Regina Roschmann

Innovationsmanagement im Sport


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irrelevant seien, weil diese wesentliche Gestaltungsmöglichkeiten an die Ligaveranstalterin Deutsche Fußball Liga (DFL) abgeben, was eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Differenzierung von der Konkurrenz einschränkt. Außerdem verhindern nach Teichmann ((2007), S. 87, S. 149) die hohe Imitierbarkeit, die aus der umfassenden Berichterstattung resultiert, und die hohe Fluktuation der Spieler, die z. B. die Einführung innovativer Spielsysteme behindert, eine größere Bedeutung von Innovationen im professionellen Fußball. Diese Aussage erscheint jedoch allenfalls bedingt nachvollziehbar und mag in einer eingeschränkten Sichtweise von Innovationen im Sinne einer Produktinnovation oder in Form innovativer Spielsysteme begründet sein. Zwar erschweren sicherlich eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten durch den Verband in vielerlei Hinsicht die Generierung von Innovationen. Umgekehrt ließe sich aber gerade daraus die Notwendigkeit ableiten, sich an anderer Stelle von der Konkurrenz abzuheben – wozu Innovationen einen wesentlichen Beitrag leisten können.

      image Entrepreneurship image

      Als weiterer Typus sportbezogener Innovationen wird das Entrepreneurship – gedeutet als innovatives, Risiken in Kauf nehmendes, proaktives Verhalten – genannt. Im Sport steckt dieses Konstrukt aufgrund fehlender theoretischer Fundierung noch in den Kinderschuhen. Es bezieht sich auf die Fähigkeit und den Willen von Personen, Gemeinschaften und Organisationen, neue Ideen im Sport zu entwickeln und durchzusetzen. Dies können u. a. Athleten und Trainern oder auch Sportveranstalter sein, die Innovationen zur Problemlösung einsetzen (vgl. Tjønndal (2017), S. 299). Auf Entrepreneurship wird in Kapitel 2.4 umfassend eingegangen.

      image Innovationen im Bereich sozialer Angelegenheiten des Sports image

      Der Einsatz von Innovationen im Bereich sozialer Angelegenheiten des Sports kann u. a. die Einrichtung neuer Sportprogramme betreffen, die beispielsweise auf mehr soziale Gerechtigkeit ausgerichtet sind. Es kann aber auch auf neue Veranstaltungen wie die Paralympischen Spiele abzielen oder auf die Nutzung neuer Methoden, um mehr Menschen zum Sport zu motivieren (vgl. Tjønndal (2017), S. 299). Ein Beispiel hierfür ist die Initiative Kicking Girls. Sie richtet sich an Mädchen aus bildungsfernen Schichten und Mädchen mit Migrationshintergrund. Durch das gut verzahnte Angebot von Mädchenfußball-Arbeitsgemeinschaften und Fußballturnieren für Grundschülerinnen, Mädchenfußball-Camps und Coach-Ausbildungen für weibliche Jugendliche sollen die Persönlichkeitsentwicklung und Sportsozialisation dieser Mädchen positiv beeinflusst und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden (vgl. Althoff/Dellwisch/Kuhlmann/Teetz (2018)). Die mittlerweile bundesweit verbreitete Initiative Kicking Girls entwickelte sich im Jahr 2011 aus einem Modellprojekt, das 2002 mit der Gründung der ersten Mädchenmannschaft im 1. FC Ohmstede begann. Als Efolgsbedingungen des Projektes wurden der Beginn in der Grundschule, die Bedeutung der AG als Kooperation von Grundschule und Verein, die Verankerung von Zielen in der AG durch Wettkämpfe und Turniere, die Einbeziehung der Eltern und eines Netzwerkes aus Stadtteilmanagement und Schulsozialarbeit, die Qualifikation und Einbindung jugendlicher Fußballassistentinnen, die Beachtung von interkulturellem Wissen und religiösen Regeln und die Emanzipation durch Mädchenfußball identifiziert (vgl. Gebken (2014), S. 21 ff.). Auch hier zeigt sich wieder: Die Projektbausteine sind auf den ersten Blick nicht neu und dennoch bedurfte es der konkreten Maßnahmen des Projektes, um die genannten Zielgruppen zu erreichen. Eine lange Entwicklungsdauer bei gleichzeitiger Erprobung und der Notwendigkeit zur umfassenden Kenntnis von sozialen und kulturellen Zusammenhängen lassen sich aus der Projektbeschreibung herauslesen und ließen sich als wichtige Merkmale für den Innovationsprozess in diesem konkreten Fall deuten. Als Besonderheit des Sports zeigt sich in diesem Beispiel auch die Ansprache der speziellen Zielgruppe, die sich hier aus sozialen Gründen ergibt. Für den Fußballverein wäre es aus rein sportlicher Sicht prinzipiell zunächst gleichgültig, welchen Herkunftshintergrund die Mädchen haben, die sich in der Fußballmannschaft zusammenfinden. Und trotzdem wurde hier mit hohem Aufwand ein spezifisches, innovatives Angebot entwickelt, um soziale und eben nicht primär sportliche oder gar gewinnorientierte Ziele umzusetzen.

      image Verbessertes Management und verbesserte Führung im Sport image

      Weitere Innovationen im Sport lassen sich mit Blick auf ein verbessertes Management und eine verbesserte Führung im Sport identifizieren. Dies kann beispielsweise übergreifende Probleme betreffen wie die Bekämpfung von Korruption, aber auch organisationsspezifische Themen wie ein verbessertes Krisenmanagement (vgl. Tjønndal (2017), S. 299).

      image Unethische/nicht wünschenswerte Innovationen im Sport image

      Innovationen sind darüber hinaus aus Perspektive Anderer nicht immer positiv zu werten. Unter das Stichwort der unethischen Innovationen fallen insbesondere neue Wege bzw. Methoden des Betrugs (z. B. Doping), welche häufig durch medizinische oder technologische Entwicklungen erst möglich werden (vgl. Tjønndal (2017), S. 299). Was als unethisch oder – etwas breiter formuliert – nicht wünschenswert interpretiert wird, kann sich jedoch im Laufe der Zeit beispielsweise basierend auf sich wandelnden gesellschaftlichen Vorstellungen verändern. So wurden im England des Jahres 1365 durch königlichen Erlass eine Reihe von Spielen verboten, darunter auch Handball und Fußball, weil sie die Aufmerksamkeit von damals als wichtiger erachteten Dingen wie dem Bogenschießen ablenkten (vgl. Goorha/Potts (2019), S. 129) – ein Vorgang der heute undenkbar scheint. Ebenso kann es sein, dass sich ein klarer Standpunkt darüber, was eine nicht wünschenswerte Innovation darstellt, erst noch als Gegenstand langer Diskussionen oder Aushandlungsprozesse herauskristallisieren muss. Aktuell mehren sich beispielsweise die Diskussionen um gehäuft auftretende Kreuzbandrisse im Skispringen der Männer und Frauen. Als Grund werden insbesondere technische Entwicklungen an Schuhen, Schaft und Bindung der Skispringer vermutet, welche zwar die Flugeigenschaften verbesserten und damit nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch weitere Sprünge sorgten, jedoch bei Ausreizung des Systems offenbar das Risiko bei der Landung vergrößern. Spezifisches Training zur Stabilisierung des Kniegelenks würde zwar helfen, das zusätzliche Gewicht der Muskeln könnte sich aber auf die erzielten Weiten auswirken (vgl. Krämer (2020)).

      Die Skispringerin Svenja Würth nannte das Skispringen kürzlich eine Materialschlacht. Sie äußerte zwar, dass die Gesundheit an erster Stelle stehe, sagte aber auch, dass man gar nicht erst an den Start gehen müsse, wenn man mit dem alten Material keine Chance habe. Dennoch hat sie sich, die bereits einen Kreuzbandriss hinter sich hat, für eine gemäßigte Materialeinstellungen entschieden (vgl. ZDF (2020)). Die Verletzungen zogen eine Diskussion möglicher Regeländerungen innerhalb des dafür zuständigen Komitees des Weltverbandes FIS nach sich (vgl. Krämer (2020)). Das Beispiel zeigt: Innovationen sind nicht immer positiv und ihre Deutung als positiv oder negativ hängt auch davon ab, aus wessen Perspektive und vor welchem Hintergrund diese Frage diskutiert wird.

      image Entwicklung neuer Sportarten oder Freizeitaktivitäten image

      Weiterhin können sich Innovationen im Sport auf die Entwicklung neuer Sportarten oder Freizeitaktivitäten beziehen. Neben vollständig neuen Sportarten/-aktivitäten wie dem Skyrunning können hierunter aber auch neue Wettkampfformen fallen wie die Einführung des Massenstartwettbewerbs im Biathlon (vgl. Tjønndal (2017), S. 300).

      image Marktinduzierter Wandel image

      Schließlich