Michael Nagula

Perry Rhodan 2179: Akreols Welt


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ändern können.

      Ord Regimen.

      Wir waren schon einmal auf diesem riesenhaften, kahlen Planeten gewesen. Über seine Oberfläche waren Dutzende von Städten verteilt, von großflächigen Industriegebieten umgeben, die ein dichtes Verkehrsnetz miteinander verband. Ich fieberte dem Augenblick entgegen, an dem wir wieder dort landeten.

      Wir hatten auf dieser Welt eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Fernab der Milchstraße, in einer kosmischen Region, die wir als erste Menschen betreten zu haben meinten, waren wir plötzlich auf ein terranisches Raumschiff gestoßen.

      Ich war geradezu schockiert gewesen, als ich gesehen hatte, wie das golden schimmernde, hantelförmige Objekt am Himmel heruntergeschwebt kam, wenn auch nicht aus eigener Kraft. Zwei Weltraumtraktoren hatten es getragen und abgesetzt.

      Es war nicht irgendein Raumschiff gewesen, sondern eine fliegende Legende, ein Gebilde von insgesamt acht Kilometern Länge: die SOL!

      Ich seufzte. Sie hatte sich ebenso wie wir auf die Suche nach Thoregon gemacht und gleichzeitig mit uns ihr Ziel erreicht. Wenn meine Erinnerung mich nicht trog, war sie am 2. Mai 1291 NGZ aus dem PULS von DaGlausch gestartet und niemals zurückgekehrt – also fast auf den Tag genau vor einundzwanzig Jahren.

      In der Milchstraße war zwar bekannt, dass die SOL zuletzt mit Atlan, Ronald Tekener und Dao-Lin-H'ay sowie Perrys Gefährtin Mondra Diamond an Bord nach Wassermal geflogen war. Dort wollten die Besatzungsmitglieder bei den Pangalaktischen Statistikern weitere Hintergründe zu Thoregon erfahren. Seitdem war nichts mehr von ihr zu hören gewesen.

      Wo immer Monkey und ich auf unserer Odyssee gelandet waren, wie viele Millionen Lichtjahre uns auch von der Heimat trennen mochten – an diesem Ort mit der SOL zusammenzutreffen war alles andere als ein Zufall!

      Fragte sich nur, was mit der Besatzung geschehen war. Es hatte nicht so ausgesehen, als befände das Hantelschiff sich freiwillig an diesem Ort. Sonst wäre es nicht von Traktoren geschleppt worden, sondern aus eigener Kraft geflogen.

      Ich wandte den Kopf und blickte zu dem Oxtorner, der über sorgsam verborgene Kameras in der Wand unseres Verstecks die Außenwelt beobachtete. Der Frachtraumer REVIKA, der unseren Container beförderte, befand sich in der ersten Phase des Landeanflugs.

      Der Oxtorner saß konzentriert über den eingehenden Ortungsergebnissen und Bildern, die ich jedoch weitaus weniger faszinierend fand als den Vogel, der auf Monkeys Schulter saß. Es war ein Lamuuni, der sich vor einiger Zeit mit ihm verbrüdert hatte.

      Ich grübelte noch immer darüber nach, ob wir seine Auskunft ernst nehmen konnten. Bei unserem ersten Aufenthalt auf Ord Regimen war er plötzlich verschwunden, als habe ihn die SOL zu einem Ausflug angeregt. Anscheinend hatte er versucht, mittels einer Niveauverschiebung an Bord der Hantel zu wechseln.

      Das teilte er dem Oxtorner nach seiner Rückkehr durch Bilder mit, die Monkey interpretieren musste. Allerdings sei er dabei auf ein Hindernis gestoßen. Ein ganz eigenartiges Hindernis. An Bord der Hantel gab es offenbar keine Zeit.

      Monkey war sich nicht sicher gewesen, ob er den Lamuuni richtig verstanden hatte. Auch der Vogel schien sich nicht sicher gewesen zu sein. Aber bisher hatte Monkey seine empathischen Mitteilungen eigentlich immer richtig gedeutet. Also hatten wir beschlossen, bei dieser Deutung zu bleiben, obwohl die Folgerung daraus wahrlich erschreckend war.

      Die SOL steckte in einer Art Zeitgefängnis!

      Außerdem umgab sie ein blaues Leuchten, das wir mit dem merkwürdigen Stasisphänomen in Verbindung brachten. Sie wurde anscheinend schwer bewacht. Allein in sie eindringen oder das Schiff befreien zu wollen wäre aussichtslos gewesen. Wir waren übereingekommen, dass wir uns Verbündete suchen mussten.

      Auf Ord Agenda, dem ersten Planeten, den wir im Ersten Thoregon betreten hatten, waren zwei Mochichi-Konstrukteure unsere Helfer gewesen. Dabei war uns sehr schnell klar geworden, dass sie gegen das herrschende Regime kämpften. Auf Grund dessen hatten wir uns eine Passage nach Arth Chichath besorgt, der Wohnwelt dieses Volkes.

      Was hätte näher liegen können, als bei ihnen Hilfe zu suchen?

      Unser Vorgehen hatte sich bewährt. Mittlerweile hatten wir die Zirkulare Direktorin und fünfzig ihrer Untergebenen als Verbündete gewonnen. Sie wollten uns bei der Befreiung der SOL helfen, weil dadurch die Rettung des Ersten Thoregons in größere Nähe rückte.

      Wir zogen am gleichen Strang. Ihr Ziel war unser Ziel ...

      Ich nickte unwillkürlich und stemmte mich hoch. Ein Blick auf die Monitore zeigte mir, dass wir bereits gelandet waren. Ich schwang die Beine von der Liege und starrte ebenso gespannt wie Monkey auf die sich langsam öffnende Frachtluke.

      Ein Flirren verriet mir, dass eine Energiebarriere die REVIKA noch vor der Atmosphäre des Planeten schützte. Reine Routine. Ord Regimen war eine Sauerstoffwelt.

      Im nächsten Augenblick brach die Barriere zusammen, und eine Energierampe flammte vor der Luke auf. Offenbar hatten sich schon bei der Landung des Frachters automatische Plattformen genähert, die jetzt die Rampe emporschwebten. Gleichzeitig strömten Roboter in den gigantischen Frachtraum der REVIKA und lösten die Magnetklammern an den Containern. Mit Zugstrahlen wurde ein Behälter nach dem anderen auf die Plattformen manövriert, die sofort wieder über die Rampe nach unten glitten.

      Ein rascher Blick über die Schulter bestätigte mir, dass die fünfzig Mochichi-Konstrukteure das Manöver ebenso aufmerksam verfolgten wie wir. Wenn wir entdeckt worden waren, würden wir es spätestens jetzt zu spüren bekommen.

      »Du kannst beruhigt sein«, murmelte jemand neben mir. Es war Elle Ghill. Die Wortführerin des Zirkulars auf Arth Chichath war fast vierzig Zentimeter kleiner als ich, überragte aber die meisten ihrer Artgenossen bei weitem.

      Ich blickte die Zirkulare Direktorin an. »Deine Leute sind sich da nicht so sicher.«

      Elle schnaubte verächtlich. »Wenn wir etwas planen, erfahren weder die Kattixu noch die Helioten davon – jedenfalls nicht, bevor es zu spät ist.«

      Ihr Stolz gründete sich auf die lange Geschichte des Zirkulars, dessen zwölftes Oberhaupt sie war. Es war einst von Mochichi-Konstrukteuren gegründet worden, die erfahren hatten, dass die Helioten im Zentrum Thoregons eine Sperrzone errichtet hatten.

      Eine Konstruktion namens Objekt Armaire war dort entstanden – Objekt der Gefahr.

      Die Gründung der Aktivistenbewegung war in eine Zeit gefallen, in der die wichtigsten mit der Konstruktion von Objekt Armaire befassten Mochichi ihr Leben verloren hatten. Sie waren hingerichtet oder als Mitwisser beseitigt worden. Seitdem waren viele Mochichi zu Rebellen geworden. Sie wussten zwar nicht mehr, was in der Sperrzone vor sich ging, hatten ihre Organisation aber erstaunlich lange am Laufen gehalten.

      Erst vor einem Tag hatten die Ordnungskräfte der Helioten ihr geheimes Hauptquartier entdeckt und zerstört – nach viertausend Jahren!

      Elle Ghill war also zu Recht auf die Geheimhaltung des Zirkulars stolz. Vielleicht kannten sie Mittel und Wege, Informationsträger, die über gefährliches Wissen verfügten, im entscheidenden Augenblick am Sprechen zu hindern.

      Mentale Sprengsätze, die auf Schlüsselworte reagierten, sobald sie einem Mochichi über die Lippen kamen? Oder manipulierten sie ihr Gedächtnis?

      Ich verzichtete auf weitere Fragen. Wir waren davon nicht betroffen, und wahrscheinlich hätte Elle Ghill uns über ihre geheimen Methoden ohnehin keine Auskunft erteilt.

      Stattdessen blickte ich weiter auf die Monitore, vor denen Monkey mit seinem Vogel saß und sich um eine klare Wiedergabe der Umgebung des Containers bemühte. Wieder einmal musste ich den technischen Fertigkeiten des Oxtorners Respekt zollen. Er zauberte eine Außenansicht auf die beiden Bildschirmreihen, die sich mit den besten Wiedergaben auf der Panoramagalerie terranischer Raumschiffe messen konnte.

      Die Kameras hinter uns zeigten das flirrende obere Ende der Rampe, über die wir die REVIKA soeben verließen. Zu beiden Seiten war bis zum Horizont ein makellos glatter Boden zu sehen, und einige hundert Meter vor uns schien eine Metallwand