soll das heißen?“, knurrte der Bankier.
„Ihre Tochter ist sehr unglücklich, Herr Bachmann. Ihretwegen. Petra hat mir ihre ganze traurige Geschichte erzählt.“
Der Bankier brauste auf: „Verdammt, warum hat sie ...“
„Wir waren lange zusammen“, fiel ihm Schmidt ins Wort.
„Und Sie haben ihr zu trinken gegeben, damit sie gesprächiger wird, Sie ... Sie verkommenes Subjekt.“
„Man sollte Leute, mit denen man ein Geschäft machen möchte, nicht beleidigen, Herr Bachmann“, belehrte Schmidt den Bankier.
„Ein Geschäft? Ich mit Ihnen? Sie sind wohl nicht bei Trost!“
„Der, der mir hier nicht ganz dicht zu sein scheint, sind Sie, mein Lieber“, gab Schmidt frostig zurück. „Sie wollen auf gar keinen Fall, dass Ihre Tochter schwanger wird.“
„Ich habe meine Gründe dafür.“
„Und Sie haben Claus Praetorius so gut in der Hand, dass er sich an Ihr idiotisches Verbot auch tatsächlich hält“, höhnte Schmidt. „Einen so blöden Schwiegersohn muss man erst mal finden.“
„Verdammt, ich verbiete Ihnen ...“
„Lassen Sie das, Bachmann“, sagte Schmidt scharf, „damit kommen Sie bei Praetorius durch, aber nicht bei mir! Halten Sie den Mund und hören Sie mir genau zu! Ich habe Ihnen ein hochinteressantes Angebot zu machen. Ihre Tochter möchte um jeden Preis ein Baby haben. Von ihrem Mann kann sie es nicht bekommen, denn dem haben Sie ja verboten, ein Kind mit seiner Frau zu zeugen. Was tut Petra in ihrer Verzweiflung also?“
„Nein!“, stöhnte der Bankier entsetzt.
„Richtig, Bachmann. Sie wendet sich zwecks Lösung ihres delikaten Problems an einen anderen Mann.“
„An Sie?“
„Ich sehe, Sie können mir folgen“, spottete Schmidt.
„Das ... das ist nicht wahr!“, keuchte der Bankier. Sein Atem rasselte. „Sie lügen! Petra würde so etwas niemals tun!“
„Sie haben sie dazu getrieben, Bachmann. Das arme Mädchen sieht keinen anderen Ausweg aus seinem Dilemma. Petra hat mich angebettelt, ihr zu diesem heißersehnten Baby zu verhelfen.“
„Sie ... Sie werden das doch nicht tun!“, schrie der Bankier bestürzt auf.
„Sie hat mir eine Menge Geld dafür geboten.“
„Was?“, brüllte Horst Bachmann am anderen Ende des Drahtes. „Wie viel?“
„Einhundertfünfzigtausend Mark. Sie hat sie bei sich. Es ist für Sie bestimmt ein Leichtes, nachzuprüfen, dass Ihre Tochter diesen Betrag von ihrem Konto abgehoben hat, wenn Sie mir nicht glauben. Nun stehe ich vor der schwierigen Frage: Soll ich Petra den Gefallen tun oder nicht?“ Schmidt seufzte schwer. „Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Man hat schließlich ein Gewissen, nicht wahr?“
Er machte eine kleine Pause, hörte Bachmanns rasselnden Atem. „Da kam mir plötzlich die rettende Idee: Ruf doch mal Petras Vater an, sagte ich mir, und frag ihn, wie er über die Sache denkt. Er muss doch schließlich auch eine Meinung dazu haben.“ Schmidt hüstelte. „Sie müssen mich verstehen, Herr Bachmann. Ich konnte Petra immer gut leiden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn sie mich um einen Gefallen bittet, bin ich eigentlich moralisch verpflichtet, ihn ihr zu erfüllen. Hinzu kommen noch einhundertfünfzigtausend Mark, die ich sehr gut gebrauchen könnte. Ich befinde mich zur Zeit finanziell nämlich in der schmalen Gasse, müssen Sie wissen. Ich war krank, musste mich einer Operation unterziehen, war lange Zeit nicht voll leistungsfähig, und das macht sich natürlich auf dem sensiblen Bankkonto eines selbständigen Grafikers sehr rasch höchst unangenehm bemerkbar. Aber ich will nicht klagen. Es werden bestimmt schon bald bessere Zeiten für mich anbrechen – oder sehen Sie das nicht so, Herr Bachmann?“
Horst Bachmann schwieg.
„Sind Sie noch dran, Herr Bachmann?“, fragte Walter Schmidt.
„Ja, ich bin noch dran.“
„Fein. Ich dachte für einen Augenblick, die Leitung wäre tot ...“
Schmidt legte wieder eine kurze Pause ein. Dann fuhr er fort: „Tja, Herr Bachmann, so sieht meine Situation aus. Auf der einen Seite ist Petra, die ich mag und die mich großzügig entlohnen würde, wenn ich ihr ihren außergewöhnlichen Wunsch erfüllen würde. Auf der anderen Seite sind Sie, ein Mann, der mich verachtet und dem auch ich keinerlei Sympathie entgegenbringe. Sie sind Geschäftsmann. Sie sind Petras Vater. Sie sind reich, und Sie wissen, dass man für Geld auf dieser Welt, die nun einmal leider vom schnöden Mammon regiert wird, so gut wie alles bekommen kann. Es ist alles immer nur eine Frage des Preises. Jeder, jeder Mensch hat seinen Preis ... Sie, ich ... Jeder.“
Pause. Schmidt ließ seine Worte einwirken. „Ich rufe Sie an, Herr Bachmann, damit Sie mir sagen, was ich tun soll. Wenn Sie möchten, dass ich Petra fortschicke, ohne sie zu berühren, müssen Sie mir das mitteilen. Um mich davon zu überzeugen, dass das für alle Beteiligten die beste Lösung ist, brauchen Sie allerdings sehr gewichtige Argumente, das möchte ich vorausschicken.“
Schweigen am anderen Ende.
Jetzt denkt er nach, überlegte Walter Schmidt lächelnd. Und wahrscheinlich rechnet er auch. Wie viel soll ich diesem Mistkerl in den gierigen Rachen werfen? Einhundertfünfzigtausend Mark sind zu überbieten. Soll ich den Betrag verdoppeln, damit er nicht mit Petra schläft? Kann ich ihn billiger dazu kriegen? Wie steige ich aus diesem verfluchten Geschäft am günstigsten aus?
„Ich warte auf Ihr Angebot, Herr Bachmann“; sagte Schmidt nach einer Weile.
„Sie hundsgemeiner Erpresser!“
„Damit kann ich nichts anfangen“, erwiderte Schmidt kühl.
„Ich drehe dir den dürren Hals um, du mieser kleiner Gauner, wenn du meine Tochter mit deinen dreckigen Fingern anfasst!“, brüllte Horst Bachmann und dann – Schmidt konnte es kaum glauben – klickte es in der Leitung.
Der Bankier hatte aufgelegt, ohne ihm ein bestechendes Angebot zu machen. Allem Anschein nach liebte er sein Geld mehr als seine Tochter.
„Na“, knurrte Schmidt wütend, „mir soll es recht sein.“ Er hängte den Hörer an den Haken und kehrte zu Petra zurück.
„Das war aber eine lange Minute“, beschwerte sie sich.
Er grinste schief. „Manche Minuten sind aus Gummi.“ Hastig kippte er seinen Grappa und legte Geld auf den Tisch. Er hatte ja jetzt genug davon.
„Hast du dich geärgert?“, fragte Petra.
„Ja, aber keine Sorge, das wird sich nicht nachteilig auf die Abwicklung unseres Geschäfts auswirken. Komm, wir gehen.“
22
Sie hatten die Sechszimmerwohnung für sich allein.
Walter Schmidt führte Petra in seine Kartause. Er war noch immer wütend und überhaupt nicht in Stimmung, aber er war wild entschlossen, sich Petras Geld zu verdienen.
Allein