dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass ich meine eigene Stimme hörte. Dass ich auf dem Boden lag, mich aufbäumte und herumzuwälzen versuchte. Ein schwerer Druck lastete auf meinen Armen, der verhinderte, dass ich mir die Maske vom Gesicht riss.
Ich spürte mehr, als dass ich sah, wie die Mochichi mich umringten. Sie schwiegen. Ich wusste, dass sie auf mich herunterblickten, fasziniert, aber kein bisschen ängstlich.
Sie kennen keine Angst, aber sie ahnen auch nicht, was geschieht, wenn ich die Maske abnehme, schoss es mir durch den Kopf.
Sie hätten es erleben können, vor einigen Tagen auf Arth Chichath, als ich den Sarkophag-Anzug ausprobiert hatte. Weit weg vom Versteck der Mochichi blockierte er, und plötzlich tauchten mehrere Gleiter der Kattixu auf. Schattenhafte, grünlich leuchtende Wesen strömten heraus, so groß wie ich und anscheinend humanoid. Sie benutzten Verzerrerfelder. Ihre verschwommenen Gesichtszüge wirkten auf mich nahezu dämonisch. Ich fühlte mich bedroht. In die Enge getrieben.
Es gab für mich nur eine Rettung, eine einzige Waffe, die ich gegen sie zum Einsatz bringen konnte: meine Maske. Ich musste sie mir vom Gesicht reißen.
Die Entscheidung war mir schwer gefallen. Sollte ich die Kattixu in den Wahnsinn treiben? Ich hatte geschworen, mich für das Leben einzusetzen, überall, aber hier galt es abzuwägen. Wenn ich durch ihre Hände starb, war damit den Bewohnern des Ersten Thoregons nicht geholfen. Und die Kattixu sahen nicht so aus, als zögerten sie, hart durchzugreifen. In den Händen trugen sie schwere, höchst gefährlich wirkende Waffen aus tiefblau metallischem Material, die im Gegensatz zu ihrem unklaren Äußeren höchst materiell waren.
Ich musste es tun!
Und ich hätte es auch getan, wenn in diesem Moment nicht hundert Mochichi materialisiert wären, die mit den Waffensystemen ihrer Anzüge die gelandeten Gleiter der Kattixu zur Explosion brachten und die grün glimmenden Gestalten wegbliesen.
Ein furchtbares Gemetzel hob an. Vierzig Mochichi und alle Kattixu ließen ihr Leben.
Aber wenigstens war ich es nicht gewesen. Ich hatte meine furchtbarste Waffe nicht zum Einsatz gebracht. Und ich wollte es auch jetzt nicht tun, auf keinen Fall!
Um nicht panisch zu reagieren, riss ich die Augen auf.
Dicht über mir sah ich zwei große anthrazitfarbene Scheiben in einem breiten olivfarbenen Gesicht mit schmalen Lippen. Das Antlitz eines Androiden oder eines auf menschlich getrimmten Roboters. Dieses Wesen kauerte über mir und presste mit seinen mächtigen Pranken meine Arme auf den Boden.
Es war Monkey!
Mir wurde mulmig bei der Vorstellung, dass er abrutschen und mit seinem vollen Gewicht auf mich stürzen könnte. Oxtorner waren umweltangepasste Terraner, an 4,8 Gravos gewöhnt. Unter Standardgravitation wog er gut und gern 750 Kilogramm.
Ich lächelte etwas gequält. »Mir geht's wieder blendend.« Meine Stimme klang dumpf, und mir fiel ein, dass er mein Lächeln ja nicht sehen konnte. Rasch fügte ich hinzu: »Glauben Sie mir. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich jetzt aufstehen ließen.«
Er nickte und erhob sich zu seinen knapp zwei Metern Größe.
Mühsam rappelte ich mich auf und sah mich im Kreis der Mochichi um, die alle etwa zwei Köpfe kleiner als Monkey und ich waren. Als sie sahen, dass ich offenbar keinen Schaden genommen hatte, blickten sie wieder zu dem Pult mit den beiden Monitorreihen, als wäre nichts geschehen. Elle Ghill hatte dort den Platz des Oxtorners eingenommen.
»Wie konnte es dazu kommen?«, wollte Monkey von mir wissen. Er machte ganz den Eindruck, als sähe er in mir plötzlich ein Sicherheitsrisiko.
Ich schluckte mein Unbehagen hinunter. Ich hätte diesen Mann ja nicht zu begleiten brauchen, als er mich auf Terra dazu aufgefordert hatte. Es war meine eigene Schuld, dass wir diese Odyssee jetzt gemeinsam erlebten.
»Eine Art Déjà-vu«, antwortete ich. »Durch den Transmitterdurchgang muss das Cappinfragment sich an unseren Unfall erinnert haben. In mir stiegen alte Erinnerungen und Ängste an unsere gemeinsame Zeit wieder auf.«
»Geschieht das jetzt bei jedem Transmitterdurchgang?«
Auf den Monitorreihen war eine kleine Halle zu sehen, in der unser Container materialisiert war. Hinter mehreren Pulten standen Mochichi, die eifrig Hebel umlegten und auf Knöpfe drückten. Sie schienen sich mit kurzen Zurufen über den Container zu verständigen, der jetzt auf einem Förderband zu einer Drehplattform gebracht wurde. Dort wurde ihm eine neue Richtung gegeben, auf ein weiteres Transmitterfeld zu.
»Ich will es nicht hoffen«, murmelte ich besorgt.
Monkey schnaubte und ging wieder zu den Kontrollen der Außenwiedergabe, ließ sich neben Elle Ghill in einem Sessel nieder. Es war typisch für sein pragmatisches Denken, dass er nicht weiter in mich drang. Wenn ich nicht wusste, wie es um mich bestellt war, konnten wir es nur darauf ankommen lassen.
»Wo sind wir hier?«, fragte der Oxtorner die Zirkulare Direktorin.
»In einer Zwischenstation«, sagte sie, ohne den Blick von den Monitoren zu nehmen. Ich glaubte zu sehen, wie einer der Techniker draußen die Hand grüßend zum Container hob.
Auch Monkey war diese Geste nicht entgangen. »Wissen sie über uns Bescheid?«
»Nein, aber es kann sein, dass sie etwas vermuten. Hier in dieser Station arbeiten nur Zirkular-Aktivisten. Sie haben Anweisung bekommen, diesen Container umzuleiten. Unser geheimer Bestimmungsort ist eine Automatfabrik in einem abgelegenen Bereich des Planeten. Sie brauchen nur eins und eins zusammenzuzählen.«
Monkey brummte etwas Unverständliches. Der Vogel auf seiner Schulter breitete die Schwingen aus, als hätte er Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Ich hoffte, dass das keine drohende Gefahr anzeigte. Der Lamuuni lebte auf einem niedrigeren Energieniveau. Bei starken hyperenergetischen Schwankungen brachte er sich durch eine Art Teleportation in ein paralleles Universum in Sicherheit. Drohte eine solche Hyperveränderung?
Ich starrte auf die Bildschirme, die das näher kommende Flirren des Abstrahlfeldes zeigten. Ich fürchtete mich vor der bevorstehenden Entmaterialisation.
Und der Blick, den Monkey mir über die Schulter zuwarf, sprach Bände.
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