Peter Terrid

Perry Rhodan 118: Kampf gegen die Vazifar (Silberband)


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      Mesenanda rettete sich mit einem Sprung in den kleinen Hangar. Die aufflammende Beleuchtung lenkte die angreifenden Bestien für einen Moment ab.

      Ein halb bekleideter Mann mit zerzaustem Haar kam der Instinkt-Diagnostikerin entgegen. Mit beiden Händen hielt er einen schweren Desintegrator vor sich. Er feuerte. Zuerst auf eine Reihe aus dem Hintergrund angreifender Bestien und dann, vom Hangarrand aus, auf das Wasserauge.

      Prohlo schaffte es, den Gleiter wieder in die Höhe zu ziehen, unerreichbar für die wütenden Tiere.

      Das Hangarschott des Walzenraumers war noch im Öffnungsvorgang gestoppt worden und schloss sich schon wieder.

      Unmittelbar darauf feuerte eines der kleinen Bordgeschütze des Walzenraumers. Der Spuk innerhalb des abgesperrten Landefelds war rasch beendet.

      Vom Hauptlabor aus war deutlich zu sehen, dass die Gurs ihre Taktik änderten. Höchstens zwanzig Panzerechsen befanden sich außerhalb des abgeriegelten Bereichs. Sie zogen sich ein Stück weit zurück, doch unvermittelt stürmten sechs oder sieben von ihnen wieder vor, wobei sie sich fast parallel zu dem Energiezaun bewegten.

      Voller Wucht prallten sie auf die tobenden Tiere, von denen etliche zu Tode gequetscht, die meisten aber von dem Energiezaun weggeschleudert wurden und davonstoben. Auch die Gurs verschwanden rasch in der Dunkelheit.

      »Das war knapp.« Ath-Vrilov atmete hörbar auf. »Mesenanda und Prohlo sind jedenfalls in Sicherheit.«

      »Das war nicht knapp«, stellte Mountvador fest. »Das war hochinteressant. Strengen Sie Ihren Kopf an und denken Sie endlich darüber nach, was Sie gesehen haben. Wir sind heute einen enormen Schritt weitergekommen.«

      Der alte Exobiologe erntete verwunderte Blicke.

      Als die beiden Frauen bald darauf ins Labor zurückkamen, hatten sich die erregten Gemüter schon beruhigt. Mountvador verlangte eine sofortige Analyse.

      »Ich weiß, dass es spät in der Nacht ist und dass Sie alle nur wenig geschlafen haben«, sagte er. »Die Ereignisse haben jedoch absoluten Vorrang. Das müssen Sie einsehen.«

      Er erntete nur stumme Blicke.

      »Ich sehe schon, dass ich wieder allein denken muss«, begann er mit leichter Ironie. »Wie oft habe ich Ihnen erklärt, dass das Universum von einem Geist durchdrungen ist, der vom primitivsten Einzeller bis zum hochintelligenten Wesen alle beeinflusst. Alles strebt nach Transformation in einen höherwertigen Zustand, auch die Bestien von Shourmager.«

      »Ich habe keinen Geist gespürt«, sagte Prohlo. »Nur einen Haufen wilder Tiere, die mich als Beute sahen.«

      »Sie können gar nicht mitreden, Prohlo.« Mountvadors Stimme klang scharf. Für sein Team das Zeichen, dass er sich wieder engstirnig in seine Theorien stürzte. »Sie sind jung und tüchtig, aber Sie haben die wichtigsten Szenen verpasst. Haben Sie den Alarm nicht gehört?«

      Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine. Die Forscher kannten ihren Chef zur Genüge.

      »Ich werde Ihnen sagen, was wir erlebt haben: Es war ein Schritt in der Entwicklung der Bestien. Sie fangen an, ihr Instinktverhalten abzulegen und intelligent zu handeln. Eine andere Erklärung für die gezielten Aktionen gibt es nicht.«

      Mountvador musterte die Instinkt-Diagnostikerin Mesenanda. Er erwartete ihren heftigen Widerspruch, und der kam prompt.

      »Handelt ein Bulle intelligent, oder folgt er nur seinem Instinkt, wenn er zur Paarungszeit seine Nebenbuhler mit aller Kraft vertreibt?«, fragte die Frau.

      »Das können Sie nicht miteinander vergleichen.« Mountvador brauste auf. »Wir haben eine gezielte Aktion erlebt. Die Gurs entwickeln Intelligenz. Sie haben die schwächeren Bestien zusammengetrieben und systematisch auf uns gehetzt. Als sie einsehen mussten, dass ihr Versuch zum Scheitern verurteilt war, weil die Springer eingriffen, waren sie sogar intelligent genug, den Angriff abzubrechen.«

      »Ich verstehe immer intelligent«, protestierte Ath-Vrilov. »Wo soll diese Intelligenz so plötzlich herkommen?«

      Anklagend verdrehte Mountvador die Augen. »Sie haben nichts verstanden, Ath. Die Evolution ist ein natürlicher Prozess. Die Gurs sind die stärksten Tiere des Planeten. Also spüren sie zuerst den Geist des Universums. Ihre Maßnahmen gegen uns sind dann absolut folgerichtig, denn wir sind die größte Bedrohung für ihre Umwelt.«

      Mesenanda zuckte die Achseln. Dass sie keine Lust hatte, mit ihrem engstirnig veranlagten Chef zu diskutieren, war ihr deutlich anzusehen.

      »Jedes Tier vertreibt aus reinem Instinkt andere Lebewesen aus seinem Bereich, wenn es diese nicht fressen kann.«

      »Unsinn!« Mountvadors Hand wischte durch die Luft. »Purer Unsinn!«

      »Selbst wenn an Ihren Überlegungen etwas Wahres sein sollte, sehe ich keinen Zusammenhang mit dem Hauptproblem«, wandte Gornim ein. »Wie konnten auf Shourmager derart unterschiedliche Lebensformen entstehen, die sich jeder genetischen Zuordnung widersetzen?«

      Mountvador lachte hell. »Sie müssen zuerst das eine vom andern trennen und einzeln durchdenken, Gornim. Erst dann erfolgt die Verknüpfung der Erkenntnisse. Für Shourmager bedeutet das wachsende Intelligenz. Ihre Frage, wieso hier genetisch so verschiedenes Leben entstanden ist, kann ebenso einfach beantwortet werden.«

      Er legte eine Kunstpause ein und erntete nur fragende Blicke.

      »Ganz einfach.« Es bereitete Mountvador Vergnügen, seine Mitarbeiter zappeln zu lassen. Nur so konnte er, seiner Meinung nach, seine Theorien überzeugend anbringen.

      »Die Bestien von Shourmager sind gar nicht hier entstanden.«

      Sogar Bersendar, der sich fast ausschließlich um organisatorische Angelegenheiten kümmerte, blickte erstaunt auf. Mesenanda schaute auf Ath-Vrilov, und der blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.

      »Dafür gibt es weder einen Hinweis noch einen logischen oder verständlichen Grund«, sagte Mountvadors rechte Hand schließlich.

      »Es ist die einzige akzeptable Erklärung«, dozierte Mountvador.

      »Wenn Sie mich überzeugen wollen, müssen Sie das näher erklären.«

      Mountvador war sichtlich froh, in Ath-Vrilov zumindest einen interessierten Zuhörer gefunden zu haben.

      »Bis heute haben wir keine natürliche Erklärung für diese Tierwelt. Also muss in ferner Vergangenheit ein Ereignis stattgefunden haben, das die Ursache dieses genetischen Chaos ist. Zufall und intelligentes Einwirken müssen sich gepaart haben. Das Leben auf Shourmager kann nur von außen gekommen sein. Denken Sie an die Sage von der Lebensblase des Urolmith, die noch heute auf Aralon erzählt wird. Auch die Terraner kennen ein solches Ereignis; sie nennen es die Arche Noah. Bei den Blues heißt das Geschehen der Erste Magen des Rettenden Alles. Auch andere Völker besitzen Überlieferungen dieser Art. In allen Fällen handelt es sich um eine Art Körper, der alle denkbaren oder vorhandenen Lebensformen in minimaler Anzahl in sich aufnimmt und sie über eine schlechte und alles vernichtende Zeit hinwegrettet. Stellen Sie sich eine solche Arche vor, die vor Urzeiten auf Shourmager notlanden musste. Aus dem Sammelsurium von Lebewesen überlebten alle, die einen geeigneten Nährboden fanden. Das tropische Klima dieser Welt begünstigte die Tiere, die wir heute hier sehen.«

      »Nur eine von vielen Theorien.« Ath-Vrilov schüttelte den Kopf. »Beweise sehe ich nicht. Es kann sich auch völlig anders abgespielt haben.«

      »Natürlich«, sagte Mountvador. »Aber der Kern der Sache muss richtig sein. Für mich steht jedenfalls fest, dass diese Tierwelt nicht als Ergebnis einer unbeeinflussten Evolution entstanden sein kann.«

      Bersendar gähnte.

      »Ich bin müde«, murmelte Prohlo.

      »Vielleicht ist tatsächlich etwas Wahres dran«, mutmaßte Ath-Vrilov. »Zwitscher erzählte mir kürzlich, dass er tief unter der Oberfläche Hohlräume mit größeren Metallansammlungen geortet hat. Wie ich ihn verstanden habe, soll das sogar im Bereich des Karrosgo-Tales