A. F. Morland

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten


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      "Was glauben Sie, was diese Drahtschlinge zu bedeuten hat?", wandte sie sich dann an McGill. Und dann erzählte sie auch von den Rosen, die zuvor in ihrer Wohnung abgelegt worden waren. "Sieht nach einer Steigerung aus, nicht wahr?"

      Der Chief Inspector zuckte die breiten Schultern. "Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es eine Drohung... Hören Sie, wir können Sie unmöglich rund um die Uhr bewachen. Sie sollten am besten eine Weile aus London verschwinden. Können Sie nicht irgendwo anders unterkommen? Bei Freunden vielleicht..."

      Lynne blickte den Kriminalbeamten offen an.

      "Ich werde darüber nachdenken", murmelte sie dann.

      "Tun Sie das. Ach übrigens, dieser William Delaney hat wieder zugeschlagen..."

      "Was?"

      Jackson nickte und machte dabei ein sehr ernstes Gesicht.

      "Vor einer Stunde ist die Leiche einer jungen Frau gefunden worden. Und der Mord trägt die Handschrift dieses Wahnsinnigen. Kaufen Sie sich eine Abendzeitung, vielleicht steht es dann schon drin."

      24

      "Du warst so schlecht wie noch nie!", tadelte Grady Lynne nach der Sendung. "Wirklich, wie eine blutige Anfängerin. Einfach furchtbar. Ich hatte den Eindruck, du warst einfach nicht bei der Sache..."

      Lynne nickte leicht.

      "Vielleicht war ich das auch nicht", gab sie zu. Sie wusste selbst, dass das heute Abend keine ihrer Sternstunden gewesen war. Das Thema war Mobbing am Arbeitsplatz gewesen und es hatte nicht an den zahlreichen Anrufern gelegen, dass die Sendung nichts geworden war, sondern einzig und allein an Lynne.

      "Colleen hat mir gerade eine Auswertung der ersten Zuschauerreaktionen auf die Sendung hingelegt... Wenn du so weitermachen solltest, ist dein Stern ganz schnell gesunken!"

      Lynne zuckte die Achseln.

      "Ich weiß", murmelte sie.

      "Was ist los mit dir, Lynne?", fragte Grady dann in etwas versöhnlicherem Tonfall.

      "Ich glaube, ich brauche etwas Urlaub", gestand sie dann ein, obwohl sie wusste, dass es gefährlich war so etwas zu sagen. Denn im Nu konnte es passieren, dass jemand anderes an ihrem Mikrofon saß und den Nighttalk machte. Dazu saß Lynne einfach noch nicht fest genug im Sattel. Sie hatte die ersten Hürden gut genommen und die Gunst der Hörerschaft im Sturm erobert. Aber sie wusste nur zu gut, dass noch sehr viel dazu fehlte, bis sie sich auf Dauer etabliert haben würde.

      Grady nickt leicht.

      Ein verständnisvoller Zug erschien auf einmal in seinen sonst so harten, leicht verkniffenen Zügen.

      "Die Sache mit diesem Wahnsinnigen lässt dich nicht los, nicht wahr?"

      "Er scheint es jetzt auf mich abgesehen zu haben!", platzte es aus ihr heraus. "Er scheint mich auf Schritt und tritt zu beobachten, er..."

      "Schon gut, Lynne, wenn du deinen Urlaub brauchst, dann bekommst du ihn."

      Ein mattes Lächeln huschte über ihre Lippen.

      "Danke."

      Grady hob die Augenbrauen und seine Lippen wurden sehr schmal. "Du weißt gar nicht, was du da von mir und dem Sender verlangst! Das wird unsere Firma bares Geld kosten. Die Werbeeinnahmen..." Er seufzte. "Wie lange?", fragte er dann genau so, wie es immer seine Art war - hart und knapp.

      "Erstmal ein paar Tage. Sagen wir eine Woche."

      "Und wohin geht's?"

      Lynne zögerte. "Ich weiß noch nicht..."

      "Ich wüsste etwas für dich. Etwas, wo du für ein paar Tage richtig abschalten könntest!" Gradys sonst so harter Umgangston bekam jetzt fast sogar etwas Väterliches.

      Lynne hob interessiert die Augenbrauen.

      "Ja?"

      "Ein Wochenendhaus an der Küste. Genauer gesagt in der Nähe von Poole. Interessiert?"

      "Nun..."

      Grady wartete ihre Antwort gar nicht erst ab. Jemand in seiner Position war es nicht gewohnt, dass Vorschläge von ihm abgelehnt werden könnten. Er kam gar nicht erst auf den Gedanken. Daher meinte er: "Die Adresse ist 55 Sea Drive. Der Schlüssel liegt unter einem Stein neben der Eingangstür. Das Haus habe ich vor Jahren günstig erworben. Ab und zu mache ich da Urlaub."

      Lynne lächelte verhalten. "Wann haben Sie das letzte Mal Urlaub gemacht, Grady?"

      "Da waren Sie noch nicht hier, Lynne! Also, wenn Sie wollen..."

      "Ich werd's mir überlegen, okay?"

      "Du musst mir schon irgendetwas hinterlassen", erklärte Grady nachdrücklich. "Eine Adresse, eine Telefonnummer. Schließlich muss ich dich erreichen können."

      "Ich rufe an", versprach sie.

      Grady seufzte.

      "Okay."

      25

      Es war gegen drei Uhr morgens, als Lynne das Gebäude von Radio KLM verließ. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und Lynne schlug ihren Mantelkragen hoch. An einen Schirm hatte sie nicht gedacht.

      Einen Moment lang wartete sie im Portal, aber die Hoffnung, doch noch trocken bis zu ihrem Wagen zu gelangen, gab sie schon nach wenigen Augenblicken auf.

      Vermutlich würde es die ganze Nacht durchregnen.

      Lynne atmete tief durch und lief los. Der Asphalt zu ihren Füßen war glitschig.

      Sie wich einer tiefen Pfütze aus und fühlte bereits, wie ihr die Haare am Kopf klebten, als sie den Wagen endlich erreicht hatte.

      Sie suchte in der Manteltasche nach dem Wagenschlüssel, hatte ihn auch schließlich in der Rechten und steckte ihn ins Schloss. Als sie die Wagentür öffnete, nahm sie seitlich eine Bewegung war und drehte sich herum.

      Eine Gestalt hob sich dunkel gegen den Schein der Außenbeleuchtung ab. Den Umrissen nach war es ein Mann. Groß, breitschultrig und mit einem Parka bekleidet. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Seine Züge lagen in einem dunklen Schatten.

      Der Mann stand ganz ruhig da und schien Lynne zu beobachten.

      Der Regen schien ihn dabei nicht weiter zu kümmern, obwohl sein Parka längst völlig durchnässt sein musste.

      Lynne fröstelte unwillkürlich.

      Als ob er auf mich gewartet hat, ging es ihr durch