Peter Griese

Perry Rhodan 1263: Die Freibeuter von Erendyra


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gurgelte es hinter ihm. Plumps kam in die Zentrale geschlichen.

      »Wo ist der Schlauch von meinem Kampfanzug«, fauchte der Raumfledderer das kleine Tier an, das eher wie eine Pflanze aussah.

      »Kampfanzug, Eiserne Jungfrau!«, schmatzte der Distelfrosch und hüpfte auf eine Konsole. Dadurch bemerkte Longasc zufällig, dass hier ein Bildschirm eingeschaltet war.

      Seine Aufmerksamkeit wurde geweckt.

      Er studierte die Anzeigen, die zu einem uralten Ortungssystem gehörten, das er noch nie benutzt hatte. Er hatte es erst kürzlich in den Resten eines Wracks aufgestöbert und in seiner Zentrale installiert. Für einen Test hatte er noch keine Zeit gehabt, weil er fast ständig mit wichtigeren Reparaturen beschäftigt gewesen war.

      Die CANTLERY war ein höchst eigenartiges Raumschiff, eine Konstruktion, die bei einem neutralen Beobachter den Eindruck erweckt hätte, dass hier ein krankes Hirn am Werk gewesen war.

      In Wirklichkeit bestand das Schiff aus unzähligen verschiedenen Wrackteilen, die an oder um das ursprüngliche Schiff gebaut worden waren, so dass von dessen Form und Technik praktisch nichts mehr übriggeblieben war.

      Das wichtigste Teil war ein unregelmäßiger Vielflächner mit Auswüchsen, Beulen, Löchern und Türmchen. Es besaß einen größten Durchmesser von gut zehn Metern und enthielt die Zentrale mit dem Kommandostand, eine Wohnkabine und ein paar Zusatzaggregate, wie zwei nicht miteinander kompatible Positroniken, ein Klimasystem, Longascs Werkstatt und anderes mehr.

      Das Heck der »Licht und Stern von Erendyra« war identisch mit dem Antriebsblock, der aus einem altersschwachen Enerpsi-Triebwerk bestand. Dieser Teil des Raumschiffs war der einzige, der noch eine erkennbar regelmäßige Form aufwies, die eines Rotationstrapezoids von zehn Metern Länge und Breite.

      Zwischen diesen beiden »Enden« der CANTLERY erstreckte sich der merkwürdigste Teil: eine einhundert Meter lange, offene und unregelmäßige Metallkonstruktion. Teilweise war das Gestänge gitterförmig wie das eines riesigen Auslegers eines Baukrans, teilweise aber auch in bizarren Formen halb verschlossen. In diesem Stahlgeflecht hingen an allen Ecken und Enden Wrackteile, Metalltrümmer und sonstiger Schrott.

      Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich auch das Hauptteil mit dem Kommandostand als ein Flickwerk aus allen möglichen Wrackteilen, die mit viel Liebe und Hingabe, aber ohne jeden Sinn für Ästhetik zusammengeschweißt worden waren.

      Longasc schüttelte die strubbeligen, grün schillernden Haare, die seinen eiförmigen Kopf zierten. Was er auf dem Bildschirm sah, waren einwandfrei Ortungsechos. Und zwar in großer Zahl.

      »Bei den Elysischen Ringen!«, staunte er. »Die alte Kiste funktioniert sogar.«

      »Schrottkiste«, gluckste der Distelfrosch. »Schrottkiste von Erendyra.«

      »Halt's Maul!«, fuhr der Raumfledderer seinen kleinen Gefährten wild an.

      »Halt's Maul!«, quakte Plump.

      Es gelang Longasc, die Entfernung zu den georteten Objekten einwandfrei festzustellen. Mit Hilfe einer Positronik verglich er die Daten mit früheren Aufzeichnungen. Hier war bei seinem letzten Flug nichts, aber auch absolut nichts gewesen. Sein Herz jubelte, denn ein ganz bestimmter Verdacht keimte in ihm auf.

      »Krächz«, sagte die Positronik, die schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hatte und Sothalk, das Kriegeridiom, das Longasc ihr beizubringen versucht hatte, noch immer nicht richtig beherrschte. »Bilddaten sind parallel zum zweiten Monolog.«

      »Häh?«, schrillte der Raumnomade. »Was soll das bedeuten?«

      »Bedeutend sind nur die aus dem Tross des Kriegers Kalmer«, tönte der Distelfrosch unaufgefordert dazwischen.

      Der Shabare versuchte, dem Tier einen Fußtritt zu versetzen, aber Plump wich blitzschnell aus. Er musste über feine Sinnesorgane verfügen, die aber an seinem stacheligen Kugelkörper nicht zu erkennen waren.

      »Ich gehöre zum Tross des Kriegers«, kreischte Longasc. »Du nicht! Eines Tages landest du in der Robotküche!«

      »Wer's glaubt, wird selig.« Manchmal erwischte der Distelfrosch durch Zufall eine sehr vernünftige Antwort. Longasc kümmerte sich nicht mehr um sein geistloses Geplapper. Er versuchte wieder, aus der Positronik mehr herauszulocken. Aber das gelang nicht. Die blieb bei ihrer stereotypen Aussage:

      »Krächz, Bilddaten sind parallel zum zweiten Monolog.«

      Der Shabare wusste sich aber auch hier zu helfen. Er kannte seine beiden Positroniken, ihre Stärken und Schwächen und ihre Unverträglichkeit untereinander. Krächz – der richtige Name war längst in Vergessenheit geraten – war die technisch bessere Maschine, aber im Ausdruck verdammt schwach. Sie musste früher einmal einer ganz andersartigen Intelligenz gehört haben. Kokon – so nannte er das andere Rechnersystem wegen seines Aussehens, das an ein fast mannsgroßes Gespinst erinnerte und sogar Longascs 1,60 Meter Körpergröße noch übertraf – war technisch unfähig, aber als Translator sehr gut zu gebrauchen.

      Er ließ auf akustischem Weg die Aussage Krächz' überspielen. (Eine direkte Schaltung zwischen den beiden Positroniken hätte mit Sicherheit zu einer Katastrophe geführt, denn in Krächz tobten ungebundene Positronen, während Kokon mit fixierten Polsterbanken nach dem Vorbild der früheren Elektronenrechner arbeitete. Das war auch die logische Erklärung für seine geringe Kapazität.)

      Die Deutung ließ nicht lange auf sich warten. Kokon drückte sich sehr klar, aber auch blumig aus.

      »Jede Positronik ruht einmal in ihrem Leben auf dem sanften Kissen des Wartens und Sehnens. Das ist die Phase, die mit der Aktivierung beginnt und mit dem ersten Einsatz im wohligen Rahmen eines Verbunds, also in einem Labor, in einem Raumschiff – o du wundervolle CANTLERY! – oder sonst irgendwo in den Weiten des Seins endet. Dann spricht die Positronik nur mit sich selbst. Es ist die erste Phase, der erste Monolog.«

      »Weiter!«, drängte Longasc. Er war mit seinen Gedanken noch immer bei seinem defekten Kampfanzug, der nebenan in der Werkstatt auf die Reparatur wartete.

      »Gescheiter Leiter«, quakte Plump ziemlich unpassend.

      »Die Bilddaten sind parallel, o Herr«, erklärte Kokon bereitwillig. »Das ist wahre Harmonie. Es bedeutet, dass die Ortungszeichnungen weitgehend identisch sind mit dem, was diese hirnrissige Positronik, die sich nicht einmal an ihren Namen erinnern kann, gedacht hat, als sie den zweiten Monolog führte.«

      »Den zweiten Monolog?«, fragte der Shabare irritiert und erregt.

      »Er meint eine zweite lange Phase der Ruhe, also die Zeit nach der Zerstörung des Raumschiffs, in dem er einmal tätig gewesen war. Irgendwann hat vielleicht deine Urgroßmutter dieses Produkt gefunden und auf die CANTLERY geschleppt und aktiviert. Da endete die Zeit des zweiten Monologs.«

      Es klang alles ein bisschen kompliziert, aber der Raumnomade hatte verstanden. Die Ortungsbilder glichen denen, die Krächz nach der Zerstörung seines früheren Raumschiffs aufgenommen hatte.

      »Beim Barte des Ewigen Kriegers!« Longasc klatschte sich mit beiden Händen auf das dicke Fell seiner Oberschenkel.

      »Kriege haben Bärte«, rief der Distelfrosch blubbernd dazwischen.

      »Ein Schlachtfeld des Kriegers! So nur kann es gemeint sein. Krächz hatte eine solche Schlacht überlebt. Er hat damals die Trümmer gesehen. Und jetzt sieht er eine ähnliche Formation, also ein anderes Schlachtfeld, das die Getreuen Kalmers zu meinem Wohl hinterlassen haben.«

      Seine braunen Hundeaugen leuchteten gierig aus dem dicht behaarten Gesicht. Die hellgelben Augenhaare stellten sich steil in die Höhe. Was er erfahren hatte, bedeutete reiche Beute!

      »Wenn mir nicht ein anderer Fledderer«, murmelte er so leise, dass Plump keine Möglichkeit hatte, seine Freude wieder mit dämlichen Sprüchen zu verderben, »dazwischenkommt. Oder einer von diesen shabarischen Freibeutern, die sich mit ihren Kaperbriefen völlig unberechtigte Vorteile erkämpfen.«

      »Krämpfe«, schmatzte der