzausfalls wegen des Produktionsstillstandes verzichtete er aber auf eine Schadensersatzklage, die er zunächst erwogen hatte. Ende 2010 hatte die Firma Ärger mit der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Diesmal ging es um den Vorwurf, dass HoWe unter Tarif bezahle, auf Zeitarbeiter setze und die Beschäftigten bei Nässe und Kälte arbeiten lasse, zudem gebe es in der Firma keinen Betriebsrat. Hoeneß reagierte schnoddrig: »Wir leben in keinem Gewerkschaftsstaat, wo mir die NGG Vorschriften machen kann.«

      Auf Kritik aus der Gewerkschaftsecke reagierte Uli Hoeneß stets unwirsch und eher kurz angebunden, in seinem Element war er jedoch, wenn es im Fachgespräch um die Wurst ging. Als er sich etwa im Juli 2005 gegenüber der »Neuen Zürcher Zeitung« über die Problematik des Preisverfalls beim Schweinefleisch auslassen durfte, war er kaum zu bremsen. »Das Preisniveau in Deutschland ist verrückt«, ereiferte er sich und griff zum Vergleich mit der Schweiz, wo sich die Verbraucher an hohe Preise gewöhnt haben. »Wenn ich in der Lenzerheide, wo ich eine Ferienwohnung habe, eine St. Galler Bratwurst kaufe, so kostet sie mindestens zwölf Euro das Kilo, bei Aldi in Deutschland kostet das Kilo Nürnberger Rostbratwürste fünf Euro sechzig.« Durch die große Konkurrenz sei man gezwungen, unheimlich effizient zu arbeiten. »Wir machen hier 30 Millionen Euro Umsatz mit 150 Leuten, mein Vater hat 150.000 Mark mit sieben Leuten gemacht. Wenn Sie das hochrechnen, sind wir zehnmal effizienter und produzieren dabei ein tolles Produkt.« Im Oktober 2011 erläuterte er dem »Handelsblatt« die Schwierigkeiten des Bratwurstproduzenten von der anderen Seite her, nämlich vom Einkauf. »Im Moment ist es zum Beispiel ganz schwierig, Schafsaitlinge, in die die Wurst abgefüllt wird, zu bekommen. Die sind im Preis in den letzten zwölf Monaten um 400 Prozent gestiegen. Das hat natürlich die Kalkulationen verhagelt.« Ursache sei, dass die Zahl der Schafe abnehme und wenige Großhändler den Markt unter ihre Kontrolle gebracht hätten. »Die verlangen statt drei oder vier Euro pro Hank, das ist die Maßeinheit oder 96 Meter, nun zwölf bis 15 Euro.«

      So schwer es sei, Bratwürste in hoher Qualität herzustellen und dennoch günstig zu verkaufen, habe er jedoch stets darauf geachtet, dass diese Zwänge nicht auf Kosten der Arbeitnehmer gingen. Schließlich sei er ein »sozialer Unternehmer«. Die Beschäftigten in seinem Betrieb könnten sich auf ihren Arbeitgeber verlassen, meinte er im März 2008, auch ein Mindestlohn von 7,50 Euro sei bei ihm garantiert. Ergo: Wer bei ihm arbeite, sei sozial abgesichert und brauche keine Gewerkschaft.

      Das Beispiel Bratwurstverkauf benutzte er gern und häufig als Fähigkeits-Messer. Gewerkschafter und linke Politiker seien völlig weltfremd, sie hätten keine Ahnung vom praktischen Wirtschaftsleben, geschweige denn vom Bratwurst-Verkaufen. Er hingegen, der gewiefte Praktiker, wusste natürlich, wie man in Därme gepacktes Fleisch in erstklassiger Qualität zu vernünftigen Preisen an die Kunden bringt und zu Euro-Millionen macht. Und er hatte immer wieder neue Ideen, wie man den Umsatz noch steigern konnte. Während sich Junior Florian im Schutzverband Nürnberger Rostbratwürste engagierte und das Marketing mit »Bratwursttagen«, »Bratwurstdörfern«, der Verleihung von »Bratwurstpreisen« und der Idee eines Bratwurstmuseums anfeuerte, verließ Senior Uli solche eher traditionellen Werbepfade. Im Juni 2010 sorgte er für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die HoWe-Würstchen für zunächst drei Monate bei McDonald’s verkauft werden würden. Schon Wochen vor dem Verkaufsstart machte der Bayern-Präsident auf einer eigenen Website mit witzigen Filmchen auf das neue Produkt aufmerksam. Hoeneß zeigte sich absolut überzeugt von den Erfolgschancen dieses »Nürnburgers« mit drei Würstchen, der zunächst mit Röstzwiebeln und Senfsauce in einer Ciabatta-Semmel angeboten wurde. »Der Hamburger hat ja Weltruhm erlangt – warum sollte ein Nürnburger da weniger Potenzial haben?« Die Sache hatte natürlich Potenzial, sie wurde dann 2011 im Duett mit Starkoch Alfons Schuhbeck ausgebaut. Die »Hüttengaudi«-Werbespots für besondere Uli&Alfons-Kreationen hätten ihm enorm viel Spaß gemacht, meinte Hoeneß. Später nahm McDonald’s dann auch noch eine von HoWe produzierte McCurrywurst ins Programm. Am 24. April 2013 wurde sie aus dem Sortiment genommen. Mit dem Steuerskandal um Hoeneß habe das aber nichts zu tun, teilte eine McDonalds-Sprecherin mit. Die Currywurst sei ein Aktionsangebot gewesen, das ohnehin in dieser Woche ausgelaufen wäre. Ein weiteres »konkretes, gemeinsames Projekt« mit Uli Hoeneß plane man jedoch nicht, fügte sie noch hinzu.

      Man darf gespannt sein, wie’s bei Uli Hoeneß in Sachen Wurst und Gastronomie weitergeht. »Ich bin jemand, der unheimlich gerne serviert«, verriet er einmal. »Ich könnte mir vorstellen, einen Biergarten aufzumachen und den Leuten das Bier zu servieren.« Wenn er’s täte, wäre guter Besuch sicher garantiert.

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