eines potenziellen Eiscreme-Imperium-Erben, der zu einem Verfechter gesunder Ernährung geworden war, elektrisiert und nannten ihn den „Rebellen ohne Eishörnchen“ und den „Propheten des Gemeinnützigen“.
Zehntausende Menschen schickten meinem Vater Briefe, oft handgeschrieben, und teilten ihm mit, wie seine Arbeit ihr Leben verändert – und manchmal sogar gerettet – hatte. Eines der Leben, die durch die Arbeit meines Vaters beeinflusst wurden, war, wie das Schicksal es wollte, das Leben meines Großvaters Irv.
Mein Großvater war ziemlich verärgert gewesen, als mein Vater der Eiscreme-Firma den Rücken gekehrt hatte. Er und mein Vater sprachen jahrelang kein Wort mehr miteinander. Doch dann passierte etwas Bemerkenswertes.
Im Jahr 1989 litt Großvater Irv, der zu jener Zeit Anfang siebzig war, unter Diabetes und Herz- und Gewichtsproblemen. Er hatte immer die typisch westliche Kost zu sich genommen und dem Ganzen mit zwei großen Kugeln Eis noch täglich eins draufgesetzt. Sein Kardiologe sagte ihm, dass er nicht mehr lange zu leben habe – es sei denn, er stelle seine Ernährung um. Und dann drückte der gute Arzt ihm eine Ausgabe des Buchs meines Vaters, Ernährung für ein neues Jahrtausend, in die Hand. Falls der Kardiologe meines Großvaters gewusst haben sollte, dass der unorthodoxe Sohn seines Patienten das Buch geschrieben hatte, ließ er das nicht durchblicken. Er gab meinem Großvater einfach nur das Buch und riet ihm, die dort empfohlenen Ernährungsrichtlinien zu befolgen. Und Großvater Irv sparte sich die Mühe, seinem Arzt zu erzählen, dass er den Autor kannte.
Doch bemerkenswerterweise ging mein Großvater dazu über, weniger verarbeitete Lebensmittel und weniger Fleisch zu essen. Er verzichtete auf Zucker und erstaunlicherweise sogar auf Eiscreme. Er fing an, deutlich mehr Gemüse, Obst und Vollwertprodukte zu essen.
Und er erzielte Ergebnisse.
Nach kurzer Zeit hatte Großvater Irv knapp 14 Kilogramm abgenommen. Er setzte seine Diabetes- und Blutdruckmedikamente komplett ab. Er fühlte sich so energiegeladen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Er prahlte damit, dass er sich beim Golfspielen um sieben Schläge verbessert habe. Er machte Morgenspaziergänge mit seinem Hund und dehnte seine Runden bald auf etliche Kilometer täglich aus. Trotz der düsteren Prognose seines Arztes lebte er noch weitere 19 Jahre bei bester Gesundheit.
Eines Morgens, als wir meine Großeltern in ihrem Haus in Rancho Mirage, Kalifornien, besuchten, brach mein Großvater zu seinem üblichen Morgenspaziergang auf. Mein Vater und ich trainierten gerade für einen Marathon, und Großvater Irv feuerte uns an, als wir an ihm vorbeiliefen. Ich werde mich immer an jenen Morgen erinnern – als ein anschauliches Beispiel dafür, wie wichtig Nahrungsmittelentscheidungen für ein gesundes Leben sind, und zwar in jedem Alter.
Mit 16 gründete ich eine gemeinnützige Organisation mit dem Namen Youth for Environmental Sanity (YES!). Dazu hatten mich die Erfahrungen meiner Familie und das von den beiden Generationen vor mir vorgelebte Beispiel, Führung zu übernehmen, inspiriert. Unser Ziel war es, junge Menschen dazu zu bringen, „Ja“ zu Formen des Lebenswandels zu sagen, die ein gesundes Leben und einen gesunden Planeten fördern.
Während der folgenden 20 Jahre sammelte ich Spendengelder, baute eine internationale Organisation auf und leitete in mehr als 65 Ländern Workshops und Schulungsprogramme, an denen Hunderttausende Aktivisten aus der Graswurzelbewegung teilnahmen.
Während ich die Welt bereiste, genoss ich das Privileg, zu den unterschiedlichsten Menschen aller möglichen gesellschaftlichen Schichten nach Hause eingeladen zu werden. Ich aß mit Beduinen in der Wüste des Nahen Ostens Hummus, mit Indioführern in Peru Quinoa, mit Dorfbewohnern in Thailand schwarzen Reis, mit weißen Farmern in Indiana Kartoffeln und süßen Mais und mit Afroamerikanern im ländlichen Alabama Blattkohl mit Schwarzaugenbohnen.
Überall, wohin ich kam, tauschte ich mich mit Anführern und Veränderern aus und arbeitete mit ihnen zusammen. Und überall war das Essen eine Kraft, die uns zusammenbrachte. Ich traf auf der ganzen Welt Menschen, die etwas Gutes wollten, und das oft unter extrem schwierigen Bedingungen. Ihre Geschichten haben mich geprägt und mich demütig gemacht, und sie haben meine tiefe Überzeugung beflügelt, mich für gesunde Nahrung stark zu machen.
Eines der Dinge, die mich im Zusammenhang mit natürlicher Kost am meisten stören, ist, was für eine elitäre Angelegenheit das Ganze sein kann. Die meisten Menschen mühen sich ab, irgendwie über die Runden zu kommen. Sie haben weder die Zeit noch das Geld, um sich darüber Gedanken zu machen, welches MTC-Öl das Beste für ihren Kaffee ist, oder welche alte Tomatensorte am meisten Lycopen enthält. Wenn es ihnen kaum gelingt, ihre Kinder mit ausreichend Kalorien zu versorgen, wäre es auch ein Wunder, wenn sie sich über so etwas Gedanken machen würden.
Das können Sie vielleicht verstehen.
Die Sache ist die, dass es nicht so laufen muss. Man muss die Gaben, die Mutter Natur uns beschert, nicht in Fabriken verarbeiten, ihnen ihre Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe entziehen, sie in einen Haufen Plastik verpacken, sie Tausende Kilometer weit transportieren und Millionen Dollar für Werbespots im Fernsehen ausgeben, in denen sie als Produkte angepriesen werden, die billiger sind als reale, natürliche, regional produzierte Nahrungsmittel. Aber wir haben Regierungen und eine Ernährungspolitik, die die Massenproduktion von Junkfood effektiv subventionieren und die Preise solcher Produkte dadurch künstlich senken.
In der entwickelten Welt gibt es nicht nur einen starken Zusammenhang zwischen Armut und Hunger, sondern auch zwischen Armut, Übergewicht und Fettleibigkeit. So widersinnig es auch erscheinen mag – je weniger Geld man zur Verfügung hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hat. Sie brauchen nur in irgendeiner großen Stadt in einen x-beliebigen Laden zu gehen, um zu sehen, wie viele Menschen sich von Produkten wie Chips, Schokoriegeln und Limonade abhängig fühlen. Die brutale Realität ist, dass Armut es einem schwer macht, seine Familie überhaupt irgendwie zu ernähren, geschweige denn mit realen, gesunden Nahrungsmitteln. Statistisch gesehen gilt: Je ärmer Sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an einer durch die Ernährungsweise ausgelösten Krankheit wie Krebs, einem Herzleiden, Alzheimer oder Diabetes Typ 2 sterben.
Die Menschen, die es sich am wenigsten leisten können, krank zu werden, sind zugleich diejenigen, die am wahrscheinlichsten eine chronische Krankheit entwickeln und daran sterben. Das ist keinesfalls so, wie ich es mir wünsche.
Ich glaube, es ist nichts Elitäres daran, sich für reale Produkte zu entscheiden oder Kleinbauern zu unterstützen, die ihr Land, ihre Tiere und ihre Beschäftigten gut behandeln. Was elitär ist, ist ein perverses Subventionssystem (mehr darüber in Kapitel 30), das dazu führt, dass Getreide unter Verwendung von Giften angebaut und zu Junkfood verarbeitet wird, das billiger ist als alle anderen Produkte. Und die Armen werden unterm Strich dazu verdammt, sich auf diese Weise zu ernähren, die, was den Nährwert angeht, ein Desaster ist.
Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die oft im Kampf gegen äußerst widrige Umstände darum ringen zu leben und ihre Kinder auf eine gute Weise großzuziehen, hat mich inspiriert und ein Feuer in mir entfacht. Nahrungsmittel sind nicht nur ein Mittel, das einen Weg zur Gesundheit weist. Nahrungsmittel können auch ein Mittel sein, das einen Weg zu einer gesunden Welt weist. Das Thema Ernährung ist etwas Persönliches. Und etwas Politisches. Es verbindet uns mit Menschen, Grundsätzen und Praktiken rund um den Globus.
Ich habe so viel von Menschen gelernt, für die Hunger und Mangelernährung nicht nur in einer Statistik der UNICEF vorkommen, sondern für die beides tägliche Realität ist. Einige dieser Menschen haben Kriege durchlitten oder ihre Familien durch sinnlose Gewalt verloren und sind bis zum heutigen Tag dankbar, wenn sie irgendetwas haben, womit sie ihren Magen füllen können. Diese Menschen haben von Grund auf lokale, robuste Wirtschaftsformen aufgebaut, die dazu beitragen, Armut zu lindern und Gesundheit zu fördern.
Ich habe das Glück gehabt, von Tashka Yawanawá, dem Häuptling des Stamms der Yawanawá im brasilianischen Amazonasregenwald, zu lernen. Er hat mir die Augen dafür geöffnet, was für verheerende Folgen der globale Fleischkonsum für die Heimat seines Volkes hat, weil Viehzüchter den Regenwald abbrennen, damit Europäer und Nordamerikaner sich in