Sabine Grotehusmann

Der Prüfungserfolg


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Grundtyp Sanguiniker wallendes Blut heiter, aber leicht erreg- und reizbar Phlegmatiker zäher Schleim oberflächlich, zögernd, vorsichtig Choleriker gelbe Galle aufbrausend und jähzornig Melancholiker schwarze Galle gehemmt, traurig und meist verstimmt

      Die Fünf-Elemente-Lehre aus Fernost

      Auch diese Lehre dient medizinischen Zwecken und ist die Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie ist mehr als 2000 Jahre alt, erlebte wie die Vier-Säfte-Lehre ihren Höhepunkt in der Zeit des europäischen Mittelalters und wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert von Technik und Wissenschaft ins Abseits gedrängt. In der Fünf-Elemente-Lehre werden Elemente auf Charakterzüge übertragen. Der wesentliche Unterschied zur Vier-Säfte-Lehre besteht darin, dass von fünf statt von vier Grundelementen ausgegangen wird – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.

      C.G. Jungs „Psychologische Typen“

      Der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung (1875–1961), direkter Schüler von Sigmund Freud (1856–1939), entwickelte 1921 ebenfalls ein Modell, das die verschiedenen psychologischen Typen erfasst. Während die Säfte- und die Elemente-Lehre den Medizinern dienen, hilft Jungs Modell den Psychologen dabei, ihre Patienten besser einzuschätzen und sie typgerecht zu behandeln.

      Die vier Grundfunktionen

      Nach Jung lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben, wenn man die Art und Weise kennt, wie er Ereignisse beurteilt und wahrnimmt. Dabei geht Jung wiederum von vier Grundfunktionen aus: Denken, Fühlen, Empfinden und Intuition. Das Denken bezeichnet ihm zufolge eine analytische und objektive Art des Beurteilens, das Fühlen eine subjektive und gefühlsmäßige. Das Empfinden bezeichnet die Wahrnehmung über die Sinnesorgane, die Intuition die intuitive Wahrnehmung.

      Neu hinzu kommt sein Ansatz, dass jede Eigenschaft entweder extravertiert oder introvertiert ausgeprägt ist. Extravertiertes Verhalten ist laut Jung auf die äußere Welt ausgerichtet, wohingegen introvertiertes Verhalten sich an der Innenwelt orientiert. So kommt er auf acht verschiedene Persönlichkeitstypen.

      Praktische Anwendungen von Jungs Theorie

      Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI)

      Jungs Theorie diente Isabel Myers (1897–1980) und Katharine Briggs (1875–1968) als Grundlage für die Entwicklung des kommerziellen Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI). Dieser psychologische Test wird bevorzugt in der Wirtschaft eingesetzt. Einzelpersonen benutzen ihn vor allem im anglo-amerikanischen Raum als Hilfe bei der Karriereplanung. Dank der genauen Bestimmung der eigenen Persönlichkeit finden sie leichter den passenden Job. Ziel ist es, eine möglichst hohe Übereinstimmung von beruflichen Anforderungen und persönlicher Neigung zu erreichen. Damit steigt schließlich auch die Zufriedenheit bei der Arbeit. Noch häufiger wird der MBTI jedoch von Unternehmen durchgeführt, insbesondere in der Personalentwicklung und bei der Zusammenstellung von Arbeitsteams.

      Lernstile nach Richard M. Felder

      Felder lehrte als Professor an einer amerikanischen Universität im Bereich der Ingenieurswissenschaften. In seiner Praxis stellte er fest, dass viele potenziell exzellente Ingenieure das Studium abbrachen oder nicht schafften. Mittels Jungs Persönlichkeitsmodell fand er heraus, dass die Persönlichkeiten dieser Studenten nicht mit den Lehrmethoden des Faches zusammenpassten. Er übertrug Jungs Modell mit einigen Veränderungen auf die Lernsituation und kam so zu dem Konzept der verschiedenen Lernstile (1987). Aus den ermittelten Lernstilen leitete Felder Tipps für Professoren und Dozenten ab, die seine Zielgruppe darstellten. In seinem bekannten Aufsatz: „Learning and Teaching Styles in Engineering Education“ gibt er ihnen Hinweise, wie sie den verschiedenen Lernstilen in ihren Lehrveranstaltungen gerecht werden können. Sein Test ist im Internet für jeden zugänglich unter der Abkürzung „ILS Test“ (http://www.engr.ncsu.edu/learningstyles/ilsweb.html).

      Selbsttest Lernerpersönlichkeiten

      Der im vorliegenden Buch angebotene Test richtet sich direkt an den Lernenden in der Universität, Fortbildung, Weiterbildung und im privaten Bereich. Zugrunde liegen die Kategorien von C. G. Jung: Extraversion und Introversion, Empfinden und Intuition, Denken und Fühlen. Aus dem Ansatz von Myers-Briggs stammt der Aspekt des Judging und Perceiving. Bei Interesse am wissenschaftlichen Hintergrund lesen Sie in den im Anhang aufgeführten Büchern weiter. Wichtig ist auch der Spaß am Test selbst. Deshalb unterscheiden sich die Testfragen von den herkömmlichen Tests, denn sie sollen bei der Testperson bereits eine positive Einstellung zum Thema Lernen herbeiführen.

      Anmerkungen zur Begrifflichkeit

      Aus Gründen der Lesbarkeit wird jeweils nur die männliche Form angegeben. Sollte also von Kursteilnehmern oder Studenten die Rede sein, mögen sich bitte immer auch die Studentinnen und Teilnehmerinnen angesprochen fühlen! Da sich das Buch an verschiedene Lerner richtet, werden die Bezeichnungen Student, Studierender, Lerner usw. abgewechselt.

      1. Die individuelle Lernerpersönlichkeit

      oder: Wie man das passende Flugobjekt findet

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      Würden Sie zu einem Piloten in den Jumbojet steigen, der bisher ausschließlich Heißluftballons geflogen ist? Wohl kaum. Natürlich unterliegt das Fliegen immer den gleichen Grundprinzipien. Doch jedes Modell fliegt sich anders. Deshalb müssen Piloten eine Typenberechtigung erwerben. Nur mit dieser speziellen Kenntnis dürfen sie dann einen bestimmten Typ, wie eine Boing 737, fliegen.

      Wer sein Flugobjekt gut kennt, kommt schnell und sicher ans Ziel.

      Jede Prüfungsvorbereitung verläuft ähnlich. Wie Sie persönlich dabei am besten vorgehen, hängt jedoch von Ihrer individuellen Lernerpersönlichkeit ab.

      Die individuelle Lernerpersönlichkeit legt die Flugroute fest.

      Wohlfühl-Lernen

      Erst wenn Sie diese kennen, können Sie sich effizient auf die anstehende Prüfung vorbereiten. Sie werden viel Kraft sparen und Freude am Lernen verspüren. Frust und Denkblockaden werden Sie hinter sich lassen, wenn Sie sich entsprechend Ihrer Lernerpersönlichkeit vorbereiten. Ihr Lernen wird sich in Zukunft auch sehr vom traditionellen schulischen Lernen unterscheiden. Denn von nun an dürfen Sie Pausen machen, wenn Sie das Bedürfnis danach verspüren. Sie können zwischen verschiedenen Aufgabenarten wählen und die Reihenfolge der Bearbeitung selbst festlegen. Sie dürfen reden, wenn Ihnen danach ist und schweigen, wenn Sie nichts sagen möchten, sich bewegen, wenn die Beine kribbeln … .

      Ihre Lernerpersönlichkeit ist übrigens keine starre Größe, sondern verändert sich mit dem Lebensalter, so wie ein Pilot in seiner Karriere auch unterschiedliche Flugzeugtypen fliegt.

      Selbsttest

      Mit dem anschließenden Test können Sie Ihre eigene Lernerpersönlichkeit ermitteln. Beantworten Sie dazu die 16 Testfragen, indem Sie jeweils eine der vorgeschlagenen Antworten ankreuzen. Lesen Sie sich anschließend die Auswertung durch. Falls Sie sich nicht zwischen zwei Antworten entscheiden können, dann kreuzen Sie die an, die öfter oder stärker auf Sie zutrifft. Mit Ihrer Lernerpersönlichkeit ermitteln Sie Ihr individuelles Flugobjekt.

      Fliegen Sie eine Passagiermaschine oder einen Segelflieger?

      1. Wie lernen Sie im Unterricht am liebsten?

      a) Wenn ich aktiv bin (meine Ideen einbringen kann, indem ich beispielsweise etwas präsentiere).

      b) Wenn ich dabei in der Nase bohre.