Frank Krause

Das siebenfache Licht


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verstanden ist das Ende aller ideologischen Konstrukte und Konflikte, denn im Licht ist alles klar. Sollte jemand mit offenen Augen immer noch bestreiten, dass ein Stuhl ein Stuhl ist, dann muss er untersucht werden … Denn es liegt nicht am Stuhl, sondern an seiner gestörten Wahrnehmung.

      Als Christen ist uns klar, dass es da einen Sündenfall gab, der für uns Menschen das Licht ausgeschaltet hat. Das Leben im vollen Sonnenlicht der Gegenwart Gottes in Eden endete jäh und wir erschufen das Kunstlicht, um darin eine Kunstwelt zu erschaffen.

      Mir wurde im Gebet einiges über dieses Kunstlicht im Gegensatz zum wahren Licht erklärt. Aus dieser Offenbarung werde ich im Verlauf dieses Buches immer wieder Sequenzen einstreuen, die zum Thema „erhellend“ sind.

      Stell dir das blendende Sonnenlicht vor. Du ziehst einen Vorhang zu, aber noch kommt Licht hindurch. Dann einen zweiten Vorhang und einen dritten. Die völlige Abschottung vor dem Licht draußen braucht einige Maßnahmen. Dann wird ein Kunstlicht angeschaltet, etwa eine Neonröhre. In ihrem Licht leben jetzt alle, die in diesem „Haus der Finsternis“ sitzen. Es werden Generationen von Menschen in dieses Haus hineingeboren und sterben aus ihm heraus, für die es kein anderes Licht gibt, als dieses Kunstlicht, welches nur einen winzigen Ausschnitt des Lichtspektrums ausstrahlt, das die Sonne hat.

      Die Menschen in dem Haus bekommen zahllose Licht-Mangel-Krankheiten, sind bleich und schwach. Sie sterben an diesem Mangel, da das Kunstlicht ihn nicht kompensieren kann. Es ist kalt und nicht warm, dunkel und nicht (sonnen)hell.

      Aber nicht nur das Licht der Sonne erreicht die Erde, auch zahllose andere Sterne schicken ihr Licht vom Himmel auf sie herab – und das Licht des einen Sterns ist nicht dasselbe wie das des anderen.

      Ein anderer ist der Glanz der Sonne und ein anderer der Glanz des Mondes und ein anderer der Glanz der Sterne; denn es unterscheidet sich Stern von Stern an Glanz (1 Kor 15,41).

      Gewöhnt an das Kunstlicht leben alle Menschen des Hauses der Welt in diesem Abklatsch des Lichtes und degenerieren. Ja, Licht ist wesentlich für die Kraft und Entfaltung des Lebens. Es IST das Leben. Und ihr SEID Licht. Aber ohne das volle Licht des vollen Lebens verkümmert ihr und könnt nicht lange überleben.

      Erinnere dich noch einmal an die Bibelstelle, die dich neulich so verwundert hat: Paulus sagt vor Agrippa aus, dass er „mitten am Tag vom Himmel her von einem Licht umstrahlt wurde, welches den Glanz der Sonne übertraf“ (Apg 26,13).

      Dann wird Paulus zu den Nationen gesandt, „ihre Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht“ (V. 18), und er beendet seine evangelistische Rede an den römischen König mit den Worten: „… dass der Christus leiden sollte und dass er als Erster durch die Auferstehung aus den Toten Licht verkündigen sollte …“ (V. 23).

      Ihr seid geneigt, dies alles ausschließlich metaphorisch zu verstehen, aber es ist viel mehr als das. Es geht um die Wirklichkeit, die ein entsprechendes Licht hat und euch erleuchten will, um sie sehen und in ihr leben zu können.

      Schicke einen Mann, der sein Leben lang im Neonlicht gelebt hat, raus in die Sonne. Wie sollte er dieses Licht ertragen? Und die unendlich größere Realität außerhalb des Hauses der Finsternis, die er in diesem Licht wahrnimmt, wie sollte er sie verkraften?

      Auch du siehst dieses blendend helle Licht nur eingeschränkt. Es ist nicht das Licht, welches nicht sehr hell wäre, sondern deine Augen, die „sehr gedimmt“ sind, um nur ja nicht die volle Wirklichkeit zu sehen. Es steht geschrieben „… die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht“ (Joh 3,19).

      Nun, einer dieser Menschen bist du! Und du trägst das Erbe jahrtausendelanger Verfinsterung in dir und du bist von der Finsternis für die Finsternis erzogen und domestiziert. Viele unbewusste Filter und Abwehrmechanismen lassen dich nicht erkennen, wie und was dieses Licht wirklich ist. Denn in diesem Licht würdest du das Licht sehen (Psalm 36,10) und es würde dich durchleuchten und beleben und zu seiner Lampe machen.“

      Von Erleuchtung zu Erleuchtung

      Alle Philosophen, spirituellen Schulen und Forscher aller Zeiten, die sich je mit der Erleuchtung beschäftigt haben, sehen dieses Problem: Wir meinen, wir sähen oder glaubten, unsere beschränkte Sicht läge an äußeren Umständen und nicht an unseren eigenen Augen, die entweder geschlossen oder, wie mir gesagt wurde, „gedimmt“ sind. Genau das bescheinigte Jesus seinerzeit den Schriftgelehrten und Pharisäern:

      Einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten dies und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind? Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. Daher bleibt eure Sünde (Joh 9,40-41).

      Wir können uns vorstellen, dass unsere Augen immer weiter geöffnet werden können. Jedes Mehr bringt und braucht eine entsprechende Neu-Orientierung und Phase der Integration dessen, was wahrgenommen wird.

      Haben wir in der Finsternis der Welt gelebt, dann können wir die 100 Prozent Erleuchtung nicht auf einen Schlag verkraften; wir gehen sozusagen in Stufen von einem Maß an Licht bzw. Erleuchtung zur nächsten Stufe. Von Erleuchtung zu Erleuchtung. Wir werden damit nicht fertig – und das ist auch gar nicht das Ziel. Für Jünger Jesu ist das Ziel, in der Verbundenheit mit Jesus zu wachsen und entsprechend immer lichter zu werden.

      Dabei kann der Heilige Geist nicht sämtliche Finsternis auf einmal aus uns austreiben (und uns aus aller Finsternis), zu verwoben sind wir damit, zu geprägt davon, zu voll von Schatten und Negativität, Bitterkeit und Egomanie. In gewissen Abständen geht der Heilige Geist als unser himmlischer Therapeut mit uns in unseren „Keller“ und zu unseren „Wurzeln“, um dort Licht zu machen und aufzuräumen.

      Nach der x-ten Runde in der Waschmaschine wehren wir uns nicht mehr so sehr gegen die Behandlung wie zu Anfang, wo es sich anfühlte, als würden wir vor lauter Sündenerkenntnis und Überführung von Verkehrtheit unser Heil verlieren. Jedes Mal sind wir zudem überrascht, wie wenig wir von alledem gemerkt haben und dabei doch geglaubt hatten, wir würden sehen. Wir lernen, wie selektiv wir geblickt haben und nur gesehen haben, was wir sehen wollten und nicht die ganze Wahrheit. Wir entdecken, dass wir auch die Bibel entsprechend selektiv lesen und anstreichen.

      Der Heilige Geist weckt in uns eine „Liebe zur Wahrheit“ (vgl. 2 Thess 2,10), die uns in diesem Programm der Reinigung, Aufdeckung, Befreiung und Durchleuchtung weitergehen lässt, auch wenn es weh tut, weil es unsere Illusionen über uns selbst zerbricht und so ungefähr alles zerstört, was wir einst für die Wirklichkeit gehalten haben. Wir erleben Phasen krasser Desillusionierung, Ernüchterung und Demontage von unserem kompletten Selbst- und Welt-Verständnis. Nichts ist, was es zu sein scheint und was wir darüber geglaubt haben.

      Das Licht der Erleuchtung ist neutral, es deckt einfach alles auf, was es ist, ob gut, ob schlecht, ob Schein oder Sein. Alles wird hinterfragt, alles erschüttert (vgl. Hebr 12,27). Wir können nicht nur eine „positive“ Erleuchtung verlangen, in der es ausschließlich darum geht, frei und glücklich zu werden, sowie um Aufstieg