Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman


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verfolgt, aber ruhig sitzen blieb.

      Toni trat zu Gaby.

      »Deine Freundin Wiebke hat dir da etwas Schönes zugemutet. Willst jetzt deinen ganzen Urlaub auf der Terrasse der Berghütte verbringen, wie eine alte Gouvernante, die ein Kind hütet? Peggy scheint ganz brav zu sein. Du kannst sie ruhig hierlassen, wenn du eine Wanderung machen willst. Ich denke, die bleibt hier auf einem Stuhl sitzen, als sei sie festgeklebt.«

      »Ach, es ist nicht so schlimm, Toni. Außerdem kann ich Peggy mitnehmen, wenn ich einfache Wandertouren wähle. Sie dürfen nicht so weit sein und steil. Ich muss damit rechnen, dass ich Peggy ein Stück tragen muss.«

      »Du kannst dir einen Trageschal umbinden, weißt, so ein Tuch, in dem die Mütter sich ihre Säuglinge vor die Brust binden. Dann hast die Hände frei.«

      Sie lachten.

      »Gute Idee, Toni. Oder ich nehme einen kleinen Rucksack, den ich mir zusätzlich vorne umbinde. Aber vielleicht gewinnt Peggy doch Freude an längeren Spaziergängen durch die Berge. Was meinst du? Können die Berge ihren Zauber auch in ein Hundeherz senken?«

      »Ganz bestimmt können sie das. Fange doch mit kurzen Strecken an. Nimm Peggy und laufe rüber zum ›Erkerchen‹. Das ist nicht weit.«

      »Das ist eine gute Idee, Toni. Außerdem liebe ich das ›Erkerchen‹. Es ist ein wunderbarer Ort mit einer herrlichen Aussicht.«

      »Ja, und ein Ort für Liebespaare«, schmunzelte Toni.

      »Damit kann ich dir nicht dienen. Du weißt, dass mein Herz noch frei ist«, seufzte Gaby. »Deshalb habe ich nichts dagegen, auf den Hund gekommen zu sein.«

      Sie lachten. Toni bot Gaby an, einen kleinen Rucksack mit Proviant zu richten. Sie könnte dann den Sonnenuntergang beim ›Erkerchen« genießen.

      »Gute Idee, falls sich dort nicht gerade ein Liebespaar herumtreibt«, lachte Gaby.

      Während Toni den Proviant richtete und einen zweiten, kleinen leeren Rucksack für Gaby bereitlegte, zog sie in ihrer Kammer die Wanderschuhe und ihre Jacke an. Sie nahm Peggy an die Leine.

      Toni und Anna standen auf der Terrasse der Berghütte und sahen Gaby nach, wie sie mit Peggy langsam über das Geröllfeld ging. Peggy wollte nicht schnell laufen.

      »So ein verwöhntes Vieh«, bemerkte Toni. »Die kennt wohl nur Teppichböden und Parkwege. Das Geröllfeld ist ihr nicht geheuer. Des ist doch sonderbar. Sie macht ihrer Rasse keine Ehre. Das Wort Cairn ist gälisch und bedeutet Stein. Also könnte man Cairnterrier mit Steinterrier übersetzen. Es sollen kleine temperamentvolle, robuste Jagdhunde sein, dafür sind sie einmal gezüchtet worden. Peggy fällt ganz aus der Art. Schau, jetzt nimmt sie Gaby wieder auf den Arm. Das sollte sie nicht tun.«

      Anna legte Toni beruhigend die Hand auf die Schulter.

      »Ich rede später mal mit Gaby. Es ist wie bei Kindern. Die muss man auch manchmal zu ihrem Glück zwingen.«

      Toni nickte.

      »Eigentlich sollte man Wiebke den Kopf waschen. Das ist schlimm, so wie sie den Hund verzogen hat.«

      »Jeder Hund hat einen eigenen Charakter, genau wie jeder Mensch. Peggy eignet sich zum Ausstellungshund, das tut nicht jeder Hund. Aus Bello hätte man nie einen Ausstellungshund machen können, das wäre selbst meinen Großeltern nicht gelungen. Bello ist viel zu temperamentvoll und will sich austoben, bis an die Grenze seiner Belastbarkeit. Er liebt es, die Sachen von der Oberländer Alm in den Packtaschen heraufzutragen oder das Aluminiumwägelchen zu ziehen. Er will seine Kräfte beweisen. Nur schön zu sein und zu repräsentieren, das würde ihm nicht gefallen. Aber wie ich sagte, es gibt auch bei Hunden ganz unterschiedliche Veranlagungen. Du darfst Wiebke nicht verurteilen. Peggy ist auf ihre Art und Weise ein glücklicher Hund, und Wiebke war glücklich mit ihr.«

      »Hoffentlich lenkt Detlev ein. Die beiden haben da eine echt schwere Nuss zu knacken.«

      »Ja. Toni, das haben sie. Aber im Leben gibt es immer wieder Nüsse zu knacken, wenn ich im Bild bleiben darf. Jedes Jahr gibt es neue Nüsse. Je öfter die Nüsse geknackt werden, desto mehr Übung haben die Nussknacker«, schmunzelte Anna. »Sie müssen sich eben zusammenraufen, Wiebke und Detlev.«

      »Ja, das müssen sie. Detlev ist ein Narr und dumm dazu. Sonst würde er sehen, wie schlimm seine Forderung für Wiebke ist.«

      »Toni, es ist immer schwer. Man sollte nicht über eine Paarbeziehung urteilen, in der man nicht selbst steckt. Beziehungskrisen und Entscheidungen sind immer nur Angelegenheiten der beiden Liebenden, die davon betroffen sind. Vielleicht einigen sie sich und Wiebke nimmt Peggy zurück? Warten wir es ab.«

      Gaby war jetzt oben am Hang und bog auf den kleinen Pfad ab, der am Steilhang entlang zum »Erkerchen« führte.

      Toni und Anna sahen, dass sie Peggy wieder auf den Boden stellte und die Hündin brav an der Leine lief.

      »Na ja, das ist ja schon mal ein kleiner Fortschritt«, sagte Toni.

      In diesem Augenblick rannte ein anderer cremefarbener Hund über das Geröllfeld. Er stürmte auf Bello zu. Sie beschnupperten sich kurz, dann rannten sie bellend umher und jagten sich gegenseitig einen kleinen roten Ball ab.

      Ein Mann kam den Pfad von der Oberländer Alm herauf. Er ging auf die Berghütte zu.

      »Hallo und ein herzliches ›Grüß Gott‹. Du musst der Max sein, der Kollege von der Beate. Das rate ich mal so«, begrüßte ihn Toni.

      »Ja, ich bin der Viehdoktor aus Kirchwalden. Und das kleine creme­farbene, temperamentvolle Bündel dort, das ist mein Hund. Bobby heißt er.«

      Toni stellte Anna, den alten Alois und die Kinder vor.

      »Eigentlich bin ich wegen einer jungen Frau heraufgekommen, Gaby heißt sie, und ihrer Cairnterrierhündin Peggy. Wo sind die beiden?«

      »Sie sind drüben beim ›Erkerchen‹, Max. Das ist nicht weit. Ich zeige dir jetzt deine Kammer. Dann gebe ich dir Proviant. Wenn du willst, kannst du auch rüber zum ›Erkerchen‹ gehen.«

      »Das ist doch ein guter Vorschlag. Ich bin auf Peggy gespannt. Beate hat mir da so einiges erzählt. Au­ßerdem habe ich schon von Peggy gehört. Ihr Ruf ist in Züchterkreisen und auch bei Cairnterrier-Liebhabern legendär. Ich habe bisher nur Fotos von ihr gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie einmal in natura sehen könnte.«

      »Scheinst ja ein echter Hunde­narr zu sein«, bemerkte Toni.

      Max lachte.

      »Das hast du richtig erkannt. Ich war vier Jahre alt, als mir meine Eltern zum Geburtstag einen Cairnterrierwelpen schenkten. Mein Vater war auch Tierarzt. Er ist es noch, auch wenn er seine Praxis jetzt nicht mehr alleine betreibt. Ich bin mit Cairnterriern aufgewachsen. Bobby ist mein dritter Cairnterrier. Schau mal, wie er sich freut, so toben zu können. Er kann auch ganz ruhig sein. Er ist ständig bei mir in der Praxis und fährt auch mit zu Hausbesuchen. Er wird Peggy schon aus der Reserve locken. Gib mir den Rucksack mit Proviant. Ich mache mich gleich auf den Weg.«

      So geschah es auch. Augenblicke später war Doktor Max Wallner auf dem Weg zum »Erkerchen«. Sein Hund Bobby lief mal voraus, mal hinter ihm her.

      Toni und Anna waren gespannt, was geschehen würde, wenn sich die beiden Hunde begegneten.

      *

      Der Cairnterrierrüde witterte die Hündin schon von weitem und spurtete los. Max schmunzelte. Er ließ seinen Hund rennen und rief ihn nicht zurück.

      Peggy saß artig neben Gaby auf der Bank, als Bobby angerannt kam. Bobby bellte freudig. Sein Gebell schallte weit über das Tal und kam als Echo zurück. Mit einem Satz sprang er neben Peggy auf die Bank. Er schnüffelte an ihr und bellte sie weiterhin freudig an. Er sprang herunter und hoffte wohl, dass Peggy ihm folgen würde. Doch Peggy gab nur kurz einen Laut von sich und blieb sitzen. Bobby stellte sich vor die Bank und stützte die Vorderpfoten auf. Er wedelte. Gaby sah, wie beglückt er über seine Entdeckung war. Peggy gefiel ihm offensichtlich.

      »Wo