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Die Karriere-Schmiede


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aufbauend auf diesen Erfahrungen Dinge vorausahnen. Das bedeutet zugleich, dass wir uns manchmal nur sehr schwer von den erlernten Denkmustern lösen können. Und genau darin liegt eine große Schwäche.

      Mit zunehmendem Alter fällt es uns schwerer, unvoreingenommen an Aufgaben heranzugehen. Wie bereits im 1. Kapitel »Chancen-Intelligenz« von Bestsellerautor Hermann Scherer kritisiert, hat unser Bildungssystem eine gewisse Schwäche. Als Schüler hört man viel zu oft, was alles nicht geht. Es beginnt ein Konditionierungsprozess, der vernetztes Denken nicht fördert, sondern blockiert.

      Die Wahrheit ist wesentlich komplizierter, als Sie es wahrhaben wollen. Dies liegt vermutlich daran, dass die Wahrnehmung wie ein subjektiver Filter funktioniert. Subjektiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass jeder Mensch andere Dinge realisiert. Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich einen Porsche Cayenne kaufen. Dann werden Ihnen plötzlich überall auf den Straßen Geländewagen dieses Typs besonders auffallen. Die Fahrzeuge waren immer schon in Ihrer näheren Umgebung, Sie haben das nur nie realisiert, weil es Ihnen bislang egal war. Jetzt erst haben Sie die Augen dafür geöffnet. Klingt komisch, ist aber so. Auf dieser Basis muss man auch den Begriff der Objektivität hinterfragen. Da die Wahrnehmung etwas Subjektives ist, kann es auch nur die subjektive Einschätzung einer Situation geben.

      Fragen, die einer Antwort bedürfen

      Gibt es zurzeit Fragen, die Ihnen nicht mehr aus dem Kopf gehen? Fragen, auf die Sie noch keine richtige Antwort gefunden haben? Vielleicht einfach Fragen wie diese hier: Welches Thema nehme ich für meine Abschlussarbeit und welche Möglichkeiten bietet mir welcher Betreuer? Soll ich mich im Studium engagieren und Auszeichnungen gewinnen oder muss ich mich voll und ganz auf die Noten konzentrieren? Diese Fragen sind deshalb so spannend, weil die Antworten unseren Alltag prägen werden. Ja mehr noch, vielleicht sogar einen großen Teil unseres Lebens. Die meisten von Ihnen werden Entscheidungen wie diese reiflich überlegen. Ähnliches gilt dann erst recht, wenn man später im Berufsleben ist und andere Entscheidungen zu treffen hat. Kaufe ich das Unternehmen XY auf? Wie viel Geld stecke ich in mein Werbebudget und zu welchen Anteilen investiere ich in welche Werbemaßnahme?

      Zwei Studenten. Zwei Meinungen. Beide falsch?

      Nehmen wir als Beispiel das vierte Semester einer typischen Hochschule und schauen uns zwei einzelne Studierende genauer an:

      Jasmin Best hat ihr Abitur mit Auszeichnung bestanden und ist jetzt im Studium die Beste in ihrem Semester. Jede Prüfung besteht sie mit Bravour, denn sie weiß, um den Job bei ihrem Traumarbeitgeber zu bekommen, sind sehr gute Noten äußerst wichtig. Sie ist deshalb in jeder Vorlesung anwesend und verfasst seitenweise Mitschriften, die sie dann jeden Abend am PC akribisch zusammenfasst. Parallel dazu ist sie in einer Lerngruppe und belegt alle Tutorien. Zeit für eine Werkstudentenstelle oder irgendwelche studentischen Engagements kann sie sich nicht leisten. Sonst wäre ihr herausragender Notendurchschnitt ernsthaft in Gefahr. Überhaupt zählen doch sowieso nur die Noten. Schließlich nehmen die Toparbeitgeber auch nur die Topstudenten. Das ist doch so, oder etwa nicht?

      Ganz anders dagegen ist Leon Boss. Er stammt aus einer einflussreichen Unternehmerfamilie. Leon weiß von seinem Vater, dass vieles in manchen Vorlesungen die reine Theorie ist und in der Praxis sowieso nicht funktioniert. Alles, was zählt, sind Erfahrung und Soft Skills. Und diese fördert er jedes Semester aufs Neue. Leon engagiert sich in der Fachschaft und in einer studentischen Unternehmensberatung. An den Wochenenden packt er auch mal im elterlichen Betrieb an und leitet vor Ort Projekte, in denen er sein Können unter Beweis stellt. Aufgrund seines großen Engagements gilt er als heißer Kandidat auf den begehrten Engagementpreis der Fakultät. Dass die Noten dabei leiden und in manchen Fächern sogar kritisch sind, spielt doch sowieso keine Rolle. Oder könnte es doch zum Verhängnis werden?

      Das ist nun ein klassisches Beispiel für einseitige Argumentationen. Gewissermaßen haben beide recht und auch unrecht. Es ist prinzipiell richtig, dass man gute Noten braucht, um für Arbeitgeber attraktiv zu sein. Diesen Stellenwert hat Prof. Dr. Werner Ziegler im 3. Kapitel »Das Studium« bereits hervorgehoben. Einige der Toparbeitgeber haben in ihrem Bewerber-Management-System sogar Filter eingebaut, bei denen Bewerbungen mit einem durchschnittlichen Notenschnitt sofort aus dem Rennen geworfen werden. Leon Boss würde es also nicht mal ins Bewerbungsgespräch schaffen, wenn er nicht an seinen Noten arbeitet. Endstation.

      Für Jasmin Best sieht es allerdings auch nicht signifikant besser aus. Vielleicht gelingt es ihr, ein Assessment-Center zu überstehen und dort zu gewinnen. Gut möglich. Wurden jedoch in der Studienzeit keinerlei Soft Skills kultiviert, so bestätigt sich im Alltag schnell eine alte Verkäuferweisheit: »Fachidiot schlägt Kunden tot.« In diesem Fall müsste es korrekt lauten: Fachidiotin. Jasmin würde vermutlich spätestens in der Probezeit das Unternehmen wieder verlassen und erkennen, dass Noten eben doch nicht alles sind. Game over.

      Soweit die Theorie. Die Realität legt nahe, dass es gar nicht möglich ist, wirklich alles in Perfektion zu machen. Der Tag hat eben nun mal nur 24 Stunden und das ist für beide Studenten gleich.

      Das, was Prof. Dr. Lothar Seiwert Ihnen später im 13. Kapitel über das Zeitmanagement beibringen wird, möchten wir nun zu einem Teil schon jetzt aufgreifen. Studium und wirksames Zeitmanagement müssen Hand in Hand gehen, wenn Sie erfolgreich sein möchten.

      »Bulimie-Lernen« rettet vielleicht mit Glück durch eine Prüfung, aber es ist nicht der Sinn des Studiums. Demnach verfolgt Zeitmanagement das Ziel, die richtigen Prioritäten zu setzen. Oder anders ausgedrückt können Sie durch den richtigen Umgang mit der Zeit den größtmöglichen Erfolg haben. Die Kunst ist es, dabei auf die richtigen Stellhebel zu vertrauen.

      Genau dieses Erkennen von Stellhebeln ist parallel auch beim vernetzten Denken von entscheidender Bedeutung. Blicken wir doch noch mal präziser auf die beiden Studenten aus dem vierten Semester und wenden wir die GAMMA-Methode jetzt an. Die Anwendung erfolgt dabei in vier Schritten.

      Schritt 1

      Wir erfassen zunächst die Fragestellung. Die Frage »Engagement oder Noten?« zielt nicht darauf ab, was besser oder schlechter ist, auch nicht darauf, was wichtiger ist. Die Frage ist direkt gekoppelt mit der Überlegung »Wie bekomme ich einen Topjob?« Darum geht es uns in Wirklichkeit. Also nehmen wir uns einen Zettel und notieren alles, was im Fall der beiden Studenten damit in Verbindung steht:

      ▪Besuch der Vorlesung

      ▪Lerngruppe

      ▪Erfolg in Prüfungen

      ▪Tutorien besuchen

      ▪Kontakt zu Professoren

      ▪Projekte im Betrieb

      ▪Engagement auf Campus

      ▪studentische Unternehmensberatung

      Schritt 2

      Nun bringen wir die einzelnen Elemente miteinander in Verbindung. Was ist womit vernetzt? Das Ergebnis ist ein Wirkungsnetz, das nicht nur die einzelnen Elemente, sondern auch die Wirkungsbeziehungen