Jumi Vogler

Erfolg lacht!


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nicht und der Topmanager auch nicht. Sie haben die gleichen Befürchtungen. Befürchtungen, dass die Veränderungen negative Auswirkungen haben. Und deswegen wollen Führungskräfte Veränderungen kontrollieren, möglichst schon im Vorfeld; sie nennen das Risikomanagement. Es gibt sogar ganze Worst-Case-Szenarien. Zum Beispiel kann man sich als Fluggesellschaft überlegen, wie man sich für den nächsten Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull besser wappnet (und wie man ihn richtig ausspricht, bevor er ausbricht). Leider lässt sich das Risiko nicht so einfach managen. Sie kennen sicherlich Murphys Gesetz: Was schiefgehen kann, geht auch schief. Nur leider ganz anders als geplant. Haben Sie schon mal geplantes Schiefgehen erlebt? Lachhaft!

      Der humorvolle Mensch versucht erst gar nicht, alle Veränderungen und Herausforderungen des Lebens zu kontrollieren. Er weiß, dass das Leben sich ständig ändert. Ja, auch ihm macht das manchmal ein mulmiges Gefühl. Aber da es ja alles nichts nützt, geht er kreativ und flexibel mit Herausforderungen um.

      Deshalb ist Humor die Erfolgsstrategie der Zukunft. Humor beruht auf Menschlichkeit und Werten, macht selbstständig und kreativ, schafft Persönlichkeiten und geht mit Veränderungen positiv um. Und genau solche Menschen brauchen unsere Welt und die Wirtschaft.

      Wie Humor funktioniert

      Wissen Sie, dass ein Kind etwa 200-mal am Tag lacht, ein Erwachsener dagegen nur noch ungefähr 15-mal am Tag? Das ist doch traurig, oder? Dabei ist Lachen gesund – psychisch und physisch. Lachen, also die Reaktion auf eine humorvolle Aktion, heilt alte und neue Wunden und die Blessuren des Alltags. Vermeintliche Blamagen und Schwächen erscheinen in einem heiteren Licht. Der humorvolle Mensch ist sogar geneigt, sich selbst zu verzeihen. Wäre es da nicht schön, wenn wir alle nicht nur wieder mehr lachen, sondern auch unsere Mitmenschen zum Lachen bringen würden? Oder wenigstens zum Lächeln und Schmunzeln? Wenn wir nicht nur den Blick auf das Negative richten würden? Stellen Sie sich Abendnachrichten vor, die nur Positives berichten! Und eine tolerante Gesellschaft sieht lächelnd zu und nickt – ich weiß, das ist eine Vision. Aber ich gebe mir alle Mühe, sie wahr werden zu lassen. Sie müssen natürlich mitmachen!

      Der Humor unterscheidet uns vom Tier. Das Lachen nicht. Wir teilen es mit einigen Menschenaffen. Probieren Sie es aus: Kitzeln Sie mal einen Orang-Utan oder einen Bonobo, beide werden ähnlich wie wir kichern. Der Delfin »Flipper« dagegen hat garantiert nicht gelacht. Erstens hatten er und seine Leidensgenossen viel zu viel Stress bei den Dreharbeiten. Und zweitens können Delfine gar nicht lachen. Sie sehen nur so aus.

      Lachen wirkt befreiend und deeskalierend. Wer lacht, streitet nicht und führt keine Kriege. Lachen ist ansteckend. Und gemeinsames Lachen schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Daran sind die Spiegelneuronen in unserem Gehirn schuld. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir mit anderen Menschen mitfühlen, mittrauern und mitlachen.

      Lachen macht glücklich, denn beim Lachen werden Glückshormone ausgeschüttet. Genau genommen macht Lachen nicht nur glücklich, sondern auch noch schlank. Denn während Sie lachen, essen Sie nichts (das geht ja nicht gleichzeitig), aber Sie verbrauchen Kalorien. Je mehr und je heftiger Sie lachen, desto mehr Kalorien verbrauchen Sie. Und Sie sind dabei auch noch glücklich. Zeigen Sie mir mal die Diät, bei der das klappt!

      Wie aber funktioniert nun Humor tatsächlich? Wir wissen natürlich alle, dass es unterschiedliche Arten von Humor gibt. Es gibt den Humor Aristophanes’, eines altgriechischen wunderbaren Komödienschreibers. Es gibt den Humor Molières, Shakespeares, Arthur Schnitzlers, Erich Kästners, Kurt Tucholskys. Es gibt Heinz Erhardt und Loriot, Dieter Hildebrandt, Bastian Pastewka, Kaya Yanar, Dieter Nuhr, Bülent Ceylan und Florian Schröder, Oliver Pocher, Mario Barth, Volker Pispers, Georg Schramm, Barbara Schöneberger, Anke Engelke und Oliver Pocher, Mario Barth, Ingo Appelt und Cindy von Marzahn. Dieter Bohlen hat ebenfalls Humor (behauptet er). Diese Auswahl hat (fast) nichts mit meinen Vorlieben oder Abneigungen zu tun. Sie ist natürlich auch nicht vollständig. Es geht darum, die Unterschiede deutlich zu machen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt, wie bei allen Dingen in der Welt, auch beim Humor zwei Seiten. Die dunkle Seite ist höhnisch, spöttisch, sarkastisch und zynisch. Wir alle sind vermutlich schon einmal Opfer einer solchen Attacke geworden. Das kann sehr schmerzhaft sein. Und das ist auch der Sinn und Zweck. Diese Form des Humors ist bewertend, denunzierend, trennend, negativ. Sie ist für mein Anliegen, für die wertschätzende Kommunikation, komplett ungeeignet. Ich mag den denunzierenden Humor einiger Comedians, der immer mehr in Mode zu kommen scheint, überhaupt nicht.

      Die helle Seite des Humors kann als Anekdote erscheinen, als Satire, als Parodie, als Sketch oder Witz, ironisch oder einfach als sympathisch-scherzender Small Talk. Diese Art des Humors ist befreiend, konfliktlösend, sozial, bewusstseinserweiternd und entspannend. Sie ist aber durchaus nicht harmlos! Denn Humor verfolgt immer einen Zweck, den Zweck der Veränderung. Deshalb beinhaltet die helle Seite des Humors auch die Provokation und die paradoxe Intervention. Das ist per se nichts Schlechtes, aber es kommt immer darauf an, was man erreichen will. Eine Klientin erzählte mir in der letzten Woche ein gelungenes Beispiel einer Provokation. Vorab: Ich hatte ihr, wie fast allen meinen Klienten, eine rote Clownsnase geschenkt, die sie nun immer bei sich trägt. Sie ist Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung und als solche viel unterwegs. Eines Tages überholte sie mit dem uralten Golf ihrer Mutter mehrere Lastwagen. Hinter ihr brauste wild lichthupend ein BMW heran. Er fuhr so dicht auf, dass sie es wirklich mit der Angst zu tun bekam. Allerdings waren ihre Möglichkeiten zur Gegenwehr äußerst beschränkt. Sie setzte sich also besagte rote Nase auf, wechselte auf die rechte Seite und schaute stoisch, ohne jede Gemütsbewegung den vorbeifahrenden Drängler an. Der war, nach ihren Aussagen, zuerst komplett fassungslos und dann ziemlich sauer. Er fühlte sich in seiner Männlichkeit und Dominanz völlig veräppelt. Und das sollte er auch! Vielleicht drängelt er jetzt eine Weile nicht mehr. Mann kann ja nie wissen, wo die nächste rote Nase lauert.

      Paradoxe Interventionen kommen aus dem Umfeld der Psychologie und Psychotherapie. Sie haben dort großen Erfolg, wo sich Menschen mit einer Veränderung schwertun, obwohl sie sie wünschen.

      Kurz gesagt, wenn für eine Veränderung ein neues Verhalten notwendig ist, so wird das alte Verhaltensmuster als das einzig Wahre verschrieben, sogar in stärkerer Dosis: Machen Sie weiter so! Aber nehmen Sie noch viel mehr davon!

      Noch ein Beispiel aus meinem Coaching-Alltag: Ein Klient kam zu mir, um seine Vortragstechniken zu verbessern. Ein kluger Kopf mit hoher Eloquenz. Leider mit schrecklicher Angst vor öffentlichen Reden. Diese Angst haben übrigens ganz viele Menschen und meistens ist sie unbegründet und irrational. Aber äußerst präsent und sehr unangenehm. Alle meine Überzeugungsversuche und Ermutigungen waren für die Katz. Die Angst war größer. Da half nur noch eine paradoxe Intervention. Als mein Klient das nächste Mal beim Coaching mit seiner Rede begann, schlüpfte ich in seine Ängste und verlieh ihnen zitternd und lamentierend Wort und Gestalt: »Nee, was habe ich denn da gesagt? Das ist doch kompletter Quatsch. Oh, jetzt hat einer gemerkt, dass ich überhaupt keine Ahnung vom Thema habe. Ich kann nichts. Ich weiß nichts. Ich bin nichts. Ich will hier weg.« Und so weiter und so weiter. Mein Klient musste so lachen, dass er seine Befürchtungen vergaß und seine Rede von Anfang bis Ende hielt. Erst kichernd, dann grinsend und dann lächelnd in Erinnerung an alle seine Ängste, die wir Egon, Waldemar und Diederich nannten. Was ihn, als er die Rede dann tatsächlich vor Publikum halten musste, ausgesprochen sympathisch auf seine Zuhörer wirken ließ. Er dachte einfach an Egon, Waldemar und Diederich.

      Paradoxe Interventionen sind in Familien, Beziehungen und Unternehmen wirksam. Überall dort, wo die Angst vor Veränderung die gewünschte Veränderung verhindert. Humor verändert also die eigene Wahrnehmung von sich und der Welt. Denn mit Humor wächst zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Kinder entdecken oft Zusammenhänge in ihrer Welt, über die wir lachen, weil sie uns unlogisch anmuten. Für Kinder sind sie das allerdings nicht.

       »Wenn ich Milch warm machen will, muss ich dann die Kuh auf die Herdplatte stellen?«

       Der Lehrer erklärt im Chemieunterricht: »Im Jahre 1771 hat der schwedische Chemiker Scheele den Sauerstoff entdeckt.«

       Michael fragt überrascht: »Was haben die Menschen denn vorher geatmet?«