Kai Hirdt

Perry Rhodan 2998: Drei Tage zum Weltuntergang


Скачать книгу

Ilt ergriff sie, und sie teleportierten.

      *

      Dieses Mal strahlte die Folie tatsächlich hell auf. Ich kniff die Augen zusammen.

      Als ich sie wieder öffnete, standen Gucky und Rhodan an derselben Stelle wie zuvor, in derselben Haltung. Die Miene des Mausbibers hatte sich von Retter des Universums zu Das habe ich so nicht bestellt verfinstert.

      »Was war das denn?«, fragte Gucky empört. »Das blöde Ding wirft uns einfach zurück? So haben wir aber nicht ...«

      Er brach ab, als Rhodans Hand aus der seinen rutschte. Mein Alter Ego aus diesem Universum sackte in sich zusammen.

      Ich war schneller beim ihm als Atlan. Der Arkonide mochte seine Erfahrung haben, aber ich hatte die Reflexe eines Perry Rhodan. Mit einem Hechtsprung warf ich mich unter den anderen Rhodan und bremste den Fall, der sonst ungebremst mit dem Gesicht auf dem Metallboden geendet hätte.

      Ich selbst fing mich zumindest gut genug ab, dass ich selbst keine schwereren Blessuren davontrug. Lediglich das Knie, das ich mir drei Wochen zuvor bei meiner Flucht aus Adam von Aures' Gefangenschaft verletzt hatte, schmerzte leicht, als ich darauf landete.

      Ich biss die Zähne zusammen, schob mich in sitzende Position und zog den anderen Rhodan mit empor.

      Er hatte bereits wieder die Augen geöffnet. »Wo ...« Er hielt inne und ersparte uns die Klischeefrage, mit der man in jedem zweiten Hollywoodstreifen aus einer Ohnmacht erwachte. Stattdessen gab er sich die Antwort gleich selbst. »Die RAS TSCHUBAI?«

      Er blinzelte einige Male, sah zu mir, zu Gucky, zu Atlan und schließlich zum Shod-Spiegel. Sein Gesicht zeigte immer größere Verwirrung.

      »Wie lange war ich weg?«, fragte er schließlich.

      Atlan und Gucky wechselte besorgte Blicke. »Gar nicht«, erklärte der Ilt. Dann kam er selbst ins Nachdenken. »Oder?«, fragte er Atlan. »Der Spiegel hat uns doch sofort zurückgeworfen, oder?«

      Der Arkonide bestätigte. »Er hat einmal geleuchtet, das war's. Ihr wart weg und sofort wieder da.«

      »Aber das kann nicht sein«, sagte Rhodan. »Ich war ...« Er kniff die Augen zusammen, wie um einen Kopfschmerz zu verscheuchen. »Ich war Wochen unterwegs! Ich war auf der SOL, bei Michael! Ich habe ...«

      »...wahrscheinlich Halluzinationen«, unterbrach Atlan trocken. »Du warst nicht einmal eine Sekunde weg. Zumindest körperlich. Was dein Geist sich alles einbildet, wenn er per Fünf-D-Teleport in ein Sechs-D-Trampolin gefeuert und zurückgeschleudert wird, steht offensichtlich auf einem völlig anderen Blatt. Korrigier mich, aber die Übernahme der Aura hat nicht funktioniert, vermute ich?«

      »Aura?«, fragte Rhodan. Erneut schüttelte er den Kopf und sah ein weiteres Mal zum Spiegel. »Ach ja. Stimmt ja.«

      Nun wurde ich in den besorgten Blickwechsel miteinbezogen. Was immer gerade vorgefallen war: Es hatte Perry Rhodan offensichtlich nicht in bestmöglichem Zustand zurückgelassen.

img3.jpg

      Illustration: Dirk Schulz

      »Wir verschwenden Zeit«, stellte Atlan missmutig fest. »Und wir stehen schlechter da als vorher. Nicht nur, dass Perry die Aura nicht übernehmen kann: Jetzt ist auch noch seine Einsatzfähigkeit eingeschränkt. Hat noch jemand irgendwelche Ideen?«

      Mir lag auf der Zunge, dass ich versuchen könnte, die Aura anzunehmen. Sie war für Perry Rhodan gedacht. Wenn es bei dem Rhodan aus diesem Universum aus irgendeinem Grund hakte, hieß das ja nicht, dass ich es nicht zumindest versuchen konnte.

      Ich zögerte jedoch, mich mit dem Vorschlag in den Vordergrund zu spielen. Ich wusste, dass Atlan mir nicht vertraute. Ich konnte ihm das nicht einmal verdenken, denn vor vier Monaten hatte ich die Chance verstreichen lassen, Kontakt zu ihm aufzubauen, als wir uns beide in Lotho Keraetes Schiff befunden hatten. Ich hatte damals ihm nicht getraut – wegen eines Missverständnisses, wie ich inzwischen wusste.

      Wäre ich damals über meinen Schatten gesprungen und hätte ich gewusst, was ich heute wusste: Vielleicht hätten wir damals den Ausbruch des Weltenbrands noch verhindern können.

      Hätte. Wäre. Ich hatte es damals nicht getan. Was blieb, waren eine Galaxis auf dem Weg zur Entvölkerung und ein Arkonide, der mir nicht recht vertrauen wollte.

      Zum Glück war ich selbst weniger nachtragend, und das hieß, dass für den anderen Perry Rhodan dasselbe galt. Er hatte seinen Moment der Verwirrung schnell überwunden und sah mich nachdenklich an. »Was ist mit dir?«, fragte er.

      Ich zuckte mit den Achseln. »Ich kann es zumindest versuchen.«

      »Und was soll das bringen?« Atlan war offensichtlich genauso wenig angetan von dem Vorschlag, wie ich vermutet hatte.

      »Perry ist bisher nicht vorgeprägt«, antwortete Rhodan. »Ich schleppe immer noch ein Rudiment meiner alten Aura mit mir herum, einen kleinen Rest, den man mir damals nicht hat entreißen können. Aber vielleicht ist genau das der Grund, warum ich im Augenblick die neue Aura nicht annehmen kann. Die Stelle meines Selbst, an der sie sich verankern müsste, ist bereits besetzt.«

      »Ich bin nicht besonders glücklich damit«, sagte Atlan offen.

      »Mach einen besseren Vorschlag!«, forderte ich ihn unverblümt auf.

      Zwei Sekunden herrschte Schweigen. Dann machte ich mich auf den Weg zum Shod-Spiegel. Atlan machte keine Anstalten, mich aufzuhalten.

      Ganz wie mein anderes Ich straffte ich meine Haltung und ging energisch und ohne Zögern auf mein Ziel zu.

      Ebenfalls genau wie bei Rhodan geschah dabei gar nichts. Ich trat durch die Folie hindurch, als sei sie überhaupt nicht vorhanden.

      Einen Wimpernschlag später materialisierte Gucky direkt neben mir. »Dann wiederholen wir diesen Versuch auch noch«, verkündete der Ilt. »Wenn das ebenfalls in die Binsen geht, überlegen wir uns etwas Neues.«

      Nun zögerte ich doch – mein taumelndes, halluzinierendes Ebenbild stand mir allzu deutlich vor Augen. Aber dies war keine Stunde für Feiglinge.

      Ich reichte dem Ilt die Hand.

      Wir sprangen.

      2.

      Schmucke Fracht

      Athasia Ebelde betrat die Zentrale der EXCALIBUR. Das war noch immer ein besonderer Moment für sie, auch wenn sie bereits seit drei Tagen das Kommando innehatte.

      Sie versuchte, sich ihre Freude nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Ihr eigener Schlachtkreuzer der mächtigen MARS-Klasse. Eine Kugel von fünfhundert Metern Durchmesser, ausgerüstet mit dem Modernsten, was die Flotte der LFG an Standardausrüstung bereitstellte. Transformkanonen, multivariable Hochenergie-Geschütze in der Sublicht- und der Überlichtausführung und ein Gravotron-Feldtriebwerk, das eine Beschleunigung von hundert Kilometern pro Sekundenquadrat erlaubte.

      Ein Überlichtfaktor von maximal 2,7 Millionen, eine Überlichtreichweite von rund tausend Lichtjahren pro Etappe.

      Ein feines, starkes Schiff.

      Mit ihren siebenunddreißig Jahren war Ebelde ziemlich jung für ein solches Kommando. Und im Grunde war es auch nicht ihres. Sie hatte Glück gehabt. Oder, treffender, Oberst Mulcahay hatte Pech. Der eigentliche Kommandant der EXCALIBUR war vom Weltenbrand so stark betroffen, dass er sich hatte dienstunfähig melden müssen. Ebelde als Erster Offizier war aufgerückt, bis erfahrener Ersatz eingetroffen war.

      Wenn es nach ihr ging, konnte die Flotte sich damit Zeit lassen. So leid Mulcahay ihr tat, so sehr freute sie sich über die Gelegenheit, sich auszuzeichnen und früh für verantwortungsvolle Positionen zu empfehlen.

      Auf dem Weg zu ihrem Platz nickte sie der Zentralebesatzung freundlich zu. Das Licht war wegen des Weltenbrands gedimmt. So war es schwierig, alle Gesichter zu sehen.

      Trotzdem