André Moritz

Soft Skill für Young Professionals


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logische Ebene beziehen als zum Beispiel die konkreten, im Buch beschriebenen Arbeitstechniken. Als Meta-Aspekte fließen sie in fast alle bereits betrachteten und folgenden Bereiche mit ein. Wenn Sie beispielsweise etwas an Ihrer Ausstrahlung ändern, wirkt sich das auch auf die Wahrnehmung durch andere beim Einsatz einer bestimmten Moderationstechnik aus.

      Flexible und fixe Persönlichkeitseigenschaften

      In der psychologischen Theorie besteht Persönlichkeit aus flexiblen (zeitraumbezogenen) und fixen (zeitpunktbezogenen) Eigenschaften. Neben physiologischen Eigenschaften, welche ebenfalls die Persönlichkeit und Ausstrahlung determinieren, zählen dazu kognitive Fähigkeiten sowie Denkweisen in emotionalen und sozialen Aspekten.

      Probieren Sie Persönlichkeit und Ausstrahlung in einen direkten Zusammenhang zu setzen, so stoßen Sie auf Schwierigkeiten. Die Vermutung, dass Ausstrahlung die in Erscheinung tretende Persönlichkeit darstellt, ist dabei zwar intuitiv nahe liegend, aber widerspricht wie folgend dargestellt der wissenschaftlichen Betrachtung. An zwei Beispielen können Sie die vorwiegend unbewussten Faktoren Persönlichkeit und Ausstrahlung besonders einleuchtend beobachten. Erstens wird bekanntlich innerhalb weniger Sekunden entschieden, ob auf einen Flirt eingegangen wird oder nicht. Zweitens, wie im Kapitel „Bewerbung“ beschrieben wird, entscheiden sich die meisten Bewerbungsgespräche innerhalb der ersten drei Minuten (Kapitel 2.2.).

      Grundlage jeder Interaktion

      In der kurzen Zeit der jeweiligen Entscheidungsfindung beider Beispiele, sei es beim Flirt oder im Bewerbungsgespräch, ist eine Evaluierung von Fachkompetenz oder besonderen Qualitäten nicht möglich. Erkennbar wird, beruflich sowie privat bilden Persönlichkeit und Ausstrahlung stets die Grundlage jeder Interaktion. Ein affektiertes oder negatives Auftreten, sei es im beruflichen Alltag oder zu Hause, führt stets zu einem schlechten Eindruck beim Gegenüber. Persönlichkeit und Ausstrahlung bestehen aus zahlreichen Faktoren, welche aufgeschlüsselt und einzeln schwer darstellbar sind; die Beeinflussung eines isolierten Faktors auf diese Ausstrahlungs- und Persönlichkeitseigenschaften ist so gut wie gar nicht abgrenzbar. Dies ist allerdings auch nicht nötig, da die Einflussfaktoren dieser Aspekte nur in der Summe, also dem ganzen Bild der Person, Wirkung zeigen und eine Persönlichkeit bilden. Erst die ausgeglichene Symbiose aller einzelnen Elemente beschreibt eine persönliche oder berufliche Wesensart, welche einen Charakter formt, und nur diese Einheit führt damit auch zu Ihrem persönlichen und beruflichen Erfolg.

      Wie können Sie sich nun diesem Komplex der Persönlichkeit annehmen? Im Folgenden schlagen wir eine Strukturierung von Persönlichkeit und Ausstrahlung in drei Felder vor, wobei in eines dieser Felder auch der Themenkomplex der Ausstrahlung einzuordnen ist. Wir differenzieren Fühlmuster, Denkmuster und Verhaltensmuster.

      Fühlmuster

      Gefühle werden während der Erziehung geprägt und haben sich bis zum postpubertären Stadium stark fortentwickelt. Diesen Gefühlen gilt es, sich durch Kenntnisse und Umgehensweisen anzunehmen. Die Fühlmuster werden stark durch die Werte- und Moralvorstellungen beeinflusst, wie sie in Kapitel 1.1. diskutiert wurden. Fühlmuster beschreiben dabei das Gefühl für das eigene Selbst, wie beispielsweise das Selbstvertrauen. Ebenso fallen Stimmungen in die Kategorie der Fühlmuster. Stimmungen, welche im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung der Soft Skills von Relevanz sind, beschreiben unter anderem Angst und Furcht, Trauer und Freude sowie die Zufriedenheit und Unzufriedenheit. Dabei beschreibt dieser Themenkomplex neben der Erläuterung der einzelnen Muster auch die positive Umgehensweise mit diesen.

      Denkmuster

      Denkmuster beschreiben allgemein kognitive Vorgänge, Reaktionen und Verknüpfungsmuster. Die Denkmuster basieren nach dieser Schematisierung nur auf den Fühlmustern und werden in der Jugend geprägt. Es gibt viele verschiedene Denkmuster, wie beispielsweise Selbstachtung, der Unterschied zwischen analytischem und emotionalem Denken sowie die Wahrnehmung von Stärken und Schwächen. Denkmuster können Sie auf der einen Seite durch praktische Methoden konkret umformen, aber auf der anderen Seite hilft auch erfahrungsgemäß schon der gekonnte Umgang mit ihnen im Privat- und Berufsleben weiter.

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      Abbildung 1: Sichtbarkeit von Fühlmustern, Denkmustern und Verhaltensmustern

      Verhaltensmuster

      Verhaltensmuster können sich verändern

      Verhaltensmuster sind offen sichtbare Verhaltensweisen, welche auf den Fühl- und Denkmustern basieren. Sie beschreiben zum Beispiel Authentizität, Souveränität oder Charisma, ein intro- oder extrovertiertes, dominantes oder eher gewissenhaftes Auftreten. Verhaltensmuster werden wie die vorherigen Muster frühzeitig geprägt, sie unterliegen aber im Laufe der Jahre einer außergewöhnlich starken Veränderung.

      Fühlmuster analysieren

      „Glauben ist Vertrauen, nicht Wissenwollen.“

      HERMANN HESSE

      Fühlmuster beschreiben Gefühle, welche uns unbemerkt in jeder Situation in unserem Handeln und Denken beeinflussen. Fühlmuster können bereits aus jahrelanger Erziehung gebildet werden, sind aber ebenfalls Momentaufnahme von Gemütszustand und Stimmung. In diesem Kapitel wird auf zwei Komplexe dieser Fühlmuster eingegangen. Der erste Komplex ist das Gefühl von Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein. Dabei werden neben einem theoretischen Hintergrund auch Selbstwertquellen sowie Bedrohungen aufgeführt. Ebenso präsentieren wir Ihnen einige Übungen zur Entfaltung Ihres positiven Selbstwertgefühls. Als zweiter elementarer Bereich werden die Umgehensweisen mit Stimmungen dargestellt. Dabei wird in drei Teilgebieten der jeweilige positive und negative Aspekt einer Stimmung beschrieben und auf aktive Verhaltensweisen hingewiesen.

      Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen

      „Die Gelassenheit ist die anmutigste Form des Selbstbewusstseins.“

      F. DE LA ROUCHFOUCAULE

      Selbstwertgefühl speist sich aus sozialer Anerkennung und Erfolgen

      Selbstwertgefühl ist die Empfindung für den eigenen Wert im Privaten und/oder im Beruf. Selbstwert oder auch Selbstbewusstsein ist größtenteils Resultat aus Zufriedenheit oder der Anerkennung von individuellen Leistungen oder Erfolgen. Ein Sprichwort lautet beispielsweise: „Die Seele ernährt sich von Anerkennung.“ Dabei ist die Anerkennung nicht nur von externen Meinungsträgern bedeutend, sondern primär ist die eigene Wertschätzung relevant. Auf ein Selbstwertgefühl ist jeder Mensch angewiesen, denn bei einem Fehlen dieses Fühlmusters besteht nicht nur für die Person an sich eine Gefahr, sondern auch ein Risiko für alle anderen Personen in ihrem Umkreis.

      Hohes Selbstwertgefühl macht weniger empfindlich

      In der Stress- und Emotionstheorie wird die Verletzung des Selbstwertgefühles als ein typischer Faktor für negative Emotionen verantwortlich gemacht. Hauptquellen dieser Verletzung sind berufliche oder familiäre Ursachen. Wie weiter hinten im Kapitel „Selbstwertbedrohungen“ beschrieben, wird besonders externe Kritik von zahlreichen Personen als bedrückend angesehen. Dabei leiden Personen mit einem niedrigen Selbstwert erstens mehr unter den gleichen Reizen sowie zweitens auch eher, als eine Person mit einem höheren Selbstwertgefühl. Fast immer potenziert sich die emotionale Mangelerscheinung in einem Teufelskreis von Unzufriedenheit und Selbstwertmangel.

      In den unerfreulichsten Fällen von mangelndem Selbstwert versuchen die betroffenen Personen sogar, anderen vergleichbare Empfindungen einzureden. Wenn diese angegriffenen Personen nun ähnliche Schwierigkeiten mit ihrem persönlichen Wertegefühl entwickeln wie der Angreifer, hat dieser damit einen Schwächeren geschaffen, von welchem er sich bequem abgrenzen kann. Diese Abgrenzung und Unterdrückung ist Wurzel für sein eigenes Selbstwertgefühl.

      Wie Menschen niedriges Selbstwertgefühl häufig zu kompensieren versuchen

      Ein eher harmloses Auftreten einer Selbstwertmangelerscheinung ist das Ersatzselbstvertrauen. So versuchen die Betroffenen, sich mit Äußerlichkeiten, welche vorwiegend nicht auf persönlichen